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Archiv "Gesundheitstelematik: Fortschritte beim Datenaustausch" (17.11.2006)

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D

as allmähliche Zusammen- wachsen von ambulantem und stationärem Sektor im Bereich der Informations- und Kommunika- tionstechnologien lässt sich 2006 schon daran ablesen, dass erstmals die Anbieter von Arztpraxissoftware und Krankenhausinformationssyste- men (KIS) in einer Messehalle (Hal- le 15) vereint sind. Sektorübergrei- fende Telematikthemen sind neben der Einführung der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) Lösungen für die integrierte Versorgung – Stichwort unter anderem: intersekto- rale Kommunikation und Interopera- bilität der Systeme. Der Ausbau der Vernetzung soll dazu beitragen, den Informationsfluss zwischen den Ak- teuren im Gesundheitswesen zu ver- bessern, die Verwaltung von Patien- tendaten zu vereinfachen, effiziente- re Abrechnungsmethoden umzuset- zen und teure Doppeluntersuchun- gen zu vermeiden.

Eine wesentliche Rolle innerhalb der geplanten Telematikinfrastruk- tur spielt dabei die elektronische Pa- tientenakte (ePA). So werden künf- tig niedergelassene Ärzte und Kran- kenhausärzte gemeinsam auf die ePA zugreifen, in der Befunde,

Röntgenbilder, Laborwerte, EKG, Verordnungen und andere medizini- sche Daten zu einem Patienten ge- speichert sind. Am Gemeinschafts- stand von Kassenärztlicher Bundes- vereinigung und den Kassenärztli- chen Vereinigungen Nordrhein und Westfalen-Lippe wird gezeigt, wie

die Patientenakte, eine der freiwilli- gen Anwendungen der eGK, künftig funktionieren könnte. Demonstriert wird der Austausch von Informatio- nen zwischen Haus- und Facharzt, etwa anhand der Behandlungsdoku- mentation im Rahmen eines Dis- ease-Management-Programms: An seinem Praxis-PC kann der Arzt auswählen, ob er eine Diagnose ein- stellen oder einen Arztbrief für ei- nen Kollegen verfassen möchte.

Dieser kann mithilfe seines elek- tronischen Heilberufsausweises und der Gesundheitskarte des Patienten ebenfalls von seiner Praxis aus auf den Server zugreifen. Sofort hat er alle wichtigen Informationen auf dem Schirm. Dabei kann er ent- scheiden, ob er sämtliche für ihn re- levanten Unterlagen zu einem Pati- enten sehen will oder nur die zu einer bestimmten Diagnose.

Inzwischen haben einige Firmen Lösungen für die elektronische Pati- entenakte entwickelt, die regional – vorerst noch als Insellösungen – er- probt werden. Ein Beispiel ist die von der Compugroup GmbH, Ko- blenz, entwickelte Vita-X-Akte, die in der Region Trier und in der Stadt Lünen im dortigen Medizinischen Qualitätsnetz genutzt wird. Die Pati- entendaten werden vom behandeln- den Arzt direkt in die Akte eingege- ben und dort gespeichert. Sie sind von Kollegen dann in der Akte abruf- bar und können ergänzt werden, wenn der Patient einverstanden ist.

Patienten, die sich für die Akte ent- scheiden, erhalten ihre persönliche Vita-X-Card zugeschickt. Mit dieser Chipkarte und einer vierstelligen Ge- heimnummer (PIN) autorisieren sie Ärzte zum Lesen oder zu Eintragun- gen in die Akte. Nach 24 Stunden läuft die Freischaltung ab, danach muss der Patient die PIN für einen Zugriff erneut eintippen. Während der Einführungs- und Testphase ist die Karte für teilnehmende Patienten kostenfrei, anschließend soll sie fünf Euro im Monat kosten.

Im Patient-Partner-Verbund Mün- chen kommunizieren dagegen Haus- und Fachärzte, Apotheker, Physio- therapeuten und ambulante Pflege- dienste über die webbasierte Ge- sundheitsakte „Lifesensor“ der In- tercomponentware AG, Walldorf.

GESUNDHEITSTELEMATIK

Fortschritte beim Datenaustausch

Auch wenn die Einführung der Gesundheitskarte weiter auf sich war- ten lässt – die Telematikplattform nimmt langsam Gestalt an, denn der Bedarf an Lösungen für die intersektorale Kommunikation wächst.

Fotos:Messe Düsseldorf

MEDICA 2006 IM ÜBERBLICK

IInnffoorrmmaattiioonneenn:: Während der weltgrößten Medizinmesse Medica (15. bis 18. November 2006, Düsseldorf) präsen- tieren 4 200 Aussteller aus 67 Nationen ihre Systeme und Lösungen aus dem Medizintechnikbereich und der Infor- mations- und Kommunikationstechnologie für das Gesund- heitswesen. Zeitgleich wird die ComPaMED (Internationale Fachmesse für den Zuliefermarkt der medizinischen Ferti- gung) veranstaltet.

