Die vorliegende Ergebnisdokumentation ist auf Basis der in den einzelnen Gruppen angefertigten Ziele- und Maßnahmen-Flipcharts entstanden, die als Fotomaterial vorliegen. Des Weiteren wurden die proto-kollierten Kurzpräsentationen im Rahmen des »Gallery Walk« hinzugezogen. Für die nachfolgende Dar-stellung wurden die gruppenspezifisch erarbeiteten Ziele und Maßnahmen einander zugeordnet.
2.1 »Kulturpolitik stärken«
Die Kulturpolitik ist gemäß ihrer Funktion und damit einhergehend ihrer Bedeutung für die kulturelle Infrastruktur und die Kulturakteure ein wichtiger Adressat für Forderungen nach Veränderung. In den bisherigen Untersuchungen im Rahmen der KEP wurde immer wieder sehr explizit zu Tage gefördert, dass es der Düsseldorfer Kulturpolitik an einer erkennbaren Strategie und Haltung fehle. Häufig wurde dann auch von einer generellen Entscheidungsarmut gesprochen. Die Arbeitsgruppe »Kulturpolitik stär-ken« bot daher eine Plattform, um auf die im KEP-Prozess vielfach geäußerte Forderung nach einem neuen, kooperativen Kommunikations- und Entscheidungsstil der Kulturpolitik einzugehen.
Eine große Rolle spielte für die Arbeitsgruppe zum einen die Frage, wie zukünftig die Kulturpolitik und kulturelle Themen in der Stadtpolitik gestärkt werden können. Eine weitere Frage, die damit in direktem Zusammenhang steht, stellte sich im Hinblick auf Möglichkeiten der konstruktiven Zusammenarbeit zwischen den kulturpolitischen Entscheidungsträgern und den Düsseldorfer Kunst- und Kulturschaffen-den (s. a. Kap. 2.5). Die TeilnehmenKulturschaffen-den waren sich darüber einig, dass für die Kultur eine starke Lob-byarbeit sowohl nach innen als auch nach außen nötig sei, um politikfeldübergreifend die Belange der Kultur auf die Agenda zu setzen und für die Durchsetzung kulturpolitischer Ziele Verbündete auch au-ßerhalb der eigenen Reihen zu finden. Die hierfür erarbeiten Maßnahmen weisen in Richtung relevante-re Themen, partizipativerelevante-re Formate und eine darauf abgestimmte Kommunikation.
Ziele Maßnahmen
Lobbyarbeit nach außen und innen leisten/
Kulturpoli-tik gegenüber anderen PoliKulturpoli-tikfeldern stärken Regelmäßiger Sprechkreis aus Kulturakteuren (ge-meinsam diskutieren, ge(ge-meinsam Projekte entwickeln) Gesellschaftliche Bedeutung/Relevanz von Kultur
er-höhen:
• Kultur für bisher nicht kulturaffine Zielgrup-pen bedeutsam/relevant machen
• Kulturelle Identität Düsseldorfs stärken
• Definition von Kultur als Basis bzw. essentiel-ler Bestandteil einer Gesellschaft
• Kultur als Begegnungsmoment einer hetero-genen Gesellschaft mit gemeinsamer Zukunft
Relevante(re) Themen setzen
Partizipative Aspekte der Kunst stärken (z. B. Kunst im öffentlichen Raum)
»Image« als Kulturstadt gezielter kommunizieren (Bestehende) Diversität/Vielfalt der Kulturangebote stärken und stärker kommunizieren
In der Kommunikation »schwächere« Themen mit
»stärkeren« Themen kombinieren, um ersteren mehr Aufmerksamkeit zu verschaffen
Ziele Maßnahmen
Andere bzw. neue Bilder/Erzählungen von Düsseldorf stark machen
Bahnhof als Treffpunkt für Verhandlungen über die Zukunft der Kultur in Düsseldorf nutzen
Stadtteilaktionen/-projekte
Mehr Geld für kleinere Institute und freie Szene Dialog zwischen Kultur und Politik stärken/katalysieren Zusammenschlüsse/Interessengemeinschaften aus
Kulturakteuren bilden
Kultur zur Pflichtaufgabe machen Freiwillige Selbstverpflichtung der Politik erwirken Kulturpolitik orientiert an zukunftsweisenden Themen
(vgl. Politik darf nicht nur den Status quo der Kultur
»verwalten«)
Bereiche, deren Relevanz/Wahrnehmung erhöht wer-den soll, gezielt bearbeiten
Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe »Kulturpolitik stärken«.
