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Archiv "Unterhaltendes, Informatives, Kritisches: „Buchmagazin für Mediziner“ im Deutschen Ärzte-Verlag" (21.12.1978)

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DM 8.00 DEUTSCHER ÄRZTE VERLAG G 61 62 FX

N0.2 FÜR MEDIZINER '78 GAZIN

Spektrum der Woche Aufsätze -Notizen

FEUILLETON

„Fesseln, anrühren, interessant ma- chen, Menschen lieben, Leser er- wärmen. Jahrhundertelang galt dies als das eigentliche Ziel menschen- freundlicher Schriftstellerei, als Mi- nimalkonsens zwischen Kritikern, Schriftstellern, Lektoren und Nur- Lesern. Und damit soll es jetzt vorbei sein?"

Mit dieser Frage beginnt die Kolum- ne einer neuen Zeitschrift des Deut- schen Ärzte-Verlags in Köln „Buch- magazin für Mediziner". Die Frage klingt fast programmatisch.

Beim Durchblättern der Nummer zwei des „Buchmagazins für Medizi- ner", erschienen Anfang Dezember, gewinnt man den Eindruck, daß sich hier tatsächlich Neues anbahnt. Was zu begrüßen wäre angesichts der immer magerer werdenden Feuille- tons in den bundesdeutschen Ga- zetten!

Es läßt sich nicht leugnen: Wenn die Anzeigenlage schlecht ist, muß der redaktionelle Anteil verringert wer- den. Und da ist man in den Verlags- leitungen offensichtlich der Mei- nung, daß die Leser am wenigsten Kultur vermissen. Aber auch hier gibt es noch eine Abstufung der Prioritäten — die Berichterstattung aus dem lokalen Kulturleben hat al- lemal noch Chancen. Federn lassen muß offensichtlich stets als erster der Rezensionsteil.

Auf der anderen Seite steht ein jähr- liches Angebot von 30 000 Neuer- scheinungen: 30 000 neue Bücher jedes Jahr! Hier liegt die Chance für die neue Zeitschrift aus dem Deut- schen Ärzte-Verlag. Wie man sieht, ist sie gewillt, ihre Chance zu nut- zen. Das Titelblatt von Heft 2, in ele- ganten Brauntönen gehalten, zeigt den französischen Romancier

Stendhal und signalisiert An- spruchsvolles. Neben dem Psycho- gramm des Henri Beyle haben ein Gedenkartikel für Hans Carossa ebenso Platz wie eine Synopse der hübschesten Kinderbücher oder ei- ne Analyse der Schriften von Carter- Berater „Zbig" Brzezinski oder die Besprechung eines amerikanischen Standardwerks der Inneren Medizin.

Dieses zweite Heft des „Buchmaga- zins", für das die Redaktion aus dem Vollen des Buchmesse- und Weih- nachtsangebotes schöpfen konnte, hat den Charme des Vielseitigen.

Belletristik, Sachbuch, Kunstbuch, Fachliteratur

Übersichtlich gegliedert in die Ru- briken „Belletristik", „Sachbuch",

„Kunstbuch" und „Fachliteratur"

(Medizin) bietet das Literaturmaga- zin Unterhaltendes, Informatives und Kritisches aus der deutschen Li- teratu rszene.

Neben kurzen Besprechungen — ganz offensichtlich, um so kurz wie irgend möglich über viele Titel infor- mieren zu können — finden sich aus- führliche Rezensionen zu aktuellen Neuerscheinungen. Der Leser ge- winnt einen umfassenden Überblick über den Buchmarkt, auch über sol- che Titel, die nicht unbedingt im Rampenlicht der allgemeinen Auf- merksamkeit stehen.

„Wo ein Verriß notwendig ist ..."

Wo nach Meinung der Rezensenten

— sie rekrutieren sich aus Ärzten und Journalisten — ein Verriß notwendig ist, wird verrissen. Und es werden bestimmte Phänomene der Litera- turszene analysiert, die Bestsellerli- sten etwa. So gibt der Artikel „Li- stenzauber" detailliert Aufschluß, wie denn nun die berühmten Best- sellerlisten zustande kommen, auf denen die Bücher notiert sind, die man gelesen haben muß, um mitre- den zu können. Ganz offensichtlich ist Schätzung mehr im Spiel als Sta- tistik.

Strenges Layout, reiche Bebilderung

Das Ganze ist optisch ansprechend verpackt. Ein strenges Layout wird durch reiche Bebilderung und groß- lettrige Überschriften aufgelockert.

