Erg¨ anzungen zur Physik I
U. Straumann, 22. Oktober 2013 Physik - Institut Universit¨ at Z¨ urich
Inhaltsverzeichnis
1 Relativbewegungen 2
1.1 Relativit¨ atsprinzip der Mechanik . . . . 2
1.2 Die Kinematik in einem bewegten Bezugssystem . . . . 3
1.3 Die Dynamik in einem bewegten Bezugssystem . . . . 6
1.4 Beispiele und Spezialf¨ alle f¨ ur bewegte Systeme . . . . 7
1.4.1 Gleichf¨ ormig bewegtes System S
r. . . . 7
1.4.2 Rein translatorisch beschleunigtes System S
r. . . . 7
1.4.3 Gleichf¨ ormig rotierendes System S
r. . . . 7
1.5 Tr¨ agheitseffekte auf der Erde . . . . 9
2 Eigenschaften des Kreisels 11
2.1 Tr¨ agheitstensor und Eulersche Kreisel-Gleichungen . . . . 11
2.2 Der kr¨ aftefreie rotationssymmetrische Kreisel . . . . 15
2.3 Stabilit¨ at der Drehachse f¨ ur K¨ orper ohne Rotationssymmetrie . . . . 17
2.4 Symmetrischer Kreisel im Schwerefeld (Pr¨ azession) . . . . 18
2.5 Rotationsenergie und Energiesatz f¨ ur die allgemeine Drehung . . . . 20
1 Relativbewegungen
Bei der Diskussion der Newtonschen Prinzipien wurde betont, dass diese nur in einem Inertial- system g¨ ultig sind. Nach dem 1. Newtonschen Prinzip ist das ein solches Koordinatensystem, in dem ein isolierter, also keinen Kr¨ aften unterworfener Massenpunkt sich mit konstanter Ge- schwindigkeit bewegt.
1Als Inertialsystem haben wir meist ein auf der Erdoberfl¨ ache veranker- tes Koordinatensystem benutzt
2. Die mit der Newtonschen Mechanik berechneten Bewegungen stimmten ausgezeichnet mit den Messungen ¨ uberein.
Es stellen sich dann die Fragen: Wie kann man verschiedene Inertialsysteme unterscheiden? Wie lauten die Bewegungsgleichungen in Nicht-Inertialsystemen? Insbesondere die Beantwortung der zweiten Frage ist von grosser praktischer Bedeutung, da wir sehen werden, dass Rechnungen oft vereinfacht werden k¨ onnen, wenn man sie in einem beschleunigten Nicht-Inertialsystem ausf¨ uhrt.
1.1 Relativit¨ atsprinzip der Mechanik
Ein Koordinatensystem k¨ onnen wir uns immer durch Vektoren in einem starren K¨ orper realisiert denken. In einem solchen K¨ orper bleiben per definitionem die Abst¨ ande beliebiger Punktepaare konstant. Wir betrachten zwei Systeme dieser Art, das S-System (z.B. Laborsystem) mit den xyz-Achsen und das relative S
r-System mit den x
ry
rz
r-Achsen (Abb. Seite 3). Der Ort eines Massenpunktes m wird durch die Ortsvektoren ~ r und ~ r
rfestgelegt.
Dann gilt ~ r = ~ r
◦+ ~ r
r. (1)
Wir setzen voraus, dass in beiden Systemen die klassische, nicht-relativistische Mechanik gilt, d.h. alle Geschwindigkeiten sind klein gegen¨ uber der Lichtgeschwindigkeit (v c). Dann gelten bis zu einer hohen Genauigkeit die klassischen Vorstellungen von Raum, Zeit und Masse:
a) In beiden Systemen werden die gleichen Massst¨ abe zur L¨ angenmessung verwendet. Das impliziert, dass die Standard-Massst¨ abe von S und S
rverglichen werden k¨ onnen.
b) Beide Systeme benutzen die gleiche Zeit. Wenn in S eine Zeit ∆t zwischen zwei Ereignissen beobachtet wird, so wird in S
rdas gleiche Intevall ∆t
r= ∆t gemesen.
c) Der Massenpunkt hat in beiden Systemen die gleiche Masse.
In der Relativit¨ atstheorie sind diese drei Annahmen nicht mehr haltbar, sobald die Geschwin- digkeiten der Gr¨ osse nach mit c vergleichbar werden.
Wir wollen nun annehmen, durch Versuche habe sich erwiesen, dass S ein Inertialsystem sei.
Dann l¨ asst sich sofort zeigen, dass auch S
rein Inertialsystem ist, falls es sich gleichf¨ ormig ge- radlinig gegen¨ uber S bewegt, d.h. wenn gilt
d~ r
◦dt = ~ v
◦= konst. (2)
1Vgl. Halliday, Kap. 5-3.
2und dabei die Rotation der Erde als kleinen Effekt vernachl¨assigt. Ein Labor auf der Erde ist bei genauer Messung jedoch ein beschleunigtes Nicht-Inertialsystem mit den entsprechenden Schein- oder Tr¨agheitskr¨aften.
Denn zweimalige Differenziation von Gl.(1) liefert d~ r
dt = ~ v = d~ r
◦dt + d~ r
rdt = ~ v
◦+ ~ v
rund d
2~ r
dt
2= ~a = d
2~ r
rdt
2= ~a
r.
Aus ~a = ~a
rfolgt aber, dass die Kr¨ afte F ~ = m~a und F ~
r= m~a
rin beiden Systemen die gleichen sind; demzufolge gilt auch in S
rdie Newtonsche Mechanik, S
rist auch ein Inertialsystem. Alle Koordinatensysteme, die sich gleichf¨ ormig geradlinig gegen¨ uber einem Inertialsystem bewegen, sind also ebenfalls Inertialsysteme. Sie lassen sich nicht unterscheiden, und es ist daher unm¨ oglich festzustellen, ob eines dieser Systeme “absolut in Ruhe” ist. Dies ist das Relativit¨ atsprinzip der Mechanik.
Wenn Gl. (2) gilt, so l¨ asst sich Gl. (1) auch in der Form der Galilei-Transformation
~
r = ~ r
r+ ~ v
◦t (3)
schreiben. Wenn diese Transformationsgleichung zwischen den Systemen S und S
rg¨ ultig ist, gilt das Relativit¨ atsprinzip der Mechanik, das man auch in folgenden Worten formulieren kann:
Es ist einem Beobachter unm¨oglich, mit Hilfe von mechanischen Experimenten herauszufinden, ob sein Bezugssystem in Ruhe oder in gleichf¨ormiger Bewe- gung ist.
Mittels anderer Wechselwirkungen wie z.B. elektrodynamischen oder optischen Versuchen ist eine solche Unterscheidung ebensowenig m¨ oglich.
1.2 Die Kinematik in einem bewegten Bezugssystem
Wir behandeln jetzt eine beliebige Bewegung (auch Rotationen und damit beschleunigte Sys- teme) des Systems S
rgegen¨ uber dem Inertialsystem S (im Folgenden Ruhe- oder Laborsystem genannt. Ein ausgedehnter K¨ orper mit einer allgemeinen Bewegung hat sechs Freiheitsgrade, 3 der Translation und 3 der Rotation. Es gelte wie oben die klassische Mechanik.
