Die Information:
Bericht und Meinung NACHRICHTEN
DAG / Marburger Bund:
Personalreduzierung wäre kein Ausweg
Eine undifferenzierte und übereil- te Personalreduzierung im Kran- kenhaus sei kein geeignetes Mit- tel, um eventuelle Finanzierungs- lücken zu schließen. Vielmehr müßten künftig noch mehr An- strengungen unternommen wer- den, um die Pflegequalität im Krankenhaus zu erhöhen. Damit würde in erster Linie auch dem Anliegen der zu behandelnden Pa- tienten entsprochen. Dies stellten die Vorstände von Deutscher An- gestellten-Gewerkschaft und Mar- burger Bund (Verband der ange- stellten und beamteten Ärzte Deutschlands) anläßlich einer ge- meinsamen Sitzung in Bad Nau- heim fest.
Beide Organisationen appellierten an den Gesetzgeber, bei der No- vellierung des Krankenhausfinan- zierungsgesetzes (KHG) stärker als bisher sämtliche im Kranken- hausdienst tätigen relevanten Gruppen bei sämtlichen sie berüh- renden Fragen aktiv mitsprechen zu lassen. DÄ
Sozial medizinische Erkenntnisse bei der Gastarbeiterbetreuung
Ausländische Arbeitnehmer neh- men im Vergleich zur einheimi- schen Bevölkerung deutlich mehr ärztliche Hilfe in Anspruch; auch liegen die Fehlzeiten im Betrieb seitens der Gastarbeiter über dem Durchschnitt. Über diese Erkennt- nisse diskutierten die in der Union Europeenne de Medecine d'Assu- rance et de la Securitö Sociale (UEMASS) zusammengeschlosse- nen Verbände europäischer So- zialmediziner vom 7. bis 9. Sep- tember in Amsterdam. Die Bun- desrepublik Deutschland war durch die Bundesverbände der Vertrauens- und Rentenversiche- rungsärzte bei diesem internatio- nalen Kongreß vertreten.
Die sozialmedizinische Beurtei- lung der Beschäftigung ausländi- scher Arbeitnehmer kam zu diesen weiteren Ergebnissen: Ausländer sind am betrieblichen Unfallge- schehen häufiger beteiligt als In- länder. Dies wird teilweise auf schlechtere Ausbildung, Unacht- samkeit und vor allem Sprachbar- rieren zurückgeführt.
Bei den Berufskrankheiten ergab sich eine deutliche Abhängigkeit von Dauer und Intensität der Ex- position. Dabei schneiden deut- sche Arbeitnehmer im internatio- nalen Vergleich schlechter ab. So litten von belgischen Grubenar- beitern 38,6 Prozent der Gastar- beiter, hingegen 54,4 Prozent der Belgier an Pneumokoniosen, wo- bei die Siliko-Tuberkulose etwa fünfzehnmal häufiger als die reine Silikose auftrat.
Bei gleichartigen exogenen Ein- flüssen erwiesen sich ausländi- sche Arbeitnehmer und Belgier als gleichartig anfällig für die Siliko- Tbc. Die Mortalitätsziffer war da- bei bei den Belgiern deutlich hö- her als bei Ausländern.
Die Europäische Union der Sozial- versicherungsärzte empfahl, die festgestellten Unterschiede im Krankheitsverlauf und im Unfall- geschehen zwischen Inländern und Ausländern dadurch zu mil- dern, daß künftig computerge- rechte mehrsprachige Ana- mnesebogen in allen Bereichen der ärztlichen Versorgung (also auch beim Hausarzt) benutzt wer- den sollten.
Damit würde zugleich die quanti- tative und qualitative epidemiolo- gische Forschung wesentlich ver- bessert werden.
Beim Amsterdamer Kongreß wur- de kritisiert, daß weder die Weltge- sundheitsorganisation noch zu- ständige EG-Behörden noch der Weltärztebund die Pionierarbeit der europäischen Sozialversiche- rungsärzte bisher durch die Ver- gabe von Forschungsaufträgen unterstützt haben. Dr. M. A.
Betriebskrankenkassen:
„Kunstfehler-Versicherung`
auf Kassenkosten
Der Bundesverband der Betriebs- krankenkassen (BdB), Essen, hat dem Vorschlag widersprochen, die Kosten für etwa erforderlich werdende ärztliche „Kunstfehler- Versicherungen" den Krankenkas- sen aufzubürden. Auf dem 52.
Deutschen Juristentag in Wiesba- den war u. a. gefordert worden, Behandlungsschäden, deren Ur- sache nicht aufgeklärt werden kann, durch sogenannte Patien- tenversicherungen der Ärzte ab- decken zu lassen.
Der Kassenverband macht darauf aufmerksam, daß derartige Versi- cherungsprämien, wie gefordert worden war, nicht von den Kran- kenkassen finanziert werden könnten. Für Schadenersatzan- sprüche, die sich aus mißlungenen Behandlungen ergeben, könnten die Krankenkassen auch nicht mit- telbar herangezogen werden. Der Verantwortungsbereich liege hier eindeutig beim behandelnden Arzt oder beim Krankenhaus. WZ
Spenden für den Libanon
In den letzten Monaten haben Ca- ritas und Diakonisches Werk Sachspenden in Höhe von 1,5 Mil- lionen DM zur Versorgung der Op- fer unter der Zivilbevölkerung in den Libanon gesandt. Die beiden kirchlichen Hilfswerke, Deutscher Caritasverband und Diakonisches Werk, haben erneut die Bevölke- rung aufgerufen, Sachspenden, Medikamente, Lebensmittel und Kleidung bereitzustellen. DÄ
In einem Satz
Berufskrankheiten — Im ersten Halbjahr 1978 hat sich die Zahl der angezeigten Berufskrankheiten gegenüber der Vorjahreszahl um 6,1 Prozent auf 21 480 Fälle verrin- gert. DÄ
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 2480 Heft 43 vom 26. Oktober 1978