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Kulturentwicklungsplanung für die Landeshauptstadt Düsseldorf

Ergebnisprotokoll »Kulturwerkstatt Düsseldorf«

(2. Kulturworkshop) am 6. September 2016 im zakk inklusive erster Maßnahmenkatalog

Gutachten im Auftrag von

Weitere Informationen: www.kep-duesseldorf.de

Oktober 2016

(2)

Projektleitung: Dr. Patrick S. Föhl und Marc Grandmontagne (stellv.) Institut für Kulturpolitik der

Kulturpolitischen Gesellschaft Weberstr. 59a

53113 Bonn

Internet: www.kupoge.de

Ergebnisprotokoll: Dipl.-Pol. Alexandra Künzel und Dr. Patrick S. Föhl

(3)

Inhaltsverzeichnis

1 Ziele und Methodik ... 5

1.1 Zielsetzung des 2. Kulturworkshops ... 5

1.2 Ablauf ... 6

1.3 Zur Methode ... 6

1.4 Auswertung ... 10

2 Ergebnisdokumentation nach Arbeitsgruppen ... 11

2.1 »Kulturpolitik stärken« ... 11

2.2 »Das Kulturamt der Zukunft« ... 12

2.3 »Den öffentlichen Raum und neue Orte für und durch Kunst und Kultur erschließen« ... 13

2.4 »Kulturelle Teilhabebarrieren abbauen – Programm, Personal, Publikum« ... 15

2.5 »Interessen und Bedürfnisse der kulturellen Szene gebündelt kommunizieren« ... 16

2.6 »Kulturelle Einrichtungen als Anker stärken« ... 17

2.7 »Kulturelle Orte der Stadt synergetisch nutzen – Kulturquartier am Bahnhof« ... 19

2.8 »Kulturförderung und Förderverfahren der Zukunft« ... 20

2.9 »Eine gemeinsame Botschaft für die Kunst- und Kulturstadt Düsseldorf« ... 21

2.10 »Die Verantwortung der Kulturinstitute für kulturelle Teilhabe« ... 23

2.11 »Ermächtigungsprozesse und die Stärkung von Multiplikatoren im Feld der Transkultur vorantreiben« ... 24

2.12 »Festivallandschaft entwickeln« ... 26

2.13 »Outside the box – Verrückte Ideen für die Kulturentwicklung in Düsseldorf« ... 27

2.14 Zusammenfassung der Ergebnisse: Kommunikation, Dialog und kooperatives Handeln ... 28

(4)

3 Erster Maßnahmenkatalog und nächste Schritte ... 29

3.1 Handlungsfelder und erster Maßnahmenkatalog ... 29

3.1.1 Handlungsfeld 1: »Kulturpolitik, Kulturverwaltung sowie Kulturförder- und Dialogverfahren« ... 30

3.1.2 Handlungsfeld 2: »Kulturelle Teilhabe« ... 35

3.1.3 Handlungsfeld 3: »Sichtbarkeit« ... 38

3.1.4 Handlungsfeld 4: »Modellprojekte der Transformation« ... 40

3.2 Nächste Schritte ... 42

Quellenverzeichnis ... 43

(5)

1 Ziele und Methodik

1.1 Zielsetzung des 2. Kulturworkshops

Die Kulturentwicklungsplanung für die Landeshauptstadt Düsseldorf sieht als partizipativ angelegter Prozess eine Vielzahl verschiedener Beteiligungsformate1 vor. Ziel des Beteiligungsprozesses ist es, die Kulturlandschaft der Landeshauptstadt Düsseldorf gemeinsam mit Kulturakteuren sowie Bürgerinnen und Bürgern2 zu diskutieren und für eine sich verändernde Stadtgesellschaft neu zu erschließen sowie gemeinsam Zukunftsperspektiven zu entwickeln.

Am 6. September 2016 fand im zakk der zweite von drei großangelegten Kulturworkshops mit dem Titel

»Kulturwerkstatt Düsseldorf« statt. Insgesamt nahmen mehr als 120 Personen an der Veranstaltung teil.

Durch die erneute Beteiligung einer Vielzahl von Akteuren3 sollte der begonnene Dialog weitergeführt und aktuelle Themen des KEP-Prozesses auf breiter Basis diskutiert werden.

Abb.: Begrüßung der Teilnehmenden im zakk (Foto © Jürgen M. Wogirz).

1 Näheres zu Methoden und Vorgehensweise, s. http://www.kep-duesseldorf.de/das-projekt/methoden/.

2 Einen Tag später, am 7. September 2016, wurde eine KEP-Bürgerwerkstatt veranstaltet, bei der gemeinsam mit Bür- gerinnen und Bürgern darüber diskutiert wurde, wie sich Kunst und Kultur in der Stadt zukünftig entwickeln sollten.

Das Bürgerformat wird im weiteren Verlauf des KEP-Prozesses in die diversen Beteiligungsformate integriert (insb. in den dritten großen Kulturworkshop).

3 Aus Gründen der besseren Lesbarkeit wird auf die gleichzeitige Verwendung männlicher und weiblicher Sprachformen verzichtet. Sämtliche Personenbezeichnungen gelten gleichwohl für alle Geschlechter.

(6)

Im Rahmen des 2. Kulturworkshops wurden die auf Grundlage der bisherigen Analysen und Workshop- Ergebnisse zu Tage geförderten Themenkomplexe weiter ausdifferenziert und mit Leben gefüllt. In ein- zelnen Arbeitsgruppen (s. unten) entwickelten die Teilnehmenden gemeinsam mit Impulsgebern und Moderatoren themenbezogene Maßnahmenkataloge für die Weiterentwicklung des jeweiligen Fel- des/Komplexes. Darüber hinaus bot der Workshop den Teilnehmenden Raum, um eigene, neue Impulse in den KEP-Prozess zu integrieren.

1.2 Ablauf

Der 2. Workshop folgte diesem Ablauf:

15:30 Uhr Begrüßung und Präsentation bisheriger Ergebnisse des KEP-Prozesses, Einführung in das Workshopformat durch die externen Partner 15:50 Uhr Vorstellung der Arbeitsgruppen durch die Impulsgeber

16:30 Uhr Verteilung auf die Arbeitsgruppen und Beginn der ersten Runde des

»Bar Camps«

18:00 Uhr Pause

18:30 Uhr Verteilung auf die Arbeitsgruppen und Beginn der zweiten Runde des

»Bar Camps«

20:15 Uhr »Gallery Walk« durch die Arbeitsgruppenergebnisse.

1.3 Zur Methode

Kulturwerkstatt orientiert am Barcamp-Format

Die Erkenntnis aus dem 1. Kulturworkshop und den vorgegangenen Untersuchungen / Gesprächen ist:

Düsseldorf hat alles, was eine Kulturstadt benötigt, es muss »nur« sichtbarer sowie mutiger angegangen werden. Im Rahmen des zweiten Kulturworkshops wurden daher gezielt Schüsselakteure eingebunden und anhand von Themensetzungen und einem entsprechenden methodischen Format die Möglichkeit geboten, ein Um- bzw. Andersdenken zu evozieren sowie die Entwicklung von Modellprojekten zu initi- ieren.

(7)

Zur Durchführung wurde daher das Format der »Kulturwerkstatt« gewählt, das sich stark am Format eines »Barcamps«4 orientierte.5 Im Rahmen des Barcamp-Formats werden offene Arbeitsgruppen ange- boten, deren Inhalt und Ablauf von den Teilnehmenden zu Beginn der Tagung selbst entwickelt und im weiteren Verlauf gestaltet werden. Um die identifizierten Themenfelder möglichst zugespitzt und er- gebnisorientiert zu bearbeiten, wurden im Fall der Kulturwerkstatt bereits im Vorfeld Kulturakteure als Impulsgeber und Moderatoren zu Kernthemen des bisherigen KEP-Verfahrens angesprochen. Ebenfalls im Vorfeld wurde von Seiten des Kulturamts eine offene Einladung an alle Akteure aus dem Kultur- so- wie daran angrenzende Bereiche versandt. Zu Beginn der Kulturwerkstatt wurden die einzelnen Arbeits- gruppen von den Impulsgebern vorgestellt und die Teilnehmenden konnten sich innerhalb von zwei aufeinanderfolgenden 90-minütigen Arbeitsrunden an jeweils einer Arbeitsgruppe beteiligen.

Abb.: Arbeitsgruppe »Kulturpolitik stärken« (Foto © Jürgen M. Wogirz).

Ihren Abschluss fand die Kulturwerkstatt in einem »Gallery Walk« entlang der dokumentierten Ergebnis- se der einzelnen Arbeitsgruppen, bei welchem die Impulsgeber in Kurzpräsentationen von wenigen Mi- nuten die wichtigsten Resultate vorstellten.

