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Archiv "Akute Vergiftungen: Zu zwei Dritteln sind Kinder betroffen" (22.01.1999)

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Durch die bessere Selek- tion schwerster Fälle hat sich der Anteil von Patienten, die aufgrund akuter exogener Vergiftungen intensivmedizi- nisch betreut werden müssen, deutlich verringert. Die Mor- talität ist bei Erwachsenen auf ein Prozent gesunken. In der primären Giftelimination nimmt die medizinische Koh- le als Universaladsorbens heu- te einen höheren Stellenwert ein als vor wenigen Jahren, nachdem systematische Un- tersuchungen eine wesentlich geringere Effektivität der Magenspülung und des indu- zierten Erbrechens auswiesen als ursprünglich angenom- men.

Die europäische Vereini- gung der Notrufzentralen empfiehlt deshalb ebenso wie die amerikanische Gesell- schaft für klinische Toxiko-

logie den Einsatz dieser bei- den Maßnahmen – außer bei lebensbedrohlichen Vergif- tungen – nur bei wachen Pa- tienten und nur innerhalb einer Stunde nach Aufnah- me der toxischen Substanz.

Wie Prof. Sacha Weilemann (Mainz) bei einem Pressege- spräch der Merck AG in Neu- Isenburg weiter ausführte, bestehen bei akuten Vergif- tungen klare Unterschiede zwischen Erwachsenen und Kindern.

Bei Erwachsenen halten sich akzidentelle und suizidale Intoxikationen in etwa die Waage; Vergiftungen im Haus- halt sind mit 38 Prozent mit Abstand häufiger als am Ar- beitsplatz (13 Prozent). Perso- nen mit suizidaler (oder pseu- dosuizidaler) Absicht nehmen zu 91 Prozent Medikamente – überwiegend Psychopharma-

ka und Hypnotika – ein, zu vier Prozent aber auch Pesti- zide. Gerade im Sommer nicht selten sind aus notärztlicher Sicht akzidentelle Digitalis- Vergiftungen bei älteren Herz- patienten: Senioren trinken generell zu wenig und nehmen auch bei sommerlicher Hitze nicht mehr Flüssigkeit zu sich – es resultieren erhöhte Digita- lisspiegel. Der Patient fühlt sich schlecht und nimmt dage- gen schnell noch eine „Herzta- blette“ ein.

In rund zwei Drittel der Fälle sind Kinder betroffen (68 Prozent). Im Gegensatz zu Erwachsenen lägen hier Intoxikationen mit geringe- ren Mengen und anderen Substanzarten vor, so Dr.

Wolfgang Jonitz (Informati- onszentrale für Vergiftungen, Freiburg). Neben „griffberei- ten“ Medikamenten handele es sich hauptsächlich um Haushaltsprodukte (Reini- ger, Spülmittel, Lampenöl, Abflußreiniger). Auch Gift- pflanzen ständen weit oben auf der Ursachenliste – entspre- chende Auskünfte seien auch schon von Urlaubern aus dem Ausland eingeholt worden.

Jonitz warnte anhand eige- ner Daten von über 6 000 Vergiftungsfällen bei Kindern eindringlich vor einer Über- therapie: Die Hälfte der Kinder blieb symptomlos, ein Drittel zeigte leichte, etwa 700 Kinder zeigten mittlere Vergiftungser- scheinungen. Nur in 133 Fällen wurden schwere Verläufe do- kumentiert. Bei der primären Giftelimination sind sowohl das sofortige Erbrechen als auch die Magenspülung als Erstmaßnahmen nicht indi- ziert. Eltern sollten den Kin- dern im Vergiftungsfall große Mengen von Flüssigkeit verab- reichen; geeignet sind Wasser, Tee, Saft und Cola – aber keine Milch, da bestimmte lipophile Substanzen dann besser resor- biert werden. Ist nach Rück- sprache mit dem Arzt die Ga- be von medizinischer Kohle notwendig, steht mit Ultracar- bon®eine Suspension zur Ver- fügung, die auch ein Auffül- len mit Säften erlaubt. Die schwarzgefärbte Suspension kann durch Umfüllen in un- durchsichtige, bunte Trinkbe- cher etwas „schmackhafter“

gemacht werden.

Dr. Renate Leinmüller

A-143 Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 3, 22. Januar 1999 (55)

V A R I A AUS UNTERNEHMEN

Akute Vergiftungen

Zu zwei Dritteln sind Kinder betroffen

Tabelle

Schweregrad der Vergiftungen bei Kindern zum Zeitpunkt des Anrufes

Substanzgruppe Prozent Gesamt asympt. leichte mittel schwer unbek.

