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Archiv "Mitteilungen: Förderinitiative der Bundesärztekammer zur Versorgungsforschung" (16.09.2005)

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1. Hintergrund

Die Bundesärztekammer wird auf der Grundlage eines Beschlusses des 108.

Deutsche Ärztetags ein Programm zur Förderung der Versorgungsforschung durchführen. Diese Förderinitiative hat eine Laufzeit von insgesamt 6 Jahren und zielt darauf, unter sich verändern- den Rahmenbedingungen konkrete Lö- sungen für eine verbesserte Patienten- versorgung und somit auch für eine ad- äquate ärztliche Berufsausübung aufzu- zeigen.

Zugleich soll durch die Implementie- rung eines funktionsfähigen Netzwerkes von Wissenschaftlern, Mittelgebern und Akteuren im Gesundheitswesen ein Im- puls zugunsten der Entwicklung der Ver- sorgungsforschung als hochrangiger Wis- senschaftszweig erfolgen. Entsprechend werden im Rahmen der Förderung insbe- sondere interdisziplinäre Ansätze be- rücksichtigt werden.

Die für die Bundesärztekammer maßgeblichen Überlegungen zur Förde- rung der Versorgungsforschung sind in einem Rahmenkonzept niedergelegt, das unter http://www.baek.de abrufbar ist. Auf die Anlage des Rahmenkonzepts

„Definition und Abgrenzung der Ver- sorgungsforschung“ wird besonders hingewiesen.

2. Thematische Ausrichtung

Es können Forschungsprojekte mit wis- senschaftlich hoher methodischer Qua- lität gefördert werden, die relevante neue Erkenntnisse für die gesundheitliche Ver- sorgung der Bevölkerung bzw. von Pati- entengruppen erwarten lassen und nach Möglichkeit zugleich Modellcharakter haben.

Die geförderten Projekte müssen we- sentliche Fragestellungen zu einem der folgenden drei Themenfelder bearbeiten.

Da starke Interaktionen zwischen den drei priorisierten Themenfeldern beste- hen, sollten sich die Antragsteller mit diesen Überschneidungen auseinander setzen.

I Implementierung von Leitlinien in den ärztlichen Alltag

Leitlinien, die den gegenwärtigen Er- kenntnisstand der Medizin wiedergeben und den handelnden Ärzten und Patien-

ten als Entscheidungsunterstützung die- nen, entfalten ihre Wirkung nur durch ei- ne geeignete Implementierung in den ärztlichen Alltag. Untersuchungen zur Implementierung von Leitlinien sollten sich u. a. mit ihren Präsentationsformen, ihren Umsetzungsstrategien und ihren Ergebnissen für die Versorgungssituation der Patienten befassen.

Forschungsprojekte können sich bei- spielsweise (auch bezogen auf einzelne Leitlinien zur Prävention, Diagnostik und Therapie einzelner Krankheiten) auf fol- gende Fragestellungen beziehen:

> Welche Anforderungen stellen Pati- enten und Ärzte an die Verständlichkeit und Sicherheit von Leitlinien? Wie sind diese Anforderungen zu erfüllen?

> Vergleich des Einflusses verschiede- ner Implementierungsstrategien auf die tatsächliche Verwendung von Leitlinien in der ärztlichen Praxis. Bewertung der international erarbeiteten Strategien zur Leitlinien-Implementierung im Hinblick auf eine Übertragbarkeit auf das deut- sche Gesundheitswesen.

> Welche Möglichkeiten bestehen zur Integrierung von Leitlinien und Behand- lungspfaden in EDV-gestützte Informati- onssysteme?

> Evaluation der Anwendung von Leitlinien im ambulanten und stationä- ren Alltag durch geeignete Indikatoren.

> Einfluss der Implementierung von Leitlinien auf die Qualität und das Ergeb- nis der Patientenversorgung sowie den Grad der ärztlichen Berufszufriedenheit.

> Wie lassen sich Leitlinien problem- los in die Ausbildung von Ärztinnen und Ärzten integrieren?

II Einfluss der Ökonomisierung der sta- tionär und ambulant erbrachten ärztli- chen Leistung auf die Patientenversor- gung und die Handlungsfreiheit der ärztlichen Tätigkeit

Ökonomische Rahmenbedingungen ha- ben einen erheblichen Einfluss auf die ärztliche Tätigkeit. Die Finanzierung der ambulanten und stationären ärztlichen Versorgungsleistung steht in Deutsch- land in einer Phase eines kompletten Umbruchs ( z. B. die Einführung der Fall- pauschalierung im stationären Bereich).

