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Auslauben mit Schafen

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Academic year: 2022

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Auslauben mit Schafen

Es ist nicht ungewöhnlich, wenn Schafe im Spätherbst oder Winter in Rebbergen weiden. Im folgenden Beitrag zeigt aber ein Jungbauer aus dem Kanton Aargau, dass bei konsequenter Überwachung der Herdenstärke und der Beweidung die Tiere mit Ausnahme von zwei kritischen Phasen beim Austrieb im Frühling und während der Traubenreife das ganze Jahr über in

Rebanlagen zur Kontrolle des Unterbewuchses und sogar zum Auslauben eingesetzt werden können.

Basil Rüttimann, Lenzburg basil3@gmx.ch

Seit 2009 läuft in Villigen (AG) ein Versuch, in dem es da- rum geht, den Unterbewuchs in den Rebbergen durch ganzjährige Beweidung mit Schafen tief zu halten. Im Idealfall kann damit auf den Einsatz von Herbiziden ver- zichtet werden und es sind nicht mehr als zwei Säube- rungsschnitte pro Jahr nötig. Die Schafe befinden sich nicht nur im Winter im Rebberg, sondern auch während der Vegetationsperiode, zu einer Zeit also, in der das Pflanzenwachstum am stärksten ist und sie am meisten zu fressen haben. Für das Vorhaben wird die Schafrasse

«Skudden» eingesetzt, die als widerstandfähig und an- spruchslos bekannt ist. Da die Tiere im Frühsommer

auch die offenbar gut schmeckenden Rebenblätter nicht verschmähten, wurde das Unterwuchs-Projekt um die- sen Aspekt erweitert: Die Schafe werden nun zusätzlich zum Auslauben eingesetzt.

Skudden statt Fadenmäher

Die Idee mit der Schafbeweidung entstand im elterli- chen Rebberg des Autors in Villigen. Seit über 20 Jahren wird die «Gugele» nach den Richtlinien der Integrierten Produktion bewirtschaftet und es wird auf Herbizide ver- zichtet. Das Gras wurde bisher mit der Motorsense ge- mäht. Diese Arbeit ist sehr anstrengend und zeitraubend, weshalb sich eine Vereinfachung aufdrängte. Zunächst suchte man nach einer vom Aufwand her idealen botani-

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schen Zusammensetzung der Unterbewuchsflora. Dazu gehören beispielsweise das Gemeine Rispengras und der Weissklee, da sie nicht hoch wachsend sind. Diese und weitere erwünschte Pflanzenarten waren aber in der Parzelle schon gut vertreten und das botanische Opti- mierungspotenzial erschien nicht ausreichend. Es muss- te nach Alternativen gesucht werden, um den Unterbe- wuchs kurz zu halten. Mit den Skudden-Schafen (s. Käst- chen) wurde ein vielversprechender Weg gefunden. Die Entscheidung für diese Rasse fiel nicht wegen der Mög- lichkeit zur gleichzeitigen Produktion von Fleisch, Wolle oder Milch, sondern in erster Linie wegen des geringen Aufwands, der mit ihrer Haltung verbunden ist. Die Tie- re sind robust und benötigen nur selten den Tierarzt.

Ebenfalls wichtig waren geringe Futteransprüche, sodass auf eine Zufütterung verzichtet werden kann. Ein weite- res Kriterium war die Widerstandsfähigkeit, da die Scha- fe das ganze Jahr über draussen gehalten werden sollten.

Diese Ansprüche werden von den Skudden, die zu den Pro-Specie-Rara-Rassen gehören, erfüllt. Ein weiterer Vorteil ist, dass Skudden asaisonal sind. Das bedeutet, dass die weiblichen Tiere im Gegensatz zu anderen Schafrassen das ganze Jahr hindurch gedeckt werden können, was für das Herdenmanagement wichtig ist.