Das bewegte Bezugssystem sei ein starrer Raum S
r(x
r, y
r, z
r) (Fahr- zeug), der vom ruhenden System S(x, y, z) aus beschrieben wird mit
~
r
◦, ~ v
◦(Ortsvektor und Geschwindigkeit des Ursprungs von S
r) und
~
ω (Winkelgeschwindigkeit von S
rum eine Achse durch den Ursprung von S
r). Im relativen System S
r(x
r, y
r, z
r) wird eine Masse m mit ~ r
r,
~
v
rund ~a
rgekennzeichnet. Im ruhenden System beschreiben ~ r, ~ v und ~a die Masse m. F¨ ur eine reine Translation von S
rgilt: ~ v = ~ v
◦. F¨ ur eine reine Rotation von S
rgilt f¨ ur einen Massenpunkt: ~ v = ~ ω
×~ r
r.
6
- 1
~ ω
S z
x y
6- 1
S
rz
rx
ry
r
7
~ r
~ r
◦~ r
rm
uDer Koordinatenursprung von S
rliegt auf der Drehachse. Die Winkelgeschwindigkeit ist (im
Gegensatz zum Drehimpuls ~ L
◦und dem Drehmoment ~ τ
◦) unabh¨ angig von der Wahl des Bezugs-
punktes.
Beweis: P
◦und ´ P
◦seien zwei beliebige Bezugspunkte mit relativem Verbindungsvektor ~ s.
~ ω
6 -
Sr
zr
xr
~
rr
mt
P◦
@I:@~r´p~sP´◦
Die F¨ uhrungsgeschwindigkeit des Fahrzeuges ist
~ v
F= ~ v
◦+~ ω×~ r
rbzw. ~ v
F= ´ ~ v
◦+´ ~ ω× ~ r ´
r; weiter ist ~ v ´
◦= ~ v
◦+~ ω×~ s; ~ r ´
r= ~ r
r−~s
⇒
~ v
F= ~ v
◦+~ ω
×~r
r= ~ v
◦+ ~ ω
×~s+ ´ ~ ω
×~r
r−~ ω ´
×~s
⇒(~ ω
−~ ω) ´
×~r
r= (~ ω
−~ ω) ´
×~s.
Diese Vektorgleichung kann nur dann f¨ ur alle ~ r
rerf¨ ullt werden, wenn ~ ω = ´ ω ~ gilt, qed.
F¨ ur eine allgemeine Bewegung des Fahrzeuges ist die Geschwindigkeit eines beliebigen Punktes beschrieben durch die Addition
3der beiden oben angegebenen Terme f¨ ur reine Translation bzw.
Rotation: ~ v
F= ~ v
◦+ ~ ω
×~ r
r. Mit der absoluten Zeit
4t = t
rund unter Beachtung der Tatsache, dass infolge der Drehung d
r~ r
rdt
6=d~ r
rdt ist
5, gilt in den beiden Systemen f¨ ur den Ortsvektor, die Geschwindigkeit und den Beschleunigungsvektor eines Punktes:
S(x, y, z) S
r(x
r, y
r, z
r) Relativbewegung Ort: ~ r(t) = ~ r
◦+ ~ r
r~ r
r(t
r) = ~ r
r(t) Geschwindigkeit: ~ v = d~ r
dt ~ v
r= d
r~ r
rdt
r= d
r~ r
rdt Beschleuigung: ~a = d~ v
dt = d
2~ r
dt
2~a
r= d
r~ v
rdt = d
2r~ r
rdt
2Spezialfall: nur F¨ uhrungsgeschwindigkeit m mit Fahrzeug verbunden
~ v
F= ~ v
◦+ ~ ω
×~ r
r~ r
r= konst
~a
F= d~ v
Fdt
~vr=0
~ v
r= ~a
r= 0
Gefragt wird nun nach der Beziehung zwischen den beiden Systemen. F¨ ur den allgemeinen Fall mit der Masse m und ~ v
r 6= 0 setzt sich die Geschwindigkeit aus der F¨uhrungsgeschwindigkeit des Fahrzeugs ~ v
Fund der vom Fahrzeug aus gesehenen Geschwindigkeit ~ v
rzusammen:
~ v = ~ v
F+ ~ v
r= ~ v
◦+ ~ ω
×~ r
r+ ~ v
r= ~ v
◦+ ~ ω
×~ r
r+ d
r~ r
r:::::::::::::::::
dt
(4) Andererseits kann diese gesamte Geschwindigkeit ~ v auch durch Ableiten des gesamten Ortsvek-
3Beachte, dass~vF,~v◦ und ~ω×~rr alle drei normale polare Vektoren sind, die addiert werden k¨onnen. Axiale Vektoren wie~ωk¨onnen nicht so einfach addiert werden.
4Dies gilt nur f¨urvc; sonst muss die Relativit¨atstheorie bem¨uht werden.
5d~rr
dt differenziert im ruhenden und drdt~rr im bewegten System. Wegen der relativen Bewegung und der Drehung k¨onnen diese beiden Ableitungen nicht identisch sein – wir m¨ussen eine Beziehung zwischen beiden suchen.
tors im System S berechent werden:
~ v = d
dt (~ r
◦+ ~ r
r) = ~ v
◦+ d~ r
r::::::::
dt
(5) Die beiden Gleichungen sind gleich, die Beziehung f¨ ur die Transformation der Ableitung vom System S in das System S
rlautet also
d~ r
rdt = d
r~ r
rdt + ~ ω
×~ r
r(6)
Dies gilt nicht nur f¨ ur ~ r
rsondern auch f¨ ur jeden beliebigen Vektor A ~ d ~ A
dt = d
rA ~
dt + ~ ω
×A ~ (7)
F¨ ur die Beschleunigungen gilt:
•
Absolutbeschleunigung: ~a =
d~dtv=
ddt2~r•
Relativbeschleunigung: ~a
r=
drdt~vr=
ddt2r~r2r•
F¨ uhrungsbeschleunigung: ~a
F=
d~dtvF dr~rrdt =~vr=0
Mit den Gleichungen (4) und (7) kann ein Zusammenhang zwischen den Beschleunigungen ge- funden werden:
Es ist d~ ω
:::
dt
= d
r~ ω
dt + ~ ω
×~ ω
| {z }
=0
= d
r~ ω
:::
dt
und ~a = d~ v dt = d~ v
◦dt + d
dt (~ ω
×~ r
r) + d dt
d
r~ r
rdt
.
