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Archiv "Plädoyer für gegliederte Sozialversicherung" (09.05.1974)

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Fachklinik Bad Tönisstein Foto: Center Press

Die Information:

Bericht und Meinung NACHRICHTEN

Suchtklinik für intensive

Kurzzeitbehandlung

Am 1. April 1974 hat in der Fachkli- nik Bad Tönisstein die stationäre Kurzzeit-Intensivbehandlung psy- chosomatischer Erkrankungen be- gonnen. Die Behandlung von Pa- tienten mit Alkohol- und/oder Me- dikamentabusus soll stationär nicht länger als vier bis sechs Wochen dauern. Bei einer Pressekonferenz wurde das Therapieprogramm durch die Chefärztin, Frau Dr. med.

Ingeburg Lange-Treschhaus, erläu- tert. Dieses Programm stützt sich auf die seit Jahren positiven Erfah- rungen mit der in Hazelden (USA) entwickelten Kurzzeit-Intensivthe-

rapie, durch die mit einer durch- schnittlichen Behandlungsdauer von 30 Tagen bei 50 Prozent der Patienten ein Erfolg erzielt wird.

Ähnlich wie in Hazelden soll auch in Bad Tönisstein ein gezieltes Nachsorgeprogramm — das noch während der stationären Behand- lung in Zusammenarbeit mit dem Hausarzt und mit Gruppentherapie- Gemeinschaften vorbereitet wird — zur dauerhaften Festigung des Be- handlungserfolges beitragen.

Zusammen mit der fachärztlichen Betreuung bekommen die Patien- ten in der Klinik mit praktischen Fallbeispielen aus den Erfahrungen der „Anonymen Alkoholiker" einen

intensiven „Nachhilfeunterricht"

zum Bestehen ihrer künftigen Prü- fungen in der Realitätskonfronta- tion. Weil diese Methode für die Pa- tienten eine sehr große psychische Belastung bedeutet, kann sie am besten im Schonraum der stationä- ren Behandlung angewendet wer- den. Damit die damit geweckten oder wieder erweckten. natürlichen Impulse zur Vermeidung des Ge- brauchs falscher Mittel beim Pa- tienten nach seiner Entlassung aus der stationären Behandlung nicht wieder einschlafen, sollen die Pa- tienten in der für sie geeigneten Selbsterfahrungsgruppe am Hei- matort die Festigung der vernunft- bezogenen Verhaltensweise durch ambulante Gruppentherapie konti- nuierlich weiter betreiben.

Durch die Mitarbeit in diesen wö- chentlich wenigstens einmal tagen- den Selbsterfahrungsgruppen kön- nen die ehemaligen Patienten auch jederzeit Unterstützung und Hilfen bekommen, um „trotzdem" durch- halten zu können, wenn wieder ir- gendeine Gefahr durch die alte Umgebung entsteht, die zum Rück- fall in die erwiesenermaßen ver- kerhrt gewesenen „alten Verhal- tensweisen" verführen könnte.

Zur Zeit hat die Fachklinik Bad Tö- nisstein eine Aufnahme- und statio- näre Behandlungskapazität für 55 Patienten in Ein- und Zweibettzim- mern, die nach Fertigstellung eines

Erweiterungsbaus zum Jahresende 1974 auf 110 Betten verdoppelt sein wird. Die Ausstattung ist für den Zweck in jeder Beziehung, auch Freizeiträume betreffend, ausge- zeichnet. Eine Autostunde von

Köln liegt die Klinik in dem land- schaftlich schönen Brohltal mit der waldreichen Umgebung der Vorei- fel, nur wenige Kilometer vom Laa- cher See entfernt. Damit ist diese

„offene Heilstätte" nicht nur für die Patienten, sondern auch als „Aus- flugsziel" für ihre Besucher gewiß viel attraktiver als irgendein Lan- deskrankenhaus. Für die ggf. als Kostenträger in Frage kommende Krankenkasse dürfte der ver- gleichsweise günstige Behand- lungs- und Pflegekostensatz ange- nehm sein, der u. a. dadurch mög- lich wurde, daß die Investitionsko- sten je Bett nur 55 000 DM ausma- chen. Zz