Die Textmenge ist knapp gehalten.

Das Lob für dieses graphische Make-up steht Manfred Manke zu, der auch das „Zeit-Magazin" ge- staltet.

Ärzte lesen viel ...

Bliebe die Frage: „Buchmagazin" — warum gerade für Mediziner? Dazu Dr. Ferdinand Klinkhammer, Ge-

Unterhaltendes,

Informatives, Kritisches

„Buchmagazin für Mediziner" im Deutschen Ärzte-Verlag

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Heft 51/52 vom 21. Dezember 1978 3127

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Während der Lesung in der däv-Bücherstube in Köln: Edgar Hilsenrath (Bild oben links) und Ernst Herhaus (oben rechts) Fotos: Diederichs

Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

schäftsführer des Deutschen Ärzte- Verlags: „Ärzte und Zahnärzte, aber auch Studenten beider Disziplinen, lesen viel. Das Problem ist die Aus- wahl der Bücher. Wir haben ,Buch- magazin für Mediziner' gestartet, um unseren Lesern die Orientierung über den Literaturmarkt — konzen- triert und deshalb mit wenig Lese- zeit verbunden — zu ermöglichen."

Buchmagazin-Autorengespräch Hilsenrath/Herhaus

Aber „Buchmagazin für Mediziner"

tut ein übriges. Es berichtet nicht nur über Bücher und Autoren, es stellt letztere auch in persona vor. Den Auftakt bildete ein Autorengespräch zwischen Edgar Hilsenrath und Ernst Herhaus.

Etwa 80 Gäste versammelten sich Ende Oktober auf Einladung von

„Buchmagazin" und dessen Verle- ger Dr. Klinkhammer in der „Back- stube" der Buchhandlung, die der Deutsche Ärzte-Verlag vor zwei Jah- ren in Köln eröffnet hat (däv-Bü- cherstube, Zülpicher Straße 251).

Gesprächsthema: Erfahrungen mit der „inneren Gefangenschaft". Die Veranstaltung ging unter die Haut.

Überleben im Getto

Hilsenrath, 1926 in Leipzig geboren, war während des Krieges im ukraini- schen Moghilev-Podolsk ins Getto verschleppt worden. Die Insassen kannten nur ein Gesetz — überleben.

Dennoch: Trotz Vertierung der Get- to-Bewohner infolge schlimmster

„Buchmagazin für Mediziner"

Hungersnot und Demütigungen hat sich vereinzelt die Liebe erhalten können.

Edgar Hilsenrath hat sich die Erleb- nisse seiner Jugend zwanzig Jahre später von der Seele geschrieben. In den USA zum Bestseller geworden, konnte das Buch in Deutschland erst 1978 veröffentlicht werden. Es ist unter dem Titel „Nacht" im Lite- rarischen Verlag Braun, Köln, er- schienen. Hilsenrath las einige Pas- sagen aus der beklemmenden Nie- derschrift vor.

Gefangenschaft der Trunksucht Ernst Herhaus, sein Gesprächspart- ner, hat die innere Gefangenschaft der Trunksucht erlebt. Was beide verbindet, ist die Tatsache, daß sie über ihren Erlebnissen nicht die Sprache verloren haben. Wer über Schrecknisse noch sprechen kann, hat eine Chance, sie psychisch zu verarbeiten.

Die anschließende Diskussion mit dem Publikum, zum größten Teil Ärzten, war Zeugnis dafür, daß man beginnt, die Vergangenheit tatsäch- lich zu bewältigen.

Die Diskussion wurde vom Fernse- hen mitgeschnitten. In der Diskus- sion zeigte sich das Dilemma der Öffentlichkeit. Womöglich hätten sich einige der Anwesenden, die Kriegsteilnehmer und in Gefangen- schaft waren, gern eingehender über ihre Erlebnisse geäußert, ha- ben dies aber wegen der Präsenz der Kameras unterlassen. Als die Aufnahmen drei Wochen später über den Bildschirm gesendet wur- den, war die Beklemmung, die vor allem die Schilderungen Hilsenraths ausgelöst hatten, wieder unmit- telbar. Gesine von Leers

Einen Nachdruck aus „Nacht" von Edgar Hilsenrath finden Sie ab Seite 3129 in diesem Heft.

3128 Heft 51/52 vom 21. Dezember 1978 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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