Wende den Operator d
dt von Gl.(7) auf d
r~ r
rdt an: d
dt d
r~ r
rdt
= d
rdt
d
r~ r
rdt
+ ~ ω
×d
r~ r
rdt
⇒
~a = d~ v
◦dt + d~ ω
dt
×~ r
r+ ~ ω
×d~ r
rdt + d
2r~ r
rdt
2+ ~ ω
×d
r~ r
rdt , mit Gl.(7) f¨ ur A ~ = ~ r
rwird ~a = d~ v
◦dt + d~ ω
dt
×~ r
r+ ~ ω
×d
r~ r
rdt + ~ ω
×(~ ω
×~ r
r) + d
2r~ r
rdt
2+ ~ ω
×d
r~ r
rdt
~a = d~ v
◦dt + d~ ω
dt
×~ r
r+ ~ ω
×(~ ω
×~ r
r)
| {z }
~a
F+ 2
·~ ω
×d
r~ r
rdt
| {z }
~a
C+ d
2r~ r
rdt
2| {z }
~a
r(8)
~a = + +
Wir k¨ onnen also zusammenfassen:
~a = ~a
F+ ~a
r+ 2
·~ ω
×~ v
r= ~a
F+ ~a
r+ ~a
C(9)
Die verschiedenen Beschleunigungsterme bezeichnen wir wie folgt:
~a
F= ~a
T+ ~a
Z+ ~a
ωFuehrungsbeschleunigung (10)
~a
T= d~ v
◦dt Beschleunigung des Ursprungs von S
r(11)
~a
Z= ~ ω
×(~ ω
×~ r
r) Zentrifugal
−Beschleunigung (12)
~a
ω= d~ ω
dt
×~ r
rBeschleunigung aufgrund Aenderung von ~ ω (13)
~a
C= 2
·~ ω
×~ v
rCoriolisbeschleunigung (14)
~a
r= d
2r~ r
rdt
2Relativbeschleunigung, gemessen in S
r(15)
Eine Coriolisbeschleunigung ~a
Ctritt nur dann auf, wenn das bewegte System eine Drehung ~ ω ausf¨ uhrt und der Massenpunkt eine Relativgeschwindigkeit ~ v
r6= 0 hat (und~ v
rnicht parallel zu
~
ω liegt).
1.3 Die Dynamik in einem bewegten Bezugssystem
Das Aktionsprinzip der Bewegung eines K¨ orpers mit Masse m im System S ist m~a =
n
X
i=1
F ~
i= F ~ mit F ~ gleich den resultierenden ¨ ausseren Kr¨ aften. Dann gilt auch (mit Gl.(9)):
m~a = m(~a
r+ ~a
F+ ~a
C) = F . ~
Ein in S
rmitbewegter Beobachter registriert nur die Relativbeschleunigung ~a
rund findet deshalb f¨ ur das Aktionsprinzip m~a
r= F ~
−m~a
F−m~aCbzw. (mit
−m~aF=: Z ~ sowie
−m~aC=
−2·m(~ ω
×~
v
r) = 2
·m(~ v
r×~ ω) =: C) ~
m~a
r= F ~ + Z ~ + C ~ (Aktionsprinzip im bewegten System). (16)
Z ~ (die F¨ uhrungskraft, in der die Zentrifugalkraft
−m~ω
×(~ ω
×~ r
r) enthalten ist) und C ~ (die Co-
rioliskraft) haben die Dimension einer Kraft; sie sind jedoch in S keine wahrhaft existierenden
Kr¨ afte, sondern Schein- oder Tr¨ agheitskr¨ afte, die ein bewegter Beobachter als Korrektur in die
Newtonsche Bewegungsgleichung einf¨ uhren muss, wenn er dort an Stelle der Beschleunigung ~a
die Relativbeschleunigung ~a
reinsetzt. Sie haben keine Reaktionskr¨ afte. Obwohl sie nur Schein-
oder Tr¨ agheitskr¨ afte sind, existieren sie als reale Kraft im bewegten System S
r. Ein beschleunig-
tes Bezugssystem ist kein in sich abgeschlossenes Inertialsystem, es m¨ ussen von aussen Kr¨ afte
wirken, um das System mit Massen zu beschleunigen.
1.4 Beispiele und Spezialf¨ alle f¨ ur bewegte Systeme
1.4.1 Gleichf¨ormig bewegtes System
S
rEs ist ~ v
F= ~ v
◦= konst, folglich ~a
F= ~a
C= 0 und somit ~a
r= ~a. Dann ist auch S
rein Inertialsystem, wie wir schon in Abschnitt 1 diskutiert haben.
1.4.2 Rein translatorisch beschleunigtes System
S
rIn einem rein translatorisch beschleunigten Bezugssystem gilt ω ~ = 0, C ~ = 0 und damit m~a
r= F ~ + Z ~ = F ~
−m~a
F. Mit ~ v
F= ~ v
◦(t) folgt ~a
F=
d~dtv◦= ~a
◦. Damit sp¨ urt z.B. der Insasse eines mit ~a
◦beschleunigten Fahrzeuges die Kraft m~a
r= F ~
−m~a
◦. Wenn die auf ihn wirkende Kraft F ~ = 0 ist, erf¨ ahrt er die beschleunigende Tr¨ agheitskraft m~a
r=
−m~a◦. S und S
rsind nicht mehr
¨ aquivalent, in den beiden Systemen werden unterschiedliche Beschleunigungen gemessen.
Beispiel: Mathematisches Pendel auf einer vertikal beschleunigten Plattform
6
x
-z
AA A
A AAu
`
?
Z
A A A KF
∗ϕ
?
G
6a
◦Es ist Z ~ =
−m~a◦=
−ma◦~ k und damit die Bewegungsgleichung f¨ ur die Tangentialkomponente
m` d
2rϕ
dt
2=
−(mg+ ma
◦) sin ϕ.
F¨ ur kleine Ausschl¨ age ist sin ϕ
'ϕ, also d
2rϕ
dt
2+
g + a
◦`
ϕ = 0. Mit dem Ansatz
ϕ(t) = ϕ
◦cos(Ωt
−δ) ist Ω =
r
g + a
◦` die Kreisfrequenz des Pendels.
F¨ allt die Plattform frei, so ist g =
−a◦, also Ω = 0, d.h. die Schwingungsdauer T =
2πΩist unendlich. Der freie Fall merkt keine Gravitationskraft.
1.4.3 Gleichf¨ormig rotierendes System
S
rDie translatorische Bewegung verschwindet ~ v
◦= 0. w ~ ist konstant. Wir behandeln zwei Experi- mente auf dem Drehtisch.
a) Ein Massenpunkt m sei auf einer mit konstanter Winkelgeschwindigkeit ~ ω sich drehenden,
horizontalen Unterlage durch eine Feder mit der Drehachse verbunden. m sei relativ zur
Unterlage in Ruhe. Es herrscht scheinbares Gleichgewicht. Im ruhenden System beschreibt
m eine Kreisbahn. Die wahren Kr¨ afte sind, wenn keine Reibungen vorhanden sind,
6
~ ω
~ r
r -∼∼∼∼∼ u6-
?
Z ~
N ~ G ~ F ~
FG = N und F
F= m v
2r = mr
rω
2.