Saisonales Futterangebot

Die Schafe werden den ganzen Winter über im Rebberg gehalten, um schon den ersten Grasaufwuchs zu mini- mieren. Da die Rebe in der Regel erst etwa Ende April austreibt, das Graswachstum aber deutlich früher ein- setzt, kann der erste Aufwuchs durch die Schafe genutzt werden, ohne dass sie auf Rebenblätter ausweichen kön- nen. Sobald die Rebe auszutreiben beginnt, müssen die Schafe aus dem Rebberg gebracht werden, da sie sonst die Knospen radikal abfressen. Die Tiere werden dann für etwa einen Monat auf einer separaten Weide gehal- ten. Sobald die Rebtriebe eine Länge von rund 80 cm er- reicht haben, können die Schafe wieder in die Reben ge- trieben werden. Sie widmen sich nun dem Abweiden des Grases und dem Auslauben. In Villigen konnten wir fest- stellen, dass sie grundsätzlich am liebsten Gras fressen, dann Rebblätter und schliesslich Trauben, die sie aber bis zu einem Zuckergehalt von etwa 35 °Oechsle ver- schmähen.

Kaum Richtwerte!

Aber auch Faktoren wie das Entwicklungsstadium des Un- terbewuchses, dessen botanische Zusammensetzung, die Rebsorte, das Erziehungssystem der Rebe, die Höhe der Traubenzone, die Zusammensetzung des Schafbestands und die Witterung haben einen Einfluss auf das Fressver- halten der Tiere. Diese Faktoren sind standortspezifisch sehr unterschiedlich und es gibt keine Beurteilungsricht- werte. Grundsätzlich kann man aber davon ausgehen, dass etwa acht Schafe für eine Rebfläche von einer Hekta- re ausreichen. Für eine gute «Laubarbeit» ist das Weide- management von entscheidender Bedeutung!

Weidemanagement

Die Rebfläche muss mit zwei bis drei Elektrodrähten in kleine Portionenweiden aufgeteilt werden, die den Scha- fen für zirka vier Tage Futter bieten. Wichtig ist eine täg- liche Kontrolle, damit die Laubarbeit durch die Schafe

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Skudden-Schafe

Skudden sind kleine Schafe, die für Landschaftspflege und Hobbyhaltung geeignet sind. Die alte Rasse gehört zur Gruppe der kurzschwänzigen Heideschafe. Sie wurde züchterisch kaum bearbeitet. Ihre Heimat sind Ostpreussen und das Baltikum. Die Ursprungsgebiete waren karge, sandige Weideflächen mit Steppengras, Heidekraut, Birken und Kiefern. Durch die Weltkriege wurden die Skudden fast ausgerottet. Wenige Kleinbestände überlebten. Die Rasse figuriert in der «Roten Liste» der vom Aus- sterben bedrohten Haustiere.

Skudden sind sehr lebhaft und aufmerksam, vital, robust und anspruchslos. Ausgeprägt sind ein wildähnliches Verhalten, ihr Herdentrieb, Standorttreue, das mütterliche Instinktverhalten und der Beschützertrieb der Widder.

Die Tiere sind genügsam, aber weder Hungerkünstler noch Abfallverwerter. Sie gedeihen am besten bei extensiver Haltung. Auf der Weide muss ein trockener Unterstand zur Verfügung stehen, der Schutz vor Nässe und Wind bietet. Auch Schatten ist sehr wichtig, denn Skudden ziehen die Kälte der Hitze vor. Die Tiere müssen Zugang zu frischem Wasser haben. Kot-Untersuchung und Entwurmen wenn nötig. Klauen schneiden je nach Bodenbeschaffenheit zwei- bis fünfmal pro Jahr und mindestens eine Wollschur.

Am 1. September 2012 findet in den Gärten des Klosters Wettingen AG die Skuddenschau des Vereins Schweizer Skuddenzüchter statt. Weitere Informationen unter www.skudden.ch. Verein Schweizer Skuddenzüchter VSSK/SZOW

Der zeitgerecht in die Herde inte- grierte Skudden- Bock unterstützt das Herden- management.

