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Ländliches Wirtschaftslebenim spätkolonialen Mexiko

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Academic year: 2022

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ISBN 3-9808223-4-6 (1)

Der ländliche Raum Zentralmexikos wurde in der späten Kolonialzeit charakterisiert durch Haciendas, spanisch-mesti- zisch geprägte Kleinstädte und durch indianische Gemeinden, die nach spanischem Recht ethnisch definiert und verfaßt waren. Die vorliegende Studie untersucht mit mikrohistorischer Methodik die Stadt Cholula und ihr ländliches Umfeld. Im Mittelpunkt stehen die Wirtschaftsabläufe innerhalb der Ge- meinden und die interethnischen Austauschbeziehungen auf individueller Ebene. Der Fokus der Untersuchung liegt auf den indianischen Haushalten und ihren wirtschaftlichen Hand- lungsspielräumen. Schon die Analyse der Grundbesitzvertei- lung in Cholula zeigt einen hohen Anteil von Landbesitz in Privateigentum, ein Ergebnis, das den bisherigen Erkenntnissen über die Organisation indianischer Gemeinden grundlegend widerspricht. Deren Rolle als Arbeitskräftereservoir für die Haciendas ist bekannt. Die vorliegende Studie verdeutlicht, daß die einzelnen Haushalte darüber hinaus auch bedeutende Mengen unterschiedlicher landwirtschaftlicher und gewerb- licher Güter produzierten und vermarkteten. Der Nachweis der vielfältigen interethnischen Austauschbeziehungen stellt die Relevanz der traditionellen Beschreibungskategorien „india- nisch“ und „spanisch“ für den ländlichen Raum Zentralmexikos in Frage und zeigt zahlreiche Parallelen zu europäischen Agrar- gesellschaften des 18. Jahrhunderts auf.

Wiebke von Deylen Ländliches Wir tschaf tsleben im spä tkolonialen Mexiko

Ländliches Wirtschaftsleben im spätkolonialen Mexiko

Wiebke von Deylen

Hamburg University Press Eine mikrohistorische Studie in einem

multiethnischen Distrikt:

Cholula 1750-1810

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Ländliches Wirtschaftsleben im spätkolonialen Mexiko Eine mikrohistorische Studie in einem multiethnischen Distrikt:

Cholula 1750-1810

Wiebke von Deylen

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Ländliches Wirtschaftsleben im spätkolonialen Mexiko

Eine mikrohistorische Studie in einem multiethnischen Distrikt:

Cholula 1750-1810

Wiebke von Deylen

Hamburg University Press ~ Hamburg

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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der

Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

ISBN 3-9808223-4-6 (1)

Bildnachweis:

Karte 1: © Prof. Dr. Wilhelm Lauer

Karte 2: © Verlag Walter de Gruyter GmbH & Co. KG, Berlin Karte 3: © Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München Karte 4: © Verlag Klett-Cotta, Stuttgart

Karten 5a und 5b: © Prof. Dr. Franz Tichy

© 2003 Hamburg University Press, Hamburg Rechtsträger: Universität Hamburg

Produktion: Elbe-Werkstätten GmbH Hamburg, www.ew-gmbh.de

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort . . . 11

I Einleitung . . . 13 II Die indianische Stadt Cholula und ihr Hinterland

unter spanischer Herrschaft . . . . 47 1 Von der präkolumbischen Metropole Cholollan zur

neu-spanischen Verwaltungseinheit Cholula . . . . 48 2 Eine multi-ethnische Provinzgesellschaft im sozialen und

gesellschaftlichen Wandel . . . . 67 3 Die gobernadores von Don Manuel Axcotlan bis Don Simon

Zaccarias: Die indianische Selbstverwaltung als Machtmonopol

der Kaziken? . . . 83 III Landbesitzwechsel durch Vererbung und Verkauf . . . 99 1 „Koloniales Monopoly“: Die Landverteilung unter pueblos,

indianischen Adligen und Spaniern . . . 101 2 Die Landvererbung in den indianischen Familien des

Distrikts . . . 113 3 Indianische und interethnische Immobiliengeschäfte im

Vergleich . . . . 128 IV Landbesitz im Widerstreit individueller und kollektiver

Interessen . . . . 145 1 Erbschaftsstreitigkeiten um Grund und Boden . . . 147 2 Vom Kontrakt zum Konflikt: Auseinandersetzungen um

private Besitzverhältnisse . . . . 164 3 Der Landbesitz in den pueblos: Gemeindeland oder

Privatbesitz? . . . 178

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V Land und Wirtschaft in Cholula . . . 189

1 „Motivos de su decadencia“: Die wirtschaftliche Entwicklung des Distrikts . . . 191

2 Die Landwirtschaft zwischen Subsistenzproduktion und Kommerzialisierung . . . . 209

3 Von Pulque zu Pesos: Die Pulque-Produktion und ihre Vermarktung . . . . 230

VI Schlußbetrachtung . . . . 247

Abkürzungsverzeichnis . . . . 263

Quellen- und Literaturverzeichnis . . . 265

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Verzeichnis der Karten, Tabellen und Graphiken

Karte 1: Relief des mexikanischen Hochlands . . . S. 49 Karte 2: Die naturräumlichen Einheiten im Hochtalraum Puebla-

Tlaxcala . . . . S. 50 Karte 3: Zentralmexiko im Jahr 1519 . . . S. 54 Karte 4: Neu-Spanien/Mexiko gegen Ende des 18. Jahrhunderts . . S. 57 Karte 5a: Wirtschaftseinheiten in der Region Puebla-Tlaxcala . . . S. 58 Karte 5b: Wirtschaftseinheiten in der Region Puebla-Tlaxcala –

Ausschnitt: Der Distrikt Cholula . . . S. 59

Tabelle 1: Die separaciones-Bewegung in Cholula

(1746-1800) . . . S. 66 Tabelle 2: Gobernadores in Cholula (1741-1820) . . . . S. 87

Graphik: Die Anzahl der tributarios im Distrikt Cholula

(1570-1810) . . . . S. 68

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Historians, however microcosmic, must be for universalism, not out of loyalty to an ideal to which many of us remain attached but because it is the necessary condition for understanding the history of humanity, including that of any special section of humanity. For all human collectivities necessarily are and have been part of a larger and more complex world. A history which is designed only for Jews (or Afro-Americans, or Greeks, or women, or proletarians, or homosexuals) cannot be good history, though it may be comforting history to those who practise it.

Eric Hobsbawm, On History (1997)

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Vorwort

Die vorliegende Arbeit wurde im Wintersemester 2001/02 vom Fachbe- reich Geschichtswissenschaft der Universität Hamburg als Dissertation angenommen. Bei ihrer Fertigstellung unter nicht immer einfachen Um- ständen haben mich zahlreiche Personen und Institutionen unterstützt, bei denen ich mich an dieser Stelle sehr herzlich bedanken möchte. Mein Dank gilt als erstes meinem akademischen Lehrer Herrn Prof. Dr. Horst Pietschmann für die Betreuung der Arbeit und für die Selbstverständlich- keit und Unerschütterlichkeit, mit der er sein in Deutschland als „exo- tisch“ geltendes Fach, die lateinamerikanische Geschichte, vertritt. Herr Prof. Dr. Raymond Buve aus Leiden hat als Zweitgutachter mit seiner umfassenden Kenntnis des Untersuchungsraumes „Puebla-Tlaxcala“ für eine inspirierende Abschluß-Motivation gesorgt. Finanziell unterstützt wurde die Arbeit durch ein Stipendium der Graduiertenförderung der Universität Hamburg und durch ein Aufstockungsstipendium des DAAD, das mir die nötigen Archivstudien in Mexiko ermöglichte.

Während meines Forschungsaufenthaltes in Mexiko und bei der Fer- tigstellung der Arbeit in Hamburg bekam ich wissenschaftlichen Rat von den Damen und Herren Prof. Dr. Reinhard Liehr, Dr. Jochen Meißner, Prof. Dr. Margarita Menegus Bornemann, Prof. Dr. Manuel Miño Gri- jalva, Prof. Dr. Renate Pieper und Dr. Mariano Torres. Die Mitarbeiterin- nen und Mitarbeiter zahlreicher Archive und Bibliotheken in Mexiko- Stadt und Puebla leisteten unverzichtbare Hilfe bei der Zusammentragung des Materials. Mein besonderer Dank gilt hier dem Archivo Judicial in Puebla, das mir in unbürokratischer Weise Einblick in seinen reichhalti- gen Quellenbestand zur Kolonialgeschichte Cholulas gewährte, und Maestra Blanca Lara de Tenorio (INAH, Sektion Puebla), die mir wert- volle Hinweise zu den Poblaner Quellensammlungen gab.

Für ihre sorgfältige Manuskriptbetreuung sowie für ihre liebenswürdige und zielführende AutorInnenbetreuung danke ich Frau Isabella Meinecke, M. A., und Herrn Jakob Michelsen von der Hamburg University Press.