Ein mitbewegter Beobachter muss eine Scheinkraft ein- zuf¨ uhren, um sich die relative Ruhe erkl¨ aren zu k¨ onnen. Es ist
~ v
F= ~ ω
×~ r
r, ~ v
r= 0, also C ~ = 0
sowie ˙ ~ v
◦= 0 und
d~dtω= 0. Damit ergibt sich die F¨ uhrungskraft aus Gl.(10) zu
Z ~ =
−m~aF=
−m[~ω
×(~ ω
×~ r
r)] , der Zentrifugalkraft
6. Ihr Betrag ist gerade Z = mr
rω
2(da ~ ω
⊥~ r
rsteht). Z ~ und F ~
Ferf¨ ullen also die Gleichgewichtsbedingung im beschleunigten Relativsystem.
b) Vom Ursprung des ruhenden Systems S aus bewegt sich eine Masse m mit konstanter Geschwindigkeit v
◦, es wirken keine ¨ ausseren Kr¨ afte. Der Beobachter in S
rsieht eine spiralf¨ ormig nach aussen bewegte Masse, f¨ ur welche die Geschwindigkeit direkt angege- ben werden kann; in Polarkoordinaten hat sie die Komponenten v
rr=
drdtrr= v
◦und v
rϕ= r
rdrϕrdt
=
−ωrr. Nach einer einfachen Integration erh¨ alt man hieraus auch die Ortskoordinaten r
r= v
◦t und ϕ
r=
−ωt. Gem¨ass Gl.(16) gilt f¨ ur den Beobachter das Aktionsprinzip
m~a
r= Z ~ + C ~ =
−m~aF −m~a
C=
−m·~ ω
×(~ ω
×~ r
r)
−2m
·~ ω
×~ v
r,
d.h. er beobachtet eine Zentrifugalkraft und eine Corioliskraft. Letztere sucht die Richtung der Geschwindigkeit dauernd zu ¨ andern ohne den Betrag zu beeinflussen, wie dies auf der Erde bei den Monsunen, Passatwinden und dem Golfstrom ebenfalls beobachtet wird.
Versucht der Beobachter in S
rdie Masse festzuhalten, so muss er eine Reaktionskraft zu Z ~ + C ~ aufbringen.
6Zur Zentrifugalkraft: vgl. Formel (6-35) im Halliday, Kap.6-5.
1.5 Tr¨ agheitseffekte auf der Erde
In den vorausgegangenen Beispielen spielte der H¨ orsaal und damit die Erde die Rolle des ru- henden Systems. Diese Wahl f¨ uhrte zu keinen Widerspr¨ uchen mit der Erfahrung, obwohl die Erde ein bewegtes Bezugssystem ist. Der Grund liegt darin, dass auf der Erde Z und C viel kleiner als mg sind. Es k¨ onnen aber terrestrische Versuche ausgef¨ uhrt werden, die eindeutig die Tr¨ agheitseffekte als Folge des Bewegungszustandes der Erde zeigen.
Ein Beispiel: Nachweis der Erdrotation mit dem Foucaultpendel
N
S m
β ω→
ω→
Ein schwingendes Pendel beh¨ alt infolge der Tr¨ agheit seine Schwingungsebene im Raum bei. Dieses eigent¨ umliche Verhal- ten offenbart sich beim Foucault-Versuch
7(1850/51 in Paris).
Ein Ort auf der Erde mit der geographischen Breite β ro- tiert mit der Winkelgeschwindigkeit ω
·sin β um eine zur Erd- oberfl¨ ache senkrechte Achse; mit dieser Winkelgeschwindigkeit dreht sich die Erde unter dem schwingenden Pendel hinweg. Die effektive Umlaufszeit der Horizontalebene relativ zur Schwin- gungsebene des Pendels in der geographischen Breite β ist T = 2π/ω sin β mit ω = 2π/24 Stunden. Zur Berechnung wur- de hier ~ ω bei der geographischen Breite β in die Komponenten senkrecht (ω
⊥) und parallel (ω
k) zur Erdoberfl¨ ache zerlegt.
8Die Pendelebene bleibt bei der Drehung im Raum S erhalten, es gilt die Drehimpulserhaltung und die Drehung ist direkt durch ω
⊥gegeben. Es gilt f¨ ur die Corioliskraft C ~ = 2m(~ v
r×~ ω) = 2m(~ v
r×ω
⊥+ ~ v
r×ω
k), wobei nur der erste Term zu einer Auslenkung f¨ uhrt. F¨ ur Z¨ urich mit β
≈47
◦ist T = 34h, am Pol erhalten wir T = 24h und am ¨ Aquator T =
∞.Die Corioliskraft ist auch die Ursache daf¨ ur, dass Hochdruckgebiete auf der Nordhalbkugel im Uhrzeigersinn rotieren, Tiefdruckgebiete in Gegenrichtung. Bei einem Tiefdruckgebiet str¨ omt die Luft aufgrund des Druckgef¨ alles nach innen. Diese Str¨ omung wird auf der Nordhalbkugel durch die Corioliskraft nach rechts abgelenkt und es ergibt sich eine gegen den Uhrzeigersinn gerichtete Rotation.
7F¨ur eine ausf¨uhrlichere Darlegung siehe Halliday, Kap.16-10.
8Dies ist nur deshalb m¨oglich, weil es sich bei~ωum einen axialen Vektor handelt.
Schematische Darstellung der athmosph¨ rischen Zirkulation. Temperaturunterschiede f¨ uhren zu Fall- und Steigstr¨ omungen (rechts dargestellt), die wiederum Hoch- und Tiefdruckgebiete erzeu- gen. Die Corioliskraft bewirkt, dass rotierende Wirbel entstehen. Tiefdruckwirbel k¨ onnen durch bei der Kondensation der aufsteigenden Luftfeuchtigkeit freiwerdender Energie weiter angetrie- ben werden, sodass Wirbelst¨ urme entstehen. Referenz:
http://www.techniklexikon.net/d/atmosph¨arische zirkulation/atmosph¨arische zirkulation.htm
2 Eigenschaften des Kreisels
2.1 Tr¨ agheitstensor und Eulersche Kreisel-Gleichungen
Auf Grund der formalen ¨ Ahnlichkeit von Impuls- und Drehimpulssatz, also von d~ p
dt = F ~ und d~ L
◦dt = ~ τ
◦,
k¨ onnte man vermuten, dass der Beziehung ~ p = m~ v ein ¨ ahnlicher Zusammenhang zwischen L ~ und ~ ω bei der Rotation entspricht. Das ist aber im allgemeinen nicht der Fall. Die Beziehung L
◦z= I
◦ω gilt nur f¨ ur ebene Bewegungen.
9Wird ein Punkt
◦eines starren K¨ orpers festgehalten, dann nennt man die Bewegung um
◦eine Kreiselung. Sie besitzt drei Rotationsfreiheitsgrade, die jedoch wesentlich komplizierter sind als drei reine Translationsfreiheitsgrade. Die Schwierigkeiten mehrerer Rotationsfreiheitsgrade haben folgende Gr¨ unde:
1. Es gibt keine Koordinaten, deren Ableitungen direkt Geschwindigkeiten darstellen, wie bei den Translationen. Drehungen sind Pseudovektoren (axiale Vektoren), deren Reihenfolge nicht wie bei polaren Vektoren vertauscht werden kann.
2. Die Tr¨ agheitsmomente h¨ angen von der Achsenwahl ab. ¨ Andert die Achse mit der Zeit die Richtung, so wird I = I (t), w¨ ahrend in Analogie f¨ ur Translationen die Masse m konstant ist.
