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Archiv "Gesundheitstelematik: Begehrlichkeiten" (22.06.2007)

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A1814 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 25⏐⏐22. Juni 2007

B R I E F E

GESUNDHEITSTELEMATIK

Interview zum Pro- jekt Gesundheitskar- te mit Ulrich Wei- geldt, Vorstand der KBV, und Dr. med.

Franz-Joseph Bart- mann, Vorsitzendem des Ausschusses „Telematik“ der BÄK (DÄ 15/2007: „Wichtig ist, was dem Arzt nutzt“ von Heike E. Krüger-Brand und Sa- mir Rabbata).

Wer bestellt, zahlt!

Hinsichtlich der Kosten der soge- nannten Gesundheitstelematik lässt die Gesundheitsministerin verlau- ten, dass man mit 1,4 Milliarden Euro rechne. Die konservative Presse (FAZ) lag in ihrer Schätzung um 500 Prozent darüber. Wahrlich kein kleiner Unterschied. Wenn jetzt im DÄ zu lesen ist: Die prospekti- ven Kosten-Nutzen-Analysen wür- den daran kranken, dass kleine Än- derungen der Stellgrößen erhebliche Auswirkungen auf das Ergebnis der Schätzung haben, dann bedeutet dies im Klartext nichts anderes, als dass wir eben nicht wissen, was uns die Telematik kosten wird. Umso bemerkenswerter ist da die Einlas- sung von Herrn Kollegen Dr. med.

Franz-Joseph Bartmann, dem Vor- sitzenden des Ausschusses „Telema- tik“ der Bundesärztekammer:

„Wenn wir der Überzeugung sind, wir brauchen eine Telematikinfra- struktur, dann entstehen die Kosten aus der Notwendigkeit heraus, be- stimmte Dinge zu installieren.“ In einfachen Worten heißt das: Wenn wir die Telematik wollen, dann müssen wir sie eben bezahlen, ob sie sich jemals amortisieren wird oder nicht. Dann aber muss gelten:

Wer bestellt hat, der bezahlt. Hier-

zulande ist dies freilich keine Selbst- verständlichkeit mehr.

Dr. med. Dr. phil. Reinhard Platzek,

Vorsitzender des Hartmannbundes für Unterfranken, Keplerstraße 23, 63741 Aschaffenburg

Zurück zum Papier

Im oben genannten Beitrag heißt es von Herrn Weigeldt: „Und dann gibt es noch die eine oder andere Praxis, die eine Stand-alone-Lösung hat und noch mit der Karteikarte arbeitet.“

Aus meiner Erfahrung und aus Ge- sprächen mit Kolleginnen und Kolle- gen stellt sich die Situation eher ge- nau umgekehrt dar: Einige Praxen sind vollständig digitalisiert, und die Mehrzahl arbeitet noch mit der Kar- teikarte. Dies mag, wie auch in dem Artikel erwähnt, mit der Warnung vor der Internetvernetzung zu tun haben, aber auch mit der jahrelangen Unsi- cherheit, inwieweit eine Befunddoku- mentation in der EDV rechtsgültig und beweisend sei. Zudem häufen sich Fälle, in denen eine Geräteanbin- dung bzw. der gleichbleibende Zu- griff auf solche Daten nach dem Um- stieg auf eine andere Version, ge- schweige denn auf ein anderes Sys- tem, nicht mehr möglich ist. So stellt sich aus rein praktischen Erwägungen für viele Praxen nicht die Frage: weg vom, sondern zurück zum Papier.

Dr. Donald O. Schramm,Wilhelm-Raabe-Straße 4, 37170 Uslar

Behauptung belegen

Es ist immer wieder erstaunlich, wie ärztliche Mandatsträger die Grund- prinzipien ärztlicher Tätigkeit verges- sen, dass nämlich einer Therapie eine Befunderhebung voranzustellen ist.

In einer umfangreichen Recherche im In- und Ausland haben wir keine Ar- beit gefunden, in der die Zusammen-

arbeit der verschiedenen Fachgrup- pen untersucht worden ist. Trotzdem soll sie verbessert werden. Im DÄ ist vor Kurzem aber eine Arbeit erschie- nen, die gerade diese Fragestellung untersucht hat und die belegte, dass sowohl die beteiligten Ärzte als auch die Patienten mit dem Überweisungs- vorgang sehr zufrieden waren, sodass eine Verbesserung dieser Schnittstelle sehr schwierig sein wird. Den inter- viewten Kollegen Weigeldt und Bart- mann ist es nur zu empfehlen, diese Arbeit einmal zu lesen, die ja von ih- nen hätte initiiert werden müssen. Im DÄ wird jetzt auch eine Arbeit zitiert, nach der die ständig wiederholte Be- hauptung, es gäbe in Deutschland zu viele Doppeluntersuchungen, wider- legt wird. Auch diese Arbeit sollten die Kollegen Weigeldt und Bartmann einmal zur Kenntnis nehmen. Es wird schwer für Herrn Weigeldt sein, seine Behauptung zu belegen, die Elektro- nik könnte helfen, die Praxisabläufe zu verbessern und sie eleganter, schneller, effizienter zu machen . . .

