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Archiv "Mitarbeitergespräch Alkoholismus: Den Stier bei den Hörnern packen" (18.11.2011)

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Deutsches Ärzteblatt

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Jg. 108

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Heft 46

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18. November 2011 [94]

B E R U F

MITARBEITERGESPRÄCH ALKOHOLISMUS

Den Stier bei den Hörnern packen

Um Koabhängigkeit im Team und das Stocken des Praxisablaufs zu verhindern, ist ein Gespräch mit dem suchtkranken Angestellten nötig.

A

ls Vorgesetzter im Kleinbe- trieb hat man oft eine emotio- nale Nähe zu den Angestellten.

Umso schwieriger ist es, unpopu - läre Maßnahmen durchzusetzen und konfrontative Gespräche zu führen.

Nachdem das Team aus Harmonie- bedürfnis den Alkoholkranken zu- nächst gestützt und entschuldigt hat, ist irgendwann die Grenze er- reicht. Durch Koabhängigkeit wird der Suchtmittelmissbrauch geför- dert, der Betrieb geschwächt, und die Praxis gerät ins Schwanken.

Der Psychologe Karl Benien be- obachtet ein starkes inneres Ab- wehrsystem beim Alkoholkranken, das ihn alle Register ziehen lässt, um weitertrinken zu können. Druck von außen muss her, der Mitarbeiter muss mit den Konsequenzen seines Verhaltens konfrontiert werden, die der Alkoholkonsum nach sich zieht.

Gerade in den helfenden Berufen neigen wir zur Rolle des Retters und bringen starke Appelle in die Vier-Augen-Unterredungen ein. Ge- nau das ist zu unterlassen. Die Kri- tik vom Leiter an dem Angestellten hat das Verfehlen des Arbeitsauftra- ges als Thema und die Einsicht des Kranken zum Ziel. Helfende Ge- spräche sind Sache der Therapeuten bei der Suchttherapie.

Benien beschreibt in seinem Buch „Schwierige Gespräche“:

Die Gesprächsvorbereitung.

Ein ruhiger Raum ohne Störungen ist eine der Voraussetzungen. Über- legungen über einen positiven Ge- sprächseinstieg folgen. Man klärt mit sich selbst ab, ob man den Mit- arbeiter als trockenen Alkoholiker behalten will oder ihn auf jeden Fall aus der Praxis entfernen möchte.

Der Arzt be-, aber verurteilt den Mitarbeiter nicht, er hört ihn nicht kurz an, sondern ihm zu. Langwie- rige Diskussionen sind meistens nutzlos. Dem gilt es auszuweichen.

Man braucht eine Liste mit Bei- spielen, damit der Kranke versteht, welches Fehlverhalten man meint und wo er seinen Aufgaben nicht nachkommt. Wie kann man das Thema „Alkohol“ ohne Pauschali- sieren und Vorhaltungen anspre- chen? Welche Konsequenzen zieht der Arzt, wenn der Kranke die Auf- fälligkeiten nicht abstellt? Der Arzt braucht ein klares Ziel für das erste Gespräch.

Das Kritikgespräch. Bei der Eröffnung kommt man nach freund- licher Begrüßung auf den ernsthaf- ten Charakter des Gesprächs und die Bedrohlichkeit der Situation zu sprechen. Gleichzeitig achtet man auf eine vertrauensvolle Atmosphä- re als Grundlage für ein offenes Mit- einander. Der Alkoholkranke sollte spüren können, dass es nicht darum geht, ihn als Mensch abzulehnen, sondern ihm auf dem Weg aus der Sucht beizustehen. Die Kritik be- zieht sich zum Beispiel auf Fehler- häufung, Unpünktlichkeit und Un- zuverlässigkeit. Zu diesem Zeit- punkt kann auch statt eines beschul- digenden „Sie sind Alkoholiker“

dargelegt werden, wann genau man den Alkoholgeruch zuletzt bei die- sem Mitarbeiter wahrgenommen oder alkoholische Getränke an sei- nem Arbeitsplatz gesehen hat.

Austausch über Fehlverhal- ten und das Thema Alkohol. Hier bezieht der Alkoholkranke Stel- lung. Für den Zuhörer wird klar, ob die Krankheit bereits als solche an- genommen oder noch verleugnet wird. Im Weiteren werden wahr- scheinlich Erklärungen und Recht- fertigungen abgegeben. Hier ist aktives Zuhören gefragt. Der Pra- xisleiter nimmt nur bei Themenab- weichungen den Faden selbst wie- der auf und führt das Ganze zu dem Punkt zurück, wo der Mit arbeiter noch etwas über eigene Schwierig-

keiten, vielleicht auch Lösungsideen äußert.

Arbeitsrechtliche Schritte.

Hier schildert die Führungskraft einleitend, welche realen Schwie- rigkeiten bei der Arbeit und im so- zialen Umfeld durch den Angestell- ten entstanden sind. Sei es, dass im Labor Verwechslungen vorkamen, Patienten vergessen wurden oder dass andere aus dem Team zum Schutz für ihr krankes Mitglied ge- logen haben. Der Arzt kann auch schildern, inwiefern es für ihn selbst durch den Kranken schwieri- ge Situationen gab, in denen er in Erklärungsnot gegenüber Patienten oder anderen Ärzten geriet. Auch wenn bei diesem ersten Gespräch noch keine Konsequenzen erfolgen, ist es doch nötig, auf mögliche Ab- mahnungen und den Arbeitsplatz- verlust hinzuweisen. Der Alkohol- kranke ist erwachsen und sollte sich über seine Verantwortung für sein Verhalten bewusst sein.

Hilfe anbieten. Der Arzt bie- tet Informationsmaterial, Adressen von Hilfsorganisationen und einen Testbogen zur Selbsteinschätzung zum Mitnehmen an. Auch hier ist es wichtig, nicht in die Retterrolle zu schlüpfen und auch Appelle zu un- terlassen. Der Chef lässt die Erklä- rungsversuche des Mitarbeiters zu und verdeutlicht noch einmal seine Forderung nach Besserung in den Problembereichen bei der Arbeit.

Gesprächsabschluss. Ein Ge- sprächsprotokoll wird angefertigt, von beiden unterzeichnet und ein nächster Gesprächstermin festge- legt. Meist verspricht der Mitarbei- ter Besserung, ist aber nicht unbe- dingt dazu fähig. Ab wann er die Si- tuation für sich ernst nimmt, wie viele Rückfälle es gibt und ob Hei- lung möglich ist, zeigt die Zeit.

Ute Jürgens, KomMed – Einzelcoaching und Seminare, Lilienthal

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