4 Vgl. Hellman 2012: 127 ff.

5 Anm.: Dieser modifizierte Ansatz eines »Barcamps« ist bereits mehrfach im Rahmen von KEP-Prozessen durch das Netzwerk Kulturberatung angewendet und erprobt worden. Diese Vorgehensweise eignet sich erfahrungsgemäß, um den angestrebten Ermächtigungsprozess der Akteure sowie die Konkretion von Zielen und Maßnahmen voranzutrei- ben. Dabei handelt es sich um einen Baustein des durch das Netzwerk Kulturberatung entwickelten, sequentiellen KEP-Verfahrens, das bereits in vielen Städten / Regionen angewendet wurde und wird.

(8)

Abb.: »Teile der Ergebnis-Galerie« (Foto © Jürgen M. Wogirz).

Die angesprochenen Akteure waren mit dem jeweiligen Themenfeld gut vertraut bzw. aufgrund ihrer Funktion in der Lage, das jeweilige Thema konstruktiv zu bearbeiten und voranzutreiben. Nach Zusage wurden die Impulsgeber gebeten, ein kleines Themen- und Workshopkonzept zu skizzieren und ggf.

weitere, für das jeweilige Thema wichtige Akteure zu nennen, die auch als aktive Teilnehmende persön- lich angesprochen wurden. Darüber hinaus wurden gezielt spezifische Zielgruppen angesprochen und eingeladen, in vorhandenen Themenfeldern mitzuwirken und/oder ein eigenes Format anzubieten. So konnte die möglichst vollständige Bearbeitung aller themenrelevanten Fragestellungen innerhalb der Kulturwerkstatt gesichert und viele wichtige Akteure zu den jeweiligen Themen gehört werden. Eine weitere Diversifizierung der KEP-Teilnehmenden ergab sich im Rahmen der Bürgerwerkstatt (s. oben).

Neben den im Vorfeld formulierten Handlungsfeldern wurden die Akteure aufgefordert, weitere The- men einzubringen. Hierfür standen in beiden Arbeitsrunden jeweils zwei Räumlichkeiten mit Arbeitsma- terialien zur Verfügung.6 Für diese Beteiligungsoption fanden sich jedoch keine Interessenten.

Folgende Themen7 wurden im Rahmen des 2. Kulturworkshops bearbeitet:

6 Siehe in Runde 1 (16:30–18:00 Uhr) Gruppen 7 und 8 sowie in Runde 2 (18:30–20:00 Uhr) Gruppen 16 und 17.

7 Anm.: Das virulente Thema der Museen und Spezialmuseen wird in separat stattfindenden Workshops bearbeitet.

Zwei Workshops wurde bereits am 14. Juni 2016 sowie am 26. Oktober 2016 abgehalten, s. Institut für Kulturpolitik 2016c/k.

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Runde 1 Zeit: 16:30–18:00 Uhr Gruppe 1 »Kulturpolitik stärken«

Impulsgeber: Hans-Georg Lohe, Kulturdezernent Landeshauptstadt Düsseldorf Flankierende Moderation: Dr. Patrick S. Föhl, i. A. Kulturpolitische Gesellschaft Gruppe 2 »Das Kulturamt der Zukunft«

Impulsgeber: Marianne Schirge, Leiterin Kulturamt Landeshauptstadt Düsseldorf Flankierende Moderation: Dr. Robert Peper, Kulturpolitische Gesellschaft

Gruppe 3 »Den öffentlichen Raum und neue Orte für und durch Kunst und Kultur erschließen«

Impulsgeber: Jörg-Thomas Alvermann, 1. Vorsitzender Keywork – Soziale Plastik im Quartier e. V.

Gruppe 4 »Kulturelle Teilhabebarrieren abbauen – Programm, Personal, Publikum«

Impulsgeber: Stefan Fischer-Fels, Junges Schauspielhaus, und Muna Zubi, ARTIG Zentrale für Culturelle Entwicklung

Moderation: Axel Jürgens, PETERS & HELBIG GmbH

Gruppe 5 »Interessen und Bedürfnisse der kulturellen Szene gebündelt kommunizieren«

Impulsgeber: Kathrin Tiedemann, Künstlerische Leitung und Geschäftsführung FFT Düsseldorf Flankierende Moderation: Lara Buschmann, i. A. Kulturpolitische Gesellschaft

Gruppe 6 »Kulturelle Einrichtungen als Anker stärken«

Impulsgeber: Alexandra Stampler-Brown, Geschäftsführende Direktorin Deutsche Oper am Rhein Flankierende Moderation: Marc Grandmontagne, Kulturpolitische Gesellschaft

Gruppe 7 Freiraum für spontane Ideen Impulsgeber: N.N.

Gruppe 8 Freiraum für spontane Ideen Impulsgeber: N.N.

Runde 2 Zeit: 18:30–20:00 Uhr

Gruppe 9 »Kulturelle Orte der Stadt synergetisch nutzen – Kulturquartier am Bahnhof«

Impulsgeber: Markus Ambach, MAP Markus Ambach Projekte Gruppe 10 »Kulturförderung und Förderverfahren der Zukunft«

Impulsgeber: Dr. Norbert Sievers, Kulturpolitische Gesellschaft

Flankierende Moderation: Dr. Robert Peper, Kulturpolitische Gesellschaft Gruppe 11 »Eine gemeinsame Botschaft für die Kunst- und Kulturstadt Düsseldorf«

Impulsgeber: Frank Schrader, Geschäftsführer Düsseldorf Marketing Tourismus Flankierende Moderation: Lara Buschmann, i. A. Kulturpolitische Gesellschaft Gruppe 12 »Die Verantwortung der Kulturinstitute für kulturelle Teilhabe«

Impulsgeber: Anne Blankenberg, Theatermuseum Düsseldorf, und Jan-Birger von Holtum, Heinrich-Heine-Institut Düsseldorf

Flankierende Moderation: Axel Jürgens, PETERS & HELBIG GmbH

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Runde 2 Zeit: 18:30–20:00 Uhr

Gruppe 13 »Ermächtigungsprozesse und die Stärkung von Multiplikatoren im Feld der Transkultur voran- treiben«

Impulsgeber: Marc Grandmontagne, Kulturpolitische Gesellschaft Gruppe 14 »Festivallandschaft entwickeln«

Impulsgeber: Christiane Oxenfort, Geschäftsführerin Düsseldorf Festival gGmbH, und Bojan Vuletic, Geschäftsführer ASPHALT Festival gGmbH

Gruppe 15 »Outside the box – Verrückte Ideen für die Kulturentwicklung in Düsseldorf«

Impulsgeber: Alain Bieber, Geschäftsführer NRW-Forum Düsseldorf gGmbH Gruppe 16 Freiraum für spontane Ideen

Impulsgeber: N.N.

Gruppe 17 Freiraum für spontane Ideen Impulsgeber: N.N.

Im Rahmen der Kulturwerkstatt wurden insgesamt 13 themenspezifische Gruppenformate durchge- führt. Dass keine weiteren Themen in den angebotenen freien Räumen bearbeitet wurden, deutet da- rauf hin, dass der bisherige Prozess bereits die Kernbereiche der Kulturentwicklung in Düsseldorf her- ausgearbeitet hat.8 Diese Annahme lässt sich zusätzlich durch die Tatsache stützen, dass Vertreter aller Sparten und Sektoren vor Ort waren.

1.4 Auswertung

Die Workshop-Ergebnisse wurden zunächst gruppenspezifisch zusammengefasst (Kap. 2). Grundlage waren die dokumentierten Arbeitsergebnisse aus den einzelnen Arbeitsgruppen. Darauf aufbauend wurden die zentralen Ergebnisse aus dem bisherigen Prozess9 zu einem Maßnahmenkatalog zusammen- geführt. Diese Maßnahmen dienen nun als zentrale Grundlage für den weiteren KEP-Prozess und den 3.

Kulturworkshop am 22. November 2016. Alle Dokumente aus dem KEP-Prozess können hier herunterge- laden werden: http://www.kep-duesseldorf.de/dokumente/.

8 Das Thema »Museumsreform« / »Museumsmeile« wird in einem zweiten gesonderten Workshop behandelt.

9 Hierzu zählen u. a. die offenen Interviews und die leitfadengestützten Experteninterviews, die bisher abgehaltenen Workshops (Auftakt-Kulturworkshops, Museums- und Schülerworkshop, Bürgerwerkstatt), die qualitative Netzwerka- nalyse sowie eine Untersuchung zum Kulturpublikum.

(11)

2 Ergebnisdokumentation nach Arbeitsgruppen

Die vorliegende Ergebnisdokumentation ist auf Basis der in den einzelnen Gruppen angefertigten Ziele- und Maßnahmen-Flipcharts entstanden, die als Fotomaterial vorliegen. Des Weiteren wurden die proto- kollierten Kurzpräsentationen im Rahmen des »Gallery Walk« hinzugezogen. Für die nachfolgende Dar- stellung wurden die gruppenspezifisch erarbeiteten Ziele und Maßnahmen einander zugeordnet.