3. F¨ ur Drehungen gilt im allgemeinen L ~
6=I~ ω, da L ~ im allgemeinen nicht die Richtung von ~ ω hat. Das Tr¨ agheitsmoment muss daher durch einen Tensor
10 Idargestellt werden, so dass gilt L ~ =
I~ω.
Im Folgenden wird der Tr¨ agheitstensor rein buchhalterisch als Matrix eingef¨ uhrt
11, wobei die Rechenregeln in der Matrizendarstellung zwanglos einsichtig sind.
Ein Beispiel f¨ ur die Aussage L ~
6=I~ ω ist die Hantel, deren Mitte mit einer vertikalen Achse verbunden ist, die mit ~ ω rotiert, und die nicht einer Symmetrieachse entspricht.
dLo dϕ
m
m p2
r2 α
.
Lo
r→1=r→ p→1=p→
→
→
→
ω→
→
Die Hantel ist um den Winkel α gegen diese Drehachse geneigt.
Der Drehimpuls L ~
◦der Hantel bez¨ uglich
◦ist L ~
◦= ~ r
1×~ p
1+
~
r
2×~ p
2, was sich wegen
−~r
2= ~ r
1=: ~ r und
−~p
2= ~ p
1=: ~ p auch als L ~
◦= 2(~ r
×~ p) = 2m(~ r
×~ v) schreiben l¨ asst. L ~
◦dreht sich mit der Winkelgeschwindigkeit ~ ω auf einem Kegelmantel um ~ ω mit dL
◦/dt = L
◦sin α dϕ/dt =
|~ω
×L ~
◦|;L ~
◦und ~ ω stehen also nicht parallel zueinander. Diese Bewegung ist nur m¨ oglich mit einem
¨ ausseren (z.B. durch Lagerkr¨ afte aufgebrachten) Drehmoment
~
τ
◦:=
d~L◦dt= ~ ω
×L ~
◦; ohne Lagerkr¨ afte dreht die Hantel, bis L ~
◦ k~ ω steht und ~ τ
◦= 0 wird.
9Der Kringel im Index steht jeweils um anzugeben, dass die entsprechenden Gr¨ossen bez¨uglich eines raumfesten Bezugspunktes◦betrachtet werden.
10Tensoren sind physikalische Objekte, die durch ihr Transfomationsverhalten definiert sind. Beispielsweise sind Skalare Tensoren 0. Stufe; Vektoren sind Tensoren 1. Stufe. Tensoren 2. Stufe wie das Tr¨agheitsmoment k¨onnen im einmal gew¨ahlten Koordinatensystem durch einen×nMatrix dargestellt werden.
11Eine eingehendere Einf¨uhrung findet sich in den mathematischen Hilfsmitteln zur Physik I.
Wir wollen nun einen allgemeinen Zusammenhang zwischen L ~
◦und ~ ω finden und dann mit Hilfe des Drehimpulssatzes Bewegungsgleichungen, die Eulerschen Kreiselgleichungen, aufstellen, die f¨ ur die Kreiselbewegung gelten, d.h. f¨ ur Bewegungen eines starren K¨ orpers, von dem ein Punkt fest gehalten wird.
Wenn bei einer Kreiselung ein Punkt des K¨ orpers im Raume fest bleibt, dann kann dieser Punkt
◦
als raum- (~ r
i) und k¨ orperfester (´ ~ r
i) Ursprung gew¨ ahlt werden. Es ist dann ~ r
i= ´ ~ r
iund die Zeitabh¨ angigkeit steckt im raumfesten System in den Komponenten von ~ r
iund im k¨ orperfesten System in den Basisvektoren
~i,´~j,´~´kvon ´ ~ r
i. Es gilt nach der Definition des Drehimpulses f¨ ur einen Massenpunkt ~l
◦i= m
i~ r
i×(~ ω
×~ r
i) und damit f¨ ur n Massenpunkte
~ L
◦=
n
X
i=1
~l
◦i=
n
X
i=1
m
i~ r
i×(~ ω
×~ r
i) =
n
X
i=1
m
i[r
2i~ ω
−(~ r
i·~ ω) ~ r
i] (17) wobei im letzten Schritt wird die Vektoridentit¨ at
~a
×( ~b
×~ c) = (~a
·~ c) ~b
−(~a
·~b)~ c (18) verwendet wurde.
F¨ ur einen ausgedehnten K¨ orper ergibt sich L ~
◦=
Z
~
r
×~v dm =
Z~
r
×(~ω
×~r) dm =
Z[r
2~ ω
−(~ r
·~ω) ~ r ] dm =
Z[r
2~ ω
−(xωx+yω
y+zω
z) ~ r ] dm.
(19) Dabei h¨ angt ~ ω in der Summe nicht von i und im Integral nicht von der Massenverteilung ab.
Es besteht jetzt das mathematische Problem, wie man ~ ω aus der Summe herausziehen resp. vor das Integral stellen kann, um so die Beziehung L ~
◦=
I◦~ ω aufstellen und den Tr¨ agheitstensor
I◦bestimmen zu k¨ onnen. Dazu berechnet man die drei Komponenten des Drehimpulses
12L
◦x= ω
xZ
(y
2+ z
2) dm
| {z }
I
xx−ωy Z
yx dm
| {z }
C
yx−ωz Z
zx dm
| {z }
C
zxL
◦y= ω
y Z(x
2+ z
2) dm
| {z }
I
yy−ωx Z
xy dm
| {z }
C
xy−ωz Z
yz dm
| {z }
C
yzL
◦z= ω
zZ
(x
2+ y
2) dm
| {z }
I
zz−ωx Z
xz dm
| {z }
C
xz−ωy Z
yz dm
| {z }
C
yzDie Tr¨ agheitsmomente I in den obigen Gleichungen sind in Analogie zum Tr¨ agheitsmoment der ebenen Bewegung definiert. Die ¨ ubrigen, nichtdiagonalen Terme C werden als Deviationsmomente bezeichnet. F¨ ur alle drei Komponenten erh¨ alt man so in einer buchhalterischen
:::::::::::::::::::::::::::Anordnung
1312Nat¨urlich erh¨alt man das gleiche Ergebnis, wenn man in Gl.(19) direkt das dreifache Vektorprodukt ausrechnet.
13Uberpr¨¨ ufe mittels Matrix-Vektor-Multiplikation (
”Multipliziere die einzelnen Zeilen-Terme der Matrix mit den Spalten-Termen des Vektors“).
