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Diabetes und KomorbiditätPrävalenz und Behandlungskosten in der Schweiz

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Academic year: 2022

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Grundlage der Studie (1) sind Abrech- nungsdaten der Krankenkasse Helsana aus dem Jahr 2011. Da die ärztliche Diagnose in diesen Daten nicht zur Ver- fügung steht, schloss man anhand der verordneten Medikamente und Mass- nahmen, woran die Patienten erkrankt waren. Das schränkt die Aussagekraft der Resultate ein. Beispielsweise konn- ten häufige Komplikationen des Diabe- tes, wie chronische Nierenerkrankun- gen, damit nicht erfasst werden. Trotz- dem ist diese Studie von Interesse für die Praxis, denn sie ist, nach Aussage der Studienautoren, die erste umfas- sende Untersuchung in der Schweiz zur Prävalenz bestimmter Erkrankungen bei Diabetikern und Nichtdiabetikern.

Ausgewertet wurden die Daten von 932 612 Versicherten aus dem Jahr 2011. 50 751 von ihnen galten gemäss verordnetem Medikamentenspektrum als Diabetiker (Verordnung von min- destens einem oralen blutzuckersen- kenden Medikament, Insulin oder einem anderen Diabetesmedikament).

Die Diabetesprävalenz in dieser Stich- probe betrug demnach 5,4 Prozent.

Das liegt in der Grössenordnung, die vor einigen Jahren von einem Team der Universität Zürich für die Schweiz auf- grund verschiedener Quellen errechnet

wurde (2). Exakte Daten, wie viele Dia- betiker in der Schweiz leben, gibt es nicht.

Welche (Ko-)Morbidität ist bei Älteren am häufigsten?

Die Prävalenzen wurden für zwei Al- tersgruppen errechnet (18 bis 64 Jahre bzw. über 64 Jahre). Erwartungsge- mäss zeigte sich, dass bei den Älteren der Anteil der Diabetiker mit 12,8 Pro- zent wesentlich höher war als bei den 18- bis 64-Jährigen mit 2,8 Prozent.

Ähnlich verhielt es sich auch bei der Anzahl der Komorbiditäten: Jüngere Diabetiker hatten meist nur Diabetes (75%), während die meisten Diabeti- ker über 64 Jahre mehr als zwei zusätz- liche Erkrankungen aufwiesen (67,5%).

Bei den Patienten, die wegen etwas an- derem als Diabetes behandelt worden waren, fand sich bei mehr als der Hälfte (60%) mindestens eine chronische Er- krankung. Wie nicht anders zu erwar- ten war, hatten auch bei den Nicht - diabetikern die jüngeren Patienten tendenziell weniger chronische Komor- bidi täten als die älteren.

Die beiden häufigsten chronischen Er- krankungen sind bei Diabetikern wie Nichtdiabetikern über 64 Jahre die gleichen: Kardiovaskuläre Erkrankun- gen inklusive Hypertonie stehen bei beiden Gruppen auf Platz eins, sie be- treffen 91 Prozent der Diabetiker und 62,8 Prozent der nicht diabetischen Pa- tienten. Auf Platz zwei folgen die rheu- matologischen Erkrankungen; unter ihnen leiden 55 Prozent der Diabetiker und 47,1 Prozent der Nichtdiabetiker.

Die nachfolgenden vier Erkrankungen gehören bei beiden Gruppen zu den

häufigsten, nur ihre Rangfolge ist bei Diabetikern und Nichtdiabetikern un- terschiedlich: Hyperlipidämie (Diabe - tiker: 53,4%; Nichtdiabetiker: 25,7%), Schmerzen (49,8 vs. 39%), psychische Erkrankungen wie Schlafstörungen oder Depression (41 vs. 35,4%) und durch Hyperazidität assoziierte Erkrankungen (39,4 vs. 30,8%).

Generell ist festzustellen, dass sämtli- che genannten chronischen Erkrankun- gen bei Diabetikern häufiger vorkom- men als bei Nichtdiabetikern.

Kostenanalyse nach Komorbidität Dass die Behandlung eines Patienten teurer wird, je mehr Erkrankungen er hat, ist eine Binsenweisheit. Um welche Grössenordnungen es hierbei geht, ist weniger klar. Einige konkrete Zahlen liefert die vorliegende Studie. Demnach lagen 2011 in der Schweiz die durch- schnittlichen Behandlungskosten eines Diabetikers mit einer Komorbidität um 996 Franken pro Jahr höher als bei einem Diabetiker ohne Komorbidität, bei zwei Komorbiditäten waren es 2187 Franken mehr, ab drei und mehr Komorbiditäten 10 584 Franken mehr pro Jahr (alle Altersgruppen zusammen).

Zu den drei teuersten Komorbiditäten bei Diabetikern zählten 2011 Erkran- kungen, die nicht zwingend mit Dia - betes zu tun haben: durch Hyperazidi- tät bedingte Erkrankungen (+7957 Fr.

pro Jahr), Schmerz (+7567 Fr. pro Jahr) und psychische Störungen (+7070 Fr.

pro Jahr). Typischerweise mit Diabe- tes assoziierte Erkrankungen schlagen weniger stark zu Buche, so die Behand- lung von Diabetikern mit kardiovas- kulärer Komorbidität (+4352 Fr. pro Jahr) oder Hyperlipidämie (+1966 Fr.

pro Jahr).

Renate Bonifer

1. Huber CA et al.: Estimating the prevalence of comorbid conditions and their effect on health care costs in patients with diabetes mellitus in Switzerland. Dia - betes, Metabolic Syndrome and Obesity: Targets and Therapy 2014; 7: 455–465.

2. Bopp M et al.: Routine data sources challenge inter - national diabetes Federation extrapolations of national diabetes prevalence in Switzerland. Diabetes Care 2011; 34(11): 2387–2389.

Interessenlage: Die Erstautorin der aktuellen Studie (1) ist Mitarbeiterin der Helsana. Die Studie wurde von MSD Schweiz finanziell unterstützt.

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ARS MEDICI 62015

STUDIE REFERIERT

Diabetes und Komorbidität

Prävalenz und Behandlungskosten in der Schweiz

In einer Auswertung von Schweizer Krankenkassendaten ging man der Frage nach, welche weiteren Erkrankungen typischerweise mit Diabetes assoziiert sind und welchen Einfluss dies auf die Behandlungskosten hat.

Diabetes, Metabolic Syndrome and Obesity

❖Viele chronische Krankheiten kommen bei Diabetikern häufiger vor als bei Nichtdiabetikern.

MERKSATZ

Referenzen

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