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Archiv "Kopfläuse – Umgang mit einer wieder auflebenden Parasitose" (09.09.2005)

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ie Inzidenz des Kopflausbefalls in Deutschland nimmt in den letz- ten Jahren zu und ist heute höher als in den 1960er-Jahren. Dafür spre- chen Verkaufszahlen der Hersteller von Läusemitteln in Deutschland und Daten aus anderen Ländern Europas (1). Der jedes Jahr sprunghafte An- stieg des Bedarfes an Läusemitteln nach den Sommerferien deutet auf ei- nen Zusammenhang mit der zuneh- menden Mobilität der Bevölkerung und damit verbundenen importierten Infektionen (Andreas Rauschenbach, persönliche Mitteilung, 2005). Da kei- ne personenbezogene Meldepflicht be- steht, ist jedoch eine zuverlässige Ein- schätzung der Situation nicht möglich.

Bei einer Befragung an einer Düssel- dorfer Grundschule gaben fast 85 Pro- zent der Schüler an, bereits einmal von Kopfläusen befallen gewesen zu sein.

Schul- und Kindergartenleiter zeich- neten auf einer Informationsveranstal- tung in Neuss ein ähnliches Bild: Kopf- läuse seien ständige Gäste, und Mütter reagierten panisch (2).

Drei Läusespezies besiedeln den Menschen:

>die Kopflaus, Pediculus humanus ca- pitis

>die Kleiderlaus, Pediculus humanus humanus seu vestimentorum, und

>die Filzlaus, Phthirus pubis.

Läuse sind strikt humanspezifische Ektoparasiten, Tierläuse können sich beim Menschen nicht entwickeln.

Lausinfektionen begleiten die Evolu- tion des Menschen möglicherweise seit seiner Entwicklung. Molekulargeneti- sche Untersuchungen zeigen, dass die Kleiderlaus sich vor 70 000 bis 30 000 Jahren von der Kopflaus differenziert hat. In diesem Zeitraum hat der Homo sapiens sein Fell verloren. Auf den Köp- fen unserer Vorfahren hat die Kopflaus von Afrika aus die Welt erobert.

Entwicklungsstadien

Kopfläuse sind 2 bis 3,5 mm große Insekten. Sie leben in der Regel auf dem behaarten Kopf des Menschen und sind alle zwei bis drei Stunden auf eine Blutmahlzeit angewiesen, sonst trock- nen sie aus und verenden in spätestens 55 Stunden. Sie erscheinen gelb-bräun- lich, sind ungeflügelt und besitzen sechs Klammerbeine (Abbildung 1).

Mit diesen halten sie sich an den Haa- ren fest und sind daher nur schwer mit ei- nem Kamm zu entfernen. Die Insekten können sich auch in Barthaar, Achsel- haaren und Augenbrauen, sowie auf un- belebten Gegenständen wie Mützen, Schals, Polstersesseln oder auch Plüsch- tieren verirren. Kopfläuse durchlaufen drei Entwicklungsstadien: Befruchtete Weibchen legen täglich bis zu zehn Eier, in ihrem einmonatigem Leben etwa 200.

Diese Eier kleben sie mit einer wasserun- löslichen Substanz an die Haare in un- mittelbarer Nähe der Kopfhaut und um- schließen sie mit einem Chitingehäuse (Nisse, Abbildung 2). Das Lausweibchen M E D I Z I N

Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 369. September 2005 AA2395

Kopfläuse –

Umgang mit einer wieder auflebenden Parasitose

Zusammenfassung

Die Inzidenz des Kopflausbefalls in Deutsch- land hat in den letzten Jahren zugenommen und ist heute höher als in den 1960er-Jahren.

Der sprunghafte Anstieg des Bedarfs an Pedi- kuloziden nach den Sommerferien spricht für einen bedeutenden Einfluss importierter Infek- tionen. Entgegen den Empfehlungen des Robert Koch-Instituts werden Kinder immer noch vom Schulunterricht oder der Kindergar- tenbetreuung ausgeschlossen, weil sie nach ei- ner Behandlung nicht „nissenfrei“ seien. Diese Praxis ist kontraproduktiv, weil sie die Kinder stigmatisiert und die Zusammenarbeit zwi- schen Eltern, Kindergarten- und Schulpersonal und den Gesundheitsbehörden behindert. Die Evaluation von Resistenzen gegenüber den in Deutschland verfügbaren Pedikuloziden, wie

natürlichen und synthetischen Pyrethroiden und Lindan, wird dadurch erschwert. Wegen aufkommender Pedikulozidresistenzen in ver- schiedenen Regionen der Welt müssen weitere Alternativen, wie Malathion und Ivermectin geprüft werden.