IInntteerrnneett:: www.medica.de S

Soonnddeerrsscchhaauueenn:: Medica Media – Medizinische Informati- onssysteme und Telemedizin; elektronische Gesundheits- karte (www.medicamedia.de);

Medica meet.IT – Anwenderforum für medizinische Soft- ware für Krankenhäuser, Arztpraxen und Laboratorien Medica Vision – Innovationsforum für Forschungseinrich- tungen und Universitäten

IVAM-Forum – Vom Fachverband für Mikrotechnik organi- sierte Sonderschau zu den Bereichen Manufacturing, Mikrotechnik, Nanomedizin und neue Materialien auf der ComPaMED (www.ivam.de)

Röntgenbilder und weitere medizini- sche Daten werden künftig in der elek- tronischen Patien- tenakte gespeichert.

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 46⏐⏐17. November 2006 A3131

T E C H N I K

An der Medizinischen Hochschule Hannover arbeitet das Pflegeperso- nal mit der Software „Nancy“ (Hinz – Organisation im Gesundheitswe- sen GmbH), die für administrative Tätigkeiten wie Pflegeplanung, Do- kumentation und Dienstübergabe genutzt werden kann. Schnittstellen zu externen medizinischen Einrich- tungen sind möglich. Auch die Fir- ma Siemens Medical Solutions GmbH (MED) bietet mit „Soarian Integrated Care“ eine ePA an, die den Austausch von medizinischen Daten zwischen Praxen und Klini- ken sowie innerhalb von Kranken- hausketten und mit weiteren Part- nern unterstützt.

Dennoch ist Deutschland von ei- nem flächendeckenden elektroni- schen Austausch an Gesundheitsda- ten noch weit entfernt – telematische Kommunikation ist im Klinik- und Praxisalltag noch keine Routine. So kommunizieren viele Ärzte weiter-

hin mit Brief, Telefon und Fax. Vor diesem Hintergrund starteten 2005 15 Mitgliedsunternehmen des VHitG (Verband der Hersteller von IT- Lösungen für das Gesundheitswe- sen; Internet: www.vhitg.de) die Ini- tiative „Intersektorale Kommunika- tion“. Ziel des herstellerübergrei- fenden Projekts ist es, einheitliche Standards für den sektorübergreifen- den elektronischen Datenaustausch zu entwickeln, denn erst auf der Ba- sis von Standards können alle betei- ligten Ärzte potenziell auf Daten in einer ePA zugreifen, unabhängig da- von, mit welchem System sie arbei- ten. Ähnlich ist es mit elektroni- schen Arztbriefen, die Ärzte in

Krankenhäusern und Praxen unter- einander per E-Mail austauschen.

Die Einigung auf Standards und de- ren Weiterentwicklung wird pro- prietäre Lösungen zurückdrängen und langfristig Kosten senken.

Informationstechnologie im Krankenhaus

Bei den Krankenhäusern geht es vor allem um Prozessoptimierung und einen verbesserten Kommunikati- ons- und Datenfluss mittels IT. Ex- perten gehen davon aus, dass sich durch den IT-Einsatz bis zu 30 Pro- zent an Kosten einsparen lassen. Zu den Schwerpunktthemen zählt daher das Medizin-Controlling, das heißt, Lösungen unter anderem für die Patientensteuerung, die sektorüber- greifende Versorgung, die Integrati- on von Behandlungspfaden und die interne Workflowunterstützung. So werden IT-Systeme zur Steuerung Das multifunktio-

nale Kartentermi- nal “Card Star/me- dic2“ von Celectro- nic kann bereits für die Tests der elek- tronischen Gesund- heitskarte einge- setzt werden.

Foto:Celectronic

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T E C H N I K

sämtlicher Routineab- läufe in den Kranken- häusern immer wichti- ger, um komplexe kli- nisch-administrative Prozesse zu unterstützen und das Kostenmanage- ment zu verbessern. Mit „Manage- ment-Führungs-Informationssys- temen“ können die Einrichtungen besser und schneller auf kurzfristig sich ändernde Rahmenbedingungen reagieren. Diese Systeme ermögli- chen es, über die pauschalisierte Abrechnung mit den Krankenkas- sen hinaus zu berechnen, wie viele Kosten der einzelne Patient dem Krankenhaus tatsächlich verursacht.

Für die am Patienten orientierte Wirtschaftlichkeitsberechnung müs- sen die Vergütung der Behandlung sowie Personal- und Sachkosten dy- namisch miteinander verknüpft und in ihrer zeitlichen Entwicklung dar- gestellt werden. Hierfür ist eine multidimensionale Datenbank erfor- derlich, mit der beliebige Parameter kombiniert und mögliche Lösungen simuliert werden können.