Daneben bestehen wesentliche Auswir- kungen der wirtschaftlichen (z. B. allge-

meine Mittelverknappung im Gesund- heitswesen) und der sozialen Rahmenbe- dingungen (z. B. steigende Arbeitslosig- keit und Armut) auf die ärztliche Tätig- keit.

Forschungsprojekte können sich bei- spielsweise auf folgende Fragestellungen beziehen:

Der Einfluss von/der

> neuen Versorgungsformen (ins- besondere Fallpauschalierung, EBM 2000plus)

> Privatisierung von Gesundheitsein- richtungen (bedingt durch die erhöhte Verfügbarkeit von privatem Investivka- pital)

> erhöhter finanzieller Eigenbeteili- gung und Ausschlüssen aus dem Lei- stungskatalog

> sonstigen geänderten Rahmenbe- dingungen

auf:> die Sicherstellung der wohnortna- hen haus- und fachärztlichen sowie sta- tionären Versorgung (Bedarfsermittlung, Mittelverwendung, Versorgungsergebnis- se, Arbeitsbedingungen)

> das regionale Versorgungsangebot (Versorgungsepidemiologie, Community Medicine)

> Art, Umfang und Qualität der dia- gnostischen und therapeutischen Maß- nahmen (z. B. Rückgang inner-/extrakli- nischer Konsile, geringere Berücksichti- gung der Multimorbidität, Ausgrenzung

„schlechter Risiken“)

> die Verschiebung von Leistungen zwischen stationärem und ambulantem Sektor sowie Rehabilitation (Kostenver- lagerung)

> die Versorgung chronisch kranker Patienten unter besonderer Berücksichti- gung der sektorübergreifenden Behand- lung> die hoch spezialisierte Patientenver- sorgung und besonders aufwendige Ver- sorgungsformen sowie die Implementie- rung des medizinischen Fortschritts

> die ärztliche Entscheidungsfreiheit

> die Patientenzufriedenheit, ärztliche Arbeitsbedingungen und ärztliche Wei- terbildung

> den Zugang zur Gesundheitsversor- gung.

Nach der Beschlusslage des Deutschen Ärztetages sollten insbesondere Unter- suchungen, bezogen auf Regionen oder Bevölkerungsschichten, mit einem sozial bedingten erhöhten Versorgungsbedarf gefördert werden. Der Einfluss des sozia- len Status auf die Morbidität kann eben- falls Untersuchungsgegenstand sein. Ein weiterer Forschungsschwerpunkt soll die Untersuchung von Folgen der Privatisie- rung von Kliniken der Maximalversor- gung auf Patienten und Beschäftigte sein.

B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

A

A2498 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 37⏐⏐16. September 2005

B U N D E S Ä R Z T E K A M M E R

Mitteilungen

Förderinitiative der Bundesärztekammer

zur Versorgungsforschung

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III Wechselwirkung zwischen arztseiti- gen Faktoren und Versorgungsrea- lität (sog.„Physician factor“) Arztseitige Faktoren (Arbeitszufrieden- heit, ideelle und finanzielle Anreize) sind maßgebliche Einflussfaktoren der medi- zinischen Versorgung. Diese Faktoren stehen in Wechselwirkung z. B. zur Aus- prägung bestimmter Versorgungsformen und beeinflussen auch selbst die Versor- gungsrealität des Patienten.

Forschungsprojekte können sich bei- spielsweise auf folgende Fragestellungen beziehen:

>Wie wirken sich neue, wettbewerbs- orientierte Versorgungsformen auf die ärztlichen Versorgungsmodalitäten, die berufliche Autonomie und Kompetenz- entwicklung aus?

>Welche Auswirkung haben unter- schiedliche Arbeitsbedingungen und ein steigendes berufliches Stressniveau von Ärztinnen und Ärzten (z. B. Arbeitsver- dichtung) auf deren Arbeitszufriedenheit und Gesundheit sowie auf die Versor- gungsqualität der Patienten? Welchen Einfluss haben in diesem Zusammen- hang z. B. Modelle zu Überstundenrege- lungen? Lassen sich salutogene Ressour- cen bei Ärztinnen und Ärzten identifizie- ren?>Wie werden Ausmaß und Sinnhaf- tigkeit von Administrationsanforderun- gen bewertet? Lassen sich Beziehungen zwischen Administrationsaufwand und Versorgungsqualität darstellen?