2.2 »Das Kulturamt der Zukunft«
Das Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf ist neben der Kulturpolitik einer der wichtigsten und meistgenannten Adressaten im Rahmen des KEP-Prozesses. Die Mehrheit der Kulturakteure schreibt dem Kulturamt große Gestaltungsmöglichkeiten im Hinblick auf die Kulturentwicklung zu. Obwohl das Kulturamt bereits in mehrerlei Funktionen agiert, zeigen die bisherigen Untersuchungen auch, dass es den multiplen – und mitunter steigenden – Erwartungen und Anforderungen in teils zentralen Punkten nicht gerecht wird bzw. – aufgrund einer überschaubaren Personaldecke – nicht gerecht werden kann.
Die hauptsächlichen Kritikpunkte der Kulturakteure beziehen sich demnach auf eine lückenhafte Kom-munikation mit Akteuren außerhalb des Kulturamtes, ein fehlendes Schnittstellenmanagement (zwi-schen Ämtern/Kulturakteuren/u. a.) sowie eine unzureichende Transparenz über (Förder-)Ent-scheidungen sowie Verfahren.
Im Rahmen der Gruppenarbeit für das »Kulturamt der Zukunft« wurde insbesondere der Frage nachge-gangen, welche Funktionen und Aufgaben ein zeitgemäß ausgerichtetes Kulturamt übernehmen sollte.
Deutlich wurde hierbei, dass das Kulturamt zukünftig noch stärker als Servicestelle dienen sollte, welche mit klar sichtbaren Ansprechpartnern unterstützende, vernetzende und informierende Arbeit leistet.
Der dafür notwendige nach innen gerichtete Veränderungsprozess müsse auch den anstehenden Gene-rationenwechsel berücksichtigen und schon heute verstärkt für Möglichkeiten des Wissenstransfers sorgen.
Ziele Maßnahmen
Flexiblere Kulturförderverfahren anbieten Vereinfachtes Verwendungsnachweismanagement einführen (z. B. Pauschalisierung und Stichproben der Verwendungsnachweise)
Kooperationen initiieren, u. a. zwischen Instituten und freier Szene
Verantwortlichkeiten in der Verwaltung für
Kultur-schaffende sichtbar machen Ansprechpartner im Kulturamt klar benennen: Eine Person, die Auskunft über zuständige Ansprechpartner anderer Ämter geben kann
Kulturbeauftragter in jedem Amt oder eine »Off-Szene-Stelle« einrichten
Übergreifende Abstimmung verbessern (zwischen
Kultur, Sport, Marketing, Tourismus, etc.) Regelmäßigen Austausch zwischen Politik, Verwaltung und Kulturschaffenden anbieten/initiieren
In den Dialog mit Politikfeldern außerhalb der Kultur treten
Ämterübergreifende Zusammenarbeit zwischen Kultu-ramt und Entscheidungsträgern anderer Ämter Generationenwechsel im Kulturamt positiv gestalten
(Fachkompetenz) Mehr Räume/Möglichkeiten für den
Aus-tausch/Wissenstransfer der Mitarbeiter des Kultur-amts schaffen (Rotationsprinzip, Jour Fixe, etc.) Spartenübergreifende Internationalisierung
ermögli-chen »Haus der Kulturen« errichten
Besseren Überblick über die Kulturangebote in der Stadt gewähren (für Bürger und Touristen)
Neue digitale Angebote auf bestehende Plattformen aufbauen (z. B. Musenkuss, DMT)
Webseite oder »Ticker« einrichten, um über Kulturan-gebote zu informieren (dezentrale Eintragungen und Pflege, zentrale Steuerung)
Kontinuierlich kommunizieren/informieren Förderverfahren transparenter machen und besser öffentlich kommunizieren
Geförderte Projekte/Akteure evaluieren und Ergebnis-se zugänglich machen
Eigenständige Pressearbeit
Kulturamt als Impulsgeber ermächtigen Mitarbeiter entsprechend qualifizieren
Mehr Vertrauen/Verantwortung seitens der Politik
»erwirken«
Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe »Das Kulturamt der Zukunft«.