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Wesentlich zum Gelingen der Arbeit beigetragen hat die Klarsicht und Ausdauer bei der promotionsbegleitenden Textkritik und die persönliche Unterstützung, die ich von Monika Benthack erfuhr. In meiner Dissertati- ons-Arbeitsgruppe haben Maricel García de Föel, Ursula Heimann und Andrea Moews unter Leitung unserer „Coachin“ Isa Jacobi für Erkennt- nisfortschritt, Auswege aus gedanklichen Sackgassen, den nötigen Durchhaltewillen sowie für ausreichend Arbeitsfreude und Apfelschorle gesorgt. Fortgesetzt wurde diese Dissertationsgruppentradition von Anne Slenczka und Otto Danwerth. Allen Genannten schulde ich darüber hinaus auch Dank für ihre Unterstützung bei den Endkorrekturen. Viele weitere Freundinnen und Freunde haben mich durch erhellende und mo- tivierende Gespräche, durch Textkorrekturen und nicht zuletzt durch le- benspraktische Hilfe unterstützt. Mein besonderer Dank hierfür gilt Ma- ren Borgerding, Ingrid Geburzky, Anka Greiner, Helge Hadler, Ina Jagemast und ihrer Familie sowie Barbara Rönfeldt.

Ohne den Rückhalt meiner Familie wäre diese Arbeit nicht begonnen worden. Luis Horacio Gutiérrez González sorgte für lyrische Begleitung auch in Krisenzeiten. Meine Mutter, Inge von Deylen, und meine Tante, Frigga Kutta, haben mich seit frühester Kindheit ermuntert und bestärkt, Fragen zu stellen und nach Antworten zu suchen und mir so den Zugang zu einem Betätigungsfeld eröffnet, das ihnen wie so vielen anderen Frau- en ihrer Generation verwehrt geblieben ist.

Ihnen und meinem Sohn Nicolás, der nun endlich über seine Konkur- rentin, „die Arbeit“, gesiegt hat und der im Gegensatz zu dieser hof- fentlich noch lange weiterwächst, ist diese Arbeit gewidmet.

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I

Einleitung

„Ländliche Gesellschaft“ heißt das Schlagwort, unter dem sich die Agrar- geschichte aus ihrer Isolierung innerhalb der deutschen Historiographie befreit und für größere Forschungszusammenhänge geöffnet hat. Die im 19. Jahrhundert entstandene Vorstellung von einem einheitlichen Bauern- tum, das sich vom Mittelalter bis weit ins Zeitalter der Industrialisierung kaum gewandelt habe, wurde erst in den letzten Jahrzehnten revidiert.

Auf der Grundlage zahlreicher empirischer Studien regionalen und loka- len Zuschnitts hat sich seit den 1980er Jahren die Erkenntnis durchge- setzt, daß die einzelnen frühneuzeitlichen deutschen Territorien von sozial und wirtschaftlich unterschiedlich strukturierten ländlichen Gesellschaften gekennzeichnet waren.1 In den verschiedenen Regionen zeigte sich eine wesentlich stärkere soziale Schichtung der vorindustriellen Gesellschaften, als zuvor angenommen. Damit verbunden war ein unterschiedlicher Zu- gang der einzelnen Bevölkerungsgruppen zu den wirtschaftlichen Res- sourcen der Regionen. Durch diese Forschungsergebnisse sahen sich die Historiker mit ausdifferenzierten ländlichen Gesellschaften statt mit ei- nem homogenen Bauerntum konfrontiert. Auf der Grundlage dieser Be- funde richtet sich das Forschungsinteresse gegenwärtig vermehrt auf die sozialen und wirtschaftlichen Beziehungen in den einzelnen Gemeinden.

In sozialen und wirtschaftlichen Zusammenhängen zeichnen sich Interak- tionsmuster ab, in denen Verwandtschafts- und Klientelbeziehungen in

1 Siehe zur Entwicklung der deutschen Agrargeschichte den Sammelband Agrar- geschichte. Positionen und Perspektiven, hg. von Werner Troßbach und Clemens Zim- mermann, Stuttgart 1998, S. 107-136. (Quellen und Forschungen zur Agrargeschichte;

Band 44); darin besonders den Artikel von Peter Blickle, Deutsche Agrargeschichte in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, S. 7- 32; und für das 18. Jahrhundert den Beitrag von Werner Troßbach, Beharrung und Wandel „als Argument“. Bauern in der Agrargesell- schaft des 18. Jahrhunderts, S. 107-132 oder ausführlicher ders., Bauern 1648-1806, München 1993. (Enzyklopädie deutscher Geschichte, hg. von Lothar Gall in Verbindung mit Peter Blickle; Band 19).

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unterschiedlicher Gewichtung von Bedeutung sind.2 Die Wirtschaft fast aller Regionen ist zudem charakterisiert durch ein komplexes Zusam- menwirken von ökonomischen Diversifizierungs- und Spezialisierungs- prozessen. Diese Prozesse wirkten sich in unterschiedlichem Ausmaß auch auf die geschlechtsspezifische Arbeitsteilung und die soziale Stel- lung der Frauen aus. Die Bündelung der Forschungsergebnisse aus den verschiedenen Teilbereichen führte zu einer wesentlich verfeinerten Be- wertung der ländlichen Gesellschaft im 18. Jahrhundert. Anläßlich des deutschen Historikertages 1996 zog Troßbach bei einer kritischen Be- standsaufnahme der Agrargeschichte des 18. Jahrhunderts folgendes Fazit:

... so wird doch immerhin deutlich, daß das hermetische Bauernbild, das letzlich auf den Agrarfundamentalismus des 19. Jahrhunderts zu- rückgeht, stärker korrekturbedürftig ist, als es noch vor einem Jahr- zehnt erscheinen mochte. Regionale und soziale Differenzierungen, geschlechtsspezifische nicht zu vergessen, sind dabei, an seine Stelle zu treten. Agrargeschichte verliert damit ihre falsche Eindeutigkeit und gewinnt an Komplexität ...3

Die hier kritisierten Grundüberzeugungen scheinen überall typisch für die Beurteilung von Agrargesellschaften gewesen zu sein und wirken für Mexiko teilweise bis heute fort. Auch die Forschung zum ländlichen Me- xiko wurde durch einen Fundamentalismus belastet, in ihrem Fall durch einen „Anthropologie-Fundamentalismus“. Statt zu einem hermetischen Bauernbild führte dieser zu einem hermetischen Indio-Bild, das aber die Erforschung der ländlichen Gesellschaft in ähnlichem Ausmaß erschwert hat wie im deutschen Fall, und daher in Mexiko zunehmend kritisiert wird.4 Zahlreiche Klischees über die Landbewohner im 18. Jahrhundert basieren auf den Ergebnissen anthropologischer Feldforschung aus dem 20. Jahrhundert, die in die Vergangenheit zurückprojiziert wurden.5 Die

2 Blickle, Deutsche Agrargeschichte, S. 23-25.

3 Troßbach, Beharrung und Wandel, S. 136.

4 Siehe zu der entsprechenden Ausrichtung der Anthropologie und der wachsenden in- nermexikanischen Kritik daran die Studie von Cynthia Hewitt, Boundaries and Para- digms: The Anthropological Study of Rural Life in Postrevolutionary Mexico, Leiden 1982 (Leiden Development Studies, Nr.4).

5 Ein erstes kritisches Fazit dieser Forschungsrichtung zog bereits Anfang der siebziger Jahre Karen Spalding, The Colonial Indian: Past and Future Research Perspectives, in:

LARR 7 (1972), S. 46-76.

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I. Einleitung 15

Mehrheit der Landbevölkerung wurde in den Studien unter der Kategorie

„Indios“ berücksichtigt, nicht aber in ihren unterschiedlichen Rollen als Bauern, Pächter oder Tagelöhner wahrgenommen. Die Analyse der indi- anischen Dörfer stützte sich lange Zeit auf das Modell der closed corpo- rate community.6 Danach waren die Gemeinschaften gekennzeichnet durch kollektiven Landbesitz und durch eine Abgrenzung von der Gesell- schaft, sowohl hinsichtlich der Aufnahme neuer Mitglieder als auch hin- sichtlich des Waren- und Kulturaustausches. Diese Stereotypisierung trug wesentlich zu einer „Exotisierung“ Mexikos in Europa bei. In Mexiko selbst erschwerte sie eine differenzierte Darstellung der ländlichen Ge- sellschaften des 18. Jahrhunderts. Da Mexiko aber ebenso wie die euro- päischen Staaten dieser Zeit sehr stark agrarisch geprägt war, eröffnet eine detailliertere Betrachtungsweise neue Perspektiven für die Beurtei- lung der gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Entwicklung des ländli- chen Raumes in der späten Kolonialzeit. Damit trägt sie auch zum besse- ren Verständnis der Veränderungen nach der Unabhängigkeit Mexikos bei. Diese stellten keinen radikalen Umbruch dar, wie zunächst in der Historiographie angenommen wurde, sondern nahmen in vielen Berei- chen in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts ihren Anfang.7

Den mittlerweile in der deutschen Geschichtswissenschaft erreichten Kenntnisstand zur „Vielfalt vorindustrieller Gesellschaften“ verdanken wir einer zunehmenden Vielfalt der Methoden. Durch die Öffnung der Agrargeschichte gegenüber Ansätzen und Fragestellungen der Histori- schen Anthropologie rezipierte die Forschung neue Tendenzen und mach-

6 Eric R. Wolf, Closed Corporate Communities in Mesoamerica and Java, in: Southwest- ern Journal of Anthropology 13 (1957), S. 1-18; und ein kritischer Kommentar des Autors zum eigenen Modell: The Vicissitudes of the Closed Corporate Peasant Community, in:

American Ethnologist 13 (1986), S. 325-329.