> Wie stark ist die tatsächliche Korre- lation zwischen finanziellen Anreizen und professioneller und persönlicher Zufriedenheit? Kann es zu einem „Ver- drängungseffekt“ von intrinsischer durch extrinsische Motivation kommen, wenn eine Tätigkeit vorwiegend auf in- trinsischer Motivation beruht und die externen z. B. finanziellen Anreize als einengend oder kompromittierend emp- funden werden?

>Wie wirken sich die Umstrukturie- rungen im Gesundheitswesen auf die Le- bensplanung von Medizinstudenten und jungen Ärztinnen und Ärzten aus?

> Wie wirken sich die wandelnden Stile von Kommunikation und Koope- ration zwischen Ärzten und betriebs- wirtschaftlichem Management in Klinik und Praxis auf die Arbeitszufriedenheit aus?

3. Projektbegleitung

Die geförderten Projekte werden durch einen Berichterstatter („Projektpaten“) aus dem Kreis der Ständigen Koordinati- onsgruppe Versorgungsforschung oder dem Wissenschaftlichen Beirat der Bun- desärztekammer kontinuierlich begleitet.

Der Förderempfänger muss sich mit ei-

ner Berichtspflicht gegenüber dem Be- richterstatter und dem zuständigen Steuerungsgremium (Ständige Koordina- tionsgruppe Versorgungsforschung) in Form von allgemeinen oder spezifischen Qualitätsberichten, Zwischenauswertun- gen, Dokumentationen und Auskünften, ggf. auch Visitationen, einverstanden er- klären.

4. Förderempfänger

Antragsberechtigt sind Mitarbeiter aus universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und Einrich- tungen der Gesundheitsversorgung (z. B.

Praxen, Krankenhäuser, Rehabilitations- kliniken, Institute) sowie Patientenorga- nisationen und Fachgesellschaften.

5. Förderzweck, Rechtsgrundlagen Für die geförderten Vorhaben werden mit den Projektnehmern privatrechtliche Verträge geschlossen. Die Kostenkalku- lation hat sich an den Förderrichtlinien des BMBF (http://www.kp.dlr.de/profi/

easy/formular.html) zu orientieren.

6. Fördervoraussetzungen

Projektleiter müssen durch einschlägige wissenschaftliche Vorarbeiten ausgewie- sen sein. Sie müssen ihre Bereitschaft zur interdisziplinären Zusammenarbeit und zur Akzeptanz eines vorhabenbegleiten- den Beratungsangebots erklären (vgl.

Nr. 3).

Von der Förderung sind grundsätzlich Projekte ausgenommen, die bereits im Rahmen anderer Förderaktivitäten sub- stanziell gefördert werden, es sei denn, durch klar bestimmte Kooperationen können wesentliche Teilaspekte beson- ders prägnant bearbeitet werden.

7. Art, Umfang und Höhe der Förderung Zu den Projekten wird ein nicht rück- zahlbarer Zuschuss gewährt (Projekt- förderung). Eigenleistung und Kofinan- zierung sind klar von einander abzu- grenzen. Die Laufzeit der beantragten Projekte darf 3 Jahre nicht übersteigen.

Die jeweilige maximale Fördersumme aus Mitteln der Bundesärztekammer beträgt grundsätzlich 200 000 Euro für die Dauer der gesamten Projektför- derung. Kooperationen mit anderen Mittelgebern sind grundsätzlich er- wünscht; sie sind in Art und Umfang offen zu legen.

8. Sonstige Förderbestimmungen Der Förderempfänger muss sich ver- pflichten, sämtliche Ergebnisse zeitnah internationalen Zeitschriften mit Peer- Review-Verfahren und/oder den der (Fach-)Öffentlichkeit zugänglichen wis- senschaftlichen Medien zur Veröffentli- chung nach Projektabschluss anzubie-

ten (weitergehende Nutzungsrechte, insbesondere die frühstmögliche Infor- mation der Bundesärztekammer, wer- den im jeweiligen Fördervertrag gere- gelt).

9. Verfahren 9.1

Die Abwicklung der Fördermaßnahme erfolgt durch die zuständige Geschäfts- stelle der Bundesärztekammer.

Bundesärztekammer Dezernat VI

Herbert-Lewin-Platz 1 10623 Berlin

Telefon: 0 30/40 04 56 -4 63 bzw. -4 67 Fax: 0 30/40 04 56 -4 86

E-Mail: dezernat6@baek.de 9.2

Das Antragsverfahren ist zweistufig. Für eine erste Auswahl (vgl. 9.3) Erfolg ver- sprechender Projektansätze sind zu- nächst formlose Antragsskizzen

bis zum 19. 10. 2005

postalisch in 5facher Ausfertigung einzu- reichen, die vom vorgesehenen Projekt- leiter zu unterzeichnen sind. Zusätzlich sind die Projektskizzen in bearbeitbarer elektronischer Form einzureichen.