2.1 »Kulturpolitik stärken«

Die Kulturpolitik ist gemäß ihrer Funktion und damit einhergehend ihrer Bedeutung für die kulturelle Infrastruktur und die Kulturakteure ein wichtiger Adressat für Forderungen nach Veränderung. In den bisherigen Untersuchungen im Rahmen der KEP wurde immer wieder sehr explizit zu Tage gefördert, dass es der Düsseldorfer Kulturpolitik an einer erkennbaren Strategie und Haltung fehle. Häufig wurde dann auch von einer generellen Entscheidungsarmut gesprochen. Die Arbeitsgruppe »Kulturpolitik stär- ken« bot daher eine Plattform, um auf die im KEP-Prozess vielfach geäußerte Forderung nach einem neuen, kooperativen Kommunikations- und Entscheidungsstil der Kulturpolitik einzugehen.

Eine große Rolle spielte für die Arbeitsgruppe zum einen die Frage, wie zukünftig die Kulturpolitik und kulturelle Themen in der Stadtpolitik gestärkt werden können. Eine weitere Frage, die damit in direktem Zusammenhang steht, stellte sich im Hinblick auf Möglichkeiten der konstruktiven Zusammenarbeit zwischen den kulturpolitischen Entscheidungsträgern und den Düsseldorfer Kunst- und Kulturschaffen- den (s. a. Kap. 2.5). Die Teilnehmenden waren sich darüber einig, dass für die Kultur eine starke Lob- byarbeit sowohl nach innen als auch nach außen nötig sei, um politikfeldübergreifend die Belange der Kultur auf die Agenda zu setzen und für die Durchsetzung kulturpolitischer Ziele Verbündete auch au- ßerhalb der eigenen Reihen zu finden. Die hierfür erarbeiten Maßnahmen weisen in Richtung relevante- re Themen, partizipativere Formate und eine darauf abgestimmte Kommunikation.

Ziele Maßnahmen

Lobbyarbeit nach außen und innen leisten/ Kulturpoli-

tik gegenüber anderen Politikfeldern stärken Regelmäßiger Sprechkreis aus Kulturakteuren (ge- meinsam diskutieren, gemeinsam Projekte entwickeln) Gesellschaftliche Bedeutung/Relevanz von Kultur er-

höhen:

Kultur für bisher nicht kulturaffine Zielgrup- pen bedeutsam/relevant machen

Kulturelle Identität Düsseldorfs stärken

Definition von Kultur als Basis bzw. essentiel- ler Bestandteil einer Gesellschaft

Kultur als Begegnungsmoment einer hetero- genen Gesellschaft mit gemeinsamer Zukunft

Relevante(re) Themen setzen

Partizipative Aspekte der Kunst stärken (z. B. Kunst im öffentlichen Raum)

»Image« als Kulturstadt gezielter kommunizieren (Bestehende) Diversität/Vielfalt der Kulturangebote stärken und stärker kommunizieren

In der Kommunikation »schwächere« Themen mit

»stärkeren« Themen kombinieren, um ersteren mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen

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Ziele Maßnahmen

Andere bzw. neue Bilder/Erzählungen von Düsseldorf stark machen

Bahnhof als Treffpunkt für Verhandlungen über die Zukunft der Kultur in Düsseldorf nutzen

Stadtteilaktionen/-projekte

Mehr Geld für kleinere Institute und freie Szene Dialog zwischen Kultur und Politik stärken/katalysieren Zusammenschlüsse/Interessengemeinschaften aus

Kulturakteuren bilden

Kultur zur Pflichtaufgabe machen Freiwillige Selbstverpflichtung der Politik erwirken Kulturpolitik orientiert an zukunftsweisenden Themen

(vgl. Politik darf nicht nur den Status quo der Kultur

»verwalten«)

Bereiche, deren Relevanz/Wahrnehmung erhöht wer- den soll, gezielt bearbeiten

Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe »Kulturpolitik stärken«.

2.2 »Das Kulturamt der Zukunft«

Das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf ist neben der Kulturpolitik einer der wichtigsten und meistgenannten Adressaten im Rahmen des KEP-Prozesses. Die Mehrheit der Kulturakteure schreibt dem Kulturamt große Gestaltungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Kulturentwicklung zu. Obwohl das Kulturamt bereits in mehrerlei Funktionen agiert, zeigen die bisherigen Untersuchungen auch, dass es den multiplen – und mitunter steigenden – Erwartungen und Anforderungen in teils zentralen Punkten nicht gerecht wird bzw. – aufgrund einer überschaubaren Personaldecke – nicht gerecht werden kann.

Die hauptsächlichen Kritikpunkte der Kulturakteure beziehen sich demnach auf eine lückenhafte Kom- munikation mit Akteuren außerhalb des Kulturamtes, ein fehlendes Schnittstellenmanagement (zwi- schen Ämtern/Kulturakteuren/u. a.) sowie eine unzureichende Transparenz über (Förder-)Ent- scheidungen sowie Verfahren.

Im Rahmen der Gruppenarbeit für das »Kulturamt der Zukunft« wurde insbesondere der Frage nachge- gangen, welche Funktionen und Aufgaben ein zeitgemäß ausgerichtetes Kulturamt übernehmen sollte.

Deutlich wurde hierbei, dass das Kulturamt zukünftig noch stärker als Servicestelle dienen sollte, welche mit klar sichtbaren Ansprechpartnern unterstützende, vernetzende und informierende Arbeit leistet.

Der dafür notwendige nach innen gerichtete Veränderungsprozess müsse auch den anstehenden Gene- rationenwechsel berücksichtigen und schon heute verstärkt für Möglichkeiten des Wissenstransfers sorgen.

(13)

Ziele Maßnahmen

Flexiblere Kulturförderverfahren anbieten Vereinfachtes Verwendungsnachweismanagement einführen (z. B. Pauschalisierung und Stichproben der Verwendungsnachweise)

Kooperationen initiieren, u. a. zwischen Instituten und freier Szene

Verantwortlichkeiten in der Verwaltung für Kultur-

schaffende sichtbar machen Ansprechpartner im Kulturamt klar benennen: Eine Person, die Auskunft über zuständige Ansprechpartner anderer Ämter geben kann

Kulturbeauftragter in jedem Amt oder eine »Off- Szene-Stelle« einrichten

Übergreifende Abstimmung verbessern (zwischen

Kultur, Sport, Marketing, Tourismus, etc.) Regelmäßigen Austausch zwischen Politik, Verwaltung und Kulturschaffenden anbieten/initiieren

In den Dialog mit Politikfeldern außerhalb der Kultur treten

Ämterübergreifende Zusammenarbeit zwischen Kultu- ramt und Entscheidungsträgern anderer Ämter Generationenwechsel im Kulturamt positiv gestalten

(Fachkompetenz) Mehr Räume/Möglichkeiten für den Aus-

tausch/Wissenstransfer der Mitarbeiter des Kultur- amts schaffen (Rotationsprinzip, Jour Fixe, etc.) Spartenübergreifende Internationalisierung ermögli-

chen »Haus der Kulturen« errichten

Besseren Überblick über die Kulturangebote in der Stadt gewähren (für Bürger und Touristen)

Neue digitale Angebote auf bestehende Plattformen aufbauen (z. B. Musenkuss, DMT)

Webseite oder »Ticker« einrichten, um über Kulturan- gebote zu informieren (dezentrale Eintragungen und Pflege, zentrale Steuerung)

Kontinuierlich kommunizieren/informieren Förderverfahren transparenter machen und besser öffentlich kommunizieren

Geförderte Projekte/Akteure evaluieren und Ergebnis- se zugänglich machen

Eigenständige Pressearbeit

Kulturamt als Impulsgeber ermächtigen Mitarbeiter entsprechend qualifizieren

Mehr Vertrauen/Verantwortung seitens der Politik

»erwirken«

Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe »Das Kulturamt der Zukunft«.

2.3 »Den öffentlichen Raum und neue Orte für und durch Kunst und Kultur erschließen«

Der Wunsch nach Experimentierflächen und -orten, die es den Kunst- und Kulturschaffenden ermögli- chen, ergebnisoffen zu produzieren und zu wirken, lässt sich im Rahmen der KEP-Untersuchungen durchgängig konstatieren. Im Hinblick auf neue Orte ist hier vor allem auf die Ermöglichung von räumli- chen Zwischennutzungen (verbunden mit der temporären Umnutzung von Räumen) zu verweisen, fer- ner auf die Bereitstellung von Werkstätten, Aufführungsorten etc. Die Aktualität des Themas spiegelt sich insbesondere im Prozess um die Neufassung der Richtlinien für Kunst am Bau und im öffentlichen

(14)

Raum sowie der im Zuge dessen zentralen Neuerung einer »Kommission für Kunst am Bau und im öf- fentlichen Raum« wider.10

Die Arbeitsgruppe »Den öffentlichen Raum und neue Orte für und durch Kunst und Kultur erschließen«

beschäftigte sich zunächst mit den Wirkungsmöglichkeiten von Kunst und Kultur im öffentlichen Raum:

• Neue Perspektiven eröffnen (durch Unerwartetes, Begegnung, Verwandlung),

• Neues Publikum gewinnen,

• Kulturelle Bildung ermöglichen,

• Den öffentlichen Raum deregulieren,

• Kunst und Kultur »niederschwellig« erfahrbar machen,

• Der Vermarktung/Kommerzialisierung von Kunst entgegenwirken.