7 Seit den achtziger Jahren hat sich international für viele Themenbereiche der Zeitraum 1750-1850 als Untersuchungseinheit durchgesetzt. In der deutschen Historiographie wird diese Periode unter der Bezeichnung „Sattelzeit“ erforscht, in bezug auf den amerikani- schen Kontinent wird sie meist als „Age of Revolution“ gekennzeichnet. Vgl. dazu Eric Van Young, Recent Anglophone Scholarship on Mexico and Central America in the Age of Revolution (1750-1850), in: HAHR 65 (1985), S. 725-743; sowie William B. Taylor, Between Global Process and Local Knowledge: An Inquiry into Early Latin American Social History, 1500-1900, in: Reliving the Past: The Worlds of Social History, hg. v.

Oliver Zunz, Chapel Hill/London 1985, S. 115-190 besonders S. 169-171. Vgl. auch den Sammelband Balance de la historiografía sobre Iberoamérica 1945-1988. Actas de las IV Conversaciones Internacionales de Historia, hg. v. Valentín Vázquez de Prada und Igna- cio Olabarri, Pamplona 1988.

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te sie für eigene Untersuchungen zum ländlichen Raum fruchtbar.8 Nach- dem schon seit den achtziger Jahren mit regionalgeschichtlich ausgerich- teten Studien die angesprochene strukturelle Vielfalt der deutschen Terri- torien herausgearbeitet worden war, wurde in den neunziger Jahren ein weiterer Erkenntnisfortschritt durch die Verwendung des mikro- historischen Ansatzes erzielt. Der Rückgriff auf die Mikro-Historie er- möglichte beispielsweise die Erforschung sozialer Unterschiede in den Gemeinden und die Rekonstruktion ökonomischer Aktivitäten auf der Ebene der ländlichen Kleinproduzenten, die von der traditionellen Wirt- schaftsgeschichte nicht erfaßt worden waren, und trug so entscheidend zur Differenzierung des Bildes der ländlichen Gesellschaft bei. Im Zu- sammenhang mit der Verkleinerung des Untersuchungsraumes und der Hinwendung zur Erforschung konkreter Lebenszusammenhänge gewann auch die historische Familienforschung an Bedeutung.9 Haushalte und Familien wurden zu zentralen sozialen und wirtschaftlichen Kategorien der frühneuzeitlichen Geschichtsschreibung. Innerhalb der Gesellschaft und der Familie wurde in einem nächsten Schritt begonnen, auch nach den Geschlechtern zu differenzieren. Für die Agrarforschung ist besonders die Frage nach geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung und Partizipation am Wirtschaftsleben interessant.10 Die Verbindung der Agrargeschichte mit Strömungen der Historischen Anthropologie hat die Bandbreite der Un- tersuchungsgegenstände also beträchtlich erweitert und das traditionelle Bild der frühneuzeitlichen ländlichen Gesellschaft insgesamt und speziell des 18. Jahrhunderts revidiert.

Eine vergleichbare Erweiterung des Themenspektrums und eine entsprechende Methodenvielfalt könnten für das ländliche Zentralmexiko

8 Werner Troßbach, Historische Anthropologie und frühneuzeitliche Agrargeschichte deutscher Territorien. Anmerkungen zu Gegenständen und Methoden, in: Historische Anthropologie 5 (1997), S. 187-210; und Richard van Dülmen, Historische Anthropolo- gie: Entwicklung, Probleme, Aufgaben, Köln, Weimar, Wien 2000.

9 Vgl. den Sammelband Historische Familienforschung. Ergebnisse und Kontroversen.

Michael Mitterauer zum 60. Geburtstag, hg. v. Josef Ehmer u. a., Frankfurt/New York 1997.

10 Vgl. Barbara Krug-Richter, Agrargeschichte der frühen Neuzeit in geschlechter- geschichtlicher Perspektive, in: Agrargeschichte. Positionen und Perspektiven, hg. von Werner Troßbach und Clemens Zimmermann, Stuttgart 1998, S. 33-55. Zum Verhältnis von Geschlechtergeschichte und Allgemeiner Geschichte siehe den Sammelband Ge- schlechtergeschichte und Allgemeine Geschichte. Herausforderungen und Perspektiven, hg. von Hans Medick und Anne-Charlott Trepp, Göttingen 1998 (Göttinger Gespräche zur Geschichtswissenschaft; Band 5).

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I. Einleitung 17

des 18. Jahrhunderts ebenfalls zu einem erheblichen Erkenntnisfortschritt führen. Zwar kam es auch in Mexiko zu zahlreichen Modifikationen des Forschungsstandes durch den Aufschwung der Regionalgeschichte seit den 1960er Jahren. Die seitdem entstandenen sozial- und wirtschaftsge- schichtlich ausgerichteten Arbeiten sind in ihrem Ansatz mit entspre- chenden Studien beispielsweise zu deutschen Territorien vergleichbar.

Neben den mexikanischen Arbeiten verdient auch das interdiziplinäre Forschungsprojekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eine Hervorhebung im Bereich der Regionalstudien. Für das Gebiet Puebla- Tlaxcala führte die DFG von 1962 bis 1978 ein deutsch-mexikanisches Gemeinschaftsprojekt durch, in dem neben Historikern auch Ethnologen, Archäologen, Geographen und andere Wissenschaftler vertreten waren.11 Bedingt unter anderem durch die interdiziplinäre Ausrichtung des Projek- tes wurden in vielen Studien neuartige Themenzuschnitte und Ansätze gewählt, die teilweise Entwicklungen vorwegnahmen, die später unab- hängig davon durch die anglo-amerikanischen Forschung erneut auf die mexikanische Kolonialzeit angewendet wurden. Neben den Regionalstu- dien hat sich aber in Mexiko ein Forschungsbereich etabliert, der in der deutschen Historiographie keine Entsprechung findet, nämlich die Ethno- historie.12 Sie vereint Elemente der Anthropologie und der Geschichts- wissenschaft und befaßt sich schwerpunktmäßig mit der Erforschung der indigenen Bevölkerung. Da diese im ländlichen Raum die Mehrheit der Bewohner bildete, ist die Ethnohistorie neben der Regionalgeschichte die wichtigste Forschungsrichtung für Fragestellungen zum ländlichen Mexiko.

11 Eine Zusammenstellung der bis Ende der achtziger Jahre im Rahmen des Forschungs- projekts veröffentlichten Literatur und eine Beschreibung des Projektes bietet Enno Seele (Hrsg.), Bibliografía. El proyecto México de la Fundación Alemana para la Investigación Científica, Puebla/Mexiko-Stadt 1988 (Supplemento Comunicaciones del Proyecto Puebla-Tlaxcala, Bd. 11).

12 Für einen Überblick über die Entwicklung der Ethnohistorie und die wechselnden Anteile aus den Bereichen Anthropologie und Geschichtswissenschaft siehe die Aufsätze von Horst Pietschmann, Forschungsprobleme zur Geschichte der Indianerbevölkerung des kolonialen Mexiko, in: Universitätsschwerpunkt Lateinamerikaforschung der Universität Bielefeld, Arbeitspapiere Nr. 7 (1976), S. 1-22; von John K. Chance, Mesoamerica’s Ethnographic Past, in: Ethnohistory 43:3 (1996), S. 379-403; und von Andreas Wimmer, Historie einer Hochzeit. Ethnologie und Geschichte in Mittelamerika, in: „Integration und Transformation“: ethnische Gemeinschaften, Staat und Weltwirtschaft in Lateinamerika seit ca. 1850, hg. v. Andreas Wimmer und Stefan Karlen, Stuttgart 1996, S. 3-32.

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Die damit verbundene Aufteilung der Forschung birgt die Gefahr einer fragmentierten Betrachtungsweise des ländlichen Raumes. Die Themen, die schwerpunktmäßig die indigene Bevölkerung betreffen, wurden lange Zeit als Untersuchungsgegenstand vorwiegend der Ethnohistorie zugeordnet, die somit sowohl die ländlichen Gebiete als auch die Städte behandelte. Andere Themen des ländlichen Raumes wurden dagegen überwiegend von der Re- gionalgeschichte betrachtet. Eine so verstandene Arbeitsteilung erschwerte eine Analyse der ländlichen Gesellschaft, die alle Menschen umfaßt, die in einem bestimmten Gebiet leben, unabhängig von ihrer sozialen, ökonomi- schen oder ethnischen Stellung, so daß seit den 1990er Jahren der ländliche Raum verstärkt unter einem erweiterten Blickwinkel betrachtet wird. Eine Ethnohistorie mit einer auf die indianische Bevölkerung fokussierten Per- spektive leistet keine Analyse der ländlichen Gesellschaft. Auf der anderen Seite kann eine solide regionalgeschichtliche Studie eine detaillierte Darstel- lung der indigenen Bevölkerung nicht ausschließen. Die vorliegende Arbeit geht deshalb auch von der Hypothese aus, daß die Untersuchung der ländli- chen Bevölkerung unter der Perspektive „Indios“ zu einer Absonderung dieser Gruppe führt, die den konkreten Lebenszusammenhängen der Land- bewohner Zentralmexikos im 18. Jahrhundert nicht gerecht wird. Die Kon- zentration auf die Kategorie „Indios“ birgt auf der einen Seite die Gefahr, eine unangemessene Abgrenzung von den „Nicht-Indios“ zu suggerieren, und auf der anderen Seite, die vorhandenen Unterschiede innerhalb der Ka- tegorie zu vernachlässigen. Eine Analyse der ländlichen Bevölkerung, die sich nicht auf die Interaktion innerhalb von Gruppen beschränkt, kann an- hand der Interaktionen von Familien und Individuen zu einer übergreifenden und gleichzeitig detaillierten Darstellung des ländliches Raums gelangen.