Nähere Anforderungen für die Inhalte der Antragsskizzen sind im Anhang zu entnehmen.

Die Antragsskizzen sind in deutscher Sprache abzufassen und sollen die zu- grunde liegenden Hypothesen und Ziele darlegen sowie das geplante methodische und inhaltliche Vorgehen beschreiben.

Der Umfang der Skizze ist auf max. fünf DIN-A4-Seiten (1,5-zeilig) inkl. Anlagen zu begrenzen.

Aus der Vorlage der Antragsskizzen und eventueller späterer Förderanträge (s. u.) können keine Rechtsansprüche ab- geleitet werden.

Die Auswahl der förderwürdigen For- schungsprojekte erfolgt in einem Wettbe- werb, insbesondere auf der Grundlage folgender Kriterien:

> Relevanz

Die in den Forschungsprojekten unter- suchten Fragestellungen zu den o. g. The- menfeldern sollen wesentlich und aktuell sein.

> Patientenorientierung und ärztliche Perspektiven

Die Forschungsprojekte sollen sich durch eine deutliche Patientenorientie- rung und/oder klare Perspektiven zur Untersuchung des ärztlichen Berufsall- tags auszeichnen.

> Innovativer Beitrag/Originalität B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 37⏐⏐16. September 2005 AA2499

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>Methodisch-wissenschaftlicher An- satz

Die geforderten Forschungsprojekte müssen von hoher methodischer Qualität sein. Erforderliche Datenanalysen sollen verallgemeinerungsfähige Aussagen zu den o. g. Themenfeldern liefern.

>Transferpotenzial der Forschungs- ergebnisse/Verwertungsmöglichkeiten/

Nachhaltigkeit der Maßnahme

Die zu erwartenden Ergebnisse müs- sen grundsätzlich geeignet sein, konkrete Ansatzpunkte zur Verbesserung der me- dizinischen Versorgung in Deutschland aufzuzeigen.

>Vorleistungen

Die Antragsteller sollen für die ent- sprechenden Fragestellungen eine hohe Expertise und entsprechende wissen- schaftliche Vorleistungen nachweisen.

>Interdisziplinarität und Kooperati- on (Potenzial zur Netzwerkbildung)

Von dem geförderten Projekt sollten Impulse für eine interdisziplinäre Netz- werkbildung ausgehen. Dies kann sich auf die mögliche Kooperation mit Institu- tionen beziehen, die systematisch versor- gungsrelevante Daten erheben.

9.3

Die Antragsteller werden über das Er- gebnis der Bewertung ihrer Antragsskiz- zen schriftlich informiert. Ausgewählte Antragsteller werden voraussichtlich Ende des Jahres 2005 zur Einreichung ausführlicher Förderanträge aufgefor- dert.

Informationen und Unterlagen zu aus- führlichen Förderanträgen werden zu ge- gebener Zeit an die ausgewählten An- tragsteller versendet. Aus den Förderan- trägen werden durch die Ständige Koor- dinationsgruppe Versorgungsforschung Forschungsprojekte mit überzeugenden Konzepten ausgewählt. Diese werden nach abschließender Prüfung entspre- chend den unter Nummer 9.2 genannten Kriterien dem Vorstand der Bundesärzte- kammer zur definitiven Förderentschei- dung empfohlen.

Anhang:

Die Antragsskizzensollen folgende An- gaben enthalten:

1. Name des Projektleiters und der be- teiligten Wissenschaftler mit vollständi- ger Adresse (inkl. Telefon-, Telefax-Nr.

und E-Mail-Adresse)

2. Thema des Antrags, Zuordnung zu einem der genannten Themenfelder

3. Darstellung der Ziele und Hypothe- sen

4. eigene Vorarbeiten (für das Thema relevante Forschungsprojekte und Publi- kationen)

5. Begründung der Relevanz des aus- gewählten Themas („Burden of disease“, epidemiologische, ökonomische und ge- sundheitspolitische Bedeutung, Stand der Literatur)

6. Beschreibung des Arbeitsprogramms (Hauptzielgrößen, Methoden, Instrumen- te, Messparameter, Datenquellen)

7. Verwertung/Nutzung der erwarte- ten Ergebnisse (Interventionsansätze und Steuerungsinstrumente, Strategien zur Umsetzung in die breite Versorgung)

8. Schätzung der beantragten Mittel, Eigenleistungen und Kofinanzierung

9. Unterschrift(en)

10. Anlagen:

– Literaturverzeichnis zum Untersu- chungsthema (maximal fünf Titel, auch Fremdpublikationen)