Plädoyer

für gegliederte Sozialversicherung

Die Verteidigung insbesondere der gegenwärtigen gegliederten ge- setzlichen Krankenversicherung steht im Mittelpunkt einer Veran- staltung, die die Gesellschaft für Versicherungswissenschaft und -ge- staltung, Köln, am 28. November 1974 im Zusammenhang mit ihrer turnusmäßigen Mitgliederversamm- lung geplant hat. Damit verfolgt die Gesellschaft ihren bisherigen Kurs weiter, wobei der Anlaß für den Ap- pell an die Öffentlichkeit nicht zu- letzt in den — inzwischen wieder fallengelassen — Absichten des Bundesarbeitsministeriums zu su- chen sein dürfte, die noch privat- rechtlich strukturierten Spitzenver- bände der Sozialversicherung in öffentlich-rechtliche Körperschaf- ten umzuwandeln. Weiterhin dürf- ten auch die Forderungen politisch links stehender Gruppen nach ei- ner Vereinheitlichung insbesonde- re des Krankenversicherungswe- sens eine Rolle gespielt haben.

Als Argumente für die bestehende Gliederung dürften dabei speziell

1370 Heft 19 vom 9. Mai 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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folgende Umstände angeführt wer- den:

~ Eine größere Versichertennähe der bestehenden Krankenkassen, und zwar nicht nur in räumlicher Hinsicht, sondern auch in soziolo- gischer: gemeinsame Berufsmerk- male, ähnliche Lebenslagen und gleichartige Anspruchsmerkmale der einzelnen Versichertengemein- schaften. Dabei wird dem Zusam- mengehörigkeitsgefühl der Versi- cherten entscheidende Bedeutung für deren Solidaritätsgefühl und die Vermeidung von Finanzschwierig- keiten beigemessen.

..,.. Die Erhaltung des Versiche- rungspnnztps. Bei Vereinheitli- chung werde letzthin ein von den geschützten Personen selbst finan- zierter Gesundheitsdienst geschaf- fen, der im Prinzip die direkte Ein- führung eines öffentlichen Gesund- heitsdienstes nahelege.

~ Die als anstößig empfundenen Beitragsunterschiede machen sich weniger zwischen den einzelnen Kassenarten bemerkbar als in den Kassenarten selbst. Die Frage des Ausgleichs stelle sich also inner- halb der einzelnen Kassenarten.

..,.. Der Wettbewerb zwischen den einzelnen Kassen und Kassenarten würde in einer zentralisierten Kran- kenversicherung völlig beseitigt.

~ Rund der Hälfte aller Versicher- ten würde mehr oder weniger eine gewisse Wahlfreiheit genommen. ..,.. Das Verhältnis zwischen den Versicherten und ihrer Selbstver- waltung würde verschlechtert. dfg

Gegen

Einheitsversicherung

Vor Bestrebungen, die zu einer Einheitsversicherung in der Bun- desrepublik Deutschland führen könnten, hat der Vorstandsvorsit- zende der Deutschen Angestellten- Krankenkasse (DAK), Hermann Brandt, gewarnt. Brandt meinte im

Hinblick auf teilweise bereits wie- der abgeänderte Pläne Banns:

"Für den Versicherten wäre die Einheitsversicherung kein Ge-

winn". Für die Demokratie dage-

gen wäre eine stärkere Einflußnah- me des Staates auf die Sozialversi- cherung ein Verlust. Die Befürch- tungen Brandts und der DAK- Selbstverwaltung waren von einem Referentenentwurf ausgelöst wor- den, der "Gemeinsame Vorschrif- ten für die Sozialversicherung"

zum geplanten Sozialgesetzbuch beschrieb. ln seiner ursprünglichen Fassung habe dieser Entwurf spü- ren lassen, "daß hier eine Integra- tion der bisher durch die Versi- cherten selbst verwalteten Sozial- versicherung in die staatliche Ver- waltung beabsichtigt ist". WZ