Zudem wurden Ziele und Maßnahmen formuliert, die sich u. a. der Frage nach räumlicher Zwischennut- zung annehmen.

Ziele Maßnahmen

Auf Bedarfe der Kunst- und Kulturschaffenden auf-

merksam machen Stimme in Verhandlungen

(Zwischen-)Nutzung von Räumen ermöglichen/ er- leichtern

»Leerstandsmelder« einrichten Experimentierflächen anbieten

Zuständige Ämter für Bedarfe sensibilisieren Gegenseitiges Verständnis aufbauen

Bestehende Konzepte nutzbar machen/umsetzen Handlungswissen sichern

Nachwuchskünstler sensibilisieren Angebote an Kunstakademie und Universitäten ma- chen

Weiteres/Notizen

Raum führt Regie/Raum wird Erfahrung/Raum als Auftraggeber Temporäre Projekte

Legal – illegal – (scheißegal) Gefördert – nicht gefördert

Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe

»Den öffentlichen Raum und neue Orte für und durch Kunst und Kultur erschließen«.

10 S. Arbeitsgemeinschaft zur Vorbereitung einer Kunstkommission KUKODUS: http://kukodus.de/ (letzter Zugriff:

19.09.2016) und Richtlinien der Landeshauptstadt Düsseldorf für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum, Stand v.

19.08.2016:https://ratsinfo.duesseldorf.de/ratsinfo/duesseldorf/67551/QW5sYWdlIDQxXyA3OV8yMDE2LnBkZg==/12 /n/273591.doc (letzter Zugriff: 19.09.2016).

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2.4 »Kulturelle Teilhabebarrieren abbauen – Programm, Personal, Publikum«

Die bisherigen Untersuchungen zeigen, dass das Feld der kulturellen Teilhabe von den Düsseldorfer Kunst- und Kulturschaffenden bereits als wichtiges Thema erkannt wurde. In diesem Zusammenhang wurden insbesondere Reichweite und Ausrichtung des Kulturangebots immer wieder thematisiert. Fest- zustellen ist, dass mit dem derzeitigen Kulturangebot nicht alle Mitglieder der Stadtgesellschaft erreicht werden bzw. Zugang finden. Eine Auseinandersetzung mit den Teilhabebarrieren wurde daher im Ver- lauf des KEP-Prozesses immer wieder aufgerufen.

Die Arbeitsgruppe »Kulturelle Teilhabebarrieren abbauen – Programm, Personal, Publikum« beschäftig- te sich zunächst mit dem Blick auf Teilhabebarrieren und den Grenzen, die sich durch die eigene Soziali- sation ergeben. In einem zweiten Schritt wurde der Frage nachgegangen, wie Barrieren abgebaut und aktive Mitgestaltung befördert werden können. Als entscheidend wurde ein Bewusstseins- und Hal- tungswandel seitens der Kulturschaffenden, insb. der Kultureinrichtungen, herausgearbeitet. Ebenso müsse ein breitangelegter Entwicklungsprozess den Dialog und die Kommunikation nach außen berück- sichtigen sowie als zentrales Moment die Vielfalt der Kulturakteure – auch auf Entscheiderebene – in den Blick nehmen.

Ziele Maßnahmen

Den Blick auf Teilhabebarrieren richten Mit Fragen auseinandersetzen: u. a. »Was ist Diversi- tät?«, »Wie weit wollen wir uns öffnen?«

Schnittstellenmanagement zwischen Ämtern/ Akteu- ren/ etc. einrichten

Regelmäßigen Rat zum Abbau von Teilhabebarrieren errichten (Mehr Austausch zwischen Kulturakteuren und Akteuren der Stadtgesellschaft)

Stärker nach außen kommunizieren/sichtbar werden Kulturvermittlung qualifizieren Ansprache und Werbung anpassen

Plattform aller Düsseldorfer Kultureinrichtungen ins Leben rufen

Aktive Mitgestaltung befördern Periphere Gruppen integrieren

Schwerpunkt von Angebots- zu Nachfrageorientierung Komplexität von Barrieren künstlerisch bearbeiten Haltungswechsel bei Entscheidern erreichen Diversität des Teams vorantreiben

Programmbeiräte einrichten

(Auch fernliegende) Impulse ernst nehmen und zu-

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Ziele Maßnahmen

sammen mit Künstlern weiterentwickeln (Künstler angemessen bezahlen)

Bewusstsein für Teilhabebarrieren innerhalb und au- ßerhalb der Kultureinrichtungen schaffen

Den Auftrag revidieren/erneuern Selbstverpflichtung verfassen

Leitbild/Mission Statement verändern (ggf. im Ver- bund aller Kulturinstitute)

Wissen erweitern

Räume öffnen/Geselligkeit schaffen

Verantwortung auf alle Mitwirkenden verteilen Zusammenarbeit mit Vereinen, Netzwerken und Mul- tiplikatoren verstärken

Soziale Medien gezielt einsetzen Weiteres/Notizen

20% des Kulturzuschusses auf Projekte zum Abbau von Teilhabebarrieren verwenden

20% der Studierenden und Schüler nehmen regelmäßig am »diversen« Kulturleben der Stadt teil.

Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe

»Kulturelle Teilhabebarrieren abbauen – Programm, Publikum, Personal«.

2.5 »Interessen und Bedürfnisse der kulturellen Szene gebündelt kommunizieren«

Der Bedarf eines gemeinsamen Sprachrohrs, das die Interessen der Kulturakteure jenseits von Sparten- und Sektorengrenzen artikuliert, ist derzeit in vielen deutschen Städten und Landkreisen zu verzeichnen.

In Düsseldorfs Kulturbereich, welcher über eine äußert ausgeprägte Akteursvielfalt verfügt, macht sich das Fehlen eines derartigen Artikulationsinstruments nicht zuletzt im Rahmen des KEP-Prozesses deut- lich bemerkbar.

Damit sich die vielen einzelnen Stimmen in Zukunft mehr Gehör und Wirkung verschaffen können, wur- de in der Arbeitsgruppe »Interessen und Bedürfnisse der kulturellen Szene gebündelt kommunizieren«

über mögliche Modelle beraten. Schnell erzielte man unter den teilnehmenden Akteuren Einigung dar- über, dass es in der Landeshauptstadt Düsseldorf zukünftig einen »Rat für die Künste« geben solle, der sich entsprechenden Fragen annimmt. Im Rahmen der Gruppenarbeit wurden bereits erste Funktionen und Aufgaben eines Rates erarbeitet, ebenso wie eine gemeinsame Vorgehensweise, um die Gründung eines Rates auf den Weg zu bringen.11

11 Für mögliche Ausgestaltungsformen eines zukünftigen Rates vgl. Föhl/Künzel 2014.

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Ziele Maßnahmen Rat für die Künste errichten:

Impulse in die Politik senden

Einfluss nehmen auf diverse Entwicklungsfel- der (u. a. Stadtplanung, Bildung, Wirtschaft, Stadtmarketing, Landespolitik)

Schwerpunkte für die Politik vorberei- ten/bilden

Die Kulturpolitik stärken

Gemeinsames Selbstverständnis der kulturel- len Szene einnehmen

Mehr Wissen übereinander gewinnen

Den Austausch unter den Kunst- und Kultur- schaffenden stärken

Sichtbarkeit für Interessen und Bedarfe erhö- hen (auch gegenüber der Presse)

Arbeitsgruppe ins Leben rufen

Vorhandene Modelle sichten/recherchieren

Verteiler erstellen, öffentlichen Aufruf machen

Versammlung abhalten (Rechts- und Organisations- form, Zusammensetzung der Interessengruppen, Kompetenzen)

Zusammenarbeit mit bestehenden Gruppierungen (Beiräten) aufnehmen

Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe

»Interessen und Bedürfnisse der kulturellen Szene gebündelt kommunizieren«.

2.6 »Kulturelle Einrichtungen als Anker stärken«

(Große) öffentliche Kultureinrichtungen verfügen – strukturell und historisch bedingt – häufig über ver- gleichsweise umfangreiche materielle und immaterielle Ressourcen.12 Um vor dem Hintergrund einer sich immer weiter ausdifferenzierenden Akteurslandschaft ein Partizipieren außerinstitutioneller Akteu- re an den Ressourcen möglich zu machen, bietet sich das Modell der »Ankereinrichtungen« an. Als An- ker kann eine Kultureinrichtung verstanden werden, die sich durch erweiterte oder veränderte Nutzung zu einem »Kulturknoten« entwickelt und sich als Teil einer neuen »Verantwortungs- und Teilhabestruk- tur«13 nach außen öffnet – beispielsweise hin zu Akteuren der freien Szene und der Stadtgesellschaft. Zu erwähnen sei, dass das Teilen der Ressourcen einer Einrichtung mit anderen Kulturakteuren in der Regel mit einem gegenseitigen Nutzen einhergeht, z. B. in der Form, dass die Kultureinrichtung sich zu einem für neue Zielgruppen relevanten Ort entwickelt.