– Kurzer tabellarischer Lebenslauf der beteiligten Wissenschaftler mit den fünf wichtigsten eigenen Publikationen der letzten Jahre inkl.Angabe der Impactfak- toren

Berlin, 26. 8. 2005

Prof. Dr. med. Dr. h. c. J.-D. Hoppe Präsident der Bundesärztekammer und des Deutschen Ärztetages Prof. Dr. med. Dr. h. c. P. C. Scriba Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirats

B E K A N N T G A B E N D E R H E R A U S G E B E R

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A2500 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 102⏐⏐Heft 37⏐⏐16. September 2005

Die AkdÄ möchte Sie im Folgenden über Publikationen und Meldungen aus dem internationalen Raum informieren und hofft, Ihnen damit nützliche Hinweise auch für den Praxisalltag geben zu können.

Ziprasidon (Zeldox®) ist ein neues atypisches Neuroleptikum und wird zur Behandlung der Schizophrenie einge- setzt. Ziprasidon wurde im April 2002 zu- gelassen und im Jahr 2003 mit einer Häu- figkeit von 2,3 Mio. DDD verordnet (1).

Aufgrund seiner relativ geringen Affi- nität zu D2-artigen Rezeptoren und einer ausgeprägten antiserotoninergen Wirkung werden ihm ein vergleichsweise niedriges Risiko extrapyramidalmotorischer Ne- benwirkungen einschließlich tardiver Dys- kinesien (Spätdyskinesien) zugeschrie- ben.Amerikanische Autoren (2) berichten jetzt über zwei Patienten, bei denen unter der Therapie mit Ziprasidon eine Spätdys- kinesie auftrat. Im ersten Fall handelt es sich um einen 34-jährigen Patienten mit ei- ner langen Schizophrenie-Anamnese, der in der Vergangenheit bereits verschiedene Antipsychotika erhalten hatte. Unter Zi- prasidon konnte eine gewisse soziale Re- habilitation erzielt werden.Allerdings ent- wickelte er 34 Monate nach Beginn der Therapie abnorme Bewegungen des Mun- des und der Arme. Die tägliche Dosis wur- de von 160 mg auf 120 mg reduziert, und es wurde zusätzlich Vitamin E gegeben. Lei- der konnte damit nur eine geringe Besse- rung der tardiven Dyskinesie erzielt wer- den, jedoch war die antipsychotische Wirk- samkeit der Therapie gut, und es blieb nur eine minimale Rest-Psychopathologie.

Im zweiten Fall betraf die UAW einen 42-jähriger Patienten mit bisher leerer Anamnese, der eine Schizophrenie ent- wickelte. Er erhielt Ziprasidon 120 mg/Tag.

Die Wahnvorstellungen verschwanden, jedoch trat 23 Monate nach Beginn der Therapie eine tardive Dyskinesie auf.

Im deutschen Spontanmeldesystem (gemeinsame Datenbank von BfArM und AkdÄ, Stand: 14. 3. 2005) sind 236 Ver- dachtsfälle unerwünschter Arzneimittel- wirkungen nach Gabe von Ziprasidon er- fasst. Die überwiegende Zahl der Neben- wirkungen bezieht sich auf Störungen des zentralen und peripheren Nervensystems (66 Prozent), psychiatrische Störungen (45 Prozent) und Herzrhythmusstörun- gen (21 Prozent). Über eine tardive Dys- kinesie (Spätauftreten einer Dyskinesie) wurde bislang nur einmal berichtet. In den Fachinformationen (3) wird auf das Risi- ko einer Auslösung von Spätdyskinesien unter Langzeitbehandlung hingewiesen.

Insgesamt scheint es sich um eine eher sel- tene UAW zu handeln, die jedoch im Rah- men einer Dauertherapie prinzipiell auch unter modernen atypischen Neuroleptika auftreten kann und gegebenenfalls irre- versibel ist. Zur therapeutischen Bedeu- tung atypischer Neuroleptica wurde von der AkdÄ vor einiger Zeit kritisch Stel- lung genommen (4).

Bitte teilen Sie der AkdÄ alle beob- achteten Nebenwirkungen (auch Ver- dachtsfälle) mit. Sie können dafür den in regelmäßigen Abständen im Deutschen Ärzteblatt auf der vorletzten Umschlag- seite abgedruckten Berichtsbogen ver-

Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft

„UAW-News“ – International

Spätdyskinesie unter der Therapie mit Ziprasidon

Referenzen

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