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Archiv "Kopfläuse – Umgang mit einer wiederauflebenden Parasitose / Eine Standortbestimmung unter evidenzbasierten Kriterien: Schlusswort" (03.03.2006)

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fenen viel Zeit und Ärger. Die Kleidung des Kindes und die Bettwäsche sollen ge- waschen werden. Der große Hausputz ist nicht notwendig.Alle Köpfe in der Fami- lie müssen kontrolliert werden. Kinder mit Nissen stellen für andere Schüler ei- ne Ansteckungsgefahr dar und dürfen zu Recht nicht in die Schule.

So gibt es kein tatsächlich für sich al- lein wirksames Mittel gegen Nissen. Eine Zunahme der Fälle und so genannte Resistenzen in Deutschland sind meiner Meinung nach auf fehlerhafte Infor- mationen in den Beipackzetteln, Bro- schüren der Gesundheitsämter, oben ge- nannten und ähnlichen Veröffentlichun- gen und nicht zuletzt des Robert Koch- Instituts zurückzuführen. Die dort ge- gebenen Empfehlungen verlängern den

„Kampf“ ins Unendliche.

Joanna Hillmeier Sorgschrofenstraße 15 87541 Bad Hindelang

Schlusswort

Herr Oster-Schmidts Frage nach Wirk- samkeit der Nissenentfernung hat eine aktuelle Studie aus Großbritannien be- antwortet, bei der das ausschließliche Auskämmen von Nissen durch erfahre- ne Studienschwestern eine Effizienz von 57 Prozent zur Folge hatte (1). Die nissenbefallenen Haare abzuschneiden ist sicherer, wird aber schlechter akzep- tiert.

Malathion ist nicht unangenehmer als andere in Deutschland häufig verschrie- benen Präparate und gehört im Ausland zu den Standard-Pedikuloziden. Studien in Kairo an Personen, die mehr als 150 Kopfläuse aufwiesen, zeigten, dass ein Extrakt aus Neempresskuchen 100 Pro- zent der Läuse erfasste. Eine Nachbe- handlung ist hier immer erforderlich (nähere Information bei Prof. Mehlhorn, E-Mail: mehlhorn@uni-duesseldorf.de).

Lindan wird in der Tat vom Markt ge- nommen. Nissen sind nach deutscher Terminologie die Chitinhüllen, ob sie Läuselarven enthalten oder nicht.

Zu Frau Kollegin Hillmeier: Die Wirk- samkeit der Nissenentfernung hängt von der Länge und Dichte des Kopfhaars ab, von der Beschaffenheit des Nissenkam- mes und der Erfahrung der kämmenden Person, vor allem aber auch von der Zeit,

die der kämmenden Person pro Befalle- nem zur Verfügung steht. Bei hoher Kin- derzahl mit besonders vielen Mädchen (mit langen Haaren) oder wenn ein al- leinerziehender Elternteil arbeitstätig ist, führt dies ohne Unterstützung rasch zu Schwierigkeiten.

Darüber hinaus geht häufig von den Nissen keine Gefahr aus, nämlich wenn die jungen Läuse bereits geschlüpft sind.

Die Nissen stehen dann weiter außen (> 1 cm von der Kopfhaut entfernt) und erscheinen glänzend weiß. Die Forde- rung nach Nissenfreiheit erhöht die Zahl der verschwiegenen Infektionen und ist daher kontraproduktiv. Die Energie der Betroffenen sollte sich auf sinnvolle Maßnahmen konzentrieren, die auf para- sitologischen Erkenntnissen beruhen.

Wir können deshalb die Empfehlungen des Robert Koch-Instituts nur unterstüt- zen (2).

Ein Kind kann bereits 24 Stunden nach einer erfolgreichen Erstbehandlung in die Schule, weil es dann nicht mehr in- fektiös ist.Anschließend muss nach einer Behandlung mit einem Pedikulozid ohne ausreichende Residualwirkung und ohne Wirkung auf larvenenthaltende Nissen Sorge getragen werden, dass ein erneutes Übertragungsrisiko durch sich aus später geschlüpften Larven entwickelnde Läuse oder durch eine erneute exogene Infekti- on ausgeschlossen wird. Läuse sind erst nach Erreichen des adulten Stadiums in der Lage, andere Wirte zu befallen, was durch eine Nachbehandlung acht bis zehn Tage nach der Erstbehandlung rechtzeitig verhindert wird.