Literatur beim Verfasser

Dr. med. Michael Spiel,Dorfplatz 6, 71711 Murr

Begehrlichkeiten

. . . Seit zwei Jahren bin ich als hausärztlich tätiger Internist in eige- ner Praxis niedergelassen und möchte mich als grundsätzlich sehr aufge- schlossen gegenüber neuer Informati- onstechnologie bezeichnen. Mir will dennoch der Nutzen einer Telematik- infrastruktur mit Vernetzung der ein- zelnen Bereiche des Gesundheitswe- sens nicht recht einleuchten. Wie rechtfertigt man den notwendigen or- ganisatorischen und finanziellen Mehraufwand einer solchen neuen Struktur, wenn der Hauptnutzen, auch gemessen an den Aussagen im Inter- view, sich auf das Übermitteln von In-

Beiträge im Deutschen Ärzteblatt sollen zur Diskussion anregen. Deshalb freut sich

die Redaktion über jeden Leserbrief. Wir müssen aus der Vielzahl der Zuschriften aber auswählen und uns zudem Kürzungen vorbehalten. Die Chance zur Veröffentlichung ist umso größer, je kürzer der Brief ist. Leserbriefe geben die Meinung des Autors, nicht die der Redaktion wieder. E-Mails richten Sie bitte an leserbriefe@aerzteblatt.de, Briefe an das Deutsche Ärzteblatt, Ottostraße 12, 50859 Köln.

Das Leser-Forum

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B R I E F E

formationen beschränkt? Wo ist der Vorteil gegenüber den etablierten Ver- fahren Telefon und Fax? Arztbriefe und Befunde lassen sich direkt aus der EDV per Fax versenden und emp- fangen, die Speicherung erfolgt digi- tal. Labordaten kommen verschlüsselt über ISDN in den Praxisrechner.

Mehr brauche ich nicht. Die eGK ist eine Forderung der Politik und der Kostenträger. Um sie uns schmack- haft zu machen, wird sie in den Ge- samtzusammenhang „Telematik“ ein- gebettet, deren Nutzen mir äußerst fraglich erscheint. Mit Blick auf die aktuelle Diskussion hinsichtlich der Verwendung von digitalen Passbil- dern aus Reisepässen und der Aus- wertung von Autobahnmautdaten zu Fahndungszwecken – das Vorliegen von Datenbeständen weckt stets nach- folgende Begehrlichkeiten. Wer kann heute ausschließen, dass nicht in Zu- kunft die Teilnahme an bestimmten Versorgungsmodellen, z. B. Hausarzt- verträgen und Ähnlichem, vonseiten der Kostenträger an die Zustimmung zur Übermittlung der gespeicherten Daten gekoppelt wird? Und schon ist sie Wirklichkeit, die schöne neue Welt mit gläsernen Patienten und dem on- line auf Leitlinienkonformität über- prüfbaren Arzt. Nein, Danke!

Dr. med. Thomas Unger,Wilhelmstraße 57, 52070 Aachen

Argumente recht dürftig

Auch wenn der Titel suggerieren möchte, die geplante Telematikinfra- struktur brächte den Ärzten einen Nutzen, so bleiben die Argumente hierfür doch recht dürftig und können nicht überzeugen. Die Kosten-Nut- zen-Analyse von Booz, Allen und Ha- milton ist bislang die gründlichste Untersuchung zu diesem Thema. Sie wurde von der Gematik selbst in Auf- trag gegeben und dann nicht publi- ziert, weil das Ergebnis nicht den Er- wartungen entsprochen hat. Allein dieses Vorgehen wirft schon ein be- zeichnendes Licht auf die Art und Weise, wie dieses Projekt von den Verantwortlichen durchgeboxt wird:

„Koste es was, was es wolle.“ Herr Bartmann ist voll der Überzeugung,

„wir brauchen eine Telematikinfra- struktur“ und ordnet diesem Gedan- ken alles Weitere unter: „ . . . dann

matikinfrastruktur können nicht über- zeugen. Ein Arztbrief über Fax ver- sandt dauert auch nur einige Sekun- den, und ins Internet sind Ärzte bis- lang auch schon gekommen . . .

Dr. Dietrich Rost,Niebüller Straße 10, 90425 Nürnberg

STRASSENVERKEHR

Auch Ärzten droht bei Ordnungswidrig- keiten ein Fahrver- bot (DÄ 12/2007:

„Ärzte im Straßen- verkehr: Nicht alles ist erlaubt“ von Carsten Krumm).

In welchem Staat leben wir eigentlich?

Glückwunsch zum oben genannten Artikel von Herrn Krumm, der als

„Bußgeldrichter“ am Amtsgericht Lü- entstehen die Kosten aus der Notwen-

digkeit heraus, bestimmte Dinge zu installieren.“ Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Erst muss der mögliche Nutzen einer Maßnahme untersucht werden, und nur bei positivem Ergeb- nis sollten dann die entsprechenden Anwendungen installiert werden . . . Und die finanzielle Belastung für die Ärzte ist immens. Immerhin weist die Gematik-Studie für die Ärzte als

„Nettonutzen“ (Differenz zwischen Nutzen und Ausgaben) eine finanziel- le Belastung von 1 380 Milliarden Euro aus. Sie verteilen sich deutsch- landweit auf ca. 800 000 Arbeitsplät- ze in Arzt- und Zahnarztpraxen, Apo- theken und Krankenhäusern, was pro Arbeitsplatz einen Betrag von 1 725 Euro ergibt. Im Durchschnitt hat eine Praxis in Deutschland 4,5 Arbeitsplät- ze, was dann eine Belastung von 7 762 Euro pro Praxis darstellen wür- de. Die von den beiden Herren aufge- führten Vorteile der geplanten Tele-

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 104⏐⏐Heft 25⏐⏐22. Juni 2007 A1815

Referenzen

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