Schlüsselwörter: Kopflaus, Parasitose, Reise- medizin, Pedikulozid, Permethrin

Summary

Head Lice – Handling the Resurgence of a Parasitosis

The incidence of head lice in Germany is higher than in the sixties and has increased continously during the last years. The increasing demand for pediculicides following the summer vacations

suggests an influence of imported infections.

Contrary to the recommendations of the central German Public Health Institution Robert Koch- Institut, children in Germany are still being excluded from school or kindergarten, unless they are not free of nits. The „no nit policy“ is counterproductive, because it leads to stigmati- sation and hinders the cooperation between parents, kindergarten, school personnel, and public health institutions. Moreover, it hampers the evaluation of resistances against pediculo- cides available in Germany, such as natural and synthetic pyrethroids and lindane. Since these resistances are observed in several regions of the world, alternatives, such as malathion and ivermectin, have to be evaluated.

Key words: head lice, parasitosis, travel medi- cine, pediculicide, permethrine

1Tropenmedizinische Ambulanz, Klinik für Gastroentero- logie, Hepatologie und Infektiologie (Direktor: Prof. Dr.

med. Dieter Häussinger), Heinrich-Heine-Universität, Düsseldorf

2Institut für Zoomorphologie, Zellbiologie und Parasito- logie (Direktor: Prof. Dr. rer. nat. Heinz Mehlhorn), Hein- rich-Heine-Universität, Düsseldorf

Joachim Richter1 Irmela Müller Stöver1 Susanne Walter2 Heinz Mehlhorn2 Dieter Häussinger1

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klebt die Nisse an den Haaransatz, wo die ideale Temperatur von 28 bis 32°C zur Weiterentwicklung vorherrscht. Aus den Eiern schlüpfen nach sieben bis zehn Ta- gen junge Läuse, auch Larven oder Nym- phen genannt. Nymphen können den Kopf des Wirtes wegen noch unvollstän- dig ausgebildeter Klammerbeine noch nicht verlassen. Nach mehreren Häutun- gen binnen acht bis neun Tagen erreichen die Nymphen Geschlechtsreife; die nun adulten Läuse sind dann infektiös (3).

Zwei bis drei Tage nach der Paarung le- gen die Weibchen täglich bis zu zehn Eier ab. Der gesamte Zyklus dauert 14 bis 28 Tage. Die Immunreaktion des Men- schen richtet sich gegen Speichelenzy- me der Laus, die beim Blutsaugen in das Blut abgegeben werden, und führt zu Rötungen und Juckreiz. Kratzexkoria- tionen können bakteriell superinfiziert werden. Die Kopflaus gilt nicht als Überträger von Infektionen, wohinge- gen die Kleiderlaus verschiedene Erre- ger übertragen kann:

>Rickettsia prowazekii: Fleckfieber

>Rickettsia mooseri: murines Fleck- fieber

>Bartonella quintana: Wolhynisches Fieber, englisch: trench fever, und

>Borrelia recurrentis: Rückfallfie- ber.

Durch die Verbesserung der hygieni- schen Situtation in der Bevölkerung sind diese Infektionen in Deutschland sehr selten geworden.

Übertragungswege

Die Häufigkeit der Kopflausinfek- tion weltweit ist schwer abzuschätzen.

Von ihr betroffen sind hauptsächlich Kinder. In Industrieländern wird die Prävalenz der Pediculosis capitis auf ein bis drei Prozent geschätzt. Läuse sprin- gen nicht und können keine größere Strecken vom Wirt entfernt zurückle- gen; Haustiere sind keine Wirte.

Kinder sind besonders effektive Über- träger der Kopflaus, weil sie nahen Kör- perkontakt pflegen. Besonders günstig sind die Bedingungen, wenn viele Kin- der auf engem Raum zusammen leben wie beispielsweise in Gemeinschaftsein- richtungen. In langen Haaren (Mädchen) können Kopfläuse länger unbemerkt bleiben, an stark krausem Haar können

sie sich dagegen weniger gut festhalten.

Kopfläuse werden besonders in den Win- termonaten übertragen. Der Befall mit Kopfläusen ist nicht von hygienischen Bedingungen abhängig, häufiges Haar- ewaschen führt höchstens zu saubereren Läusen.

Die Kleiderlaus legt ihre Eier in die Fasern von Kleidungsstücken. Von dort wandern die Läuse auf den Körper, um Blut zu saugen. Diese Infektion ist an schlechte hygienische Bedingungen ge- knüpft (daher die Stigmatisierung

„Lausbuben“), betrifft heute vor allem Obdachlose und hat während kriegeri- scher Auseinandersetzungen durch die Übertragung von Fleckfieber zur Dezi- mierung ganzer Armeen beigetragen.