Frau Kollegin Schammert-Prenzler er- gänzt, in welcher Form die Kopflausin- fektion meldepflichtig ist. Aus Zahlen über das Auftreten der Infektion an ein- zelnen Institutionen können jedoch kei- ne Fallzahlen abgeleitet werden.

Die Verkaufszahlen von Pedikulozi- den in Deutschland geben uns hier mehr Aufschluss. In der Tat sind die monatli- chen Verkaufszahlen nach den Sommer- ferien doppelt so hoch wie im Juni, und dies zeitlich versetzt, je nach den Termi- nen der Sommerferien im jeweiligen Bundesland (A. Mommerz, persönliche Mitteilung, 2005).

Herr Kollege Stutzer berichtet über die Wirksamkeit von Cotrimoxazol ge- gen Kopfläuse. Bei einer ausgeprägten bakteriellen Superinfektion wäre dieses

Antibiotikum eine Option (3). Da Cotri- moxazol im Einzelfall schwere Ne- benwirkungen zur Folge haben kann, wäre bei einem unkomplizierten Befall die Indikation jedoch kaum zu rechtferti- gen (4).

Geeignete epidemiologische Unter- suchungen sind erforderlich, um die Ent- wicklung der Fallzahlen und das Auf- treten von Pedikulozid-Resistenzen bes- ser zu erfassen. Wegen der zum Teil besorgniserregenden Resistenzentwick- lung, auch im europäischen Ausland, soll- ten neue Pedikulozide dringend ent- wickelt und erprobt werden (1).

Literatur

1. Hill N, Moor G, Cameron MM: Single blind randomized, comparative study on the bug buster kit and over the counter pediculocide treatments against head lice in the United Kingdom. BMJ 2005; 331: 384–6.

2. Robert Koch-Institut: RKI-Ratgeber Infektionskrankhei- ten. Merkblätter für Ärzte. Kopflausbefall. Aktualisierte Fassung Mai 2004: 1–7. www.rki.de. Letzter Zugang 28.

Oktober 2005.

3. Hippolito R, Mallorca F, Zuniga-Macaraig Z, Apolinario P, Wheeler-Sherman J: Head lice infestation: single drug versus combination therapy with one percent permethrin and trimetroprim/sulfamethoxazole. Pediatr 2001; 107:

E30.

4. Jones KN, English JC: Review of common therapeutic op- tions in the United States for the treatment of pediculosis capitis. Clin Infect Dis 2003; 36: 1355–60.

Für die Verfasser:

Priv.-Doz. Dott. Univ. Pisa Joachim Richter

Universitätsklinikum Düsseldorf Tropenmedizinische Ambulanz, Geb 1193 Moorenstraße 5, 40225 Düsseldorf

Die Autoren aller Diskussionsbeiträge erklären, dass kein In- teressenkonflikt im Sinne der Richtlinien des International Committee of Medical Journal Editors besteht.

M E D I Z I N

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 9⏐⏐3. März 2006 AA549

Diskussionsbeiträge

Leserbriefe zu Beiträgen in der Rubrik „Medizin"

können nur als wissenschaftliche Diskussions- beiträge im medizinisch-wissenschaftlichen Teil des Deutschen Ärzteblattes veröffentlicht werden („Diskussion“). Sie müssen wissenschaftlich be- gründete Ergänzungen oder Entgegnungen zu ei- nem Artikel im medizinisch-wissenschaftlichen Teil enthalten und innerhalb von vier Wochen nach dessen Publikation eingetroffen sein (Text- umfang: maximal 250 Wörter sowie maximal drei Literaturzitate). Die Redaktion behält sich eine Auswahl der Leserbriefe und Kürzungen akzep- tierter Zuschriften vor. Zu Editorials, Kongressbe- richten und Zeitschriftenreferaten erscheinen kei-

ne Leserbriefe. DÄ/MWR

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