L
◦x=I
xxω
x−Cxyω
y−Cxzω
zL
◦y=I
yyω
y−Cyzω
z−Cyxω
xL
◦z=I
zzω
z−Czxω
x−Czyω
y⇒
L ~
◦=:
I~ ω =
+I
xx −Cxy −Cxz−Cyx
+I
yy −Cyz−Czx −Czy
+I
zz
ω
xω
yω
z
, (20)
d.h. man kann den Tr¨ agheitstensor
Ials (3
×3)-Matrix auffassen. In ausgeschriebener Form lautet er:
I
=
R
(y
2+ z
2) dm
−Rxy dm
−Rxz dm
−R
yx dm
R(x
2+ z
2) dm
−Ryz dm
−R
zx dm
−Rzy dm
R(x
2+ y
2) dm
. (21)
Jede Komponente des Drehimpulses ist eine lineare Funktion von allen Komponenten der Win- kelgeschwindigkeit ~ ω. Der Tr¨ agheitstensor
Iist reell und symmetrisch (C
ij= C
ji), und l¨ asst sich daher
14bez¨ uglich eines geeigneten Koordinatensystems ´ S in Diagonalform darstellen. Die Devia- tionsmomente C
ijverschwinden somit allesamt, ¨ ubrig bleiben nur noch die Tr¨ agheitsmomente I
iider zum Hauptachsensystem ´ S geh¨ origen Hauptachsen. Die Einheitsvektoren entlang dieser Hauptachsen bezeichnen wir mit ~ e
1, ~ e
2, ~ e
3. Wir haben also (mit den Abk¨ urzungen: I
xx=: I
1, I
yy=: I
2, I
zz=: I
3) f¨ ur ein Hauptachsensystem:
I
´ =
I
10 0 0 I
20 0 0 I
3
und damit L ~
◦= I
1ω
1~ e
1+ I
2ω
2~ e
2+ I
3ω
3~ e
3. (22) Oft fallen die Hauptachsen mit den (Dreh-)Symmetrieachsen eines K¨ orpers zusammen (Bsp.:
ein Quader und die Achsen des Kartesischen Koordinatensystems). ~ L
◦ist auch im Hauptach- sensystem nicht parallel zu ~ ω, da (ausser f¨ ur eine homogene Kugel) I
1 6=I
2 6=I
3ist.
Beispiel:
• • •
Als einfaches Beispiel sei der Tr¨ agheitstensor eines zweiatomigen Molek¨ uls (H
2, N
2, O
2) im k¨ orperfesten Hauptachsensystem berechnet:
u u
i=1 i=2
d d
- 6
3
1
2 r
11=
−d,r
12= 0, r
13= 0, r
i2= r
2i1+ r
2i2+ r
2i3r
21= +d, r
22= 0, r
23= 0,
I
=
P
m
i(r
i2−r
i1r
i1)
−Pm
ir
i1r
i2 −Pm
ir
i1r
i3−P
m
ir
i2r
i1 Pm
i(r
2i −r
i2r
i2)
Pm
ir
i2r
i3−P
m
ir
i3r
i1 −Pm
ir
i3r
i2 Pm
i(r
2i −r
i3r
i3)
I
= 2m
0 0 0 0 d
20 0 0 d
2
und I
1= 0, I
2= 2md
2, I
3= 2md
2.
14wie in der Linearen Algebra noch gezeigt werden wird
• • •
Bildet man mit Gl.(20), die f¨ ur ein raumfestes Koordinatensystem hergeleitet wurde, die Be- wegungsgleichung (Drallsatz) ~ τ
◦=
d~dtL◦, dann sind die Komponenten des Tr¨ agheitstensors zeitabh¨ angig
I=
I(t) und der DrehimpulsL ~
◦wird kompliziert – es treten jedoch im raumfesten System keine Scheinkr¨ afte auf. Im k¨ orperfesten und damit bewegten Hauptachsen-System ist der Tr¨ agheitstensor diagonal und der Drehimpuls ist einfach entsprechend Gl.(22); daf¨ ur m¨ ussen im rotierenden System Scheinkr¨ afte eingef¨ uhrt werden. (Das Hauptachsensystem dreht sich mit der Winkelgeschwindigkeit ~ ω gegen¨ uber dem raumfesten System.) Es war die Idee von Euler
15, die Vorteile beider Systeme zu kombinieren und die Nachteile zu unterdr¨ ucken.
Wir befinden uns also im k¨ orperfesten, rotierenden System, und nehmen die Hauptachsen, in dem der Tr¨ agheitstensor diagonal ist, als Bezugssytem. Das ist die entscheidende Annahme f¨ ur die Eulergleichungen. Damit m¨ ussen wir in diesem beschleunigten Bezugssystem Zentrifugal- kr¨ afte Z als Scheinkr¨ afte einf¨ uhren. Wir lassen im folgenden die Striche bei den Koordinaten weg, r, v und L sowie die Ableitung
dtdsind also im rotierenden System gemeint.
Mit der bei gem¨ ass Gleichung (16) definierten Zentrifugalkraft wird
Z ~ =
−m(~ω
×(~ ω
×~ r)) (23)
Diese Scheinkraft erzeugt ein zus¨ atzliches (scheinbares) Drehmoment τ
Zwof¨ ur wir nach einsetzen von Z , unter Verwendung der Identit¨ at (18) erhalten:
~
τ
Z= ~ r
×Z ~ =
−~ω
×L ~ (24) wobei auch verwendet wurde, dass ~ v und ~ r senkrecht aufeinander stehen und ~ v = ~ ω
×~ r.
Im rotierenden System gilt also mit einem ¨ ausseren, “wirklichen” Drehmoment ~ τ :
~ τ + τ ~
Z= d~ L
dt (25)
oder umsortiert und eingesetzt:
~ τ = d~ L
dt + ~ ω
×L ~ (26)
das ist der Drallsatz im k¨ orperfest rotierenden System. Man h¨ atte diese Beziehung auch direkt durch Anwendung der Transformationsvorschrift (7) f¨ ur die Ableitung des Vektors L ~ bekommen k¨ onnen.
Befinden wir uns ausserdem im Hauptachsensystem mit den orthonormierten Koordinaten i = 1, 2, 3 ist der Tr¨ agheitstensor diagonal und es gilt deshalb
L
i= I
iω
i(27)
15Leonard Euler (1707-1783), in Basel geboren, der Vater war Pastor in Riehen, studierte in Basel Theologie und dann Mathematik und Physik. Er war ein Anh¨anger der Wellentheorie des Lichtes, sein klassisches Werk popul¨arer Wissenschaft: “Lettres `a une Princesse d’Allemagne”.
was wir koordinatenweise in den Drallsatz (26) einsetzen. Damit sind wir bei den gesuchten Eulerschen Gleichungen angelangt:
τ
1= I
1dω
1dt
−(I
2−I
3)ω
2ω
3τ
2= I
2dω
2dt
−(I
3−I
1)ω
3ω
1τ
3= I
3dω
3dt
−(I
1−I
2)ω
1ω
2die
Eulerschen Gleichungenim k¨ orperfesten
Hauptachsensystem [123]
(28)
Mit diesem R¨ ustzeug kehren wir zum Kreisel zur¨ uck.
2.2 Der kr¨ aftefreie rotationssymmetrische Kreisel
Man betrachtet einen rotationssymetrischen starren K¨ orper mit einem Fixpunkt. Rotationssym- metrie bedeutet in unserem Formalisums, dass zwei der drei Tr¨ agheitsmomente gleich sind, z.B.
I
1= I
2.
Auf einen kr¨ aftefreien Kreisel wirkt kein Drehmoment (~ τ
◦= 0). Er kann im Schwerefeld reali- siert werden, indem man ihn im Schwerpunkt aufh¨ angt (der raumfeste Punkt
◦ist dann gleich dem Schwerpunkt S) oder eine kardanische Aufh¨ angung w¨ ahlt.
16Bei Rotationssymmetrie ist im k¨ orpereigenen System I
1= I
2=: I und die 3-Achse ist die Figurenachse durch den Schwerpunkt.
