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A1202 Deutsches ÄrzteblattJg. 102Heft 1729. April 2005
B R I E F E
– katastrophalen Sätzen wäre doch angebracht gewesen . . . MR Dr. Christian Donalies, Rosa-Luxemburg-Straße 38, 16909 Wittstock
Verdiente Ruhe
Alle Menschen, die unbedingt eine Schuld bei Prof. Dr. Rose- marie Albrecht sehen wollten (zuletzt blieb noch ein Mord- fall übrig, der zur Verhandlung anstand), sind jetzt enttäuscht, dass der zuständige Richter wegen Unaufklärbarkeit der Widersprüche der Gutachter im Prozess den Freispruch der
„Beschuldigten“ vorausgese- hen hat. Sicherlich wollte er den Staat vor weiteren unnüt- zen großen finanziellen Ko- sten bewahren. Auch besteht keine so genannte Verhand- lungsunfähigkeit bei der Ärz- tin, das wird als Rechtferti- gung benutzt, um aus diesem Fall ohne Gesichtsverlust her- auszukommen . . . Warum hat man nicht bereits vor Jahr- zehnten nach den wirklich Schuldigen gesucht? Ich hoffe, Frau Prof. Dr Albrecht wird endlich zur verdienten Ruhe finden und einen schönen Le- bensabend genießen können!
Dr. med. Gertrud Lübbe, Nagelbachstraße 24, 83734 Hausham
Ärztestatistik 2004
Zu dem Beitrag „Mehr ausländische und mehr privat tätige Ärzte“ von Dr. rer. pol. Thomas Kopetsch in Heft 11/2005:
Der Untergang des Gesundheitswesens
Die Zahlen weisen deutlich darauf hin, dass deutsche Ab- solventen der Medizin wenig Interesse zeigen, den schweren und verantwortungsvollen Arztberuf nach einem erfolg- reichen Studium ausüben zu wollen. Viele verlassen die ärztliche Laufbahn. Daneben verlässt ein großer Teil der jun- gen Ärzte das Land in Rich- tung Skandinavien, England oder der Schweiz, weil man der Meinung ist, dass man in die- sem deutschen Gesundheits-
wesen als Arzt nicht mehr ar- beiten kann, weil in diesem Land der ärztliche Beruf nicht mehr geachtet und nicht ange- messen honoriert wird. In Sachsen ist bekannt, dass seit dem Jahr 2000 nur noch 50 Prozent der Hausarztpra- xen wieder besetzt werden und die hausärztliche Versorgung in Gebieten wie Torgau und Oschatz schon zusammenzu- brechen droht bzw. zusammen- gebrochen ist, und dass man händeringend Ärzte aus ande- ren Ländern sucht. Und man glaubt sogar, hierfür Ärzte aus Österreich zu finden, die zwar die deutsche Sprache beherr- schen, aber nach Kenntnis der Verhältnisse in diesem deut- schen Gesundheitswesen das Land wahrscheinlich schnell- stens wieder verlassen werden.
Denn was sie hier in Deutsch- land erleben werden, wird ihre schlimmsten Erwartungen übersteigen. Was sind das für
„gigantische Erfolge“ dieser Gesundheitspolitik. Aber dafür ist es wenigstens gelun- gen, dass die Ärzte für die Krankenkassen das Geld ein- sammeln. Und für einen Haus- besuch, bei dem sie zehn Euro Praxisgebühr für die Kassen einsammeln, erhalten sie dann selbst nur 15 Euro Honorar.
Dafür lohnt es sich wahrhaftig, aus Österreich nach Deutsch- land zu kommen. Und wäh- rend die medizinische Betreu- ung der Patienten an einigen Orten schon zusammenbricht, die Wartezeiten für Termine bei den Fachärzten immer län- ger werden, wird man aber nicht müde, die Ärzte im am- bulanten und stationären Be- reich mit immer neuen büro- kratischen Maßnahmen und Programmen zuzuschütten . . . Wir sehen den Verfall in unse- rem Gesundheitswesen mit wachen Augen, erfassen ihn in typisch deutscher Manier mit bürokratischer Gründlichkeit, reden viel darüber, sind aber völlig hilflos, etwas Nachdrück- liches dagegen zu tun. Was für ein erbärmlicher Zustand in diesem Land. Deutschland, das deutsche Gesundheitswesen, wie es lebt und untergeht.