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mehr Blätter fressen, als beim Auslauben nach den Re- geln der Kunst entfernt würden. Die Regenerationsfä- higkeit der Rebe ist jedoch erstaunlich. Traubenfrass löst bei den SchafenVerdauungsprobleme aus, was über eine Geruchsveränderung des Kots leicht festgestellt werden kann. Es wurden auch «Nebeneffekte» der Schafe auf Vo- gelschutz- oder Wespennetze an den Rebreihen unter- sucht. Bei den verwendeten Wespennetzen, die die ge- samte Reihe schützen, konnten keine Schäden durch die Tiere festgestellt werden. Auch grobmaschige Vogel- schutznetze können montiert werden, wenn die Schafe damit nicht in Berührung kommen.

Mäuseschäden geringer

Nach der Lese können die Schafe wieder in die Reben ge- lassen werden. Sie fressen noch die Wintertroller und al- le Blätter, die zu Boden fallen. Die Beweidung hat aber auch Auswirkungen auf den Grasbestand. Dieser wird dichter und die Mäuseschäden sind geringer, da die Schafe die Gänge zertreten. Es wurde keine zunehmende Erosion der Böschungen festgestellt, die den Schafen zur Last gelegt werden könnte. Das hängt wohl auch damit zusammen, dass die Skudden eineWiderristhöhe von le- diglich etwa 60 cm aufweisen und nur 15 bis 20 Kilo- gramm wiegen. Sie gehören zu den kleinwüchsigen und damit leichten Rassen.

Herdenmanagement

Da das Graswachstum je nach Region und Monat sehr unterschiedlich ist, wird versucht, den Schafbestand möglichst dem Graswachstum anzupassen. So können kostspielige Futterzukäufe vermieden werden. Dazu werden die Mutterschafe im Herbst gedeckt, damit sie nach 150 Tagen Trächtigkeit um Mitte März lammen.

Dann beginnt das Gras zu wachsen und mit dem Gras- anfall steigt auch der Futterbedarf der Herde. Im Oktober wird ein Teil der Herde geschlachtet oder verkauft, um den Winterbestand klein zu halten. Zusätzlich muss ein Bock integriert werden, um die Auen zu decken. In der Abbildung links wird der Ablauf grafisch dargestellt. Die rote Kurve zeigt die Bedarfszunahme der Schafe, die grü- nen Balken stellen das Graswachstum dar, das jedoch je nach klimatischen Voraussetzungen unterschiedlich ausfällt.

Pflanzenschutz und Rückstandsproblematik

Ein Problemfeld, das noch genauer untersucht werden muss, ist die Spritzmittelverträglichkeit der Schafe und die entsprechenden Rückstände im Fleisch. Bekannt ist, dass Schafe sehr empfindlich auf Kupfer reagieren. Ihr Kupferbedarf liegt bei 5 mg/kg Trockensubstanz (TS).

Vergiftungserscheinungen treten bereits ab 15 mg/kg TS auf, während bei Ziegen zum Vergleich erst ab 30 mg/Kg TS Überdosis-Symptome auftreten. Deshalb ist der Ein- satz von Schafen im Biolandbau eventuell fraglich. Bei Verwendung von PIWI Rebsorten mit eingeschränktem Pflanzenschutzbedarf ist ihr Einsatz jedoch problemlos.

Im IP-Weinbau ist der Spritzplan beziehungsweise das Spritzmittelspektrum entscheidend: Die bei uns ver-

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optimal abläuft. Unsere Erfahrungen zeigen, dass die Tiere rund 80% der Auslaubearbeit übernehmen und le- diglich etwa zu 20% von Hand nachgebessert werden muss. Nach Einsetzen der Traubenreife müssen die Scha- fe wieder aus den Reben gebracht werden, da sie sonst ei- nerseits auch Blätter ausserhalb der Traubenzone ab- fressen und sich andererseits nun auch den Trauben zu- wenden. In den letzten Jahren wurde die Herde bei der Sorte Blauburgunder anfangs August aus den Reben ge- führt, da sie ab diesem Zeitpunkt Trauben frassen.

