Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Metamizol-Nebenwirkungen
nen. Auch hier ist eine genaue wis- senschaftliche Untersuchung zur Er- mittlung der Häufigkeit im Gange Abgesehen von diesen sehr selte- nen, jedoch bedrohlichen Reaktio- nen, sind die Pyrazolone im Ver- gleich zu anderen Analgetika als gut verträgliche Arzneimittel mit zuver- lässiger klinischer Wirksamkeit zu bezeichnen. Durch andere Mittel las- sen sie sich zur Zeit nur teilweise ersetzen.
Wir sind uns darüber im klaren, daß bei der Anwendung eines jeden der heute zur Verfügung stehenden An- algetika und Antipyretika in seltenen Fällen schwerwiegende Risiken auf- treten können. Zuverlässige Kennt- nisse über die Häufigkeit des Auftre- tens dieser Risiken stehen jedoch nicht zur Verfügung. Für jeden Stoff und jede Art bedrohlicher Nebenwir- kungen müßte die Inzidenz ermittelt werden, bevor entschieden werden kann, welches Mittel bei bestimmten Indikationen bevorzugt werden sollte.
Literatur
(1) Gross, R.; Horstmann, H.; Vogel, J., u. Zach, J.: Zur Epidemiologie und Klinik der medika- mentös-allergischen Agranulozytose, Med.
Welt N.F. 18 (1967) 1767 — (2) Heimpel, H., u.
Abt, C.: Medikamente und akute Agranulozyto- se, Dt. Med. Wschr. 104 (1979) 731 — (3) Thema des Monats: Bleibt Novalgin weiter frei ver- käuflich? Arznei-Telegramm 1 (1981) — (4) Arz- neimittelkommission der deutschen Ärzte- schaft: Metamizol-Gabe nur nach Nutzen-Risi- ko-Abwägung. DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 78 (1981) 918 — (5) Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Metamizol und Ver- wandte — wie geht es weiter? DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 78 (1981) 1372
Anschrift der Verfasser:
Professor Dr. med.
Hermann Heimpel
Ärztlicher Direktor der Abteilung für Innere Medizin III
(Hämatologie/Onkologie) des Zentrums für Innere Medizin der Universität Ulm
Steinhövelstraße 9 7900 Ulm/Donau
Professor Dr. med. Helmut Kewitz Direktor des Instituts
für Klinische Pharmakologie des Klinikums Steglitz der Freien Universität Berlin Hindenburgdamm 30 1000 Berlin 45
FÜR SIE GELESEN
Endokrine Therapie bei fortgeschrittenem Brustkrebs
Adrenalektomie und Hypophysek- tomie sind, obwohl sie beträchtliche Komplikationen verursachen kön- nen, anerkannte Möglichkeiten zur Behandlung des Brustkrebses, da sie sich wiederholt als geeignet er- wiesen haben, für durchschnittlich 12 bis 14 Monate, in einigen Fällen über fünf Jahre und mehr, zu einer Remission zu führen.
Santen und Mitarbeiter berichten über eine relativ neue endokrine Therapie mit Aminoglutethimid.
Diese Substanz hat sich als effektiv und im Vergleich mit anderen Thera- pien als weniger toxisch erwiesen.
Nach ihrer Verabreichung fällt die Östrogenzirkulation genau wie bei der Adrenalektomie ab. Ferner ver- hindert sie in nichtadrenalem Gewe- be die Umwandlung von Adrostene- dion in Östron. Diesem Vorgang kommt möglicherweise Bedeutung zu. Da die Charakteristika der Pa- tienten, die auf eine hormonale The- rapie ansprechen, weitgehend be- kannt sind, empfiehlt es sich, bei diesen unter Berücksichtigung der Resultate von Santen eine Behand- lung mit Aminoglutethimid zu versu- chen.
Weiter bietet sich zur endokrinen Karzinomtherapie Tamoxifen an, ein Antiöstrogen, das bei der Bindung im Zytoplasma der Krebszelle mit Östrogen konkurriert und nach Auf- nahme in den Zellkern vitale zellulä- re Prozesse unterdrückt. Tamoxifen ist ebenfalls nur wenig toxisch. Diae- thylstilbestrol ist in der Wirksamkeit zwar mit Tamoxifen vergleichbar, aber es verursacht Nebenwirkungen wie Ödeme, Nausea und Erbrechen.
Henderson führt aus, bei der Thera- piewahl sei zu berücksichtigen, daß bei Patienten, die auf eine endokrine Behandlungsform angesprochen haben, auch mit weiteren endokri- nen Maßnahmen Erfolge zu erwar- ten sind.
Umgekehrt gilt, daß bei Patienten, die auf eine erste Hormonbehand- lung nicht angesprochen haben, we- nig Aussicht besteht, mit anderen endokrinen Therapien Erfolg zu haben.
Ferner ist er der Auffassung, daß bei der großen Zahl der zur Verfügung stehenden, weniger gefährlichen Therapiemöglichkeiten die chir- urgische Adrenalektomie und die Hypophysektomie keine Rolle mehr spielen sollten.
Für wichtig hält er, daß — solange metastasierter Brustkrebs unheilbar ist — die Toxizität der angebotenen Therapien, die potentielle Verlänge- rung der Lebenserwartung und die Beeinflussung der Lebensqualität vorsichtig gegeneinander abgewo- gen werden. Nre
Henderson, I. C.: Less Toxic Treatment for Advanced Breast Cancer, The New Engl. Med.
J. 305 (1981) 575-576, Sidney Farber Cancer Institute, Boston, MA 02115, USA
BERICHTIGUNG
Pharmakologie, Toxikologie und Abhängigkeitspotential der Benzodiazepine
In mehreren Leserbriefen wurden berechtigte Zweifel am Massenkon- sum der Benzodiazepine geäußert (DEUTSCHES ÄRZTEBLATT 78 [1981] 2227-2234). Der Autor stützte sich dabei auf eine englische Arbeit von Peter Tyrer (Brit. J. Psychiat. 137 [1980] 576-577), in der täglich von 40 Billionen Benzodiazepindosen die Rede ist. (Brit.: billion = Billion;
Amerik. = Milliarde). Wahrschein- lich hat dieser britische Autor aus amerikanischen Quellen die Bil- lionen ohne Umrechnungskorrektur übernommen, und so hat sich diese Angabe „fortgepflanzt".
Anschrift des Verfassers:
Privatdozent Dr. rer. nat. U. Klotz Dr.-Margarete-Fischer-Bosch- Institut für klinische Pharmakologie Auerbachstraße 112
7000 Stuttgart 50 72 Heft 5 vom 5. Februar 1982 79. Jahrgang DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Ausgabe A/B