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Archiv "Krankenhäuser: Karrierefaktor Stressresistenz" (06.10.2006)

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Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 40⏐⏐6. Oktober 2006 [63]

B E R U F

U

m als Arzt in einer Klinik Karriere zu machen, ist es un- abdingbar, in Stresssituationen einen kühlen Kopf zu bewahren. Junge Ärzte sollten sich deshalb frühzeitig mit ihrem Verhalten in Stresssitua- tionen auseinandersetzen. Dabei kann zwischen belastendem Distress und positivem Eustress unterschie- den werden.

Warum sich jemand gestresst fühlt und zu welchen Stresssymptomen dies führt, ist individuell unter- schiedlich: Jeder Mensch wird durch seine „persönlichen“ Stressoren be- drängt. Stressoren gibt es wie „Sand am Meer“: die Skala reicht von kör- perlichen bis zu seelischen Stress-

auslösern. Der erste Schritt zur Stress- bewältigung besteht daher in der Ur- sachenforschung: Der Arzt muss sei- ne Stressoren, also seine persönli- chen Belastungssituationen, erken- nen und analysieren.

Dabei gilt: Stress hat man nicht – man macht ihn sich. Ob eine Situati- on belastend wirkt, entscheidet sich im Kopf. Gerade Ärzte, die eine neue Stelle antreten, suchen bei Proble- men die „Schuld“ zu oft bei sich selbst. Und: Ob der x-te Ruf des Pati- enten als belastender Stressfaktor

empfunden wird oder als motivieren- der Beweis dafür, dass die Patienten den Arzt brauchen, ist ebenfalls eine Sache der subjektiven Bewertung.

Trotzdem gibt es ihn: den negati- ven Distress, der durch die kleinen, aber feinen Nadelstiche, die sich tagtäglich wiederholen, verursacht wird. Die permanente Belastung führt zu einer Anspannung, die abgebaut werden muss. Der Arzt sollte für ei- nen kontinuierlichen Wechsel zwi- schen Phasen der Anspannung und der Entspannung sorgen. Wer es ver- steht, immer wieder körperlich und mental entspannende Phasen in sei- nen Berufsalltag einzubauen und den Energieakku aufzufüllen, bewältigt die Stresssituationen besser.

Welche Entspannungstechniken weiterhelfen, ist wiederum von Mensch zu Mensch unterschiedlich.

Progressive Muskelentspannung, au- togenes Training, Meditation, Atem- techniken, Konzentrations- und Vi- sualisierungsübungen, sportliche Be- tätigung – der Arzt sollte prüfen, was ihm persönlich hilft.

Als gesichert gilt, dass alle Akti- vitäten, die ein Zufriedenheitserleb- nis auslösen, entspannend wirken.

Auch ein effektives Ziele- und Zeitmanagement, durch das Aufga- ben nach Prioritäten geordnet wer- den können, und Strategien zur Ar- beitsmethodik sind geeignet, den Distress in den Griff zu bekommen:

Wer seine beruflichen (und privaten) Aktivitäten einem übergeordneten Lebensziel unterordnet, weiß, war- um und wofür er stressige Situatio- nen in Kauf nimmt. Der Arzt hat ei- nen Grund, die ewigen Nörgeleien des Chefs auszuhalten, wenn er zum Beispiel das Lebensziel vor Augen hat, dereinst eine Praxis zu eröffnen.

Viele Stresssituationen sind durch tief verwurzelte Überzeugungen be- dingt, die sich der Arzt im Laufe sei- nes Lebens angeeignet hat. Hemmen- de Überzeugungen führen zu Stress, weil sie Energien blockieren und den

Arzt nur mit „halber Kraft“ an die Lösung eines Problems herangehen lassen. Wer eine Aufgabe mit der Überzeugung lösen will „das schaffe ich bestimmt nicht“, programmiert sich auf Misserfolg, wird seine Po- tenziale nicht aktivieren können, wahrscheinlich tatsächlich scheitern und sich in seiner Grundüberzeu- gung nur bestätigt finden. Fördernde Überzeugungen hingegen wie „ich schaffe das“ setzen Ressourcen frei.

Eine positive Einstellung und mo- tivierende Überzeugungen genügen nicht, um zu erwünschten Resultaten zu gelangen. Doch Menschen mit fördernden Überzeugungen sind we- niger geneigt, sich stressenden Situa- tionen zu ergeben und sie als unver- änderbar hinzunehmen. Darum sollte der Arzt versuchen, hemmende Glaubenssätze zu identifizieren, zu hinterfragen und sie umdeuten, also einer konstruktiven Neubewertung zu unterziehen. Denn sie sind nicht naturgegeben, sondern geprägt durch die Sichtweise eines Menschen, die Summe seiner Erfahrungen und der daraus abgeleiteten Erkenntnisse.

Sie können daher verändert, ausge- tauscht oder erweitert werden.

Hilfreich ist das Wissen, zu wel- chem Stresstyp man gehört. Die Stressforschung unterscheidet zwi- schen A- und B-Typ: Der A-Typ neigt zu hohem Leistungsstreben, Perfektionismus und Zielorientiert- heit. Er fühlt sich wohl, wenn er viel leisten muss. Höchste berufliche An- spannung empfindet er als positiven Eustress. Der B-Typ tendiert dazu, Stresssituationen zu vermeiden.

Ein wichtiger Aspekt bei der Stressbewältigung ist das Gefühl, ei- ne Situation, die man als stressend definiert, beeinflussen zu können.

Das Wissen, die Situation aktiv be- einflussen zu können, verhindert, dass eine Stressreaktion erfolgt. Ist eine Einflussnahme nicht möglich – und das ist bei einem Arzt, der am Ar- beitsplatz in einer Hierarchie einge- bunden ist, die Regel –, droht die Stressgefahr. Der Arzt sollte prüfen, auf welche seiner Stressoren er Ein- fluss hat, und versuchen, sie „auszu- schalten“. So lässt sich die tägliche Stressdosis zumindest reduzieren. I Karin und Michael Letter E-Mail: info@5medical-management.de

KRANKENHÄUSER

Karrierefaktor Stressresistenz

Von Klinikärzten wird erwartet, dass sie sehr belastbar sind.

Unter Strom Ob eine Situation belastend wirkt, entscheidet sich im Kopf.

Foto:Barbara Krobath

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