Der Wunsch nach einer Öffnung der Düsseldorfer Kultureinrichtungen – verbunden mit der Möglichkeit des Teilens von Räumen, technischer Infrastruktur oder gemeinsamen Produzierens – stellt auch im Rahmen der KEP-Untersuchungen ein Themenfeld dar. Die Arbeitsgruppe »Kulturelle Einrichtungen als Anker stärken« ging daher der Frage nach, wie Kultureinrichtungen zukünftig mit entsprechenden An- kerfunktionen ausgestattet werden können. Vorgeschaltet waren Überlegungen zum Wesen einer Anke- reinrichtung. Dabei wurden verschiedene Facetten des Ankerbegriffs diskutiert: Ein Anker impliziere eine Andockmöglichkeit und beinhalte so eine (Fach-)Kompetenz, den Auftrag dazu und die Offenheit in

12 Vgl. hier und im Folgenden Föhl/Wolfram 2016: 30f.

13 Föhl/Wolfram 2016: 30.

(18)

die Szene(n) und die Stadtgesellschaft hinein. Deutlich wurde dabei, dass sich der Auftrag auch aus einer Selbstermächtigung ergeben könne – rekurrierend auf eine mögliche »Pflicht« bedingt durch die öffent- liche Förderung. Ergänzend wurde dargestellt, dass die Kompetenz nichts mit der Größe einer Kulturein- richtung, sondern mit einem Bildungsauftrag und der Ermöglichung von Teilhabe zu tun habe. Dies be- deute, dass Strukturen zur Förderung von Bürgerbeteiligung und Ehrenamt geschaffen werden müssten, damit Ankereinrichtungen als Intermediäre zwischen der Kunst und der Politik fungieren könnten. Wei- tere Dimensionen, die im Zusammenhang mit dem Begriff »Anker« genannt wurden, waren: Wissensze- ntrum, Labor/Think Tank (Raum und Möglichkeiten für Experimentelles, auch in der Kulturförderung), Interdisziplinarität, Kommunikationsräume, überregionale Wirkung und politischer Auftrag.

Ziele Maßnahmen

Kultureinrichtung(en) mit Ankerfunktionen bzw.

-aufgaben ausstatten:

Kommunikations- und Vernetzungsfunktion

Kooperationsfunktion

Beteiligungsfunktion: Anlaufstelle für Stadt- gesellschaft und freie Szene

Kompetenz-/Wissenszentrum (auch For- schung ermöglichen)

Laborfunktion (scheitern erlaubt)

Leuchtturmfunktion (Strahlkraft entwickeln, Sichtbarkeit erhöhen)

Digitalisierungsstrategie erarbeiten

Präsentation von Beständen im Internet

Politischer Auftrag

Stammtisch/Plattform ins Leben rufen

Liste von Akteuren erstellen, die ihre Erfahrungen in Form von Best Practice zur Verfügung stellen Liste von bereits existierenden Think Tanks erstellen

»Akademie-Sommer«

d:kult14 nutzen Strukturen schaffen

Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe »Kulturelle Einrichtungen als Anker stärken«.

14 d:kult steht für das Digitale Kunst- und Kulturarchiv der Landeshauptstadt Düsseldorf, s. https://www.duesseldorf.de/kulturamt/dkult.html (letzter Zugriff: 16.09.2016).

(19)

2.7 »Kulturelle Orte der Stadt synergetisch nutzen – Kulturquartier am Bahnhof«

Kulturentwicklung auch im Zuge von Stadtentwicklung zu denken, ist eine Forderung, die auch von Düs- seldorfs (Kultur-)Akteuren geteilt und hervorgebracht wird. Dies bezieht sich einerseits auf den weiter oben behandelten Aspekt von Kunst und Kultur im öffentlichen Raum (s. Kap. 2.3) sowie gleichermaßen auf die infrastrukturelle Entwicklung von Quartieren/Plätzen/etc. In Düsseldorf wird derzeit über die Möglichkeit eines dauerhaften Kulturquartiers am Bahnhof diskutiert. Wo bereits mehrere Einrichtun- gen der darstellenden Künste (das Capitol, das Tanzhaus NRW und eine temporäre Spielstätte des Schauspielhauses) beheimatet sind, sollen in Zukunft die Stadtbibliothek und möglicherweise auch das Kulturamt ihre Wirkungsstätte finden (auch ein Kulturfestival ist für das Areal am Bahnhof bereits in Planung).

In der Arbeitsgruppe »Kulturelle Orte der Stadt synergetisch nutzen – Kulturquartier am Bahnhof« wid- meten sich die Teilnehmenden der Frage, wie aus dem Kulturort auf Zeit ein »dauerhafter Kulturkno- ten« entstehen könnte. Hierfür beschäftigte sich die Arbeitsgruppe zunächst mit möglichen Synergieef- fekten, die sich durch die Konzentration und Zusammenführung von Kulturakteuren an einem Ort ent- falten könnten:

• Einzelne Institutionen werden sichtbarer.

• Lebendigkeit des Viertels bleibt erhalten bzw. erhöht sich.

• Unterschiedliche Nutzer sehen/begegnen sich an einem Ort (Onsight-Erfahrungen).

• Die komplexe Struktur vielfältigster Akteure ist eine zentrale Qualität.

• Aus »Angsträumen« können Orte mit Aufenthaltsqualität werden.

Im Anschluss wurden Maßnahmen erarbeitet, die sich der Entwicklung des Kulturquartiers am Bahnhof annehmen und neben der Erprobung durch Modellprojekte die intensive Auseinandersetzung mit den vorzufindenden Strukturen und Gegebenheiten in den Blick nehmen. Am Ende soll eine Vorgehensweise stehen, die sich auch auf andere Projekte der kulturellen Stadtentwicklung übertragen lässt.

(20)

Ziele Maßnahmen Aus dem temporären Kulturquartier am Bahnhof ei-

nen »dauerhaften Kulturknoten« machen Das Vorhandene nutzen/Kulturelle Stärken des Vier- tels fördern

Testphase: Gebäude probenutzen

Zwischennutzungen ermöglichen (z. B. Zwischennut- zungsagentur einrichten)

Versuchsformate/Modellprojekte entwickeln

Koordination und Vernetzung anregen: (Unbekannte) kulturelle Akteure verknüpfen, Großprojekte koordi- nieren, Austausch von Planungs- und Kunst-/ Kulturak- teuren vor Ort fördern

Zusammenarbeit mit Investoren angehen (Verpflich- tung zu Kultur)

Heterogene Kultur-/Alltagskulturszenen entwickeln Bahnhofsviertel unter dem Motiv der »Diversität und Heterogenität« etablieren

Über die realen Begebenheiten vor Ort aufklären (z. B.

durch Führungen)

Verborgene Qualitäten vermitteln/»Das andere Düs- seldorf« (z. B. durch einen »Stadtplan der anderen Art«)

Unübersichtliche Verkehrsbelastung aufheben Weiteres/Notizen

»Stadt ohne Eigenschaften« vs. Identität Düsseldorf lässt einen in Ruhe (positiv)

Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe

»Kulturelle Orte der Stadt synergetisch nutzen - Kulturquartier am Bahnhof«.

2.8 »Kulturförderung und Förderverfahren der Zukunft«

In Bezug auf die Kulturförderung der Landeshauptstadt Düsseldorf lässt sich konstatieren, dass einer- seits die Verteilung der Fördermittel und andererseits die gegenwärtige Vergabepraxis immer wieder problematisiert werden. Obwohl beispielsweise die Fördergelder für Akteure der freien Szene in den letzten Jahren eine deutliche Aufstockung erfahren haben, ist die Summe der in Institutionen gebunde- nen Mittel immer noch überproportional hoch und der Spielraum für Neues klein. An dieser Stelle wur- de im Verlauf des KEP-Prozesses bereits u. a. eine explizite Förderung kooperativer Vorhaben gefordert.

Die zur Anwendung kommenden Vergabeverfahren wurden im Zuge der bisherigen Untersuchungen oftmals als zu statisch und intransparent bewertet. Ein weiterer Kritikpunkt bezog sich auf den Umstand, dass der Zugang neuer Akteure zur Förderlandschaft kaum gegeben sei und stattdessen stets dieselben Akteure gefördert würden (»Omnibusprinzip«).