Gegebenenfalls muß dazu analog zur deutschen Historiographie der Unter- suchungsraum auf Gemeindeebene verkleinert und die Familie als wichtige analytische Einheit stärker gewichtet werden. Die Regionalgeschichte und die Ethnohistorie werden im folgenden auf ihre Erkenntnismöglichkeiten hinsichtlich einer umfassend verstandenen ländlichen Gesellschaft überprüft.

Die regionalgeschichtlich ausgerichteten Untersuchungen gingen zu- nächst von einer geographischen Dreiteilung Mexikos in Norden, Zentrum und Süden aus. Diese Grobgliederung wurde in den folgenden Jahren we- sentlich verfeinert, hin zu den heute sehr viel kleineren und methodisch fun- diert abgegrenzten Untersuchungsräumen.13 Zwei wichtige Themen prägten

13 James Lockhart, Introduction, in: Provinces of Early Mexico. Variants of Spanish Ame- rican Regional Evolution, hg. v. Ida Altman und James Lockhart, Los Angeles 1976, S. 3-

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I. Einleitung 19

die Regionalstudien, die die verschiedenen Bevölkerungsgruppen erfaß- ten: die Entwicklung der Landbesitzverteilung und die Entwicklung der regionalen Wirtschaft während der Kolonialzeit. Viele dieser Arbeiten setzten sich kritisch mit der bis dahin vorherrschenden Forschungsmei- nung über die kolonialen Haciendas auseinander und revidierten das Bild von landlosen Gemeinden und in Schuldknechtschaft geratenen indiani- schen Landarbeitern auf der einen und allmächtigen Großgrundbesitzern auf der anderen Seite.14 Stattdessen zeigte sich die aktive Rolle der india- nischen Gemeinden in der regionalen Wirtschaft. Sie nutzten beispiels- weise ihre Produktionsvorteile gegenüber den spanischen Landwirt- schaftsbetrieben und produzierten vorwiegend arbeitsintensive oder leicht verderbliche Erzeugnisse für den Markt.15 Die Strategien der indianischen Dörfer zur Landbesitzsicherung reichten von der Inanspruchnahme des kolonialen Rechtssystems durch alle Instanzen bis zu gewaltsamer Beset- zung umstrittener Landstücke.16 In welcher Form das verteidigte oder neu dazugewonnene Land dann aber innerhalb der Gemeinden verteilt und genutzt wurde, untersuchten die Regionalstudien nicht.

28. Mit theoretischen und methodischen Problemen der Regionalgeschichte in Mexiko beschäftigt sich ausführlich der Sammelband Región e Historia en México (1700-1859).

Métodos de Análisis regional, hg. v. Pedro Pérez Herrero, Mexiko-Stadt 1991.

14 Siehe dazu beispielhaft für die Arbeit des Mexiko-Projekts der DFG die Studien von Ursula Ewald, Estudios sobre la hacienda colonial en México. Las propiedades rurales del Colegio Espíritu Santo en Puebla, Wiesbaden 1976 (Das Mexiko-Projekt der Deutsche Forschungsgemeinschaft, Bd. 9); Herbert J. Nickel, Soziale Morphologie der mexikani- schen Hacienda, Wiesbaden 1978 (Das Mexiko-Projekt der Deutschen Forschungsge- meinschaft, Bd. 14); und Hanns Prem, Milpa y hacienda: tenencia de la tierra indígena y española en la cuenca del Alto Atoyac, Puebla, Mexiko (1520-1650), Wiesbaden 1978 (Das Mexiko-Projekt der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Bd. 13).

15 Horst Pietschmann, Agricultura e industria rural indígena en el México de la segunda mitad del siglo XVIII, in: Empresarios, indios y estado. Perfil de la economía mexicana (siglo XVIII), hg. v. Arij Ouweneel und Cristina Torales Pacheco, Amsterdam 1988, S.

71-85.

16 Zur Forschungsentwicklung in bezug auf die koloniale Hacienda siehe den bibliographischen Aufsatz von Enrique Florescano, The Formation and Economic Structure of the Hacienda in New Spain, in: The Cambridge History of Latin America, Bd. 11: Bibliographical Essays, Cambridge 1995, S. 82-89. Als Beispiele für kritische anglo-amerikanische Regionalstudien seien die Arbeiten von Tutino für Zentralmexiko, Taylor für Oaxaca und Van Young für Guadalajara genannt. John M. Tutino, Creole Mexico: Spanish Elites, Haciendas and Indian Towns 1750-1810, Austin 1976; William B. Taylor, Landlord and Peasant in Colonial Oaxaca, Stanford 1972; Eric Van Young, Hacienda and Market in Eighteenth Century Mexico. The Rural Market of the Guadalaja- ra Region, Stanford 1981.

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Ebensowenig setzten sich die Arbeiten detailliert mit dem indiani- schen Beitrag zur regionalen Wirtschaft auseinander; die meisten analy- sierten die Indianergemeinden als monolithischen Block. Damit wird die Bedeutung der einzelnen Familien als Produktionseinheit ausgeblendet.

Gerade die Familien aber haben neuere Arbeiten zur europäischen Agrar- geschichte als zentrales Element zum Verständnis der wirtschaftlichen Abläufe in den Regionen herausgestellt. Ein Beispiel für die Erkenntnis- möglichkeiten einer solchen Perspektive liefern die Arbeiten Ouweneels zur ländlichen Wirtschaft Zentralmexikos im 18. Jahrhundert.17 Er unter- sucht neben der Rolle der Gemeinden auch die Funktion der kleinbäuerli- chen Haushalte und die verschiedenen Formen ihrer Integration in die zentralmexikanische Ökonomie. Durch die Fokussierung auf die Katego- rie „Haushalt“ gelingt es ihm, den Beitrag indianischer Kleinproduzenten zum supralokalen Markt hervorzuheben. Allerdings erlaubt ihm das be- stehende Forschungsdefizit in bezug auf die wirtschaftliche Organisation der angesprochenen ländlichen Haushalte keine in Einzelheiten durch Quellenauswertungen abgestützte Analyse. Daher beschränkt er sich auf die Entwicklung eines „dynamischen Modells bäuerlicher Haushalte“.18 Ouweneels Vorgehen bleibt jedoch die Ausnahme, die Mehrheit der Stu- dien differenziert nicht innerhalb der Gemeinden, sondern betrachtet sie als Einheiten. Sie analysieren ihre Interaktion mit anderen Dörfern oder mit der nicht-indianischen Bevölkerung, nicht aber die innergemeindli- chen Unterschiede. Da der letztgenannte Themenbereich sich auf die indigene Bevölkerung konzentriert, bildet er auch einen Untersuchungs- gegenstand der Ethnohistorie.

Die Ethnohistorie wird zur Zeit von drei Strömungen bestimmt: einer regionalgeschichtlich orientierten, die sich stark auf die indianischen Gemeinden konzentriert, einer philologisch ausgerichteten und einer stark von der postmodernen Kulturgeschichte beeinflußten Strömung.19 Die

17 Arij Ouweneel, Shadows over Anáhuac. An Ecological Interpretation of Crisis and Development in Central Mexico, 1730-1800, Albuquerque 1996.

18 Ouweneel, Shadows, S. 257.

19 Siehe die Forschungsüberblicke von Cynthia Radding, Cultural Dialogues: Recent Trends in Mesoamerican Ethnohistory, in: LARR 33:1 (1998), S. 193-211; und John E.

Kicza, Recent Books on Ethnohistory and Ethnic Relations in Colonial Mexico, in: LARR 30:3 (1995), S. 239-253; sowie die Ausführungen zur Ethnohistorie von Eric Van Young, The New Cultural History comes to Old Mexico, in: HAHR 79:2 (1999), S. 211-247 (Special Issue: Mexico´s New Cultural History: ¿Una lucha libre?), S. 231-235.

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I. Einleitung 21

drei Ausrichtungen haben den Forschungsstand über die indigene Bevöl- kerung der Kolonialzeit erheblich erweitert, stoßen aufgrund ihrer spezi- fischen Interessenlagen jedoch an Erkenntnisgrenzen hinsichtlich inter- ethnischer und ökonomischer Fragestellungen.