Die kleinere Filzlaus Phthirus pubis besiedelt vornehmlich Erwachsene und ist an die Behaarung der Schamgegend, der Achselhaare, Augenbrauen und Wimpern adaptiert. Sie wird durch ent- sprechenden Körperkontakt übertra-

gen. Zwischen kleinen Kindern kann sel- ten eine Übergang bei engem Kontakt der Augenbrauen erfolgen. Die Filzlaus kann von Eltern auf Kinder auch durch Benutzung gemeinsamer Bett- und Handtücher übertragen werden. Die Im- munreaktion gegen Läuse-Antigene führt zu Juckreiz an der Stelle, wo der Läusebefall lokalisiert ist. Die Folge können superinfizierte Kratzexkoria- tionen bis hin zur Lichenifizierung und entsprechende Lymphknotenschwellun- gen sein. Hinweise auf einen Filzlausbe- fall geben an den Stichstellen entstande- ne bläuliche Flecken „maculae caeru- leae“, die auf eine Verfärbung abgebau- ten Blutes zurückzuführen sind.

Häufig wird die Infektion vom Kind selbst, dem eine Laus beim Kämmen vom Kopf fällt, oder von einem Eltern- teil entdeckt. Verdachtsmomente sind Kratzerosionen und Lymphknoten- schwellungen im Nackenbereich. Die Kopfhaut wird am besten mithilfe einer beleuchteten Lupe und eines Nissen- kammes auf bewegliche Läuse und Nis- sen untersucht. Insbesondere die Haar- ansätze hinter den Ohren und im Nacken sind in der Regel befallen. Der Abstand der Nissen von der Kopfhaut erlaubt die Datierung der Erstinfektion:

Pro Monat wachsen die Haare circa 1 cm. Da die Larven innerhalb von zehn Tagen aus den Nissen geschlüpft sind, stellen Nissen, die weiter als 1 cm von der Kopfhaut entfernt sind, kein Infektions- risiko mehr dar. Zur sicheren Differen- zierung von Schuppen kann ein verdäch- tiges Haar abgeschnitten und mikrosko- pisch analysiert werden (Abbildung 2).

Die Filzlaus ist deutlich kleiner als die Kleiderlaus (Männchen 1 mm lang, Weibchen 1,5 bis 2 mm) und mit bloßem Auge gerade erkennbar. Weil Filzläuse sich weniger bewegen als Kopfläuse, sind sie schwieriger zu identifizieren.

Auch die Nissen sind kleiner. Sie sind am Schaft der entsprechenden Behaa- rung mit der Lupe zu erkennen.

Während der Kopflausbefall in der Bevölkerung zunimmt, hat die Ver- besserung der Lebensbedingungen im 20. Jahrhundert dazu geführt, dass Klei- der- und Filzlausbefall sich vor allem auf Personen mit besonderem Risiko beschränkt (Obdachlose, Bewohner von Gemeinschaftseinrichtungen, Pro- stituierte).

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Abbildung 1: Lichtmikroskopische Aufnahme eines Kopflausweibchens mit durchscheinen- dem Ei (Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. rer. nat. Heinz Mehlhorn)

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Behandlung

Alle Kontaktpersonen, etwa Familien- mitglieder, müssen untersucht, bezie- hungsweise simultan mitbehandelt wer- den. Der Nutzen der Umgebungsbe- handlung ist vernachlässigbar: Laken und Mützen können bei mindestens 60 °C 30 Minuten gewaschen werden.

Nicht heiß waschbare Gegenstände kön- nen zum Aushungern der Läuse zwei bis vier Wochen luftdicht verpackt und bei Raumtemperatur aufbewahrt oder im Gefrierfach bei –10°C über zwei Tage desinfestiert (parasitenfrei) werden.

Bei Kleiderlausbefall muss die Wä- sche ausgekocht oder mit Kontakt- insektiziden desinfiziert werden. Ein Phtirus-pubis-Befall erfordert die si- multane Mitbehandlung von Kontakt- personen. Die Bettwäsche muss bei mindestens 60°C gewaschen werden.

Bei Expositionsverdacht müssen zu- dem gemeinsame Schlafstätten gemie- den werden.

Auch heutzutage werden Kinder vom Schulunterricht oder der Kinder- gartenbetreuung ausgeschlossen, wenn Mitarbeiter der Gesundheitsämter be- scheinigen, sie seien nach der Behand- lung eines Kopflausbefalles nicht „nis- senfrei“. Diese „no-nit policy“ führt die Eltern vor organisatorische Probleme.