2.3 »Den öffentlichen Raum und neue Orte für und durch Kunst und Kultur erschließen«
Der Wunsch nach Experimentierflächen und -orten, die es den Kunst- und Kulturschaffenden ermögli-chen, ergebnisoffen zu produzieren und zu wirken, lässt sich im Rahmen der KEP-Untersuchungen durchgängig konstatieren. Im Hinblick auf neue Orte ist hier vor allem auf die Ermöglichung von räumli-chen Zwisräumli-chennutzungen (verbunden mit der temporären Umnutzung von Räumen) zu verweisen, fer-ner auf die Bereitstellung von Werkstätten, Aufführungsorten etc. Die Aktualität des Themas spiegelt sich insbesondere im Prozess um die Neufassung der Richtlinien für Kunst am Bau und im öffentlichen
Raum sowie der im Zuge dessen zentralen Neuerung einer »Kommission für Kunst am Bau und im öf-fentlichen Raum« wider.10
Die Arbeitsgruppe »Den öffentlichen Raum und neue Orte für und durch Kunst und Kultur erschließen«
beschäftigte sich zunächst mit den Wirkungsmöglichkeiten von Kunst und Kultur im öffentlichen Raum:
• Neue Perspektiven eröffnen (durch Unerwartetes, Begegnung, Verwandlung),
• Neues Publikum gewinnen,
• Kulturelle Bildung ermöglichen,
• Den öffentlichen Raum deregulieren,
• Kunst und Kultur »niederschwellig« erfahrbar machen,
• Der Vermarktung/Kommerzialisierung von Kunst entgegenwirken.
Zudem wurden Ziele und Maßnahmen formuliert, die sich u. a. der Frage nach räumlicher Zwischennut-zung annehmen.
Ziele Maßnahmen
Auf Bedarfe der Kunst- und Kulturschaffenden
auf-merksam machen Stimme in Verhandlungen
(Zwischen-)Nutzung von Räumen ermöglichen/ er-leichtern
»Leerstandsmelder« einrichten Experimentierflächen anbieten
Zuständige Ämter für Bedarfe sensibilisieren Gegenseitiges Verständnis aufbauen
Bestehende Konzepte nutzbar machen/umsetzen Handlungswissen sichern
Nachwuchskünstler sensibilisieren Angebote an Kunstakademie und Universitäten ma-chen
Weiteres/Notizen
Raum führt Regie/Raum wird Erfahrung/Raum als Auftraggeber Temporäre Projekte
Legal – illegal – (scheißegal) Gefördert – nicht gefördert
Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe
»Den öffentlichen Raum und neue Orte für und durch Kunst und Kultur erschließen«.
10 S. Arbeitsgemeinschaft zur Vorbereitung einer Kunstkommission KUKODUS: http://kukodus.de/ (letzter Zugriff:
19.09.2016) und Richtlinien der Landeshauptstadt Düsseldorf für Kunst am Bau und im öffentlichen Raum, Stand v.
19.08.2016:https://ratsinfo.duesseldorf.de/ratsinfo/duesseldorf/67551/QW5sYWdlIDQxXyA3OV8yMDE2LnBkZg==/12 /n/273591.doc (letzter Zugriff: 19.09.2016).
2.4 »Kulturelle Teilhabebarrieren abbauen – Programm, Personal, Publikum«
Die bisherigen Untersuchungen zeigen, dass das Feld der kulturellen Teilhabe von den Düsseldorfer Kunst- und Kulturschaffenden bereits als wichtiges Thema erkannt wurde. In diesem Zusammenhang wurden insbesondere Reichweite und Ausrichtung des Kulturangebots immer wieder thematisiert. Fest-zustellen ist, dass mit dem derzeitigen Kulturangebot nicht alle Mitglieder der Stadtgesellschaft erreicht werden bzw. Zugang finden. Eine Auseinandersetzung mit den Teilhabebarrieren wurde daher im Ver-lauf des KEP-Prozesses immer wieder aufgerufen.