Die regionalgeschichtlich ausgerichteten ethnohistorischen Studien haben wesentlich dazu beigetragen, die unterschiedliche Entwicklung der zahlreichen, sehr verschiedenartigen indigenen Ethnien im kolonialen Mexiko herauszuarbeiten. Als ein Standardwerk gilt nach wie vor das von Robert Wauchope herausgegebene sechzehnbändige Werk Handbook of Middle American Indians, das in den 1960er und 1970er Jahren erschien und eine Zusammenschau zentraler Ergebnisse aus verschiedenen For- schungsbereichen in bezug auf die einzelnen Ethnien von der präkolum- bischen Zeit bis zur Gegenwart bietet.20 Von besonderer Bedeutung für die Ethnohistorie waren dabei die von Howard F. Cline herausgegebenen Bände 12 bis 15, die eine akribische Zusammenstellung des bis dato pub- lizierten Quellenmaterials leisten.21 Erweitert und aktualisiert wurde das Handbuch durch fünf Ergänzungsbände, die von 1981 bis 1992 publiziert wurden.22 Wesentlich detaillierter und mit einem deutlichen Schwerpunkt auf der Kolonialzeit widmet sich eine seit Mitte der neunziger Jahre in Mexiko erscheinende Reihe der indigenen Bevölkerung des Landes. Das ambitionierte Projekt des CIESAS (Centro de Investigaciones y Estudios Superiores en Antropología Social) und des INI (Instituto Nacional Indi- genista) folgt dem regionalgeschichtlichen Ansatz der Ethnohistorie. Seit Mitte der neunziger Jahre werden jährlich einige neue Bände der Reihe Historia de los pueblos indígenas de México publiziert, die es sich zum Ziel gesetzt hat, die Geschichte aller indianischen Bevölkerungsgruppen in Mexiko zu schreiben. Bislang ist aber noch kein Beitrag über die Na- hua-Bevölkerung Zentralmexikos erschienen.23 Eine Überblicksdarstel-

20 Handbook of Middle American Indians, hg.v. Robert Wauchope, 16 Bde, Austin 1964- 1976. Innerhalb der einzelnen Forschungsbereiche wie Archäologie, soziale Anthropolo- gie, Ethnologie oder Linguistik wurde teilweise eine Gliederung nach Regionen oder Ethnien und teilweise nach Themen gewählt.

21 Handbook of Middle American Indians, Bd. 12-15: Guide to Ethnohistorical Sources, hg. v. Howard F. Cline, Austin 1972-1975.

22 Handbook of Middle American Indians, Supplement, hg. v. Victoria R. Bricker, 5 Bde, Austin 1981-1992. Der 1986 erschienene vierte Band behandelt die Ethnohistorie.

23 Vermutlich läßt sich diese Tatsache damit erklären, daß dieser Bereich einen der Schwerpunkte innerhalb der ethnohistorischen Forschung bildet, während andere Regio-

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lung, die weitgehend einer regionalgeschichtlichen Gliederung folgt, ist die seit 1996 erschienene Cambridge History of the Native Peoples of the Americas. Sie umfaßt in drei Bänden zu je zwei Teilbänden die Geschichte der indigenen Bevölkerung Nordamerikas, Mesoamerikas und Südameri- kas von vorspanischer Zeit bis zur Gegenwart.24 Fünf Beiträge widmen sich den Nahuas in Zentralmexiko, unter ihnen ein von Sarah L. Cline vorgelegter Überblick über die wichtigsten Forschungsgegenstände in der Kolonialzeit.25

Der Fokus der ethnohistorischen Arbeiten über das koloniale Zentral- mexiko liegt auf den indianischen Gemeinden, den pueblos de indios, die sich im Zentrum spanischer Herrschaftsausübung befanden. Sie untersu- chen daher, wie sich diese Gemeinden unter den Bedingungen der spani- schen Kolonialherrschaft entwickelten und wie sie auf Belastungen wie beispielsweise den steigenden Landbedarf der spanischen Bevölkerung reagierten. Im Gegensatz zur traditionellen Ethnohistorie beziehen die neueren Arbeiten auch die Ergebnisse der philologisch orientierten Na- hua-Forschung in ihre Arbeiten ein und gehen zum Beispiel von den poli- tischen Gliederungen der vorspanischen Zeit als Untersuchungsbasis aus.

Der Schwerpunkt der Darstellungen liegt allerdings weiter auf den india- nischen Gemeinden und ihren Außenkontakten, die sich auf die Bezie- hungen des indianischen Adels und der indianischen Gemeindebeamten mit der nicht-indianischen Bevölkerung und den Institutionen der Kolo- nialverwaltung beschränken, sowie auf Themen, die die innere Verfas-

nen bislang nur wenig oder gar nicht untersucht worden sind. Diese Forschungslage könn- te auch der Grund dafür sein, daß im Rahmen der Reihe bisher nur eine thematische Stu- die vorgelegt worden ist: ein Band, der indianische Rebellionen vergleichend untersucht.

Das Thema Rebellionen liegt im Schnittbereich der traditionell, der philogogisch und der kulturgeschichtlich ausgerichteten Ethnohistorie, vgl. dazu den Sammelband Native Re- sistance and the Pax Colonial in New Spain, hg. v. Susan Schroeder, Lincoln/London 1998. Die Reihe „Historia de los pueblos indígenas de México“ wird von Teresa Rojas Rabiela und Mario Humberto Ruz herausgegeben. Siehe zu den bisher erschienenen Arbeiten das Literaturverzeichnis dieser Arbeit.

24 The Cambridge History of the Native Peoples of the Americas. Band 1: North America, hg. v. Bruce G. Trigger und Wilcomb E. Washburn, Teil I und II, Cambridge 1996; Band 2: Mesoamerica, hg. v. Richard E. W. Adams und Murdo J. MacLeod, Teil I und II, Cam- bridge 2000; Band 3: South America, hg. v. Frank Salomon und Stuart B. Schwartz, Teil I, Cambridge 1997 und Teil II, Cambridge 1999.

25 Sarah L. Cline, Native Peoples of Colonial Central Mexico, in: The Cambridge History of the Native Peoples of the Americas. Band 2: Mesoamerica, hg. v. Richard E. W. Adams und Murdo J. MacLeod, Teil II, Cambridge 2000, S. 187-222.

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I. Einleitung 23

sung der pueblos betreffen.26 Die Analysen innergemeindlicher Vorgänge sind aber in ihrer Fragestellung meist auf die Folgen für das Kollektiv ausgerichtet. Sie untersuchen beispielsweise die Verteilung des Landbe- sitzes innerhalb der Gemeinden unter der Perspektive der Stabilisierung der Gemeinden, statt von den Familien als den entscheidenden wirtschaft- lichen Einheiten auszugehen.27

Mit Fragestellungen, die ideengeschichtliche Elemente einbeziehen, untersucht die philologische Ethnohistorie ihr spezielles Quellenmaterial.

Für Studien über die Phase unmittelbar vor und nach der Conquista hatten insbesondere Ethnologen und Altamerikanisten schon lange auf vorspani- sche Kodizes und Aufzeichnungen in Nahuatl aus dem 16. Jahrhundert zurückgegriffen.28 Ein entscheidender Fortschritt der Ethnohistorie in bezug auf die gesamte Kolonialzeit wurde aber erst in den achtziger Jah- ren erzielt, als mit der Bearbeitung von umfangreicherem Quellenmaterial der Nahua-Bevölkerung begonnen wurde. Nach der Verschriftlichung des Nahuatl durch Franziskanermönche unmittelbar nach der Conquista und der Unterweisung junger indianischer Adliger im Lesen und Schreiben wurde die Sprache der Nahuas im Laufe des 16. Jahrhunderts in allen indianischen Gemeinden Zentralmexikos auch als Schriftsprache einge- führt. Im Nahua-Kulturraum wurden danach alle Dokumente zu innerin- dianischen Angelegenheiten, die von indianischen Beamten erstellt wur- den, in Nahuatl abgefaßt. Dieses Quellenmaterial bildet die Grundlage eines neuen Forschungsschwerpunkts innerhalb der Ethnohistorie. Der wichtigste Vertreter dieser Ausrichtung ist James Lockhart, der mit seiner

„Sozial- und Kulturgeschichte der Nahua-Bevölkerung vom 16. bis zum 18. Jahrhundert“ eine erste umfassende Darstellung für die Kolonialzeit

26 Vgl. den Forschungsüberblick bei Margarita Menegus Bornemann, Comunidad, pueblo o corporación: los indios de la Nueva España en el siglo XVIII. Una revisión historiográfica, in: Historia y universidad. Homenaje a Lorenzo Mario Luna, Mexiko- Stadt 1996, S. 51-62.

27 Beispielhaft dafür ist die Studie von Margarita Loera, La herencia indígena como mecanismo de reproducción campesina: Calimaya en la época colonial, in: Historias 4 (1983), S.11-28.

28 Siehe dazu beispielhaft zwei Studien über den Untersuchungsraum der vorliegenden Arbeit: Pedro Carrasco, Los barrios antiguos de Cholula, in: Estudios y documentos de la Región de Puebla-Tlaxcala 3 (1971), S. 9-88; und Hanns J. Prem, Milpa y hacienda:

tenencia de la tierra indígena y española en la cuenca del Alto Atoyac, Puebla, Mexiko (1520-1650), Wiesbaden 1978 (Das Mexiko-Projekt der DFG, Bd. 13).