1 2
3
S=o
Mit den Eulerschen Gleichungen und dL
sdt = τ
s= τ
◦= 0 ist
0 = I dω
1dt
−(I
−I
3)ω
2ω
3 |1Idtd · · ·0 = I dω
2dt
−(I
3−I )ω
3ω
10 = I
3dω
3dt
−(I
−I )ω
1ω
2= I
3dω
3dt
⇒ω
3= konst.
Kombiniert man wie angedeutet die beiden ersten Glei- chungen, so erh¨ alt man
3 S
0 = d
2ω
1dt
2 −I
−I
3I dω
2dt ω
3= ¨ ω
1−(I
−I
3)(I
3−I)
I
·I ω
1·ω
23=: ¨ ω
1+ ω
1·ω
◦2. (29) Dies ist eine Schwingungsgleichung mit der konstanten Frequenz
ω
◦= (I
3−I )
I ω
3(30)
und den L¨ osungen
ω
1= c
·sin(ω
◦t
−δ) (31)
16Ein Diskus fliegt frei von Drehmomenten, da die SchwerkraftG~ am Schwerpunkt angreift.
. Analog ergibt sich aus der umgekehrten Kombination der beiden Gleichungen ω
2=
−c·cos(ω◦t−
δ).
Beispiel Erde: Die Rotationsachse f¨ uhrt eine Nutationsbewegung aus mit einer Amplitude auf der Oberfl¨ ache der Erde von etwa 6 m. Aus der bekannten Form und unter Annahme einer konstanten Dichte erh¨ alt man eine Period von T
gerechnet= 304 Tage. Der gemessene Wert betr¨ agt T
gemessen= 433 Tage.
Der Unterschied kommt unter anderem dadurch zustande, dass die Erde kein starrer K¨ orper ist, sondern einen fl¨ ussigen Kern hat und nat¨ urlich keine homogene Dichteverteilung besitzt.
Zus¨ atzlich zu dieser freien Nutation kommt noch eine erzwungene Schwingung dazu, die von den jahreszeitlichen Massenverschiebungen auf der Erdoberfl¨ ache (Schnee etc.) und von unre- gelm¨ assigen Ereignissen (z.B. Erdbeben) erzeugt werden. Die effektiv gemessene Nutationsam- plitude schwant deshalb zwischen 2m und 8m.
ω
ω1
ω2 ω3
3
2
1 c
Figurenachse Gangpol-
kegel
korperfestes System
"
→
→
ω→
→
→
Im k¨ orperfesten System ist ω
12+ ω
22= ω
⊥2=: c
2. ω
1und ω
2sind die Komponenten eines Vektors ~ ω
⊥, der in der senkrecht zur 3-Achse stehenden Ebene mit der Winkelgeschwindigkeit ω
◦rotiert. Da ~ ω = ~ ω
⊥+ ω
3~ e
3gilt, ist auch
|~ω| = konst. So- mit muss sich ~ ω auf einem Kegel, dem Gangpolkegel, um die Figurenachse
17drehen. Ist ω
1= ω
2= 0 und damit
~
ω = ~ ω
3= konst, dann bleibt der Kreisel in der Figuren- achse stehen (ruhender Kreisel). Im raumfesten System ist der Drehimpuls L ~
s= konst. Man w¨ ahlt daher zweckm¨ assig die z-Achse
↑↑~ L
s= I
1ω
1~ e
1+ I
2ω
2~ e
2+ I
3ω
3~ e
3(I hat im k¨ orperfesten Hauptachsensystem nur Diagonalelemen- te). Die 3-Komponente des Drehimpulses ist L
s3= I
3ω
3= L
scos ϑ = konst.
Man beobachtet folgende Bewegungen der einzelnen Axialvektoren:
raumfestes System z 3
Nutations- kegel
ϑ Ls
Ls3
→
~
ω dreht auf dem Gangpolkegel um die Figurenachse 3 im k¨ orperfesten Hauptachsensystem. Die Figurenachse 3 dreht unter dem konstanten Winkel ϑ um die raumfeste z-Achse (Nutationskegel). Wie bewegt sich ~ ω in Bezug auf die raumfeste z-Achse?
Aus der Energiebetrachtung K
rot=
12~ ω
Is~ ω =
12~ ω
·~ L
s=
12ω
zL
z= konst (siehe sp¨ ater, Gl.(36)) muss mit L
z= L
s= konst auch ω
z= konst gelten. Damit l¨ auft ~ ω auf einem Kegel um die z-Achse (Rastpolkegel).
C C C CO
(I
3−I)ω
3~ e
3I~ ω
~ L
sC C C CCO
Wir ¨ uberzeugen uns, dass dann alle drei Vektoren L ~
s, ~ ω und ~ e
3( ˆ = 3-Achse) in jedem Moment in einer Ebene liegen. Es ist ja ~ L
s= I(ω
1~ e
1+ ω
2~ e
2) + I
3ω
3~ e
3= I~ ω
⊥+ I
3ω
3~ e
3= I(~ ω
−ω
3~ e
3) + I
3ω
3~ e
3= I~ ω + (I
3−I )ω
3~ e
3. Der Summenvektor L ~
sliegt also in der durch die Komponentenvektoren ~ ω und ~ e
3aufgespannten Ebene.
17so die Bezeichnung f¨ur die Hauptachse mit dem gr¨ossten Tr¨agheitsmoment
Nutationskegel z
Rastpolkegel
Gangpolkegel 3
prolater Kreisel I1 = I2 > I3 Ls
→ ω→
Da die relative Lage der drei Vektoren sich nicht ¨ andert, bleibt als einzig m¨ ogliche Bewegung die Drehung dieser Ebe- ne um die raumfeste L
s-Richtung ¨ ubrig. Da sich aber ~ ω schon um die Figurenachse dreht und sich beide um die L ~
s- Achse drehen, haben wir folgendes Resultat f¨ ur die
Bewegung des symmetrischen Kreisels:
183
Ls
→
ω→
Gangpolkegel Nutations-
kegel
Rastpolkegel
oblater Kreisel I1 = I2 < I3 z
a) ~ ω dreht sich um L
sauf dem raumfesten Rastpolke- gel.
b) ~ ω dreht sich um die Figurenachse 3 auf dem k¨ orperfesten Gangpolkegel.
c) Beide Kegel rollen aufeinander ab, ~ ω bildet die ge- meinsame Mantellinie.
d) Die Figurenachse dreht sich um ~ L
sauf dem raum- festen Nutationskegel.
Je nach Anfangsbedingungen ist nat¨ urlich auch der Spe- zialfall m¨ oglich, dass die ~ ω-Drehachse und die Figuren- achse mit der Richtung des raumfesten Drehimpulses zu- sammenfallen.
2.3 Stabilit¨ at der Drehachse f¨ ur K¨ orper ohne Rotationssymmetrie
Die Stabilit¨ at eines Systems z.B. im Schwerefeld kann untersucht werden, indem man kleine Auslenkungen aus der Gleichgewichtslage untersucht und die resultierende Bewegungsgleichung n¨ aherungsweise aufstellt.