Besonders schwierig gestaltet sich die Situation für alleinerziehende Beruf- stätige, die dann von der Arbeit fern- bleiben müssen, um ihr Kind zu beauf- sichtigen. Auch nicht-infektiöse, leere Nissen sind häufig schwierig zu entfer- nen, andere werden übersehen. Zusam- men mit der häufigen Stigmatisierung des Kindes und der Familie führt diese Situation die Eltern in Versuchung, den Kopflausbefall des Kindes zu ver- schweigen. Die „no nit policy“ muss kri- tisch hinterfragt werden, weil lebens- fähige Läuse faktisch nur aus Nissen schlüpfen, die weniger als 1 cm von der Kopfhaut entfernt sind. Nissen, die in einem größeren Abstand zur Kopfhaut liegen, sind bereits leer und daher nicht mehr infektiös.

Während diese weißlichen Hüllen im Allgemeinen leicht zu erkennen sind, wirken die entwicklungsfähigen, kopf- hautnahen gräulich-braunen Nissen un- scheinbar. Inzwischen ist die „no nit po- licy“ sowohl von den Centers for Disea-

se Control als auch vom Robert Koch- Institut offiziell verlassen worden (4, 5).

Hauptinfektionsmodus bleibt der di- rekte Körperkontakt, etwa „wenn Kin- der ihre Köpfe zusammenstecken“.

Rückfälle nach einer Behandlung sind häufig auf unerkannte Re-Infestationen oder auf Anwendungsfehler beim Läu- semitteleinsatz durch die Eltern zu- rückzuführen, die toxische Nebenwir- kungen befürchten.

Pedikulozide

Übelriechende, klebrige und besonders auf Kratzerosionen brennende Sub- stanzen werden von den Kindern nur widerwillig akzeptiert. Darüber hinaus besteht das Problem zunehmender ech- ter Resistenzen gegen alle in Deutsch- land zugelassenen Pedikulozide.

Diese enthalten entweder Pyrethro- ide, ätherische Pflanzenöle oder Lin- dan. In Anbetracht der Toxizität raten die Centers for Disease Control and Prevention in den USA von der Benut- zung Lindan-haltiger Präparate ab; al- lerdings ist dieser Wirkstoff in dort er- hältlichen Produkten dreifach höher konzentriert als in Deutschland.

Permethrin, ein synthetisches Pyre- throid-Derivat, ist sowohl gegen adul- te Läuse als auch gegen Nissen wirk- sam und gilt als gegenüber natürlichen Pyrethroidextrakten besser wirksam und verträglich (6–9). Weltweit sind

allerdings erhebliche Zunahmen von Resistenzen gegen Pyrethroidderiva- te einschließlich Permethrin zu ver- zeichnen (10–13). Daher ist auch in Deutschland mit dem Auftreten von Resistenzen zu rechnen. Diese Tendenz wird durch die Aussagen vieler Rat su- chender Mütter in der täglichen Praxis bestätigt.

Über Allethrin, einem weiteren Py- rethroid, wurde im letzten Jahrzehnt

keine Wirskamkeitsstudie mehr publi- ziert. In einer chinesischen kontrollier- ten Studie ergab sich eine Effektivität von 78 Prozent (14).

Die Wirksamkeit von manchen „na- türlichen“ Pedikuloziden ist, wenn überhaupt, auf beigefügte Terpene zu- rückzuführen (15). Andere, als kos- metische Haarpflegemittel deklarierte Mittel aus Pflanzenextrakten wie Cocos oder Neem, zeigen dagegen eine gute Wirkung bei ebenfalls guter Verträg- lichkeit (Mehlhorn et al., 2005; unveröf- fentlicht).

In den USA und im europäischen Ausland wird das Insektizid Malathion empfohlen. Malathion ist in Deutsch- land allerdings nicht zugelassen (16).

Zur Elimination des Befalls wird bei Pedikuloziden, die nicht über eine Residualaktivität (längere Wirkung) verfügen, eine zweite Behandlung nach acht bis zehn Tagen erforderlich.