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Folglich beschäftigte sich die Arbeitsgruppe »Kulturförderung und Förderverfahren der Zukunft« mit Möglichkeiten der transparenteren und partizipativeren Kulturförderung. Hier wurde beispielsweise die Einführung einer geschützten Antragsdatenbank vorgeschlagen, die es unterschiedlichen Fördermittel- gebern erlaubt, auf förderwürdige Projektanträge zuzugreifen. Zudem wurde der Vorschlag formuliert, eine Art der aufsuchenden Kulturförderung zu betreiben, um den Pool der Antragsteller um neue/unbekannte Akteure zu erweitern. Auch die Vereinfachung von Vergabeverfahren stand im Mit- telpunkt der Gruppenarbeit.

Ziele Maßnahmen

Transparenz und Partizipation erhöhen/ unabhängige

Kulturförderung stärken Selbstorganisierte Mittelvergabe einführen Künstler als Kuratoren und Organisatoren von Ab- stimmungsprozessen ermächtigen

Geschützte Antragsdatenbank als Informationspool einrichten

Aufsuchende Kulturförderung anbieten

Kunst- und Kulturinstitutionen in eine aktive Förder- strategie einbeziehen

Städtische Crowdfunding-Plattform einrichten

»Huckepack statt Omnibus«

Vergabeverfahren vereinfachen Verwendungsnachweiskontrolle über Antragsdaten- bank ermöglichen

Antragsformulare vereinheitlichen und digitalisieren Fristen koordinieren

»Bagatellgrenzen« der Förderung einführen (Kultur- amt entscheidet über Kleinstbeträge)

Große Institutionen öffnen (mehr Solidarität unterei-

nander) Räume für freie Szenen zur Verfügung stellen

Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe »Kulturförderung und Förderverfahren der Zukunft«.

2.9 »Eine gemeinsame Botschaft für die Kunst- und Kulturstadt Düsseldorf«

In der Landeshauptstadt Düsseldorf gibt es ein vielfältiges Kulturleben, welches durch eine große Zahl von Künstlern, Kulturschaffenden und Kultureinrichtungen gestaltet wird. Die ausgeprägte Tradition Düsseldorfs als Kunst- und Kulturstadt hat hieran auch ihren Anteil. Im Rahmen der KEP- Untersuchungen wurde seitens der Akteure der Stadt immer wieder beklagt, dass der Ruf Düsseldorfs als Kunst- und Kulturstadt mittlerweile fast vollständig von anderen »Images« überlagert sei. Kritisiert wurde im Zuge dessen häufig, dass Kunst und Kultur in der Vergangenheit keinen Platz im Stadtmarke-

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ting gefunden bzw. ausschließlich kommerzielle Motive im Vordergrund gestanden hätten. Den derzeiti- gen Markenbildungsprozess der Düsseldorf Tourismus Marketing GmbH (DMT) sehen daher viele Kul- turakteure grundsätzlich als Chance, das Kulturangebot der Stadt wieder sichtbarer zu machen – sowohl gegenüber kulturtouristisch Interessierten als auch gegenüber den Düsseldorfer Bürgern.

Im Rahmen des 2. Kulturworkshops wurde daher ein Anlass geschaffen, den KEP-Prozess und den Mar- kenbildungsprozess der DMT miteinander zu verschränken. Dabei stand bereits bei der Konzeption des Gruppenthemas »Eine gemeinsame Botschaft für die Kunst- und Kulturstadt Düsseldorf« die Absicht im Vordergrund, diese Botschaft fernab von simplifizierenden Werbeslogans zu entwickeln. Auch die an der Arbeitsgruppe Teilnehmenden betonten die Wichtigkeit dieses Umstandes. Dies äußerte sich auch darin, dass die Gruppenarbeit zunächst mit einer intensiven Verständigung über mögliche Marketinghilfsmittel und der als solches zu schützenden Zweckfreiheit von Kunst und Kultur einleitete. Im weiteren Verlauf kam man zu dem gemeinsamen Ergebnis, dass es vielmehr um die Entwicklung einer gemeinsamen Hal- tung gehen müsse, denn um einen Claim. Seitens der DMT wurde außerdem betont, dass das zukünftige Stadtmarketing nicht mit Labels operieren wolle (wie z. B. Shoppingstadt, Messestadt oder Kunst- und Kulturstadt). Stattdessen solle ein Gefühl/eine Emotion für Düsseldorf geweckt werden, die den Facet- tenreichtum der Stadt transportieren kann. Die Arbeitsgruppe kam zu dem Ergebnis, dass es ein Team – bestehend u. a. aus Teilnehmern der Arbeitsgruppen – geben solle, welches an der Entwicklung einer gemeinsamen Haltung weiterarbeitet.

Ziele Maßnahmen

Wissen über Umgang bzw. »Anwendung« der Mar-

ke/Haltung erlangen Arbeitskreis zur Haltungsdefinition ins Leben rufen sowie Ausarbeitung und Vertiefung der in der Arbeits- gruppe erarbeiteten Ergebnisse

Haltung in eigene Arbeit integrieren sowie in die Spar- ten und Häuser transportieren und für Verständnis sorgen

Mit der Haltungsdefinition »Art is part of life« weiter- arbeiten

Wertschätzende Haltung in der Stadtbevölkerung

stärken Authentische Kommunikation betreiben (Individuelle

und authentische Umsetzung in den Branchen und im Kulturbereich, den Sparten und Häusern finden).

Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe

»Eine gemeinsame Botschaft für die Kunst- und Kulturstadt Düsseldorf«.

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2.10 »Die Verantwortung der Kulturinstitute für kulturelle Teilhabe«

Die Kulturinstitute sind als meist ressourcen- und strukturstarke Akteure für die Kulturlandschaft und das kulturelle Leben von besonderer Bedeutung (s. a. »Ankereinrichtungen« Kap. 2.6). Gleichzeitig wird zunehmend die gesellschaftliche Relevanz im Handeln von Kultureinrichtungen hinterfragt und auf den Prüfstand gestellt. Wie werden Kultureinrichtungen von bestimmten Zielgruppen und Communities wahrgenommen? Was gilt überhaupt als Kultureinrichtung und warum? Antworten auf diese Fragen weisen in Richtung einer Öffnung der Kulturinstitute, sowohl konzeptionell als auch organisational und räumlich/örtlich. Was sich unter dem Aspekt der kulturellen Teilhabe zusammenfassen lässt, wird in vielen Kultureinrichtungen bereits angegangen. Gleichsam stecken die Bemühungen häufig noch in den Kinderschuhen und müssen teils noch gesamtheitlicher und progressiver gedacht werden.

In der Arbeitsgruppe »Die Verantwortung der Kulturinstitute für kulturelle Teilhabe« verständigte man sich zunächst einmal grundsätzlich darauf, dass die Kulturinstitute Verantwortung für kulturelle Teilhabe tragen. Dies wird auch in der Arbeit des Netzwerks »Interkulturelle Öffnung der Düsseldorfer Kulturein- richtungen« deutlich, welches sich im Zuge der Fortschreibung des gesamtstädtischen Integrationskon- zept gebildet hat und mit der Frage von Teilhabemöglichkeiten beschäftigt. Im Rahmen der Gruppenar- beit wurde zentral über die Beförderung eines Haltungswechsels beraten, der sowohl nach innen als auch nach außen gerichtet sein soll. In einem zweiten Schritt entwickelten die Teilnehmenden Maß- nahmen für die Öffnung der Kultureinrichtungen hin zu neuen Zielgruppen.

Ziele Maßnahmen

Haltungswechsel befördern/begleiten Deutungshoheit aufgeben/ Herrschaftsfreien Raum schaffen

Eindeutiger, zukunftsorientierter kulturpolitischer Auftrag

Kulturelle Teilhabe als gesamtorganisatorische Aufga- be begreifen (nicht nur als Aufgabe der Pädagogik) Kulturelle Teilhabe als Menschenrecht denken Umgang finden: Kulturelle Teilhabe nicht mit der Sor- ge um Qualitätsverlust denken

Antagonismen aushalten können

Ausdauer für Entwicklungsprozesse beweisen (ausrei- chend Zeit und Ressourcen)

Lernkultur innerhalb der Einrichtungen schaffen Vertrauen auf Experten aus dem Kreis der neuen Ziel- gruppen entwickeln

Einrichtungen für neue Zielgruppen und deren Be-

dürfnisse öffnen Formate der Partizipation stärken

Aus der Kunst heraus denken

Heterogenität leben/Vielfalt auch im Team Haltung offensiv nach außen zeigen Digitale Möglichkeiten kreativ nutzen

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Ziele Maßnahmen

Überblick/Transparenz zu Angeboten und Ressourcen schaffen

Auf Augenhöhe kommunizieren/Gesprächskultur ver- stärken

Zielgruppen aufsuchen/Lebenswirklichkeiten erschlie- ßen

Mit Vereinen, Schulen, Initiativen vernetzen Mit dem Angebot »nach draußen gehen«

Vermittler/Multiplikatoren identifizieren und ermäch- tigen (Empowerment), Kapazitäten und Kompetenzen nutzen/stärken

Gemeinsame Vorhaben (Modellprojekte) entwickeln und kommunizieren

(Experten-)Wissen generieren:

Was brauchen Besucher und Personal?

