• Keine Ergebnisse gefunden

Archiv "Hausärzte: Für den BDA zählt jetzt nur noch Sekt oder Selters" (07.04.1995)

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Archiv "Hausärzte: Für den BDA zählt jetzt nur noch Sekt oder Selters" (07.04.1995)"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

POLITIK AKTUELL

Hausärzte

Für den BM zählt jetzt nur noch Sekt oder Selters

Der Berufsverband der Allgemeinärzte Deutschlands (BDA) heitsreform sieht Dr. med. Klaus-Dieter Kossow die rund blickt der Zukunft der Hausärzte mit gemischten Gefühlen 20 000 Ärzte seines Verbandes am Scheideweg. Der BDA-Vor- entgegen. Im Richtungsstreit um die bevorstehende Gesund- sitzende: „Für uns gibt es jetzt nur noch Sekt oder Selters.'

A

uf dem traditionellen Berufs- politischen Abend des BDA, der aus dem Zusammenschluß des Berufsverbandes der Prak- tischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedizin (BPA) und dem Fachverband Deutscher Allge- meinärzte (FDA) entstanden ist, zeig- ten sich Kossow und sein kooptierter Vorstandskollege, Dr. Eckhard Brüg- gemann, tief enttäuscht über die aktu- elle Situation der Hausärzte. Weder das Blümsche Gesundheits-Re- formgesetz von 1989 noch das Ge- sundheitsstrukturgesetz von Horst Seehofer hätten die Position der hausärztlichen Versorgung gestärkt.

Im Gegenteil: Alles sei noch viel schlechter geworden, beklagten die beiden Hausärzte-Vertreter.

„Im vergangenen Jahr gab es wieder rund 1 000 Hausärzte weni- ger", verweist Kossow auf die jüngste Ärztestatistik. Die weist im zah- lenmäßigen Verhältnis zwischen den hausärztlich und fachärztlich tätigen Kassenärzten eine zunehmende Schieflage aus. „Das heißt", fügt Kos- sow hinzu, „die Hausärzte ver- schwinden nach und nach aus der Landschaft." Von der Bonner Politik erwartet der BDA wenig Unter- sützung. Kossow: „Wir haben es mit drei großen politischen Kraftfeldern zu tun: mit den Bundesländern, mit der SPD-Bundestagsfraktion und mit der Bundesregierung. Alle drei be- treiben Machtpolitik gegeneinander.

Man kann auch sagen: Hier wird Ge- sundheitspolitik betrieben, um die ge- genwärtige Regierung zu stürzen."

In einem solchen Szenario ran- gierten die Belange der Hausärzte nur

unter „ferner liefen". Gestaltungs- möglichkeiten sieht der BDA derzeit hingegen bei der ärztlichen Selbstver- waltung — so lange jedenfalls, bis die dritte Stufe der Gesundheitsreform unter Dach und Fach ist. Vor diesem Hintergrund befasse sich der Hausärzteverband, wie sich der BDA im Untertitel nennt, zunächst vorran- gig mit der Frage, wie die Kas- senärztliche Bundesvereinigung (KBV) für die Anliegen der Hausärz- te nachhaltig sensibilisiert werden könne. In erster Linie geht es dabei um den neuen Einheitlichen Bewer- tungsmaßstab (EBM), von dem sich der BDA ein eigenes Kapitel für hausärztliche Leistungen und die Ein- richtung eines separaten Honorar- topfs verspricht.

Hausarztvertrag als letzter Prüfstein

Ebenso aufmerksam verfolgt der BDA die zwischen der KBV und den Spitzenverbänden der Kranken- kassen vertraglich vereinbarte Gliederung in eine ambulante hausärztliche und fachärztliche Ver- sorgung. Anfang nächsten Jahres müssen sich der Vereinbarung zufolge Internisten und Kinderärzte für einen der beiden Versorgungsbereiche ent- scheiden. Kossow und Brüggemann beharren auf der termingerechten Umsetzung des Vertrages.

Während der BDA in Sachen EBM relativ zuversichtlich auf den Vorstand der KBV setzt, plagen ihn mit Blick auf die Vertreterver- sammlung der KBV Zweifel. „Wir ha-

ben schon einmal erlebt, wie Be- schlüsse von der Vertreterversamm- lung gekippt worden sind", erinnert Kossow an das Schicksal des ersten Anlaufs zur EBM-Reform Ende 1993.

Sollten sich die Befürchtungen des Hausärzteverbandes tatsächlich bestätigen, will der BDA zu drasti- schen Mitteln greifen. Dr. Brügge- mann: „Nach 20jährigem Hin und Her sind wir es jetzt wirklich leid.

Darum sage ich: Wenn die EBM-Re- form und die Gliederung nicht gelin- gen, dann werden wir den Kassenärztlichen Vereinigungen die Gefolgschaft aufkündigen und eine eigene Hausärzte-KV anstreben."

Daß diese Drohung durchaus ernstzunehmen ist, untermauerten Kossow und Brüggemann, indem sie den Weg zu einer Loslösung von den Kassenärztlichen Vereinigung be- schrieben. Man müsse nur einige Landkreise heraussuchen, in denen überwiegend Hausärzte tätig sind.

Wenn dann diese Hausärzte direkt mit den Krankenkassen darüber ver- handeln, wie abgerechnet werden soll, ist die Loslösung nach Auffas- sung von Kossow und Brüggemann gelaufen. „Solche Landkreise gibt es reichlich, und Pauschalverträge ein- zelner Arztgruppen mit verschie- denen Krankenkassen sind auch kei- ne neue Erfindung", meinten die BDA-Vertreter übereinstimmend.

Im übrigen werde sich der Ver- band in einem solchen Falle überall da Unterstützung sichern, wo diese zu bekommen sei — beispielsweise bei organisierten Patientenverbänden, aber auch bei interessierten Arzt- gruppen. Josef Maus Deutsches Ärzteblatt 92, Heft 14, 7. April 1995 (15) A-989

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Da dies nirgendwo zu erkennen ist und auch der politische Wille der Verantwortlichen KBV-Spitze sich wohl nicht in diese Richtung bewegt, bin ich nicht sicher, ob eine Soli-

Das „Selters“ wäre in den Augen der Produzenten durchaus tauglich für eine ge- meinsame Marketing-Kam- pagne mit dem hessischen Kneipp-Kurort: „Man könnte etwa“, so

Die Arbeitsgemeinschaft Vertragskoordinierung hat im Na- men der Kassenärztlichen Vereinigungen einen bundesweiten Vertrag über die Durchführung zusätzlicher

Schließen sich bis Ende März mehr als 70 Prozent der Ärzte diesem Aufruf an, ist der Aus- stieg für ihn beschlossene Sache – dann für alle Kassen.. Rückendeckung erhalten die

Die Software soll – nach einer im Juli 2007 begonnenen Pilotphase – jedem onlinefähigen Nutzer für rund 15 Euro monatlich zur Verfügung stehen (rund 24 Euro bei Nutzung

Sie liegen damit zwar im Trend (auch AOL hat seine Farbe blass gestaltet; die Wochenzei- tung „Die Zeit“ hatte auch vor kur- zem die Schriftgröße wie für Seh- schwache

Durch das duale Zu- gangssystem zur allge- meinärztlichen Praxis — hier qualifiziert weitergebil- dete Allgemeinärzte, dort die nicht oder nicht qualifi- ziert weitergebildeten

Trotzdem ist aber auch aus Sicht der Hausärzte festzustellen, dass ihre Ver- tretung durch die KBV seit Jahrzehnten nicht in fairer Weise berücksichtigt wird?. Die Politik