Dosierung und Nebenwirkungen

Die Schafe beginnen zuerst an ihrer Lieblingsstelle (oft am Liegeplatz) oder am Anfang einer Rebzeile die Trau- ben abzufressen. Oft ist es auch so, dass sie am Liegeplatz

März April

Mai

Juni Juli August

Septem ber

Oktober Novem

ber Dezem

ber Januar

Februar Graswachstum Futterbedarf Verkauf der Jungtiere

Anpassung der Herdengrösse an das Graswachs- tum.

Bei Erreichen von 30° Oe muss die Herde umplat- ziert werden.

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wendeten Pflanzenschutzmittel und Mengen wurden mit dem toxikologischen Zentrum abgesprochen und es wurde uns bestätigt, dass die Tiere nicht gefährdet sind.

Wie hoch die Rückstände im Fleisch effektiv sind, ist je- doch nicht bekannt. In diesem Zusammenhang werden noch Partner gesucht, die bereit wären, weitere Untersu- chungen zu unterstützen. Es gibt jedoch bereits Hinwei- se auf bestimmte gefahrlose Anwendungen (s. SZOW 9/2012: «Folpet und Weinhefen»).

Haltung der Schafe

DasWeidemanagement ist wie erwähnt ein zentrales Ele- ment der erfolgreichen Schafhaltung im Rebberg. Das Ziel des Schafprojekts ist vor allem, einen Mehrwert im ökolo- gischen Bereich zu schaffen. Aber auch soziale und öko- nomische Aspekte dürfen nicht vernachlässigt werden.

Deshalb müssen alle anderen Arbeiten wie Pflanzen- schutzapplikationen ohne grossen zusätzlichen Aufwand verrichtet werden können. Bis jetzt hat sich das periphere Einzäunen mit Knotengittern bewährt. Momentan wird geprüft, ob auch eine Einzäunung mit drei Elektrodrähten möglich wäre. Grundsätzlich könnte diese Variante funk- tionieren, jedoch ist es wichtig, dass die Schafe nicht ein zu dichtesWollkleid tragen, da sie dann die Stromstösse nicht mehr spüren. Ein einfacher Unterstand mit einer Blachen- Abdeckung, unter der die Schafe Wasser und einen Leck- stein mit Mineralsalz vorfinden, ist von Vorteil, da sie sich dadurch geborgener fühlen. Sie fühlen sich so rasch zu

Hause und bleiben standorttreu. I

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L’effeuillage par les moutons

En hiver, on voit assez fréquemment des moutons paître dans les vignobles où ils accomplissent un véri- table travail de débroussaillage. Mais à fin avril il faut les déplacer, car les jeunes pousses et les bourgeons ne seraient pas à l’abri de ces caprinés gourmands. Un essai de terrain mené à Villingen AG avec des moutons skudden a montré que les moutons pouvaient re- prendre leurs quartiers dans les vignes dès le début de l’été et même y apporter une contribution utile à l’effeuillage. La race des moutons skudden est petite et

peu exigeante et de ce fait particulièrement adaptée aux besoins de l’entretien du paysage et de l’élevage amateur. Certaines conditions doivent toutefois être respectées lorsque ces bêtes participent à l’entretien des vignobles, à savoir: l’adaptation du cheptel aux ressources fourragères et une gestion des pâturages conforme aux conditions locales. Enfin, les moutons doivent être déplacés une nouvelle fois quand com- mence la maturation, car à partir d’environ 30° degré Oechsle, ils ne dédaignent pas un bon repas de raisin.

Perfekte Auslaube-Arbeit durch die Schafe.

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