Welches Wissen braucht es für Verände- rungsprozesse?

Welcher fachliche Input ist nötig?

Wie kann eine neue Sprache (sowohl im Sin- ne von Ansprache als auch im Sinne von Mehrsprachigkeit gelingen?

Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe

»Die Verantwortung der Kulturinstitute für kulturelle Teilhabe«.

2.11 »Ermächtigungsprozesse und die Stärkung von Multiplikatoren im Feld der Transkultur vorantreiben«

Wie können neue Formate entstehen, die in ihrer transkulturellen Ausrichtung Menschen zu Akteuren machen, die bislang vom Angebot der Kultureinrichtungen (und anderer Kulturakteure) wenig oder kei- nen Gebrauch gemacht haben? Diese zentrale Frage wird gerade auch vor dem Hintergrund jüngster Migrationsbewegungen in allen Bereichen mit unmittelbarem gesellschaftlichem Bezug verstärkt disku- tiert, so auch im Kulturbereich. Unter dem Schlagwort »Empowerment« oder Ermächtigung werden die gegenwärtig richtungsweisenden Haltungen und Praktiken zusammengefasst, die potenziell in der Lage sind, neue Antworten auf Fragen des Zusammenlebens zu geben. Das zentrale Moment des transkultu- rellen Ermächtigungsansatzes besteht darin, Menschen aus migrantischen Communitys einzuladen, eine aktive Rolle innerhalb der Kulturproduktion einzunehmen.15 In Verbindung mit Angeboten, die die ge- wachsenen Strukturen erklären und Möglichkeiten des spezifischen Kompetenzerwerbs beinhalten, kann diese Praxis den neuen Akteuren (und potenziellen Multiplikatoren) schrittweise mehr Verantwor- tung übertragen und somit die Selbstorganisation und -repräsentation von Communitys stärken.

15 Vgl. hier und im Folgenden: Wolfram 2015 und Föhl 2015.

(25)

In den bisherigen Untersuchungen für die KEP zeigt sich, dass es seitens der Kulturakteure mitunter ei- nen starken Bedarf gibt, sich über Fragen der Ermächtigung auszutauschen. Die Arbeitsgruppe »Ermäch- tigungsprozesse und die Stärkung von Multiplikatoren im Feld der Transkultur vorantreiben« gab hierzu Gelegenheit. Dabei stellten die Teilnehmenden heraus, dass Ermächtigungsprozesse nicht aus der Per- spektive des »Kümmerns« stattfinden könnten, sondern vielmehr eine Haltung des »Begegnens auf Augenhöhe« erfordern. Die Einrichtung eines entsprechenden Kompetenzzentrums, welches die Prozes- se zentral koordiniert und für Wissenstransfer sorgt, formulierte die Gruppe als eine Maßnahme. Des Weiteren wurden verschiedene bereits praktizierte Projekte debattiert, u .a. ging es um die Erfahrungen einer Theatereinrichtung, die für ein Werk die künstlerische Aufbereitung vollständig in die Hände mig- rantischer Künstler gelegt hatte und so eine neue Aufführungsperspektive geschaffen hat. In diesem Selbsterfahrungsprozess zwischen Sorgen vor Kontrollverlust und Neugier konnten die Theaterschaffen- den auch eine eigene Veränderung an sich selbst nachvollziehen. Als kulturpolitische Konsequenz wurde daher die Forderung nach der Ermöglichung solcher Formate formuliert, was insbesondere größere Spiel- und Experimentierräume seitens der Kulturförderer notwendig macht. Die Kulturförderung sollte diesbezüglich überdacht werden.

Ziele Maßnahmen

Akteure ermächtigen und Multiplikatoren stärken Kompetenzzentrum Diversity (Ankerinstitution) etab- lieren (z. B. Kulturamt?)

Gast-Kuratoren in Einrichtungen holen

Museumsführer aus unterschiedlichen Communitys einbeziehen

Pool von Ansprechpartnern generieren

Mit dem Bildungs-, Sozial-, und Jugendbereich vernet- zen

Wissenstransfer ermöglichen (z. B. mit »The Moving Network«16)

Die Japan-Community aktiv einbeziehen Raum für Experimente gewähren, eine »Labor-« bzw.

Fehlerkultur etablieren Eine »Failed«-Konferenz abhalten

Ein Blankoformat für die künstlerische Produktion ohne Bewertungskriterien entwickeln

Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe

»Ermächtigungsprozesse und die Stärkung von Multiplikatoren im Feld der Transkultur vorantreiben«.

16 »The Moving Network« basiert auf der Idee eines »Trust Circle«, der geflüchtete Menschen zu Lehrern und Multipli- katoren ermächtigt, die ihr Wissen und ihre Kompetenzen einerseits in den Kreis anderer Geflüchteter und anderer- seits in die sie umgebende Gesellschaft hineintragen. S. http://the-moving-network.de/ (letzter Zugriff: 19.09.2016).

(26)

2.12 »Festivallandschaft entwickeln«

In der Landeshauptstadt Düsseldorf findet jährlich eine Vielzahl von Festivals statt, die meist sogar mit einem spartenübergreifenden Programm antreten. Einige davon gibt es schon sehr lange, wie z. B. das Düsseldorf Festival, andere, wie das Asphalt Festival, sind vergleichsweise jung. Dazu kommen geplante neue Festivalformate, wie das Kulturfestival »Von fremden Ländern in eigenen Städten« oder das noch in der Idee begriffene Foto-Festival. Über das nach dreimaliger Durchführung eingestellte Festival der Bildenden Kunst, die Quadriennale, wird heute noch kontrovers gesprochen – sowohl über mögliche Fehler als auch über das gemeinsam Erreichte.

Die Macher der bestehenden Festivals beklagen teils die mangelnde Unterstützung bei der Nutzung von öffentlichen Plätzen/Dächern/etc. sowie fehlende Möglichkeiten der (überregionalen) Sichtbarkeit. Die Arbeitsgruppe »Festivallandschaft entwickeln« ging daher der Frage nach, ob es einer Gesamtstrategie für die Festivalentwicklung bedürfe und welche Art der Unterstützung für die Festivalakteure nötig sei.

Im Zentrum der Überlegungen standen eine Stärkung der bestehenden Festivals im Dialog mit der Politik und die Profilierung Düsseldorfs als Festivalstadt.

Ziele Maßnahmen

Festivalentwicklung in die Entscheidungsprozesse der Politik einbinden

Gemeinsame Gespräche mit der Kulturpolitik (u. a.

Relevanz von Festivals diskutieren) Kulturrat einrichten

Landeshauptstadt Düsseldorf als Festivalstadt profilie- ren/ Festivallandschaft sichtbarer machen

Düsseldorf als Festivalstadt in Marketingmaßnahmen integrieren

Bestehende Festivals stärken und wertschätzen, bes- sere finanzielle Ausstattung gewähren

Mehrjährige Förderungen anbieten Plattform bilden

Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe

»Festivallandschaft entwickeln«.

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2.13 »Outside the box – Verrückte Ideen für die Kulturentwicklung in Düsseldorf«

Im Rahmen der KEP-Untersuchungen wurde immer wieder deutlich artikuliert, es müsse mit mehr Mut und visionärer Kraft an der Entwicklung von Strategien und deren Umsetzung gearbeitet werden als dies in der Vergangenheit der Fall war. Die Arbeitsgruppe »Outside the box – Verrückte Ideen für die Kul- turentwicklung in Düsseldorf« bot hierfür – auch in Form eines Open Space – den Raum und ermöglichte den Teilnehmenden, frei zu assoziieren und im Austausch darüber gemeinschaftlich zu teils völlig neuen Schlussfolgerungen zu gelangen.

Ziele Maßnahmen

Perspektivwechsel zulassen (»frei«, »offen«) Beta-Museum: mit USB-Stick die eigenen Inhalt ins Museum bringen

»Museum auf Rädern« (in alle Stadtteile) Nie mehr E- und U-

Kultur mit allen Sinnen (von/für Blinde und Gehörlose)

»Kultur-Tinder« für Menschen und/oder Werke

»Ohne-Tag«, »Frei-Tag«, »Tausch-Tag« einführen Tag ohne Kultur (Kulturentzug), ohne Auto, ohne Ein- tritt, etc.

Mitarbeiter-Tausch durch alle Ämter (auch hierarchie- übergreifend)

Kulturschaffende unterstützen Werkstätten für alle Kulturtechniken zur kostenlosen Nutzung

Anarchie im Leerstand erlauben

Lobbyarbeit für Kultur verstärken 15 Minuten Kunstbegleitung pro Woche für die städti- schen Angestellten ermöglichen

Kultursteuer erheben

Kulturhäuser zweckentfremdet nutzen Haus der Kulturen: Speakers Corner, Jugendtreff für Ältere

Haus der Kinder- und Jugendkultur (flexible Inhalte und Akteure)

Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe

»Outside the box – Verrückte Ideen für die Kulturentwicklung in Düsseldorf«.