Die Arbeitsgruppe »Kulturelle Teilhabebarrieren abbauen – Programm, Personal, Publikum« beschäftig-te sich zunächst mit dem Blick auf Teilhabebarrieren und den Grenzen, die sich durch die eigene Soziali-sation ergeben. In einem zweiten Schritt wurde der Frage nachgegangen, wie Barrieren abgebaut und aktive Mitgestaltung befördert werden können. Als entscheidend wurde ein Bewusstseins- und Hal-tungswandel seitens der Kulturschaffenden, insb. der Kultureinrichtungen, herausgearbeitet. Ebenso müsse ein breitangelegter Entwicklungsprozess den Dialog und die Kommunikation nach außen berück-sichtigen sowie als zentrales Moment die Vielfalt der Kulturakteure – auch auf Entscheiderebene – in den Blick nehmen.
Ziele Maßnahmen
Den Blick auf Teilhabebarrieren richten Mit Fragen auseinandersetzen: u. a. »Was ist Diversi-tät?«, »Wie weit wollen wir uns öffnen?«
Schnittstellenmanagement zwischen Ämtern/ Akteu-ren/ etc. einrichten
Regelmäßigen Rat zum Abbau von Teilhabebarrieren errichten (Mehr Austausch zwischen Kulturakteuren und Akteuren der Stadtgesellschaft)
Stärker nach außen kommunizieren/sichtbar werden Kulturvermittlung qualifizieren Ansprache und Werbung anpassen
Plattform aller Düsseldorfer Kultureinrichtungen ins Leben rufen
Aktive Mitgestaltung befördern Periphere Gruppen integrieren
Schwerpunkt von Angebots- zu Nachfrageorientierung Komplexität von Barrieren künstlerisch bearbeiten Haltungswechsel bei Entscheidern erreichen Diversität des Teams vorantreiben
Programmbeiräte einrichten
(Auch fernliegende) Impulse ernst nehmen und
zu-Ziele Maßnahmen
sammen mit Künstlern weiterentwickeln (Künstler angemessen bezahlen)
Bewusstsein für Teilhabebarrieren innerhalb und au-ßerhalb der Kultureinrichtungen schaffen
Den Auftrag revidieren/erneuern Selbstverpflichtung verfassen
Leitbild/Mission Statement verändern (ggf. im Ver-bund aller Kulturinstitute)
Wissen erweitern
Räume öffnen/Geselligkeit schaffen
Verantwortung auf alle Mitwirkenden verteilen Zusammenarbeit mit Vereinen, Netzwerken und Mul-tiplikatoren verstärken
Soziale Medien gezielt einsetzen Weiteres/Notizen
20% des Kulturzuschusses auf Projekte zum Abbau von Teilhabebarrieren verwenden
20% der Studierenden und Schüler nehmen regelmäßig am »diversen« Kulturleben der Stadt teil.
Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe
»Kulturelle Teilhabebarrieren abbauen – Programm, Publikum, Personal«.
2.5 »Interessen und Bedürfnisse der kulturellen Szene gebündelt kommunizieren«
Der Bedarf eines gemeinsamen Sprachrohrs, das die Interessen der Kulturakteure jenseits von Sparten- und Sektorengrenzen artikuliert, ist derzeit in vielen deutschen Städten und Landkreisen zu verzeichnen.
In Düsseldorfs Kulturbereich, welcher über eine äußert ausgeprägte Akteursvielfalt verfügt, macht sich das Fehlen eines derartigen Artikulationsinstruments nicht zuletzt im Rahmen des KEP-Prozesses deut-lich bemerkbar.
Damit sich die vielen einzelnen Stimmen in Zukunft mehr Gehör und Wirkung verschaffen können, wur-de in wur-der Arbeitsgruppe »Interessen und Bedürfnisse wur-der kulturellen Szene gebünwur-delt kommunizieren«
über mögliche Modelle beraten. Schnell erzielte man unter den teilnehmenden Akteuren Einigung dar-über, dass es in der Landeshauptstadt Düsseldorf zukünftig einen »Rat für die Künste« geben solle, der sich entsprechenden Fragen annimmt. Im Rahmen der Gruppenarbeit wurden bereits erste Funktionen und Aufgaben eines Rates erarbeitet, ebenso wie eine gemeinsame Vorgehensweise, um die Gründung eines Rates auf den Weg zu bringen.11
