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Langzeitwirkung von Levodopa
auf den Parkinsonismus
Levodopa und seine Analoga haben einen festen Platz in der symptoma- tischen Therapie der Parkinson- schen Erkrankung.
Die Gehirne von an Parkinsonismus verstorbenen Patienten weisen cha- rakteristische Veränderungen der Substantia nigra, Plaques und Fibril- lenveränderungen sowie granulova- kuoläre Degenerationen auf, wie sie auch bei der Alzheimer Krankheit festzustellen sind. Die Mortalität ist dreimal so hoch wie bei gesunden Kontrollpersonen. Die Morbidität ist gleichfalls erhöht; durchschnittlich vier Jahre nach Einsetzen der Krank- heit werden die Patienten erwerbs- unfähig.
Bei Dreiviertel der Patienten ist nach Aufnahme der Medikation eine be- achtliche Besserung der Bewe- gungsgeschwindigkeit, der Steif ig- keit und der Körperhaltung festzu- stellen. Stern und Mitarbeiter stell- ten jedoch fest, daß nach zweijähri- ger Behandlung nur noch 60 Pro- zent der Patienten den ursprüngli- chen Grad der Besserung aufweisen und die Komplikationen der Thera- pie ständig zunehmen. Zwei häufige Probleme sind dyskinetische Bewe- gungen sowie ein Auf und Ab in der Leistungsfähigkeit. Vorübergehen- de Halluzinationen, Alpträume und offene Psychosen nehmen nach ein bis zwei Jahren unter Levodopa zu.
Viele Patienten profitieren jedoch weiterhin von der Therapie und kön- nen unabhängig ihren beruflichen und privaten Aktivitäten nachgehen.
Nach Shaw, Lees und Stern bessert sich die Lebenserwartung für diese Patienten, wenn sie unter Levodopa- Dauermedikation bleiben, auf Nor- malwerte. Für Patienten, die die Be- handlung nur zwei Jahre tolerieren, beträgt die Lebenserwartung 2,38:1.
Die psychiatrischen Komplikationen unter Levodopa erzwingen oft eine Dosisreduktion oder Absetzung.
Nach anfänglicher Schlaflosigkeit, Episoden der Verwirrung und De-
pressionen kann sich mit der Zeit Dementia entwickeln, wie es bei ei- nem Drittel der Patienten nach sechs Jahren beobachtet werden konnte. Da Rindenatrophie und De- mentia möglicherweise durch dopa- minergische oder anticholinergi- sche Substanzen beschleunigt wer- den, ist bei der Dosierung Vorsicht geboten, bis dieser Sachverhalt ge- klärt ist. Bromocriptin, ein Dopamin- Agonist, wäre eine Alternative. Kom- binationen von Bromocriptin und
Achtung —
falsche Dosierung!
In dem Buch
Burchardi: Akute Notfälle, Georg Thieme Verlag Stuttgart • New York, 1981, Seite 180, 2. Zeile von oben und 6. Zeile von unten, befindet sich folgende falsche Dosisangabe:
Piritramid (Dipidolor) 50 mg i. v.
Diese Dosierung kann unter Um- ständen tödliche Folgen haben.
Bitte ändern Sie deshalb in Ihrem Exemplar diese Angabe wie folgt ab:
Piritramid (Dipidolor) 7,5 mg (= 1/2 Amp.) i. v.
Levodopa scheinen die gesamte nutzbringende Periode unter aktiver Behandlung zu verlängern.
Abschließend läßt sich sagen, daß über ein Drittel bis zur Hälfte des klinischen Verlaufszeitraums von Parkinsonismus mit Dopamin-Er- satzpräparaten oder Dopamin-Ago- nisten positiv beeinflußt werden kann. Die Behandlung sollte jedoch erst einsetzen, wenn der Patient Schwierigkeiten hat, mit seinem All- tag fertigzuwerden.
Trotz aller Nebenwirkungen verbes- sern diese Präparate die Lebensqua- lität der Betroffenen und verlängern die Lebenserwartung auf bis zu 14 Jahre nach Auftreten des Parkinso-
nismus. Nre
Levodopa: long-term impact an Parkinsons disease, Brit. Med. J. 282 (1981) 417-418
Legionellosen
Leichte bis schwerste Formen psy- chischer Störungen bis zur völligen Verwirrtheit und Amnesie ohne pa- thologischen Liquorbefund sind be- sonders wichtige Hinweise. Auch bei Erkrankungen nach der Rückkehr aus warmen Ländern sollte die Le- gionärskrankheit in die Differential- diagnose einbezogen werden. Mit der Entdeckung der Legionellen konnte ein Teil der bisher nicht klas- sifizierbaren atypischen Pneumo- nien eingeordnet werden. Die Be- sonderheiten im Krankheitsverlauf, noch mehr aber die notwendige spe- zielle Therapie zeigen die Wichtig- keit dieser Entdeckung.
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Anschriften der Verfasser:
Dr. med. Ernst Holzer Chefarzt der
IV. Medizinischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses München-Schwabing
Kölner Platz 1, 8000 München 40 Prof. Dr. med. Gotthard Ruckdeschl Max-von-Pettenkofer-Institut für Hygiene und
Medizinische Mikrobiologie der Universität München
Pettenkoferstr. 9a, 8000 München 2
1338 Heft 27 vom 2. Juli 1981 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT