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Archiv "Studie des Zentralinstituts: Drogensubstitution in der Arztpraxis" (24.10.1997)

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ür die Substitutionsbehandlung werden in Deutschland verschie- dene Ersatzmittel verwendet, obgleich unter dem Aspekt der Qualitätssicherung lediglich Methadon und Levomethadon empfohlen wer- den. Was die Anteile der verwendeten Mittel betrifft, lagen bisher nur vage Schätzungen vor. Nach den Ergebnis- sen der ZI-Studie werden in 70 Prozent aller Praxen, in denen substituiert wird, ausschließlich Methadon oder Levo- methadon eingesetzt, in weiteren sie- ben Prozent überwiegend. Codein oder DHC werden nur in einem Prozent der Praxen ausschließlich verwendet, in 22 Prozent der Praxen überwiegend. All- gemeinmediziner sind weniger zurück- haltend als Internisten, was die Bereit- schaft betrifft, andere Ersatzmittel als (Levo-)Methadon zu verordnen. Der Anteil von Codein-/DHC-Patienten an allen substituierten Patienten variiert auch regional: So liegt er zum Beispiel in Südbaden um den Faktor 2,5 höher als in Niedersachsen.

Versorgte Patienten

Die meisten Praxen versorgen je- weils nur eine kleine Zahl von Patien- ten mit Ersatzstoffen. Bezogen auf die Ersatzmittel Methadon

und Levomethadon, ver- sorgen 39 Prozent der Praxen im Durchschnitt jeweils nicht mehr als vier Patienten. 64 Pro- zent der Praxen versor- gen jeweils weniger als zehn abhängige Patien- ten. Die Durchschnitts- zahlen versorgter Patien- ten je Praxis, die sich re- gional unterscheiden, deuten auf Unterschiede in der Versorgungsdichte hin. Ärzte, die in Bayern die Substitution durch-

führen, versorgen durchschnittlich 19 Patienten, Ärzte in Schleswig-Hol- stein dagegen versorgen nur durch- schnittlich acht.

Betrachtet man alle i.v.-drogen- abhängigen Patienten, die vom Arzt Ersatzmittel erhalten, so zeigt sich zwar, daß die Behandlung der meisten von ihnen (53 Prozent) durch die ge- setzlichen Krankenkassen finanziert

wird. Aber immerhin für 23 Prozent der substituierten Patienten zahlen die Sozialhilfeträger, und 24 Prozent las- sen sich als Selbstzahler versorgen.

Der Anteil der Selbstzahler variiert erheblich in den untersuchten Regio- nen: Bayern = 44 Prozent, Südbaden = 54 Prozent, Niedersachsen = 6 Pro- zent, Westfalen-Lippe = 29 Prozent, Nordrhein = 20 Prozent und Schles- wig-Holstein = 14 Prozent. Es ist zu vermuten, daß der Selbstzahleranteil mit der regionalen Genehmigungs- und Vergabepraxis, aber auch mit der Prävalenz der Drogenabhängigkeit in Zusammenhang steht.

Welche Ärzte engagieren sich im Bereich der Drogensubstitution? In den sechs untersuchten KVen entfie- len 75 Prozent substituierender Ärzte auf Allgemeinmediziner und prakti- sche Ärzte, 17 Prozent auf Internisten und fünf Prozent auf Nervenärzte und Psychiater. 50 Prozent der Ärzte, die Substitution anbieten, führen ihre Praxen in städtischen Lagen, 25 Pro-

zent in Stadtrandlagen und 25 Prozent in ländlichen Gebieten.

Es ist heute unbestritten, daß die psychosoziale Betreuung von Patien- ten, für die die Substitution durchge- führt wird, ein wesentlicher Bestand- teil der Behandlung sein sollte. Ob- wohl dieses Element häufig für den Erfolg der Behandlung mitentschei- dend ist, stehen ausreichende Kapa- zitäten für sachgerechte Betreuungs- angebote nicht überall zur Verfügung.

Wie hoch ist nach Angaben der befragten Ärzte der Anteil von (Le- vo-)Methadon-Patienten, der psycho- sozial betreut wird? Zwei Drittel der substituierenden Ärzte geben an, daß der weit überwiegende Teil (das heißt mindestens zwei von drei) dieser Pati- enten eine regelmäßige psychosoziale Betreuung erhält.

Nur 12 Prozent der substituieren- den Ärzte geben für ihre Methadon- patienten sehr geringe Betreuungs- quoten an, die jeweils unter einem Drittel dieser Patientengruppen lie- gen. Bei weiteren 21 Prozent der Ärzte umfaßt die Betreuungsquote ein Drittel bis zwei Drittel der Metha- donpatienten. Damit erweist sich der von Kritikern erhobene Vorwurf an die Adresse der Ärzteschaft, nur etwa zehn bis 15 Prozent der Patienten in Methadonsubstitution erhielten die erforderliche Betreuung, als nicht zu- treffend, jedenfalls nicht in den unter- suchten Regionen. Bezogen auf Pati- enten, die andere Ersatzstoffe im Rah- men der Drogensubstitution erhalten, werden allerdings deutlich geringere Betreuungsquoten genannt.

Dr. phil. Ingbert Weber, Zentralinstitut, Köln

A-2803 Deutsches Ärzteblatt 94,Heft 43, 24. Oktober 1997 (31)

T H E M E N D E R Z E I T BERICHTE

Studie des Zentralinstituts

Drogensubstitution in der Arztpraxis

Die Modalitäten der Substitutionsbehandlung i.v.-Drogenabhängiger durch Ver- tragsärzte hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (ZI) im Rahmen einer Ärztebefragung untersucht, über die der Ergebnisbericht vorliegt.

Die Befragung erstreckte sich auf die Kassenärztlichen Vereinigungen Bayerns, Nordrhein, Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Südbaden und Westfalen-Lippe.

Grafik

Anteil Arztpraxen nach Zahl substituierter Patienten 1996 – Ersatz- mittel: Methadon oder Levomethadon. Quelle: Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland, Köln

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