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vorgelegt hat.29 Ergänzt werden seine Forschungsergebnisse durch die Studien seiner Schüler, die zu Themen wie der internen politischen Orga- nisation, dem Fortbestand vorspanischer Ordnungsprinzipien oder der Entwicklung der indianischen Nobilität in der Kolonialzeit arbeiten.30

Diese philologisch ausgerichtete Ethnohistorie sieht sich in der Tradi- tion Charles Gibsons. Sein in den sechziger Jahren erschienenes Werk über die Entwicklung der aztekischen Bevölkerung im Tal von Mexiko vom 16. bis zum 18. Jahrhundert führte zu einer grundlegend veränderten Betrachtungsweise in der Ethnohistorie.31 Von zentraler Bedeutung für die weitere Forschung erwies sich der von Gibson erbrachte Nachweis der Kontinuität zahlreicher vorspanischer Strukturen in der Kolonialzeit.

Die Annahme, daß durch die Conquista das gesamte indianische Sozial- system bis auf die Dorfebene zerstört worden sei, ließ sich nun nicht län- ger halten. Das Ausmaß der vorspanischen Kontinuitäten bleibt unter den Forschern aber umstritten und hängt unter anderem von den regionalen Gegebenheiten, dem zeitlichen Schwerpunkt der Studien und dem ver- wendeten Quellenmaterial ab. Die philologisch ausgerichtete Ethnohisto- rie konzentriert sich sehr stark auf diese Grundsatzfrage und versucht, den Fortbestand vorspanischer Konzepte nachzuzeichnen, sei es in bezug auf die politischen Gliederungen, die Ausübung lokaler politischer Macht, die interne soziale Schichtung oder die unterschiedlichen Formen des Landbesitzes. Die Übernahme vorspanisch geprägter Nahua-Begriffe auch für die neuartigen Verhältnisse der Kolonialzeit erschwert diese Form der Analyse erheblich. Bedingt durch ihre eingeschränkte Quellen- basis, die kaum spanische Dokumente einschließt, laufen die Autoren dabei immer Gefahr, Kontinuitätslinien zu überzeichnen und die Verän- derungen durch die spanische Kolonialherrschaft zu unterschätzen.

Eine weitere schwerwiegende Einschränkung der Erkenntnismöglich- keiten entsteht durch die Konzentration auf die indigene Lebenswelt, in der Nicht-Indianer, wenn überhaupt, nur am Rande vorkommen. Eine

29 James Lockhart, The Nahuas After the Conquest. A Social and Cultural History of Central Mexico, Sixteenth through Eighteenth Centuries, Stanford 1992.

30 Vgl. dazu die Arbeiten von S. L. Cline, Colonial Culhuacan, 1580-1600. A Social History of an Aztec Town, Albuquerque 1986; Susan Schroeder, Chimalpahin and the Kingdoms of Chalco, Tucson 1991; und Robert Haskett, Indigenous Rulers: An Ethno- history of Town Goverments in Colonial Cuernavaca, Albuquerque 1991.

31 Charles Gibson, The Aztecs under Spanish Rule, Stanford 1964.

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I. Einleitung 25

wichtige Ausnahme bildet die Arbeit von Rebecca Horn über das Ver- hältnis zwischen Spaniern und Nahuas im frühkolonialen Coyoacan, ob- wohl auch sie sich vorwiegend auf Nahuatl-Quellen stützt. Die Monographie entstand auf der Grundlage ihrer Dissertation, in der der Schwerpunkt der Darstellung noch auf den typischen Themen der philologisch ausgerichte- ten Ethnohistorie lag. Auf der Basis der vorspanischen Regierungseinheit des altepetl wurde die soziopolitische Organisation des Distrikts in der ersten Hälfte der Kolonialzeit beschrieben und der indianische Landbesitz auf den Fortbestand präkolumbischer Kriterien hin untersucht. In der acht Jahre später erschienenen Veröffentlichung hat die Verfasserin ihren Interessenschwerpunkt auf die Darstellung von formellen und informellen Kontakten zwischen Nahuas und spanischen Siedlern verschoben. Mit dieser veränderten Ausrichtung will Horn sich von den Arbeiten der phi- lologisch ausgerichteten Ethnohistorie abgrenzen, die den Lesern eine

„eigene Welt der Nahuas“ suggerieren, welche sich vollständig von der nicht-indianischen Bevölkerung abgrenzte. Horn betont dagegen die Be- deutung der lokalen Beziehungen zwischen den Nahuas und den Spaniern und deren Auswirkungen auf die politische Organisation und das Wirt- schaftsleben.32

Eine andere Richtung innerhalb der Ethnohistorie beschäftigt sich zwar ebenfalls mit den Kontakten zwischen der indianischen und der nicht- indianischen Bevölkerung, greift hierzu aber Elemente der neuen, vom Post- strukturalismus geprägten Kulturgeschichte auf. Im Mittelpunkt dieser Stu- dien steht allerdings das 16. Jahrhundert als die entscheidende Phase des

„Kulturkontakts“. Im Rahmen dieses zeitlichen Schwerpunkts wird der Ver- such unternommen, die „Kolonisierung des Imaginären“33 zu untersuchen.34

32 Rebecca Horns Dissertation „Postconquest Coyoacan: Aspects of Indigenous Sociopoli- tical and Economic Organization in Central Mexico, 1550-1650“ wurde 1989 von der University of California in Los Angeles angenommen und 1990 als Microfilm veröffent- licht. Als Buch erschien sie in überarbeiteter Form unter dem Titel: Postconquest Coyoa- can: Nahua-Spanish Relations in Central Mexico, 1519-1650, Stanford 1997. Zu der veränderten Ausrichtung siehe die Version von 1997, S. 2-4.

33 Die 1988 erstveröffentlichte Pionierstudie von Serge Gruzinski trägt den programma- tischen Titel „La colonisation de l´imaginaire: sociétes indigenès et occidentalisation dans le Mexique espagnol XVIe-XVIIIe siècle“, Paris 1988. Drei Jahre später erschien eine überarbeitete Ausgabe auf Spanisch: La colonización de lo imaginario, Mexiko-Stadt 1991.

34 Als besonders fruchtbar für den Themenbereich hat sich die Beschäftigung mit dem Aufeinandertreffen der verschiedenen religiösen Vorstellungen erwiesen. Siehe dazu und für weitere Literaturangaben Van Young, The New Cultural History, S. 234-36.

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Aufgrund der kulturgeschichtlich ausgerichteten Fragestellungen werden nur bestimmte Aspekte der indianischen Lebenswelt und der interethni- schen Kontakte untersucht und beispielsweise ökonomische Faktoren kaum berücksichtigt. Die Studien sind stark von der Postmoderne beein- flußt, die ansonsten keinen starken Einfluß auf die Entwicklung der Ethnohistorie erlangt hat.35 Bedingt durch die enge Verbindung zur Anth- ropologie war die Ethnohistorie mit vielen Neuerungen der postmodernen Geschichtsschreibung bereits vertraut und hatte sie in moderater Form teilweise integriert. Bezogen auf das gesamte Spektrum ethnohistorischer Forschung scheinen sich daher die postmodern geprägte Kulturgeschichte und die Ethnohistorie eher parallel zu entwickeln als sich gegenseitig zu beeinflussen.36

Die Studien aller drei Strömungen konzentrieren sich also vorwiegend auf Themen der Sozial- und Kulturgeschichte. Eine Ausnahme bilden die Arbeiten zum indianischen Grundbesitz; doch auch diese betrachten das Land nur eingeschränkt unter ökonomischen Kriterien.37 Die philologisch ausgerichtete Ethnohistorie konzentriert sich auf die Erarbeitung der ver- schiedenen Landbesitzkategorien in vorspanischer Zeit, die zum Teil erheblich von den europäischen Vorstellungen abwichen, und auf die unterschiedlichen Ausprägungen, in denen sich der Fortbestand der Na- hua-Konzepte in kolonialen Grundbesitzformen nachweisen läßt. Im Zentrum vieler ethnohistorisch oder sozial- und wirtschaftsgeschichtlich ausgerichteten Regionalstudien steht dagegen die Verteidigung des kom- munalen Landbesitzes gegen andere Gemeinden oder gegen spanische Landbesitzer. Dabei werden die vielfältigen juristischen Möglichkeiten zum Erwerb und zur Sicherung des kommunalen Bodens dargestellt. In neueren Arbeiten wird dieses Land auch als eine mögliche Machtbasis der indianischen Beamten gesehen und untersucht, inwieweit ihre soziale und ökonomische Position vom Zugriff auf kommunale Landressourcen

35 Siehe den Forschungsüberblick zur Bedeutung der neuen Kulturgeschichte für die Historiographie zum kolonialen Mexiko von Susan Deans-Smith, Culture, Power and Society in Colonial Mexico, in: LARR 33:1 (1998), S. 257-277, insbesondere S. 258/59.

36 Van Young, New Cultural History, S. 232.

37 Für verschiedene Fragestellungen zum indigenen Landbesitz siehe den Sammelband The Indian Community of Colonial Mexico. Fifteen Essays on Land Tenure, Corporate Organizations, Ideology and Village Politics, hg. v. Arij Ouweneel und Simon Miller, Amsterdam 1990 (CEDLA Latin American Studies, Bd. 58).