Medikamente 28,2 2 492 1 798 570 83 16

Pflanzen 27,1 2 398 2 040 319 25 14

waschaktive Substanzen 9,1 801 606 180 8 7

Kosmetika 5,8 514 412 97 3 2

Festkörper 5,2 458 415 40 2 1

Organika 4,2 373 268 88 13 2 2

Unbekannt 3,3 296 220 73 3

Säuren/Laugen 2,9 254 174 72 4 1 3

Nahrungs- und Genußmittel 2,8 244 132 84 25 2 1

Farben 2,4 214 181 32 1

Salze 2,2 194 157 34 3

Pestizide 2,2 192 144 40 6 2

Metalle 1,4 123 105 17 1

Gase 1,0 92 41 40 8 1 2

Andere Gruppen 2,3 204 152 43 6 1 2

Summe: 100,0 8 849 6 845 1 729 191 23 61

% 100,0 77,4 19,5 2,2 0,3 0,7

(2)

Seit August ist in Deutschland Tirofiban zur Behandlung der instabilen Angina pectoris und des aku- ten Nicht-Q-Wellen-Myo- kardinfarkts zugelassen. In Kombination mit Heparin und Acetylsalicylsäure senkt der Thrombozyten-Glykopro- tein-IIb/IIIa-Antagonist nach Angaben des Herstellers die Rate kardialer ischämischer Ereignisse bei diesen akuten Koronarsyndromen effekti- ver, als es mit der herkömm- lichen medikamentösen The- rapie bisher möglich war.

Die instabile Angina pec- toris und der Nicht-Q-Wel- len-Infarkt würden durch ei- ne Ruptur von atherosklero- tischen Koronarplaques ver- ursacht, bei der die Gefäß- wand Schaden leidet, erklärte Prof. Franz-Josef Neumann (Deutsches Herzzentrum, Mün- chen). Thrombozyten werden aktiviert, lagern sich an der Verletzungsstelle an und ex- primieren Rezeptoren, die für die Aggregation der Blut- plättchen und die Thrombus- bildung verantwortlich sind.

Hierfür am wichtigsten ist der Glykoprotein-(GP-)IIb/

IIIa-Rezeptor. An ihn bindet Fibrinogen, wodurch Brücken zwischen den Plättchen ent- stehen und sich Thromben bil- den. Nach Dr. Frederic L. Sax (Bluebell/USA) ist die Bin- dung von Fibrinogen an den Glykoprotein-IIb/IIIa-Rezep- tor der letzte und entscheiden- de Reaktionsschritt bei der Plättchenaggregation.

Tirofiban (Aggrastat®, MSD) hemmt selektiv und spezifisch diese Rezeptoren.

Die Wirksamkeit und Ver- träglichkeit dieses neuen GP- IIb/IIIa-Antagonisten wurde in mehreren klinischen Studi- en an mehr als 7 000 Patien- ten mit akuten koronar- ischämischen Syndromen ge- prüft. Wie Neumann berich-

A-144 (56) Deutsches Ärzteblatt 96,Heft 3, 22. Januar 1999

V A R I A AUS UNTERNEHMEN

Da der Gelenkknorpel am Ende der Wachstumsperiode aufhört zu proliferieren, sind Knorpelschäden im Erwach- senenalter irreparabel. Knor- pel, der zum Beispiel durch Überlastung geschädigt wird, wird mit biomechanisch min- derwertigem Faserknorpel er- setzt. Wenn man das physio- logische Prinzip fände, das dem Knorpel das Signal zum Proliferationsstop gibt, hätte man den Schlüssel, um ein Mittel zu suchen, das dieses Signal außer Kraft setzt, er- klärte Prof. Wolfgang Pför- ringer (München) anläßlich eines Pressegesprächs von Sa-

nofi Winthrop GmbH beim Kongreß der Deutschen Ver- einigung für Orthopädische Sporttraumatologie in Mün- chen. Es gibt eine Situation, in der dies in vivo tatsächlich geschieht: wenn sich ein Chon- drosarkom entwickelt. Des- halb muß man genau prüfen, ob eine mögliche Substanz, die die Knorpel-Proliferation an- regt, nicht Krebs erzeugt.