11 Für mögliche Ausgestaltungsformen eines zukünftigen Rates vgl. Föhl/Künzel 2014.
Ziele Maßnahmen Rat für die Künste errichten:
• Impulse in die Politik senden
• Einfluss nehmen auf diverse Entwicklungsfel-der (u. a. Stadtplanung, Bildung, Wirtschaft, Stadtmarketing, Landespolitik)
• Schwerpunkte für die Politik vorberei-ten/bilden
• Die Kulturpolitik stärken
• Gemeinsames Selbstverständnis der kulturel-len Szene einnehmen
• Mehr Wissen übereinander gewinnen
• Den Austausch unter den Kunst- und Kultur-schaffenden stärken
• Sichtbarkeit für Interessen und Bedarfe erhö-hen (auch gegenüber der Presse)
Arbeitsgruppe ins Leben rufen
Vorhandene Modelle sichten/recherchieren
Verteiler erstellen, öffentlichen Aufruf machen
Versammlung abhalten (Rechts- und Organisations-form, Zusammensetzung der Interessengruppen, Kompetenzen)
Zusammenarbeit mit bestehenden Gruppierungen (Beiräten) aufnehmen
Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe
»Interessen und Bedürfnisse der kulturellen Szene gebündelt kommunizieren«.
2.6 »Kulturelle Einrichtungen als Anker stärken«
(Große) öffentliche Kultureinrichtungen verfügen – strukturell und historisch bedingt – häufig über ver-gleichsweise umfangreiche materielle und immaterielle Ressourcen.12 Um vor dem Hintergrund einer sich immer weiter ausdifferenzierenden Akteurslandschaft ein Partizipieren außerinstitutioneller Akteu-re an den Ressourcen möglich zu machen, bietet sich das Modell der »AnkeAkteu-reinrichtungen« an. Als An-ker kann eine Kultureinrichtung verstanden werden, die sich durch erweiterte oder veränderte Nutzung zu einem »Kulturknoten« entwickelt und sich als Teil einer neuen »Verantwortungs- und Teilhabestruk-tur«13 nach außen öffnet – beispielsweise hin zu Akteuren der freien Szene und der Stadtgesellschaft. Zu erwähnen sei, dass das Teilen der Ressourcen einer Einrichtung mit anderen Kulturakteuren in der Regel mit einem gegenseitigen Nutzen einhergeht, z. B. in der Form, dass die Kultureinrichtung sich zu einem für neue Zielgruppen relevanten Ort entwickelt.
Der Wunsch nach einer Öffnung der Düsseldorfer Kultureinrichtungen – verbunden mit der Möglichkeit des Teilens von Räumen, technischer Infrastruktur oder gemeinsamen Produzierens – stellt auch im Rahmen der KEP-Untersuchungen ein Themenfeld dar. Die Arbeitsgruppe »Kulturelle Einrichtungen als Anker stärken« ging daher der Frage nach, wie Kultureinrichtungen zukünftig mit entsprechenden An-kerfunktionen ausgestattet werden können. Vorgeschaltet waren Überlegungen zum Wesen einer Anke-reinrichtung. Dabei wurden verschiedene Facetten des Ankerbegriffs diskutiert: Ein Anker impliziere eine Andockmöglichkeit und beinhalte so eine (Fach-)Kompetenz, den Auftrag dazu und die Offenheit in
12 Vgl. hier und im Folgenden Föhl/Wolfram 2016: 30f.
13 Föhl/Wolfram 2016: 30.
die Szene(n) und die Stadtgesellschaft hinein. Deutlich wurde dabei, dass sich der Auftrag auch aus einer Selbstermächtigung ergeben könne – rekurrierend auf eine mögliche »Pflicht« bedingt durch die öffent-liche Förderung. Ergänzend wurde dargestellt, dass die Kompetenz nichts mit der Größe einer Kulturein-richtung, sondern mit einem Bildungsauftrag und der Ermöglichung von Teilhabe zu tun habe. Dies be-deute, dass Strukturen zur Förderung von Bürgerbeteiligung und Ehrenamt geschaffen werden müssten, damit Ankereinrichtungen als Intermediäre zwischen der Kunst und der Politik fungieren könnten. Wei-tere Dimensionen, die im Zusammenhang mit dem Begriff »Anker« genannt wurden, waren: Wissensze-ntrum, Labor/Think Tank (Raum und Möglichkeiten für Experimentelles, auch in der Kulturförderung), Interdisziplinarität, Kommunikationsräume, überregionale Wirkung und politischer Auftrag.