Eine interessante Perspektive ver- M E D I Z I N

Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 369. September 2005 AA2397

Abbildung 2: Rasterelektronenmikroskopi- sche Aufnahme einer Kopflausnisse. Der po- renhaltige Deckel wird beim Schlüpfen der Larve abgesprengt. (Mit freundlicher Genehmigung von Prof. Dr. rer. nat. Heinz Mehlhorn)

(4)

spricht der in Frankreich für die Be- handlung von Rundwurminfektionen und Scabies zugelassene Wirkstoff Ivermectin (17). Dieses sehr gut ver- trägliche per os einzunehmende Medi- kament führt auch zuverlässig zum Ab- sterben von Kopfläusen, wie in einer aktuellen brasilianischen Studie nach- gewiesen wurde (18).

Die Akzeptanz bei Kindern ist groß, weil die Tabletten, die eingenommen werden müssen, sehr klein sind. Da die Substanz oral zugeführt wird, sind An- wendungsfehler unwahrscheinlich. Al- ternativ wurde eine topische Darrei- chungsform der Substanz erfolgreich erprobt (19). Leider werden bisher vom Hersteller keine weiteren Studien zur Anwendung und Weiterentwicklung in dieser Indikation durchgeführt.

Fazit

Werden Läuse von einem Elternteil ent- deckt, sollte die Behandlung mit einem zugelassenen Läusemittel zweimal im Abstand einer Woche erfolgen. Leiter von Heimen, Schulen und Kindergärten sollten diese Behandlung von den be- troffenen Personen schriftlich einfor- dern. Nach der Behandlung und einer schriftlichen Bestätigung seitens der El- tern, dass die Therapie durchgeführt wurde, kann das Kind die Einrichtung sofort wieder besuchen. Von einer Um- gebungsbehandlung und der Nissen- entfernung kann abgesehen werden.Al- lerdings sind befallene Familienmitglie- der mitzubehandeln und es ist darauf zu achten, ob nicht die Spielkameraden ebenfalls infiziert sind.

Voraussetzungen für den Erhalt ge- nauerer Daten über die Häufigkeit der Kopflausinfektion und über das Auf- treten echter Pedikulozid-Resisten- zen in Deutschland sind regelmäßige repräsentative Stichproben-Untersu- chungen und eine intensive Kooperati- on zwischen Eltern, Kindergarten-, Schulpersonal und den Gesundheits- behörden.

Manuskript eingereicht: 31. 3. 2005, revidierte Fassung angenommen: 3. 5. 2005

Die Autoren erklären, dass kein Interessenkonflikt im Sin- ne der Richtlinien des International Committee of Medi- cal Journal Editors besteht.

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A2398 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 369. September 2005

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AUSGEWÄHLT UND KOMMENTIERT VON H. SCHOTT AUSGEWÄHLT UND KOMMENTIERT VON H. SCHOTT

MEDIZINGESCHICHTE(N))

Psychosomatik Cholerisches Temperament

Zitat:„Herrscht das cholerische Temperament [1] vor, so trifft man die Sucht an, aufzufallen und anzugeben, Ehrenstellen zu ergattern und andere zu beherr- schen. Seine Art wird durch Strebertum, durch überstürzte und stürmische Akti- vität gekennzeichnet.Weder Überlegung noch Warten sind seine Sache. Oft sind es die buntwechselnden Lebensumstände, die dieser Leidenschaft die rechten Zügel anlegen und sie beeinflussen. Ebenso kann sie zur rückwirkenden und un- mittelbaren Krankheitsursache werden. Gar leicht gerät man in starke Erregun- gen und in akut-krankhafte Krampfzustände. Literaten unter ihnen werden in- folge der häufigen und sich überstürzenden Überlegungen von Kopfschmerz, Schlaflosigkeit, heftigen Katarrhen und quälenden Schmerzen heimgesucht. Sie neigen zu Auszehrung und Schwindsucht, besonders wenn sie Melancholico- Choleriker sind, denen giftiger Neid das Herz verzehrt.“

Georg Ernst Stahl: Über den mannigfaltigen Einfluß von Gemütsbewegungen auf den menschlichen Körper (Halle 1695). In: Sudhoffs Klassiker der Medizin; Bd. 36, Leipzig 1961, S. 28. - [1] In Anlehnung an die überlieferte Tempe- ramentenlehre. – Stahl (1659–1734), Medizinprofessor von 1694 bis 1715 in Halle/Saale, vertrat einen "Animis- mus", wonach die Seele (anima) den Körper beherrsche.

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2005; 102: A 2395–2398 [Heft 36]

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Anschrift für die Verfasser:

Priv.-Doz. Dott. Univ. Pisa Joachim Richter

Tropenmedizinische Ambulanz Klinik für Gastroenterologie, Hepatologie und Infektiologie Universitätsklinikum Düsseldorf Moorenstraße 5

40225 Düsseldorf

E-Mail: Joachim.Richter@med.uni-duesseldorf.de

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