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I. Einleitung 27

abhing.38 Dieser Ansatz impliziert zwar eine unterschiedliche Landvertei- lung in den Gemeinden, dennoch basiert auch er auf dem System der tierras de común repartimiento. Dieses System versteht das Land der Gemeinde als korporativen Besitz, der in Parzellen aufgeteilt und den einzelnen Familien zur individuellen Nutzung zugeteilt wird. Je nach der Stärke des Kollektivs und der Größe des zur Verfügung stehenden Lan- des gab es entweder einen gleichberechtigten Zugang zu den landwirt- schaftlichen Nutzflächen für alle Gemeindemitglieder oder eine Zutei- lungsmacht der führenden indianischen Beamten. Beide Möglichkeiten basieren auf der Grundannahme des korporativen Landes als beherr- schender Grundbesitzform in den Gemeinden, die durch Gemeindeland im Sinn der deutschen Allmende ergänzt wurde. Zwar gibt es Hinweise auf eine individuelle Verfügung über einen Teil des Landes, aber es man- gelt an systematischen Untersuchungen über die Bedeutung dieser Besitz- form.39 Daher fehlt bisher ein durch empirische Befunde gestütztes Ge- genbild zu dem Allgemeingültigkeit beanspruchenden Konzept der tierras de común repartimiento als vorherrschender Landbesitzform in den indianischen Gemeinden.

Das Forschungsdefizit zum Ausmaß der ökonomischen Vielfalt inner- halb der Gemeinden hat auch Auswirkungen auf den Kenntnisstand über die soziale Differenzierung. Relativ gut erforscht ist bisher nur die Positi- on des indianischen Adels. Dabei muß unterschieden werden zwischen dem Hochadel, der im Laufe des 16. Jahrhunderts in der spanischen No- bilität aufging, und dem niederen Adel, dem zahlreiche Privilegien zuge- billigt wurden, die ihn von der übrigen indianischen Bevölkerung ab- grenzten, der aber nicht mit der Gruppe der Spanier verschmolz.40 Über diese lokal verwurzelten indianischen Adeligen, die sogenannten Kaziken und principales, existiert umfangreiches Nahua-Quellenmaterial, das von

38 Arij Ouweneel, From Tlahtocayotl to Gobernadoryotl: A Critical Examination of Indi- genous Rule in Eighteenth-Century Central Mexico, in: American Ethnologist 22:4 (1995), S. 756-785. Siehe dazu ausführlicher Kapitel III.3 der vorliegenden Arbeit.

39 Margarita Menegus Bornemann, Introducción, in: dies. (Hrsg.): Problemas agrarios y propiedad en México, siglos XIII y XIX, Mexiko-Stadt 1995, S. IX-XXX (Lecturas de historia mexicana 11).

40 Vgl. dazu die Systematisierung nach Regionen bei John K. Chance, Indian Elites in Late Colonial Mesoamerica, in: Caciques and Their People: A Volume in Honor of Ro- nald Spores, hg. v. Joyce Marcus und Judith Francis Zeitlin, Ann Arbor, Michigan 1994, S. 45-65.

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ihnen und über sie angefertigt wurde. Daher ist ihre soziale und ökonomi- sche Stellung in den Gemeinden wesentlich besser erforscht als die der einfachen indigenen Bevölkerung, der macehuales. Neuere Studien, die sich aus unterschiedlichen Perspektiven nicht nur mit dem Adel beschäf- tigen, sondern auch Dokumente über die macehuales berücksichtigen, zeigen, daß auch diese Gruppe keinesfalls als homogen angesehen wer- den kann. In den neunziger Jahren gewann die Kategorie „Geschlecht“ in der Ethnohistorie an Bedeutung. In entsprechenden Studien wurde auch die Frage der sozialen Schichtung berührt.41 Detailliertere Analysen die- ser Schichtung fehlen aber weiterhin. Da über die ökonomischen Aktivi- täten einzelner Haushalte ebenfalls keine systematischen Untersuchungen vorliegen, bleiben die bisherigen Erkenntnisse über die innergemeindli- che Differenzierung fragmentarisch und teilweise spekulativ.

Zusammenfassend läßt sich also feststellen: Bisher wird die indiani- sche Bevölkerung Zentralmexikos entweder isoliert betrachtet und der nicht-indianischen Bevölkerung als Block gegenübergestellt oder schich- tenspezifisch unter Betonung der Rolle des Adels untersucht. Die Regio- nalgeschichte bezieht die indianischen Gemeinden vorwiegend als Insti- tutionen und Einheiten in ihre Analysen ein. Dagegen werden weder ökonomische Aktivitäten auf der Ebene kleinbäuerlicher Haushalte noch die Beziehungen zwischen Nahuas und Spaniern untersucht. Durch die in der Ethnohistorie vorherrschende Konzentration auf die indigene Bevöl- kerung wird deren Interaktion mit der nicht-indianischen Bevölkerung nicht ausreichend berücksichtigt. Da außerdem die ethnohistorischen Fragestellungen stark von der Sozial- und Kulturgeschichte bestimmt sind, werden wirtschaftliche Themen allenfalls am Rande berührt. Eine detaillierte Darstellung der ländlichen Gesellschaft liegt damit im toten Winkel dieser beiden wichtigen Forschungsbereiche.

Hier nun setzt die Fragestellung der vorliegenden Arbeit an. Sie will einen Beitrag zur Erforschung der ländlichen Gesellschaft Zentralmexi-

41 Siehe dazu den Sammelband Indian Women of Early Mexico, hg. v. Susan Schroeder, Stephanie Wood und Robert Haskett, Norman/London 1997; sowie Deborah E. Kanter, Viudas y vecinos, milpas y magueyes. El impacto del auge de la población en el Valle de Toluca: el caso de Tenango del Valle en el siglo XVIII, in: Estudios demográficos y urbanos 7:1 (1992), S. 19-33; und dies., Native Female Land Tenure and Its Decline in Mexico, 1750-1900, in: Ethnohistory 42:4 (1995), S. 607-616 (Special Issue: Women, Power, and Resistance in Colonial Mesoamerica, hg. v. Kevin Gosner und Deborah E.

Kanter).

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I. Einleitung 29

kos leisten. Dazu stellt sie die indianischen Familien als einen Teilbereich dieser Gesellschaft in den Mittelpunkt der Analyse, ohne sie aber isoliert zu betrachten. Da trotz der zahlreichen ethnohistorischen Arbeiten der Kenntnisstand zu den wirtschaftlichen und sozialen Unterschieden inner- halb der macehuales bisher über einzelne Befunde und Hypothesen nicht hinausgeht, ist die genauere Erforschung dieser Differenzierung eine unabdingbare Voraussetzung für ein umfassendes Bild der ländlichen Gesellschaft. Die Arbeit fragt daher nach den wirtschaftlichen Grundla- gen der indianischen Familien in den Gemeinden Zentralmexikos und den damit verbundenen sozialen Unterschieden. Ausgangspunkt der Untersu- chung ist die Verfügungsgewalt über Landbesitz, dem in einer Agrarge- sellschaft eine Schlüsselrolle zukommt. Die Möglichkeit, das Grundnah- rungsmittel Mais für den eigenen Bedarf anzubauen, konnte in den zahlreichen Krisenjahren des ausgehenden 18. Jahrhunderts, die zu Hun- gersnöten führten, das Überleben der Familie sichern. Der Zugang zu landwirtschaftlicher Nutzfläche ermöglichte, abhängig von Größe und Erträgen, eine teilweise oder vollständige Subsistenzversorgung und/oder die Produktion für den Markt. Eigenes Land sicherte auch ein gewisses Maß an Entscheidungsfreiheit hinsichtlich der Anbauprodukte und ihrer Verwendung, sei es für den Eigenbedarf oder für eine Vermarktung.42 Grundbesitz, über den eine Familie frei verfügen durfte, konnte im Be- darfsfall auch als Sicherheit für einen Kredit genutzt oder verpachtet werden. Die wirtschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten waren damit ab- hängig von der Art der Verfügungsgewalt über das Land.

Die vorliegende Arbeit stellt die Position der Gemeinde als zentrale Grundbesitzinstanz in Frage. In den bisherigen Studien wurde die Bedeu- tung des Landbesitzes ebenfalls unterstrichen; sie bezogen sich aber auf die tierras de común repartimiento. Untersucht wird stattdessen das Aus- maß individueller Verfügungsgewalt über den Grund und Boden. Die Analyse geht von Fragestellungen der Agrargeschichte aus, die auch auf eine deutsche Landgemeinde jener Zeit anwendbar wären. Im Mittelpunkt steht dabei zunächst die Frage, ob und in welcher Form die Nutzer des Landes Verfügungsgewalt über den von ihnen bearbeiteten Boden hatten.

In diesem Zusammenhang werden sowohl die Möglichkeiten zu Verer- bung und Verkauf analysiert als auch die Faktoren, die die Weitergabe

42 Vgl. dazu Ulrich Pfister, Protoindustrie und Landwirtschaft, in: Europäische Gewerbe- landschaften vom 16. bis zum 19. Jahrhundert, hg. v. Dietrich Ebeling und Wolfgang Mager, Bielefeld 1997, S. 57-84.

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von Grundbesitz bestimmten. In Verbindung damit wird nach der Exi- stenz oder dem Umfang des korporativen Landbesitzes gefragt: Schlossen sich individuelle Vefügungsgewalt über bestimmte Landflächen und tier- ras de común repartimiento in einer Gemeinde aus oder existierten beide Besitzformen parallel zueinander? Schließlich untersucht die Arbeit auch, inwieweit die Größe des kollektiven Landbesitzes auch Auswirkungen auf den Handlungsspielraum der Gemeindeverwaltung und seiner politischen Vertreter hatte.

