In einer Veranstaltung der Firma Zyma, Mün- chen, wurde am 17. April während des Wiesbade- ner Internistenkongres- ses mit Muzolimin (Ed- rul®) ein neues Diureti- kum vorgestellt.
Professor Felix Anschütz, Darmstadt, sagte in sei- nem Grußwort dem Prä- parat eine günstige Zu- kunft voraus. Seiner An- sicht nach stößt die Sub- stanz mit ihrer hohen und protrahierten Wirkung in eine von den herkömm- lichen entweder High- ceiling- oder Long-ac- ting-Diuretika nicht abge- deckte Lücke.
Schleifendiuretikum mit Wirkung von peritubulär Das von der Firma Zyma vertriebene Präparat aus der Bayer-Forschung, das seit 1974 bei mehr als 2300 Patienten ange- wandt wurde, kann zu den Schleifendiuretika gezählt werden und zeichnet sich durch eine typische weitgehend li- neare Dosis-Wirk-Bezie- hung und eine lang an- haltende Wirkdauer aus.
Der diuretische Effekt er- reicht sein Maximum nach zwei bis sechs Stun- den und klingt im allge- meinen innerhalb von zehn bis zwölf Stunden ab.
Muzolimin ist der erste Vertreter einer neuen Substanzklasse und un- terscheidet sich insbe- sondere in seinem Wir- kungsmechanismus von den herkömmlichen Schle,fendiuretika. Wäh- rend diese ihre Aktivität von der intraluminalen Tubulusseite aus entfal-
ten, wirkt Muzolimin von der peritubulären Seite der Henleschen Schleife her.
Vorteilhaft ist, daß der Verlust wichtiger Elektro- lyte nicht verstärkt wird.
Darüber hinaus wird die Glukosetoleranz von Typ- II-Diabetikern nicht ver- ringert. Auch ein Re- bound-Effekt, die kom- pensatorische Verringe- rung der Harnmenge und das Absinken der Natri- um-Ausscheidung nach Absetzen des Präpara- tes, wurde unter für die
Hypertoniebehandlung empfohlenen Dosen von Muzolimin bisher nicht beobachtet. In verschie- denen Studien wurde festgestellt, daß in die- sem Dosisbereich das
Reni n-Ang iotensin-Aldo- steron-System nicht akti- viert wird.
Auch bei reduzierter Nierenfunktion wirksam Mit seinem Wirkprofil empfiehlt sich Muzolimin nach Ansicht der Exper- ten zur Behandlung der Herzinsuffizienz und der Hypertonie. Studien zur Wirksamkeit beim experi- mentell erzeugten Hoch- druck deuten darauf hin, daß mit einer Langzeit- therapie das Weiter- schreiten der hypertonen Vaskulopathie verhindert oder sogar eine Regres- sion erreicht werden kann.
Ein positiver Effekt der neuen Substanz zeigte sich auch in der Behand- lung von Patienten mit eingeschränkter Nieren- funktion und Furosemid- refraktären Ödemen.
Nach fünfzehntägiger
Felix Anschütz sagte Muzo- limin eine günstige Zukunft voraus Foto: Medpress
Ein neues Konzept für die Therapie schwerer ar- terieller Verschlußkrank- heiten hat die Firma Sa- nol Schwarz, Monheim, beim diesjährigen Inter- nisten-Kongreß in Wies- baden präsentiert: Das aus gemeinsamer For- schung mit der Ono Phar- maceutical, Osaka, stam- mende Prostaglandin-E1- Präparat Prostavasin®
wurde als erstes Medika- ment seiner Art vom Bun- desgesundheitsamt zur Behandlung von chroni- scher AVK der Stadien III und IV zugelassen.
Durch ein besonderes galenisches Verfahren, welches die Stabilität von gelöstem Prostaglandin El erheblich verbessert, sei jetzt eine Infusions- therapie möglich gewor- den, wurde in Wiesbaden erläutert.
Bekanntlich steigert die körpereigene Wirksub- stanz Prostaglandin El die Durchblutung durch Relaxation der Arteriolen und verbessert außerdem die Fließeigenschaften des Blutes.
Therapie war das Ödem bei fünfzehn von 24 Pa- tienten beseitigt, bei vier Patienten reduziert.
Durchweg optimistisch also die Grundstimmung dieses Workshops in Wiesbaden: Das Präpa- rat, das die günstigen Ei- genschaften der Schlei- fendiuretika mit der lan- gen Wirkdauer der Thia- zide verbindet, berei- chert das therapeutische Arsenal und wird seinen Weg machen. gl
Eindrucksvoll die Ergeb- nisse, die Joerg Dieter Gruß, Chefarzt der Gefäß- chirurgischen Abteilung des Kurhessischen Dia-
konissenkrankenhauses in Kassel, bei insgesamt 105 von einer Oberschen- kelamputation bedrohten Patienten mit einer Dau- erinfusion von PGE 1 über im Mittel 38 Tage er- zielen konnte:
71 Prozent der 28 Patien- ten mit Endangiitis oblite- rans, 30 Prozent der 47 Arteriosklerose-Patienten mit Diabetes mellitus und 47 Prozent der 30 Arterio- sklerose-Patienten ohne Diabetes mellitus ließen sich von Stadium III oder IV in Stadium Ilb zurück- führen.
Amputiert werden mußte nach der Therapie ledig- lich bei 11, 34 bezie- hungsweise 20 Prozent der Patienten aus Grup- pe eins, zwei und drei.
Und der Erfolg auf länge- re Sicht? In den folgen- den sechs Monaten, so Gruß, wurden vier weite- re Amputationen erfor- derlich. ss
Prostaglandin El
gegen schwere arterielle Verschlußkrankheiten
Amputation
konnte verhindert werden
Das Schleifendiuretikum Muzolimin:
Sowohl high ceiling als auch long acting
DEUTSCHES ÄRZTEBLATT
AUS INDUSTRIE UND FORSCHUNG
1644 (108) Heft 21 vom 22. Mai 1985 82. Jahrgang Ausgabe A