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2.14 Zusammenfassung der Ergebnisse: Kommunikation, Dialog und kooperatives Handeln

Die Themen des 2. Kulturworkshops wurden von den teilnehmenden Akteuren mit großem Engagement und Interesse verhandelt und konkretisiert. Die Verbindung aus einer Vielzahl relevanter Themenkom- plexe und der vernetzenden, dialogischen Arbeitsmethode wurde von vielen Beteiligten ausdrücklich als positive Neuerung in der Düsseldorfer Kulturlandschaft gewürdigt. Gleichfalls zeigte sich, dass die bisher herausgearbeiteten Themen tatsächlich bereits so etwas wie den Kernbestand für mögliche Maßnah- menbereiche der KEP bilden.

Innerhalb der einzelnen Arbeitsgruppen wurde themenübergreifend sehr häufig der Bedarf nach mehr Dialog, neuen Kommunikationsformen und kooperativ ausgeprägten Handlungsansätzen artikuliert. Es wurde deutlich, dass der Düsseldorfer Kulturbereich sowohl in sich als auch nach außen eine neue Qua- lität von Kommunikation benötigt, um sich Gehör zu verschaffen, Veränderungen anzustoßen, Verbün- dete zu finden und letztendlich seine Bedeutung für andere Bereiche oder Akteure herauszustellen. Dies zeigt sich konkret in der Forderung nach einem »Rat für die Künste« bzw. anderen ähnlichen Sprech- kreis-Formaten sowie der Verständigung darüber, dass eine verstärkte Lobbyarbeit in anderen Politik- feldern vonnöten sei. Kommunikation – so zeigte sich – ist auch maßgeblich mit dem Wunsch nach ge- genseitiger Wertschätzung und dem Prinzip eines Begegnens auf Augenhöhe verbunden; ebenso mit dem Signal einer Bereitschaft zur Öffnung der eigenen Strukturen und Abläufe. Darauf gründet die Mög- lichkeit zu mehr kooperativem Handeln, welches insbesondere im Hinblick auf kulturelle Teilhabe, kon- kreter noch Ermächtigungsprozesse, und politische Teilhabe (bspw. an Schwerpunktsetzungen) ent- scheidend sein wird.

(29)

3 Erster Maßnahmenkatalog und nächste Schritte

Auf Grundlage der oben dargestellten Ergebnisdokumentation des 2. Kulturworkshop und der vorausge- gangenen Untersuchungen17 werden im Folgenden erste Handlungsfelder sowie entsprechende Ziele und Maßnahmen abgebildet. Anhand dieses ersten Maßnahmenkatalogs sollen die bisherigen Ergebnis- se zusammengeführt werden und dienen somit der Vorbereitung des dritten und finalen Kultur- workshops am 22. November 2016 sowie der Unterstützung weiterer Diskussionen im Rahmen des KEP- Prozesses. Der Maßnahmenkatalog dient folglich auch als Grundlage für weitere Qualifizierungs- und Priorisierungsschritte. Im Hinblick auf die Realisierungsphase der Maßnahmen sollte – neben der Kon- kretion und Ergänzung – als nächster Schritt auch eine Verteilung der Verantwortlichkeiten erfolgen.

Der unten stehende Maßnahmenkatalog wurde im Rahmen der KEP-Beiratssitzung vom 25. Oktober 2016 zur Diskussion gestellt. Der KEP-Beirat folgte den aufgeführten Zielen und Maßnahmen. Einige wenige Aspekte wurden zusätzlich eingebracht.18 Diese Ergänzungen sind im Maßnahmenkatalog op- tisch kenntlich gemacht (*).

3.1 Handlungsfelder und erster Maßnahmenkatalog

Übergeordnetes Ziel des KEP-Prozesses ist es, vor dem Hintergrund gesamtgesellschaftlicher sowie städ- tischer und regionaler Veränderungen Schwerpunkte für eine zukunftsorientierte Kulturpolitik und Kul- turarbeit der nächsten Jahre zu entwerfen und Rahmenbedingungen für eine zeitgemäße Kulturarbeit zu schaffen. Dies geschieht zum einen durch partizipativ angelegte Untersuchungs- und Analysemethoden, die eine Artikulation von Bedarfen und Leerstellen, ebenso aber auch das Sichtbarmachen von bewähr- ten Formaten und Praktiken zum Ziel haben. Ein flankierender, gewollter Effekt ist die produktive Zu- sammenkunft von Akteuren, die gemeinsam etwas erarbeiten und die bereits im Rahmen des Planungs- prozesses Wege für zukünftige Maßnahmen einschlagen.

Die bisherigen Untersuchungen haben deutlich gemacht, dass es im Düsseldorfer Kulturbereich eine Vielzahl von äußerst engagierten Akteuren gibt, die auf hohem Niveau künstlerisch tätig sind und/oder Kulturarbeit leisten. Was sich immer wieder gezeigt hat: Es besteht ein großer Bedarf daran, noch stär- ker gesehen und gehört zu werden. Dieser Bedarf zieht die Einrichtung oder Weiterentwicklung von Kommunikationskanälen, Artikulations- und Dialogformaten sowie ferner einer offenen, kooperativen

17 Hierzu zählen die Auswertung der offenen Interviews und der leitfadengestützten Experteninterviews, die Ergebnis- protokolle des Museums- und des Schülerworkshops sowie des Auftakt-Kulturworkshops und die in ihrer Arbeitsfas- sung vorliegenden Dokumente zur qualitativen Netzwerkanalyse, zur Kulturpublikumsentwicklung, zur Bürgerwerk- statt, zum Workshop Kulturamt, zum 2. Museumsworkshop und zum Studierenden-Workshop. S. Institut für Kulturpo- litik der Kulturpolitischen Gesellschaft 2016a/b/c/d/e/f/g/i/j/k/l.

18 Vgl. hierzu auch internes Protokoll KEP-Beiratssitzung 25. Oktober 2016.

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Haltung nach sich. Zugleich wurde offenbar, dass das Thema Teilhabe ein zentrales ist. Was bedeutet der gesellschaftliche Wandel für die Produktion, Präsentation und Vermittlung von Kunst und Kultur?

Was bedeutet er aber auch für das Personal und zukünftige Personalentwicklung? Wie können interkul- turelle Austauschprozesse ermöglicht und auch als Daueraufgabe internalisiert werden? Kurzum, welche Teilhabe- und Ermöglichungsstrukturen sind für eine zeitgemäße Kulturentwicklung notwendig? Diesen – und anderen – Fragen und Bedarfen wurde und wird auf den Grund gegangen.

Die folgenden Handlungsfelder verstehen sich als Gefäße und Instrumente zugleich, die die vorhande- nen Entwicklungserfordernisse aufgreifen und in Form von Zielen und Maßnahmen notwendige Hand- lungsschritte perspektivieren und aktivieren. Die Handlungsfelder stehen teils in enger Beziehung zuei- nander und sind als sich gegenseitig bedingende Maßnahmenfelder zu verstehen. Allein die Verständi- gung auf diese vier Handlungsfelder als kulturpolitische Schwerpunktfelder ist ein wichtiger Schritt im Rahmen der Kulturentwicklungsplanung:

• Handlungsfeld 1: »Kulturpolitik, Kulturverwaltung sowie Kulturförder- und Dialogverfahren«

• Handlungsfeld 2: »Kulturelle Teilhabe«

• Handlungsfeld 3: »Sichtbarkeit«

• Handlungsfeld 4: »Modellprojekte der Transformation«.

3.1.1 Handlungsfeld 1: »Kulturpolitik, Kulturverwaltung sowie Kulturförder- und Dialogverfahren«

Das Handlungsfeld »Kulturpolitik, Kulturverwaltung sowie Kulturförder- und Dialogverfahren« bildet das wesentliche Fundament für alle Handlungsfelder und umfasst Ziele, die sich an der Veränderung sowie Schaffung struktureller und konzeptioneller Voraussetzungen orientieren und somit themenübergrei- fende Querschnittsaufgaben in den Blick nehmen.

Im Hinblick auf die Kulturpolitik lässt sich konstatieren, dass für eine wirkungsvolle Schwerpunktsetzung und Durchsetzungsfähigkeit von Zielen in Zukunft verstärkt auf Dialog und Austausch mit den Kultur- schaffenden, aber auch mit politikfeldübergreifenden Akteuren gesetzt werden muss. Die Kulturverwal- tung benötigt vor dem Hintergrund eines in seiner Ausgestaltung immer ausdifferenzierten Spezialwis- sens sowie dem Bedarf an verstärktem Schnittstellenmanagement die Sondierung und Priorisierung zukünftiger Aufgaben. Eine an den neuen Bedürfnissen der Kulturakteure und -rezipienten ausgerichtete Kulturförderung sollte, so zeigt sich, zentral auf eine die Sparten, Sektoren und Gesellschaftsbereiche vermehrt integrierende Praxis setzen.

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