Studienkosten:

Millionen

wären einzusparen

Die hohen finanziellen Aufwendun- gen, die ein einziger Studienplatz verursacht, erfordern einen mög- lichst sparsamen Umgang mit den knappen verfügbaren Mitteln. Dazu gehört, daß Studienabbruch und Fachwechsel auf ein Mindestmaß verringert werden sollten. Nach den jüngsten, vom Bundeswissen- schaftsministerium veröffentlichten Zahlen kostet das Studium eines Studenten an einer deutschen wis- senschaftlichen Hochschule den Steuerzahler durchschnittlich über 100 000 DM. Die in den letzten Jah- ren noch verlängerten Studienzei- ten (sie lagen 1972 im Durchschnitt bei 6,3 Jahren) führen zu Summen, die heute um über 7000 DM höher liegen als 1971. Welche Gelder hier eingespart werden können, macht eine Untersuchung deutlich, die an der Technischen Hochschule Aa- chen erstellt wurde. Danach wech- seln dort jährlich 800 Studenten ihr Studienfach, so daß mit Sicherheit mindestens 8 Millionen DM jähr- lich "umsonst" ausgegeben werden.

Allein auf Nordrhein-Westfalen

"hochgerechnet", wären in diesem

Bundesland fast 10 Millionen DM jährlich falsch eingesetzt. Die Tat-

Die

Information:

Bericht und Meinung

sache, daß etwa gut ein Fünftel der gegenwärtig rund 600 000 Studen- ten an wissenschaftlichen Hoch- schulen das Studium aufgibt, läßt abschätzen, welche Beträge den Hochschulen hier verlorengehen.

ln Anbetracht der zunehmenden Orientierungslosigkeit an der Mas- senuniversität nimmt die Gefahr immer mehr zu, daß sich Studien- anfänger nur schwer zurechtfinden.

Deshalb ist der Ausbau der Stu- dienberatung für Anfänger vor- dringlich, um ihnen zum richtigen Studium oder zur Einsicht zu ver- helfen, für einen wissenschaftli- chen Studiengang doch nicht ge- eignet zu sein. Zu überlegen wäre nach Ansicht des Instituts der deutschen Wirtschaft, Köln, ob nicht ausgewählte Testverfahren hier wichtige Hilfestellung leisten könnten. Jedenfalls unterstreichen die harten finanziellen Fakten die Notwendigkeit von Regelstudien- zeiten. Trotz mancher begründeter Einwände gegen solche Terminie- rungen zeigen Erfahrungen, daß die Studienzeiten in den Berei- chen, wo das Studium bislang schon stärker reglementiert ist (Medizin, Zahnmedizin Pharmazie und Rechtswissenschaft), nur ge- ringfügig gestiegen sind. Auch Stu- dienabbruch sowie Fachwechsel kommen viel seltener vor als in an- deren Studiengängen. lW

ln einem Satz

Krankenstand - Mit 9,4 Prozent der geleisteten Arbeitsstunden in der nordrhein-westfälischen Bauin- dustrie erreichten die Krankenstun- den im Jahr 1973 einen Höchst- stand, der mit knapp 30 Prozent über dem Niveau des Jahres 1970 (7,3 Prozent) liegt.

Krankenscheine - Für eine Ab- schaffung der Krankenscheine hat sich der Stellvertretende Vorsitzen- de der Deutschen Angestellten-Ge- werkschaft (DAG) und Vorstands- vorsitzende der Barmer Ersatzkasse ((BEK) Hans Katzbach, ausgespro-

chen. HC

DEUTSCHES ARZTEBLA'IT Heft 19 vom 9. Mai 1974 1371

Referenzen

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