Aufgrund des bestehenden Forschungsdefizits zur innergemeindlichen Landverteilung wird die Analyse nicht für die gesamte Region durchge- führt, sondern bezogen auf einen begrenzten Untersuchungsraum: den Distrikt Cholula in Zentralmexiko. Wie in der deutschen Historiographie läßt sich auch für Mexiko durch eine räumliche Verengung eine Erweite- rung der Kenntnisse über soziale und ökonomische Differenzierungen innerhalb der Gemeinden erreichen. In Europa hat sich für solche Studien die Form der Mikro-Historie durchgesetzt.43 Im Kontext der Mexikofor- schung muß betont werden, daß die neuere Mikro-Historie im europäi- schen Sinn andere Schwerpunkte setzt als die ältere mexikanische micro- historia. Ziel der gegenwärtigen Ausrichtung ist es nicht, sich mit dem Forschungsgegenstand zu identifizieren, sich in Personen einzufühlen oder gar der Illusion zu erliegen, durch die Eingrenzung des Raumes ein Abbild der Vergangenheit schaffen zu können. Diese Vorgehensweise findet sich häufig in Arbeiten zu Themen der Alltags- oder der Lokalge- schichte und ist typisch für die traditionelle mexikanische micro-historia.

Diese Bezeichnung geht zurück auf eine Studie von Luis González aus den 1960er Jahren.44 González, der als Pionier und wichtigster Vertreter

43 Vgl. zur Mikro-Historie allgemein Hans Medick, Mikro-Historie, in: Winfried Schulze (Hg): Sozialgeschichte, Alltagsgeschichte, Mikro-Historie: eine Diskussion, Göttingen 1994, S. 44-53; ders., Weben und Überleben in Laichingen, 1650-1900. Lokalgeschichte als Allgemeine Geschichte, Göttingen 1996, S. 13-37; sowie den einleitenden Aufsatz von Jürgen Schlumbohm, Mikrogeschichte – Makrogeschichte: Zur Eröffnung einer Debatte, in: ders. (Hrsg.): Mikrogeschichte – Makrogeschichte: komplementär oder inkommensu- rabel?, Göttingen 1998, S. 7-32 (Göttinger Gespräche zur Geschichtswissenschaft, Bd. 7).

Zur Bedeutung der Mikro-Historie für die Historische Anthropologie siehe van Dülmen, Historische Anthropologie, S. 47-50. Zum Verhältnis der Mikro-Historie zur Sozialge- schichte und zur Postmoderne sowie zu den Unterschieden der italienischen und der deutschen Mikro-Historie siehe George G. Iggers, Historiography in the Twentieth Centu- ry. From Scientific Objectivity to the Postmodern Challenge, London 1997, S. 101-117.

44 Luis González, Pueblo en vilo. Micro-historia de San José de Gracia, Mexiko-Stadt 1967.

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I. Einleitung 31

dieser Forschungsrichtung gilt, hat in einem Artikel Anfang der neunzi- ger Jahre noch einmal die besondere Verbindung zum Forschungsgegen- stand und die Notwendigkeit des „Sich-Einfühlens“ betont.45

Diese Auffassung steht in Gegensatz zu der europäischen Ausprägung der Mikro-Historie. Einer ihrer bedeutendsten Vordenker ist Carlo Ginz- burg, dessen theoretische Ausführungen und eigene Studien einen ande- ren Anspruch erheben und diesen auch einlösen.46 Der eng begrenzte Untersuchungsraum wird in dieser Ausrichtung nicht als ein Mikrokos- mos verstanden, der sich quasi aus sich selbst erklärt, sondern in Bezug gesetzt zu Fragestellungen und Konzepten aus der Makro-Historie. Durch die Verkleinerung des Beobachtungsmaßstabes arbeitet die Mikro- Historie wie ein Mikroskop, mit dem Ziel, bisher Verborgenes sichtbar zu machen. Voraussetzung dazu ist ein Quellenkorpus, das die Verknüpfung von Daten aus verschiedenen Themenfeldern und damit die Darstellung komplexer Wechselbeziehungen ermöglicht.47

Auch für das koloniale Mexiko bilden mikro-historische Studien einen wichtigen Ansatz, um die bestehenden Forschungsdefizite auf der Ebene der Lebenszusammenzuhänge sogenannter „kleiner Leute“ zu verringern.

Allerdings entspricht die Quellenlage für die Gemeinden Neu-Spaniens vielfach nicht den Beständen, die sich in verschiedenen europäischen Staaten finden lassen. Daher sind so umfassende Studien, wie sie bei- spielsweise für deutsche Kleinstädte durchgeführt wurden, im Falle Me- xikos nur schwer realisierbar.48 Das gilt besonders für die Verknüpfung der Mikro-Historie mit der Proto-Industrialisierungsforschung, die in

45 Luis González, Terruño, microhistoria y ciencias sociales, in: Pedro Pérez Herrero, Región e Historia en México (1700-1850). Métodos de análisis regional, Mexiko-Stadt 1991, S. 23-36, insbesondere S. 30.

46 Carlo Ginzburg, Mikro-Historie. Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß, in: Histo- rische Anthropologie. Kultur, Geschichte, Gesellschaft 1 (1993), S. 169-192.

47 Hervorzuheben sind im internationalen Forschungskontext die Arbeiten von Sabean über das schwäbische Neckarhausen. Er betont die wichtige Funktion der Familie und von Verwandtschaftsbeziehungen nicht nur im sozialen, sondern auch im ökonomischen Bereich. David W. Sabean, Property, Production, and Family in Neckarhausen, 1700-1870, Cambridge 1990; sowie ders., Kinship in Neckarshausen, 1700-1870, Cambridge 1998.

48 Auch Van Young lobt ausdrücklich Sabeans Arbeiten zu Neckarhausen und beklagt gleichzeitig die neu-spanische Quellenlage, die vergleichbare Studien vielleicht niemals erlauben wird: „because we may never discover the sort of documentation produced by the burgeoing German, French, or English states.“ Van Young, The New Cultural History, S. 242.

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Deutschland zu wichtigen neuen Erkenntnissen geführt hat,49 die in dieser Form mit dem gegenwärtig bekannten Quellenbestand für Mexiko nicht zu leisten ist. Dennoch wird an zwei Studien angeknüpft, die sich dem Thema Proto-Industrialisierung in Hispanoamerika bzw. in Zentralmexi- ko widmen, und deren Erkenntnisse am konkreten Fall überprüft und erweitert.50 Die Mikro-Historie bietet eine methodische Orientierung, die es erlaubt, Detailstudien durchzuführen, in denen sich verschiedene As- pekte verknüpfen lassen, ohne den makro-historischen Bezugsrahmen aus dem Blickwinkel zu verlieren. Eine auf solcher Grundlage durchgeführte Studie will keine Lokalgeschichte schreiben, sondern die Ergebnisse der Analyse in eine übergeordnete Fragestellung einbinden.

Als Untersuchungsraum für die hier vorgelegte mikro-historisch ori- entierte Studie wurde der Distrikt Cholula im Hochbecken von Puebla ausgewählt, eines der drei Hochtäler Zentralmexikos, die das Kerngebiet der Nahua-Bevölkerung und in vorspanischer Zeit auch des Aztekenrei- ches bildeten. Der Nahua-Kulturraum umfaßte verschiedene politische Einheiten, die gemeinsam große Teile Mesoamerikas beherrschten und wichtige ökonomische, religiöse und kulturelle Zentren hervorbrachten.

Da sich in den drei Hochbecken während der Kolonialzeit auch zahlrei- che Spanier ansiedelten, wird eine Untersuchung ökomischer Kontakte zwischen der indianischen Bevölkerung und einer sehr heterogenen spa- nischen Gruppe ermöglicht, die nicht nur aus Beamten oder Großgrund- besitzern bestand, wie es in vielen peripheren Regionen des Landes der Fall war. Im Tal von Mexiko hatten die Spanier Tenochtitlan, das Zent- rum des aztekischen Imperiums, unter dem Namen México zum Sitz des Vizekönigs gemacht. Sowohl während der Hochphase der aztekischen Macht als auch während der Kolonialzeit bildete diese Metropole durch ihre überregionale Bedeutung und ihre Größe stets einen Sonderfall. Da- gegen wurde im Hochbecken von Puebla eine spanische Stadt gegründet, die über keine präkolumbischen Vorläufer verfügte. Puebla de los Ange- les lag auf dem Weg zwischen Mexiko-Stadt und dem Atlantikhafen Ve- racruz und spielte daher eine zentrale Rolle für die Verbindung mit dem

49 Siehe dazu beispielhaft die Arbeiten von Medick über Laichingen und von Schlum- bohm über Belm. Medick, Weben und Überleben; und Jürgen Schlumbohm, Lebensläufe, Familien und Höfe. Die Bauern und Heuerleute des Osnabrückschen Kirchspiels Belm in proto-industrieller Zeit, 1650-1860, Göttingen 1994.

50 Manuel Miño Grijalva, La protoindustria colonial hispanoamericana, Mexiko 1993;

Ouweneel, Shadows over Anahuac.

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