Ziele Maßnahmen
Kultureinrichtung(en) mit Ankerfunktionen bzw.
-aufgaben ausstatten:
• Kommunikations- und Vernetzungsfunktion
• Kooperationsfunktion
• Beteiligungsfunktion: Anlaufstelle für Stadt-gesellschaft und freie Szene
• Kompetenz-/Wissenszentrum (auch For-schung ermöglichen)
• Laborfunktion (scheitern erlaubt)
• Leuchtturmfunktion (Strahlkraft entwickeln, Sichtbarkeit erhöhen)
• Digitalisierungsstrategie erarbeiten
• Präsentation von Beständen im Internet
• Politischer Auftrag
Stammtisch/Plattform ins Leben rufen
Liste von Akteuren erstellen, die ihre Erfahrungen in Form von Best Practice zur Verfügung stellen Liste von bereits existierenden Think Tanks erstellen
»Akademie-Sommer«
d:kult14 nutzen Strukturen schaffen
Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe »Kulturelle Einrichtungen als Anker stärken«.
14 d:kult steht für das Digitale Kunst- und Kulturarchiv der Landeshauptstadt Düsseldorf, s. https://www.duesseldorf.de/kulturamt/dkult.html (letzter Zugriff: 16.09.2016).
2.7 »Kulturelle Orte der Stadt synergetisch nutzen – Kulturquartier am Bahnhof«
Kulturentwicklung auch im Zuge von Stadtentwicklung zu denken, ist eine Forderung, die auch von Düs-seldorfs (Kultur-)Akteuren geteilt und hervorgebracht wird. Dies bezieht sich einerseits auf den weiter oben behandelten Aspekt von Kunst und Kultur im öffentlichen Raum (s. Kap. 2.3) sowie gleichermaßen auf die infrastrukturelle Entwicklung von Quartieren/Plätzen/etc. In Düsseldorf wird derzeit über die Möglichkeit eines dauerhaften Kulturquartiers am Bahnhof diskutiert. Wo bereits mehrere Einrichtun-gen der darstellenden Künste (das Capitol, das Tanzhaus NRW und eine temporäre Spielstätte des Schauspielhauses) beheimatet sind, sollen in Zukunft die Stadtbibliothek und möglicherweise auch das Kulturamt ihre Wirkungsstätte finden (auch ein Kulturfestival ist für das Areal am Bahnhof bereits in Planung).
In der Arbeitsgruppe »Kulturelle Orte der Stadt synergetisch nutzen – Kulturquartier am Bahnhof« wid-meten sich die Teilnehmenden der Frage, wie aus dem Kulturort auf Zeit ein »dauerhafter Kulturkno-ten« entstehen könnte. Hierfür beschäftigte sich die Arbeitsgruppe zunächst mit möglichen Synergieef-fekten, die sich durch die Konzentration und Zusammenführung von Kulturakteuren an einem Ort ent-falten könnten:
• Einzelne Institutionen werden sichtbarer.
• Lebendigkeit des Viertels bleibt erhalten bzw. erhöht sich.
• Unterschiedliche Nutzer sehen/begegnen sich an einem Ort (Onsight-Erfahrungen).
• Die komplexe Struktur vielfältigster Akteure ist eine zentrale Qualität.
• Aus »Angsträumen« können Orte mit Aufenthaltsqualität werden.
Im Anschluss wurden Maßnahmen erarbeitet, die sich der Entwicklung des Kulturquartiers am Bahnhof annehmen und neben der Erprobung durch Modellprojekte die intensive Auseinandersetzung mit den vorzufindenden Strukturen und Gegebenheiten in den Blick nehmen. Am Ende soll eine Vorgehensweise stehen, die sich auch auf andere Projekte der kulturellen Stadtentwicklung übertragen lässt.
Ziele Maßnahmen Aus dem temporären Kulturquartier am Bahnhof
ei-nen »dauerhaften Kulturknoten« machen Das Vorhandene nutzen/Kulturelle Stärken des Vier-tels fördern
Testphase: Gebäude probenutzen
Zwischennutzungen ermöglichen (z. B. Zwischennut-zungsagentur einrichten)
Versuchsformate/Modellprojekte entwickeln
Koordination und Vernetzung anregen: (Unbekannte) kulturelle Akteure verknüpfen, Großprojekte koordi-nieren, Austausch von Planungs- und Kunst-/ Kulturak-teuren vor Ort fördern
Zusammenarbeit mit Investoren angehen (Verpflich-tung zu Kultur)
Heterogene Kultur-/Alltagskulturszenen entwickeln Bahnhofsviertel unter dem Motiv der »Diversität und Heterogenität« etablieren
Über die realen Begebenheiten vor Ort aufklären (z. B.
durch Führungen)
Verborgene Qualitäten vermitteln/»Das andere Düs-seldorf« (z. B. durch einen »Stadtplan der anderen Art«)
Unübersichtliche Verkehrsbelastung aufheben Weiteres/Notizen
»Stadt ohne Eigenschaften« vs. Identität Düsseldorf lässt einen in Ruhe (positiv)
Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe
»Kulturelle Orte der Stadt synergetisch nutzen - Kulturquartier am Bahnhof«.
2.8 »Kulturförderung und Förderverfahren der Zukunft«
In Bezug auf die Kulturförderung der Landeshauptstadt Düsseldorf lässt sich konstatieren, dass einer-seits die Verteilung der Fördermittel und anderereiner-seits die gegenwärtige Vergabepraxis immer wieder problematisiert werden. Obwohl beispielsweise die Fördergelder für Akteure der freien Szene in den letzten Jahren eine deutliche Aufstockung erfahren haben, ist die Summe der in Institutionen gebunde-nen Mittel immer noch überproportional hoch und der Spielraum für Neues klein. An dieser Stelle wur-de im Verlauf wur-des KEP-Prozesses bereits u. a. eine explizite Förwur-derung kooperativer Vorhaben geforwur-dert.
Die zur Anwendung kommenden Vergabeverfahren wurden im Zuge der bisherigen Untersuchungen oftmals als zu statisch und intransparent bewertet. Ein weiterer Kritikpunkt bezog sich auf den Umstand, dass der Zugang neuer Akteure zur Förderlandschaft kaum gegeben sei und stattdessen stets dieselben Akteure gefördert würden (»Omnibusprinzip«).
Folglich beschäftigte sich die Arbeitsgruppe »Kulturförderung und Förderverfahren der Zukunft« mit Möglichkeiten der transparenteren und partizipativeren Kulturförderung. Hier wurde beispielsweise die Einführung einer geschützten Antragsdatenbank vorgeschlagen, die es unterschiedlichen Fördermittel-gebern erlaubt, auf förderwürdige Projektanträge zuzugreifen. Zudem wurde der Vorschlag formuliert, eine Art der aufsuchenden Kulturförderung zu betreiben, um den Pool der Antragsteller um neue/unbekannte Akteure zu erweitern. Auch die Vereinfachung von Vergabeverfahren stand im Mit-telpunkt der Gruppenarbeit.
Ziele Maßnahmen
Transparenz und Partizipation erhöhen/ unabhängige
Kulturförderung stärken Selbstorganisierte Mittelvergabe einführen Künstler als Kuratoren und Organisatoren von Ab-stimmungsprozessen ermächtigen
Geschützte Antragsdatenbank als Informationspool einrichten
Aufsuchende Kulturförderung anbieten
Kunst- und Kulturinstitutionen in eine aktive Förder-strategie einbeziehen
Städtische Crowdfunding-Plattform einrichten
»Huckepack statt Omnibus«
Vergabeverfahren vereinfachen Verwendungsnachweiskontrolle über Antragsdaten-bank ermöglichen
Antragsformulare vereinheitlichen und digitalisieren Fristen koordinieren
»Bagatellgrenzen« der Förderung einführen (Kultur-amt entscheidet über Kleinstbeträge)
Große Institutionen öffnen (mehr Solidarität
unterei-nander) Räume für freie Szenen zur Verfügung stellen
Tab.: Zusammengefasste Ergebnisse der Arbeitsgruppe »Kulturförderung und Förderverfahren der Zukunft«.
2.9 »Eine gemeinsame Botschaft für die Kunst- und Kulturstadt Düsseldorf«
In der Landeshauptstadt Düsseldorf gibt es ein vielfältiges Kulturleben, welches durch eine große Zahl
In der Landeshauptstadt Düsseldorf gibt es ein vielfältiges Kulturleben, welches durch eine große Zahl