Die Bewegungsgleichung ist dann vom Typ
stabil indifferent l a b i l
¨
x + a
2x
≈0. Mit a
2> 0 erh¨ alt man eine L¨ osung x(t)
≈cos(at); x(t) bleibt endlich, ist also stabil.
Mit a
2< 0 ist x(t)
≈e
atund x(t)
→ ∞, die L¨osung ist labil.
Allgemein ist f¨ ur eine kr¨ aftefreie Bewegung ~ τ
◦= 0 und I
1 6=I
2 6=I
3im Hauptachsensystem.
Dreht sich der K¨ orper bei Stabilit¨ at praktisch nur um eine Hauptachse, dann ist ω
1 ≈ω
2 ≈0
18Die Figuren beschreiben einen prolaten Kreisel (I1 = I2 > I3), bei dem der Rastpolkegel ausserhalb auf dem Gangpolkegel l¨auft, und einen oblaten Kreisel (I1 =I2 < I3), bei dem der Rastpolkegel innerhalb des Gangpolkegels l¨auft.
und ω
3 6= 0 und die Eulerschen Gleichungen (Gl.(28)), wenn der quadratisch kleine Termω
1ω
2vernachl¨ assigt wird, sind
˙
ω
1−I
2−I
3I
1ω
2ω
3= 0, ω ˙
2−I
3−I
1I
2ω
3ω
1= 0, ω ˙
3−I
1−I
2I
3ω
1ω
2| {z }
≈
0
= 0
⇒ω
3= konst.
Durch Differenzieren der ersten beiden Gleichungen und Einsetzen erh¨ alt man f¨ ur ω
1und ω
2(analog zu S.15) die Schwingungsgleichungen
¨
ω
1−I
2−I
3I
1I
3−I
1I
2ω
23| {z }
a
2ω
1= 0 und ω ¨
2−I
3−I
1I
2I
2−I
3I
1ω
23| {z }
a
2ω
2= 0
ã
stabil f¨ ur a
2> 0
⇒ I2I−I31
I3−I1
I2
< 0, es muss dann I
3das gr¨ osste oder das kleinste Tr¨ agheitsmoment um die Hauptachse 3 sein.
ã
instabil f¨ ur a
2< 0
⇒I
1< I
3< I
2f¨ uhrt ω
1exponentiell von einer zun¨ achst reinen Rotation um die Hauptachse 3 weg ins Torkeln.
Die Hauptachsen mit dem gr¨ossten und dem kleinsten Tr¨agheitsmoment sind stabile Drehachsen.
Anschauliche Betrachtung dieser Stabilit¨ atsbedingungen: Bei gleicher kinetischer Rotations- energie
12Iω
2entspricht die Rotation um die Hauptachse mit dem maximalen (minimalen) Tr¨ agheitsmoment dem minimalen (maximalen) ω, d.h. ω kann bei erhaltener Energie der Rota- tion nicht mehr in beide Richtungen ver¨ andert werden.
Ein anderes Stabilit¨ atsbeispiel ist das Problem des Lassowerfers: Das Lasso klappt beim Drehen zu einem Stab zusammen, da das Tr¨ agheitsmoment f¨ ur den Stab mit der L¨ ange ` kleiner ist als f¨ ur einen Kreis mit dem Umfang 2` also I
Stab=
121m`
2< I
Kreis=
π12m`
2. Man muss deshalb beim Lassowerfen die Anfangsbedingungen besser w¨ ahlen und das Lasso steifer machen.
2.4 Symmetrischer Kreisel im Schwerefeld (Pr¨ azession)
z
6c
α
~ r
sk~ ω
kL ~
◦@
@@
@
@@
~ r
s?
G ~
Wir kehren zum symmetrischen Kreisel zur¨ uck. Der Kreisel sei jetzt aber nicht mehr im Schwerpunkt unterst¨ utzt, so dass das Gewicht ein Dreh- moment ~ τ
◦= ~ r
s×G ~ aus¨ ubt und folglich L ~
◦nicht mehr konstant ist. Die daraus resultierende Bewegung der Drehimpulsachse nennt man Pr¨ azession.
Zur Vereinfachung nehmen wir an, die Figurenachse, Drehachse und Dre- himpulsachse fallen zusammen und ~ r
sliege in der Figurenachse.
Es ist also L ~
◦k~ ω
k~ r
s.
Ferner sei ω
3sehr gross.
19Dann sind wir nicht mehr auf die Euler-Gleichungen angewiesen, sondern k¨ onnen den
Drehimpulsatz ~ τ
◦= ~ r
s×G ~ = d~ L
◦dt ben¨ utzen.
b -
? q
~ τ◦
~L◦
?
d~L◦
Da ~ τ
◦senkrecht zu ~ L
◦, aber parallel zu d~ L
◦steht, muss d~ L
◦senkrecht auf L ~
◦stehen. Dieser Sachverhalt gilt f¨ ur jeden Augenblick, also muss sich die Spitze des ~ L
◦-Vektors auf einem Kreis bewegen, ~ L
◦selbst pr¨ azessiert auf einem Kegelmantel, dem Pr¨ azessionskegel, um die z-Achse. ~ L
◦ist also ein Vektor, der im Relativsystem (Hauptachse) konstant ist und im Absolut- system nur seine Richtung, nicht aber seinen Betrag ¨ andert. Die Ableitung des Drehimpulses und somit das Drehmoment stehen deshalb senkrecht auf L ~
◦, man kann somit schreiben (siehe auch Erg¨ anzungsbl¨ atter
” Relativbe- wegungen“, Gl.(5), S.3.):
Lo α
ωp dLo
→
→
→
~
τ
◦= d~ L
◦dt = ~ ω
p×~ L
◦.
ω
pnennt man Pr¨ azessions-Kreisfrequenz. Der Drehimpulsvektor weicht also der angreifenden Kraft G ~ aus.
Da
|~τ
◦|=
d~ L
◦dt
=
~ r
s×G ~
= r
sG sin α =
~ ω
p×L ~
◦
= ω
pL
◦sin α gilt, folgt (32)
ω
p= r
sG L
◦= r
sM g ω
3I
3die Pr¨azessionsfrequenz des rasch rotierenden symmetrischen Kreisels
(unabh¨ angig von α). (33)
Infolge dieser Pr¨ azession hat der Kreisel einen kleinen Drehimpuls in der z-Richtung erhalten.
Falls jedoch ω
pω
3ist, d.h. f¨ ur ω
32r
sM g
I
3, k¨ onnen wir diesen Drehimpuls vernachl¨ assigen und nur mit ~ L
◦rechnen.
Eine genaue Rechnung mittels der Euler-Gleichungen zeigt, dass die Kreiselachse nicht eine ein- fache Pr¨ azession um die z-Achse ausf¨ uhrt, sondern dabei noch Schwankungen des Winkels α auf- treten (Nutation). Immerhin gibt es immer einen bestimmten Winkel α, bei dem die Pr¨ azession nutationsfrei ist. Insbesondere ist die senkrechte Lage α = 0 nutationsfrei, solange gilt
ω > ω
krit= 2 I
3p
M gr
sI
1.
schlafender Kreisel(34)
19Der Grund f¨ur diese Annahme wird mit Gl.(33) klar.