Stellungnahme der CDU-Fraktion zum Thema „Neubau eines zusätzlichen Sportplatzes im Sulmsportpark“
Herr Oberbürgermeister, meine Damen, meine Herren,
es gibt Situationen in der Kommunalpolitik, da droht „das Kind mit dem Bade ausgeschüttet zu werden.“
Das ist von Zeit zu Zeit so und – im Fall dieser Beschlussvorlage – scheint es wieder so zu sein.
Neckarsulm ist zweifelsohne eine sehr sportfreundliche Stadt, die das Sportgeschehen in außergewöhnlicher Art und Weise finanziell und ideell fördert. Das ist gut so, und das
ehrenamtliche Engagement vieler Bürger auch von Mitgliedern des Gemeinrats ist aller Ehren wert.
Aber das rechtfertigt nicht, derart übers Ziel hinauszuschießen.
Der Übergang von Weinbergen über Streuobstwiesen, der schließlich in der Sulmaue mündet, ist eine in Neckarsulm einmalige kulturlandschaftliche Situation. Das ist ein Erbe. Das ist ein ganz ursprüngliches Bild von Neckarsulm, das es zu erhalten und wieder herzustellen gilt.
Sind wir bereit, eine solch typische und einzigartige Landschaft für einen Sportplatz zu opfern?
Für eine ökologisch und auf die Naherholung bezogen – wertlose Fläche?
Hier schießen wir über das Ziel hinaus, hier schütten wir das Kind mit dem Bade aus.
Warum wollen wir eigentlich die Sulm renaturieren, wenn wir ein paar Meter weiter eine über 7000 Quadratmeter große ökologische Todfläche bauen?
Ein renaturierter Bach braucht ein möglichst großes gesundes ökologisches Umfeld, mit dem er in Wechselbeziehung steht!
An dem geplanten Standort treten Quellen mit gleichmäßig kaltem, reinem Wasser an die Oberfläche. Wasser, das auch im Hochsommer nie versiegt, rasch Sauerstoff aufnimmt und über einen Graben in die Sulm geleitet wird und so Bachforellen und anderen Organismen optimale Bedingungen bietet.
Wir sollten versuchen, nach Schließung der Tennisplätze weitere dieser Quellen wieder zu öffnen und in die Landschaft zu integrieren und nicht durch eine Sportplatzdrainage endgültig versiegen lassen, um das wertvolle Wasser womöglich später über die Kläranlage teuer zu entsorgen.
Wir renaturieren die Sulm, um ihr dann Wasser vorzuenthalten, welches sie in den immer ausgedehnteren Trockenphasen bitter nötig hat.
Was soll man von so tief widersprüchlichen Planungen halten?
Wasservögel brauchen ufernahe Versteckmöglichkeiten.
Zugvögel, die vom Wasser angelockt werden, suchen Erholung und Nahrung.
Aber kein Flutlicht, das die verbliebenen Insekten abtötet und so die Biodiversität und das Nahrungsangebot in dem Gebiet noch weiter einschränkt.
Eisvögel, die heute noch an der Sulm brüten, werden die nun beidseitigen Störungen sicher nicht lange mitmachen.
Dasselbe gilt für diverse Fledermausarten, die in den hervorragenden Baum- und Kopfweidenbeständen heimisch sind.
Diese Beispiele lassen sich beliebig fortsetzen.
Und auch erholungssuchende Bürger und Freizeitsportler können von einem
verantwortungsvollen Entscheidungsgremium erwarten, dass es eine solche Idylle nicht zerstört, bevor sie überhaupt wiederhergestellt ist.
Wie die Befürworter des Sportplatzes diese unüberbrückbaren Gegensätze unter einen Hut bringen möchten, ist mir nicht ersichtlich.
Aber dies alles sollten uns Argumente genug sein, diese Beschlussvorlage ein für alle mal „ad acta“ zu legen.
Es wird sich ein besserer Platz für einen Sportplatz finden. Wo der Wille ist, ist auch ein Weg.
Wir haben nur eine einzige Sulmaue – nur noch ein kleines Stück.
Viele Bürger freuen sich auf ihr neues, ursprüngliches Gesicht. Entscheiden wir nachhaltig!
(Joachim Beil, CDU)