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Archiv "Nachsorge beim kolorektalen Karzinom" (09.09.1994)

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MEDIZIN

für bare Münze, nämlich als erfolg- reich zu propagieren. Wer Patienten in einer ausweglosen Situation sugge- riert, die Modulation der immunolo- gischen Abwehrvorgänge sei hinrei- chend verstanden oder gar ein thera- peutisch wirksames Verfahren zur Behandlung neoplastischer Erkran- kungen, macht sich schuldig.

Das hat nichts damit zu tun, daß der Ansatz wissenschaftlich erfolgver- sprechend sein kann. Ich persönlich würde jeden Drittmittelantrag zur Un- tersuchung derartiger Therapiekon- zepte am Tumormodell immer positiv entscheiden. Es ist aber noch nicht ge- rechtfertigt, mit diesem Ansatz thera- peutische Hoffnung zu verbinden.

Die Situation der Onkologie ist in keinster Weise beneidenswert, trotzdem aber eindeutig: es kommt sehr stark auf den Willen des Betrof-

KOMMENTAR / FÜR SIE REFERIERT

fenen, also den Patienten an. Er ent- scheidet mit, welcher Behandlung er sich unterzieht. Es ist sein gutes Recht, bei einer derartigen Diagno- se, allemal dann, wenn die anderen Methoden mit Aussicht auf Erfolg al- le bereits ausgeschöpft worden sind, auf eine chemotherapeutische Be- handlung zu verzichten. Wir alle ha- ben diese Entscheidung zu achten.

Hier mag es sogar eine Berechtigung für Behandlungszentren geben, die ausdrücklich auf jede chemothera- peutische Intervention bei neoplasti- schen Erkrankungen verzichten, oh- ne daß hier immer die Unterstellung zu diskutieren ist, den Patienten wür- den erfolgversprechende Therapie- Ansätze vorenthalten. Immer unter der Voraussetzung, daß der Patient über die Möglichkeiten vollständig aufgeklärt wird. Wir sollten dann

aber auch aufhören, mit diesen Argu- menten die Kostenträger zu langwie- rigen Erörterungen darüber zu ver- leiten, ob das, was sich als „Alternati- ve" zur Behandlung versteht, auch sein Geld wert sei. Es lohnt sich ein- fach nicht, hier langatmige Auseinan- dersetzungen unter Beteiligung gut- achterlicher Feststellungen beider Seiten zu treffen. Die ärztlichen Ver- haltensmuster sind so gut festgelegt, daß in ihnen auch der Wille des Pa- tienten einen festen Platz hat.

Anschrift des Verfassers:

Prof. Dr. med. Wolfgang Forth Vorstand des Walther-Straub- Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der

Ludwig-Maximilians-Universität Nußbaumstraße 26

80336 München

Nachsorge

beim kolorektalen Karzinom

Seit 1977 wird in der Chirurgischen Universitätsklinik Köln-Lindenthal Patienten mit kolorektalem Karzi- nom in einem schematisierten Ver- fahren Krebsnachsorge angeboten.

Um die Effektivität dieser Nachsorge zu untersuchen, wurden Patienten herausgesucht, an denen vor minde- stens fünf Jahren eine kurative Re- sektion des Karzinoms durchgeführt worden war. Bei diesen Patienten hatte nur ein Faktor Einfluß auf die Spätprognose: das Tumorstadium nach Dukes. Alle anderen Faktoren erweisen sich als ohne signifikanten Einfluß. Dieser Gruppe wurden Pa- tienten gegenübergestellt, die vor Einführung der Nachsorgesprech- stunde in der gleichen Klinik behan- delt worden waren und die bei iden- tischem Tumorstadium in minde- stens fünf von sechs Faktoren über- einstimmten (Lokalisation, Grading, Art des Eingriffs, Gabe von Blutkon-

serven, Geschlecht, Altersgruppe).

So konnten 183 Paare gebildet wer- den, die einen Vergleich ermöglich- ten.

Die Unterschiede in den Überle- bensraten zwischen den beiden Gruppen waren gering. Sie lagen bei der Nachsorgegruppe nach einem Jahr bei 98,3 Prozent, nach drei Jah- ren bei 76,9 und nach fünf Jahren bei 60,5 Prozent. Bei den Patienten ohne Nachsorge waren die entsprechen- den Raten 97,8, 80,3 und 66,8 Pro- zent. Unterschiede gab es im Fünf- jahresverlauf im Zusammenhang mit Rezidiven, mit kurativen oder pallia- tiven Operationen; jedoch glichen sich nach fünf Jahren die Uberle- bensraten wieder an. Bei den Patien- ten der Nachsorgegruppe wurden je- doch mehr Rezidive entdeckt und früher behandelt als bei den Patien- ten ohne Nachsorge. Die Autoren machen allerdings darauf aufmerk- sam, daß es in der Vor-Nachsorgezeit noch keine intraoperative Sonogra- phie gab und unauffällige Lymph- knoten noch nicht aus dem Pfort- adergebiet entnommen wurden. Er- heblich häufiger erhielten die Nach- sorge-Patienten jedoch nichtoperati- ve Therapien, wobei es allerdings ei- ne Rolle spielt, daß in der Zeit nach 1977 die interdisziplinäre Zusam-

menarbeit mit anderen onkologi- schen Einrichtungen des Tumorzen- trums Köln erheblich intensiviert wurde. Letztendlich jedoch waren die Überlebensraten der Patienten mit oder ohne Nachsorge weitgehend identisch; die Erwartungen, daß eine intensivierte Nachsorge die Spätpro- gnose verbessern könnte, haben sich nicht erfüllt.

Eine gleichzeitig durchgeführte Befragung der Nachsorgepatienten über ihre Zufriedenheit mit der Nachsorge ergab jedoch, daß 86,2 Prozent der Befragten der Nachsorge eine große Bedeutung für ihr persön- liches Leben zumaßen — sie verbes- sert die Lebensqualität. Offensicht- lich erwarten die Patienten jedoch mehr eine psychotherapeutische Hil- festellung bei der Bewältigung der Krebserkrankung. Dies muß aller- dings den Kosten der Nachsorge ge- genübergestellt werden. bt

Müller, J. M., D. Tübergen, U. Zieren:

Nachsorge beim kolo-rektalen Karzinom

— Eine daten- und patientenorientierte Bewertung. Zentralbl. Chir. 119 (1994) 65-74.

Prof. Dr. med. J. M. Müller, Chefarzt der Chirurgischen Klinik, Rotes Kreuz Kran- kenhaus Kassel, Hansteinstraße 29, 34121 Kassel.

Deutsches Ärzteblatt 91, Heft 36, 9. September 1994 (51) A-2329

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