Knorpelzellen lassen sich entnehmen und im Reagenz- glas vermehren. Mit diesem neugebildeten Gewebe kann man heute bereits umschrie- bene Knorpeldefekte decken.

Die Transplantate werden

Knorpelschäden

Auf die Prävention kommt es an

tete, konnte in der PRISM- Studie (Platelet Receptor In- hibition for Ischemic Syn- drome Management) an 3 232 Patienten mit instabiler Angi- na pectoris und akutem Nicht- Q-Wellen-Myokardinfarkt Ti- rofiban im Vergleich zu Hepa- rin bei gleichzeitiger Gabe von ASS die kombinierte Rate von therapierefraktärer Angina pectoris, Reinfarkt und Tod während einer 48stündigen Infusion deutlich stärker senken als Heparin al- lein (3,8 versus 5,6 Prozent).

Wie die PRISM-Plus-Stu- die zeigte, bessert Tirofiban auch den therapeutischen Er- folg bei interventionellen kar- dialen Eingriffen. An dieser Studie nahmen 1 815 Hochri- sikopatienten mit instabiler Angina und akutem rudi- mentären Infarkt (Nicht-Q- Wellen) teil. Sie erhielten für

48 Stunden in Kombination mit ASS entweder Tirofiban plus Heparin oder nur Hepa- rin. Danach erfolgte eine Koronarangiographie und bei einem Drittel der Patienten in gleicher Sitzung eine Angio- plastie. Die Studienmedikati- on wurde anschließend für weitere zwölf Stunden fortge- führt.

Durch die zusätzliche In- fusion von Tirofiban zu He- parin und ASS sank in den ersten sieben Tagen das Risi- ko zu sterben, oder einen er- neuten Myokardinfarkt zu erleiden, um 8,3 Prozent, bei alleiniger Heparingabe dage- gen nur um 4,9 Prozent (Risi- koreduktion durch Tirofiban um 43 Prozent). Auch nach 30 Tagen war die Gefahr für diese Studienendpunkte in der Tirofibangruppe noch um 22 Prozent niedriger. Beson- ders profitierten die Angio- plastie-Patienten von dem GP-IIb/IIIa-Antagonisten. Bei ihnen reduzierte sich das Ri- siko für Tod, Reinfarkt und refraktäre Ischämie um 46 Prozent innerhalb von 30 Ta- gen nach Beginn der Medikati- on. Dr. med. Karin Kreutzberg

Akute Koronarsyndrome

Tirofiban hemmt Thrombusbildung

mit Periost überdeckt und heilen zu einem großen Teil ein, wenn das Gelenk für eini- ge Zeit nicht belastet wird.

Langzeitergebnisse mit dieser Methode fehlen jedoch noch.

Für großflächige Knorpelde- fekte, wie sie zum Beispiel bei Arthrose bestehen, sei diese Methode jedoch mit Sicher- heit ungeeignet, betonte Pför- ringer.

Herausgerissene Knorpel- stücke können heute arthro- skopisch mit Fibrinkleber wieder angeklebt werden.

Ob die pulsierende Signal- therapie Knorpelschäden po- sitiv beeinflußt, ist noch um- stritten. Objektivierbare Ef- fekte konnten laut Pförringer bisher nicht nachgewiesen werden.

Wohldosierte Aktivität

Es ist also nicht viel, was man tun kann, um defekten Knorpel wieder zu reparie- ren. Um so mehr Wert muß auf die Prävention gelegt wer- den. Hier steht im Vorder- grund sportliche Aktivität.

Knorpeldicke und Belastbar- keit nehmen bei dosiertem Training zu. Überlastungs- schäden kann durch eine re- gelmäßige, wohldosierte kör- perliche Aktivität wirksam vorgebeugt werden. Der wichtigste schonende Mecha- nismus, den die Natur selbst für das Kniegelenk bereithält, sind die Menisci. Deshalb ist man heute bestrebt, alles zu tun, um einen defekten Meniskus zu erhalten.

Bei jeder Gelenkverlet- zung zielt die Therapie heute auf Frühmobilisation und Teilbelastung, um die Rege- neration zu fördern. Während ein Bänderriß am Sprungge- lenk früher für sechs Wochen mit einem Gipsverband ru- higgestellt wurde, bekommt der Patient heute schon am ersten Tag eine Orthese, die ihm Bewegungsmöglichkeit verschafft. Damit konnten die Rehabilitationszeiten ex- trem verkürzt werden. Denn Knorpel, der nicht belastet wird, atrophiert.

Dr. med. Angelika Bischoff

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