Zu Recht kritisieren die Autoren die derzeitigen Empfehlungen zur Nachsorge beim kolorektalen Karzi- nom, da der allenfalls geringe Nutzen die hohen Kosten nicht rechtfertigt.
Wahrscheinlich haben sie in ihrer Kal- kulation die Kosten des in Deutschland derzeit empfohlenen Nachsorgepro- gramm sogar noch deutlich unter- schätzt, da nur die im Schema vorgese- henen, nicht aber die Folgeuntersu- chungen berechnet wurden. Als Bei- spiel die CEA-Bestimmung: Etwa 16 Prozent aller Patienten ohne Rezidiv entwickeln in der Nachsorge falsch po- sitive CEA-Werte (1). Um bei erhöh- tem CEA ein Rezidiv auszuschließen, sind aufwendige und teure Untersu- chungen erforderlich. Eine CEA-Be- stimmung wird nach dem einheitlichen Bewertungsmaßstab nur mit 180 Punk- ten vergütet; die durch einen falsch po- sitiven Befund ausgelöste weitere Dia- gnostik wie Sonographie (520 Punkte), Computertomographie (etwa 2 000 Punkte) oder gar Immunszintigraphie (13 000 Punkte) kann jedoch weitaus höhere Folgekosten verursachen.
Literatur
1. Moertel CG et al.: An evaluation of the car- cinoembryonic antigen (CEA) test for mo- nitoring patients with resected colon cancer.
JAMA 1993; 270: 943.
Priv.-Doz. Dr. med. Jörg Mezger Abteilung II, Medizinische Klinik St. Vincentius-Krankenhäuser Südendstraße 32 · 76137 Karlsruhe
Herr Mezger weist mit Recht darauf hin, daß unsere Kostenanalyse des Nachsorgeprogramms beim kolo- rektalen Karzinom mit großer Wahr- scheinlichkeit die tatsächlichen Ko- sten erheblich unterschätzt. Wir er- wähnten in unserer Arbeit bereits, daß beispielsweise Folgekosten, wie
sie durch Arbeitsunfähigkeit entste- hen, schwer zu ermitteln sind und da- her nicht berücksichtigt wurden. Das gleiche gilt natürlich für Untersu- chungen, die aus falsch positiven Be- funden resultieren. Einige Zuschrif- ten, die uns direkt erreichten, lassen sogar befürchten, daß die von Herrn Mezger angesprochene Problematik nur die Spitze des Eisbergs darstellt.
So führen offenbar manche Institutio- nen nicht nur das von den Standesor- ganisationen empfohlene und als pro- blematisch zu betrachtende Untersu- chungsprogramm durch, sondern ad- dieren weitere „Routineuntersuchun- gen“ wie beispielsweise die Compu- tertomographie des kleinen Beckens
beim Rektumkarzinom. Es ist zu be- fürchten, daß dieses Vorgehen nicht nur die Kosten der Nachsorge ins Un- ermeßliche treibt, sondern in Anbe- tracht eines Anteils falsch positiver Befunde von 11 bis 45 Prozent (1, 2) viele betroffene Patienten einer unnötigen Diagnostik und Therapie aussetzt.
Die fast ausnahmslos zustimmen- de Resonanz, die wir zu unserem Ar- tikel erhielten, eröffnet viele Fragen.
Wer ist dafür verantwortlich, daß Pa- tienten mit Tumorerkrankungen rigi- de Empfehlungen zur Nachsorge ge- geben werden, deren Effektivität schlecht oder gar nicht erwiesen ist?
Wie kommen Art und Umfang der bisherigen Nachsorgeprogramme zu- stande? Und wo sind die wissen- schaftlichen Institutionen, die die Standesorganisationen dazu anhal- ten, weitreichende und kostenintensi- ve Empfehlungen auf eine solide wis- senschaftliche Grundlage zu stellen?
Literatur
1. Deveney KE, Way LW: Follow-up of pati- ents with colorectal cancer. Am J Surg 1984;
148: 717–721.
2. Sugarbaker PH et al.: A simplified plan for follow-up of patients with colon and rectal cancer supported by prospective studies of laboratory and radiologic test results. Sur- gery 1987; 102: 79–87.
Prof. Dr. med. Volker F. Eckardt Dotzheimer Straße 14–18 65185 Wiesbaden
Dr. rer. physiol. Gudrun Bernhard Le Mêle-Straße 26
61462 Königstein
A-1735
M E D I Z I N DISKUSSION/FÜR SIE REFERIERT
Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 25, 20. Juni 1997 (59)
Nachsorge beim
kolorektalen Karzinom
Höhere Kosten möglich Schlußwort
Zu dem Beitrag von Prof. Dr. med.
Volker F. Eckardt und Dr. rer. physiol.
Gudrun Bernhard in Heft 8/1997
Ibuprofen gilt als das nichtstero- idale Antirheumatikum, das am sel- tensten zu gastrointestinalen Kompli- kationen wie Ulkus, Blutung oder Perforation führt.
Die Autoren aus Australien, Spanien und den Vereinigten Staa- ten von Amerika konnten jedoch
zeigen, daß eine eindeutige Dosisab- hängigkeit besteht und daß bei höhe- ren Dosen dieses nichtsteroidalen Antirheumatikums das Komplikati- onsrisiko genauso hoch liegt wie bei der Einnahme von Diclofenac, Aza- propazon, Tolmetin, Ketoprofen und Piroxicam. Die Autoren empfehlen
deshalb, möglichst niedrigdosiert mit nichtsteroidalen Antirheumati-
ka zu arbeiten. w
Henry D et al.: Variability in risk of ga- strointestinal complications with non- steroidal anti-inflammatory drugs: re- sults of a collaborative meta-analysis. Br Med J 1996; 312: 1563–1566.
Centre for Clinical Epidemiology and Biostatistics, Royal Newcastle Hospital, Newcastle, NSW 2300, Australien.