Dr. Lothar Markus,Seeburgstraße 53, 04103 Leipzig
Herzkrankheit
Zu dem Beitrag „Koronare Herz- krankheit: Die Grenzen der Statine“
von Klaus Koch in Heft 10/2005:
Der Tod ist der Sünde Sold
Atorvastatin in hoher Dosie- rung bewirkt vermehrten Schutz vor Apoplex und Herz- infarkt – die Sterblichkeit nach bzw. trotz hoch- oder niedrig- dosierter Statingabe ist jedoch gleich. Dieses Ergebnis be- zeichnet der Autor als „beunru- higend“. Grund ist wahrschein- lich seine Vermutung: je weni- ger Krankheiten, desto seltener der Tod. Offenbarer Wunsch- traum: alle Krankheiten zu be- siegen, damit überhaupt nicht mehr gestorben wird. Ob nicht doch jeder Mensch nach sei- nem vermiedenen Herzinfarkt ein höheres Risiko besitzt, an anderen Leiden zu erkranken, besonders solchen, die in der höheren Altersklasse vermehrt zu erwarten sind? Schon während meiner Ausbildungs- zeit (1966–1971) vertrat der Chef-Pathologe meiner Hei- matstadt die These, dass jeder Patient mit einem „geheilten“
Krebs ein höheres Risiko be- sitzt, an anderen Krebsarten zu erkranken.Wir jungen Springer wollten das nicht glauben; heu- te denke ich anders darüber.
Wahrscheinlich ist unser Tod nicht allein die Folge einer to- deswürdigen Krankheit, son- dern programmiert.Wir ster- ben, weil „der Tod der Sünde Sold ist“, und nicht, weil Krank- heiten uns den Tod bringen.
Las ich nicht schon etwas von einer tödlichen Degeneration der Gene? Stand’s im DÄ oder bei Paulus?
Dr. med. Heinz Wietrichowski, Sarnowstraße 37, 18435 Stralsund
Reformbilanz
Zu dem Beitrag „Alles schlechter:
Ulla Schmidt lud ein, Dr. med. Alex Eisinger blieb zu Hause“ von Martina Merten in Heft 12/2005:
Hochachtung
Meine Hochachtung vor Herrn Eisinger. Jeder Kollege denkt so, oder doch so ähnlich.
Er hat die Courage, es zu sagen!
Manfred Hagen,Spitalstraße 29, 89584 Ehingen
Nichtraucherschutz
Zu dem Beitrag „Nichtraucherschutz in Europa: Die letzten Rauchzeichen“
von Dr. med. Birgit Hibbeler in Heft 9/2005:
Stimmt nicht ganz
Auch in Italien (und nicht nur in Irland) ist der Nikotinkon- sum am Arbeitsplatz und in öf- fentlichen Einrichtungen wie Schulen, Krankenhäusern und Verwaltung untersagt. Leider stimmt jedoch Ihre Mitteilung
„Von Südtirol bis Sizilien ist das Rauchen in allen öffentlich zugänglichen Räumen unter- sagt – ohne Ausnahme“ nicht ganz. Es müsste heißen: „Von Trient bis Sizilien“, denn die autonome Provinz Bozen-Süd- tirol hat sich gegen dieses Mini- sterialdekret des Gesundheits- ministeriums entschieden und es nicht in ein Landes-(Pro-
vinz-)Gesetz umgesetzt. Damit kann in Südtirol bis auf weite- res in Restaurants, Bars und anderen öffentlichen Lokalen zum Leidwesen der Nichtrau- cher gequalmt werden.
Dr. Sebastian von Bleichert, Via Visitazione 4/D, I-39100 Bozen
Foto:EU-Kommission