Mit der Einführung von Internet- telefonie (Voice over IP; VoIP) be- schäftigen sich immer mehr Kran- kenhäuser. Die Preise sind deutlich gesunken, und die Hersteller von Tele- fonanlagen bieten inzwischen aus- gereifte Lösungen an. Bei der Ent- scheidung für VoIP ist jedoch zu be- achten, dass die Telefonie dabei zu einer IT-Anwendung wird – zu einer vergleichsweise kritischen Applika- tion. Das lokale Netz wird mit VoIP komplexer und – durch die Zusam- menschaltung von Computer und Telefon – störanfälliger. Neben der

Frage nach der Netzqualität bei Sprachdiensten muss dies vor allem bei Patienten- oder Notrufsystemen, die über VoIP betrieben werden, be- rücksichtigt werden, denn diese Dienste sollen permanent verfügbar sein. Auch hier ist der Betrieb eines Managementsystems eine geeignete Lösung, um die qualitätskritischen Faktoren zu überwachen. Anbieter in diesem Bereich sind beispiels- weise Data Systems, Braunschweig, und Avaya, Frankfurt/Main.

Immer wichtiger wird darüber hinaus der Einsatz von Informati- onstechnik in der Pflege. Darunter fallen beispielsweise die Pflegedia- gnostik und Pflegeleistungserfas- sung, das Case Management und die interne Organisation der Pflege in den Krankenhäusern. Eine Lösung hierfür ist beispielsweise das Stati- onsmanagement „PIP.Base“ im KIS

„iMedOne“ von TietoEnator, Fre- chen, das Pflegekräfte bei der Dar- stellung der Zimmer- und Bettenka- pazitäten bis zur Disposition von aufgenommenen, verlegten oder entlassenen Patienten unterstützt.

Die Kontextmenüs zum Patienten sind der direkte Einstieg in die Pati- entenakte. Auch die MCS AG, Elt- ville, hat ein Pflegemodul in die elektronische Patientenakte ihres Systems „MCS vianova Klinik“ in- tegriert, mit dem sich der Pflege- prozess vollständig dokumentieren lässt.

Patientensicherheit durch RFID-Technologie

Die RFID(Radio Frequency Identi- fication)-Funktechnologie und ihr Einsatz im Gesundheitswesen ist ein weiteres Messethema. So zeigt das Unternehmen MCS innerhalb seines KIS den Einsatz von RFID im Akutkrankenhaus. Das System unterstützt den Prozess der Blut- transfusion von der Verordnung bis zur Verabreichung durch den Ein- satz von RFID. Nach der Anforde- rung wird im Krankenhauslabor ei- ne für den Patienten passende Blut- konserve bereitgestellt und mittels RFID gekennzeichnet. Diese Ken- nung wird an das KIS übermittelt.

Vor der Transfusion wird anhand dieser Kennung überprüft, ob das Blutprodukt zum Patienten kompa-

tibel ist. Im Falle der Freigabe ist die Abgabe dokumentiert, und es wer- den gleichzeitig die Daten für die Verrechnung generiert. Ein ähnli- cher Workflow wird in der Onkolo- gie eingesetzt.

Digitales Diktat und Spracherkennung

Nahezu jedes dritte Krankenhaus nutzt inzwischen digitale Diktiersys- teme für die Befund- und Arztbrief- schreibung. Die Radiologen waren die erste Fachgruppe, für die sich Spracheingabe-Textausgabe-Systeme eigneten, weil sie einen stark forma- lisierten, eng umgrenzten Fachwort- schatz verwenden. Nach den großen Fortschritten, den die computer- gestützte Sprachverarbeitung und Spracherkennung in den vergange- nen Jahren gemacht hat, wird der Einsatz zunehmend auch für andere Fachgruppen, wie etwa für Interni- sten, interessant. Bereits der Über- gang von der analogen zur digita- len Spracheingabe trägt dazu bei, die Abläufe in den Krankenhäusern zu beschleunigen, weil die Informatio- nen unmittelbar nach dem Diktat als Audiodateien an mehrere Funktions- stellen verteilt werden können und die Banddiktate nicht mehr physika- lisch zum Empfänger transportiert werden müssen.

Die automatisierte Spracherken- nung geht noch einen Schritt wei- ter: Spracherkennungssysteme wan- deln den gesprochenen Text direkt in Klarschrift um, sodass er online entweder vom Arzt selbst abschlie- ßend bearbeitet oder offline an- schließend von der Schreibkraft nur noch auf Fehler hin korrigiert wer- den muss. Auch für das digitale Diktat von unterwegs gibt es inzwi- schen verschiedene Produkte am Markt. So lässt sich mit dem „Phi- lips Pocket Memos“ beispielsweise das Diktat auf einer Speicherkarte sichern und über E-Mail oder eine gesicherte Internetverbindung zur Weiterbearbeitung ins Netz- werk überspielen. Lösungen für die Sprachtechnologie präsentieren un- ter anderem die Unternehmen Phi- lips Speech Recognition Systems, Nuance Deutschland GmbH, Olym- pus und die 4Voice AG. I Heike E. Krüger-Brand Digitales Diktie-

ren trägt dazu bei, die medizinische Dokumentation zu beschleunigen und Abläufe in der klini- schen Routine effi- zienter zu gestalten.

A3132 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 46⏐⏐17. November 2006

Foto:Philips Speech Processing

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