in erhöhtes Risiko, dass eine latente CMV-Infekti- on reaktiviert wird, ha- ben immunsupprimierte Pa- tienten wie Transplantierte oder Aids-Kranke. Auch für kritisch kranke Patienten, de- ren Immunfunktion nicht ein- geschränkt ist, stellt das Zyto- megalievirus eine vitale Be- drohung dar, der bisher kaum Beachtung geschenkt wurde.
„Wir geben diesen Patienten immer nur Antibiotika und denken nicht an Viren“, so Dr.
Carlos Paya (Rochester/MN).
Das CMV verursacht nicht nur klinische Symptome durch Replikation in ver- schiedenen Organen, son- dern führt auch zu einer Im- munsuppression, die anderen Infektionen Vorschub leistet.
Das CMV kann aber umge- kehrt auch zu einer Aktivie- rung des Immunsystems füh- ren. Bei Patienten, die ein Or- gantransplantat erhalten ha- ben, begünstigt dies das Auf-
treten von Abstoßungsreak- tionen. Es gibt Hinweise dar- auf, dass das erhöhte ARDS- Risiko von Transplantatemp- fängern auf einer CMV-ge- triggerten Immunaktivierung beruhen könnte.
An der Intensivstation der Tübinger Universitätsklinik wurde die Relevanz der CMV-Aktivierung bei nicht immunsupprimierten chirur- gischen Intensivpatienten un- tersucht, wie Dr. Alexandra Heininger (Tübingen) berich- tete. Patienten, die Immun- suppressiva, Steroide, Che- mo- oder Radiotherapie er- hielten beziehungsweise eine Leukopenie unter 2 000/µl aufwiesen, waren von der Un- tersuchung ausgeschlossen.
Von den 56 Patienten, die
zwischen April 1998 und März 1999 eingeschlossen wurden, fand man bei 20 (35 Prozent) eine Reaktivierung des CMV (CMV-DNA im Blut oder Trachealsekret).
Bei fünf Patienten konnte das Virus aus dem Trachealsekret kultiviert werden. Vier von 23 serologischen Untersuchun- gen fielen positiv aus. Patien- ten mit bakterieller Sepsis und Krebs wiesen ein etwa vierfach erhöhtes Risiko für eine CMV-Reaktivierung auf.
Die Reaktivierung war as- soziiert mit einer deutlich, aber nicht signifikant höhe- ren Mortalität: 55 versus 36 Prozent der Patienten ohne Reaktivierung verstarben.
Bei drei Patienten kam es zu einer CMV-Erkrankung:
Zwei erlitten eine Pneumo- nie, einer eine Enzephalitis.
Sie wurden mit Ganciclovir behandelt. Aber alle drei ver- starben an Multiorganversa- gen. Die Patienten mit CMV- Aktivierung blieben im Mit- tel 30 Tage, die ohne CMV- Aktivierung 23 Tage auf der Intensivstation.
Das Risiko dafür, dass sich eine CMV-Organerkrankung entwickelt, hängt entschei- dend von der Viruslast ab, so Dr. Paul Griffiths (London).
Eine prophylaktische Medi- kation mit zweimal 5 mg/
kg Ganciclovir (Cymeven®, Hoffman-La Roche) pro Tag intravenös sollte begonnen werden, wenn zweimal eine hohe CMV-Viruslast (etwa über 10 000 Kopien/ml) nach- gewiesen wurde oder die Vi- ruslast rapide zunimmt. Das Erkrankungsrisiko kann da- mit drastisch gesenkt werden.
Es empfiehlt sich deshalb, chirurgische Intensivpatien- ten ein- bis zweimal wöchent- lich mittels PCR zu untersu- chen. Dr. med. Angelika Bischoff V A R I A
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A2052 Deutsches Ärzteblatt½½Jg. 97½½Heft 30½½28. Juli 2000
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Zytomegalieviren
Gefahr nicht nur für Immunsupprimierte
Unternehmen
ur Therapie der periphe- ren arteriellen Ver- schlusskrankheit (früher:
pAVK, jetzt: AVK) sind ver- schiedene Medikamente ver- fügbar. In der Sekundär- prävention werden Lipidsen- ker und Thrombozyten-Funk- tionshemmer wie ASS mit Er- folg eingesetzt. Zur spezifi- schen Behandlung der klini- schen Symptome einer AVK sind vasoaktive Substanzen nützlich wie Pentoxifyllin, Buflomedil und Naftidrofuryl.
Auch für Ginkgo-biloba-Ex- trakte sei nachgewiesen, dass sie die Fließeigenschaften des Blutes günstig beeinflussen, erklärte Dr. Mete Camci (Köln) bei einem Symposium von Schwarz Pharma in Essen.
Ist die Claudicatio intermit- tens zwar ausgeprägt, der Lei- densdruck für den Patienten aber noch niedrig, wird man vor allem auf nichtmedika- mentöse Maßnahmen setzen, um die schmerzfreie Geh- strecke zu verlängern. Bei kurzer Gehstrecke kann die
intravenöse Applikation von Prostaglandin E1 (Prostava- sin®) die Situation des Patien- ten verbessern: Das Medika- ment führt in den meisten Fäl- len zu einer deutlichen Ver- längerung der schmerzfreien Gehstrecke, vor allem dann, wenn zusätzlich eine intensive Trainingstherapie durchge- führt wird. Diese erfolgreiche Behandlung ist sehr gut ambu- lant zu praktizieren.
Mit Prostaglandin E1 (PGE1) wurde gewisserma- ßen ein neues Kapitel in der medikamentösen Therapie der AVK aufgeschlagen. Es ist bisher die einzige Sub- stanz, deren Wirksamkeit auch bei fortgeschrittenen Stadien nach Fontaine nach-
gewiesen werden konnte.
Von der Arzneimittelbehörde ist PGE1 daher für schwere Fälle zugelassen.
Das Prostaglandin erwei- tert die Arterien, verbessert die Fließeigenschaften des Blutes und reduziert den Li- pidgehalt in den Gefäßwand- zellen. PGE1 in Form von Prostavasin wird in der Regel als intravenöse Infusion ver- abreicht. Es kann aber auch direkt in die erkrankte Arte- rie über dem Leistenbereich mit Hilfe einer Infusionspum- pe zugeführt werden.
Die Infusion von PGE1re- duziert den Ruheschmerz deutlich oder hebt ihn ganz auf. Die schmerzfreie Geh- strecke wird signifikant ver-
längert, und Gangrän-Ge- schwüre an den betroffenen Gliedmaßen können infol- ge der Behandlung teilweise oder vollständig abheilen. In vielen Fällen kann durch die PGE1-Therapie ein chirur- gischer Eingriff, wie perkuta- ne transluminale Angiopla- stie, Atherektomie, Legen ei- nes Stents, Bypass-Operation oder Sympathektomie, ver- mieden oder doch weit hin- ausgeschoben werden.
Gezeigt werden konnte auch, dass Einschränkungen der Lebensqualität durch Schmerzen, Abnahme der Mobilität und Leistungsfähig- keit, durch eine vierwöchige stationäre, intravenöse Infusi- on von täglich 60 µg PGE1 (entsprechend drei Ampullen Prostavasin) weitgehend auf- gehoben werden. Selbst im Stadium IV der AVK konnte durch diese Behandlung die Lebensqualität der Patienten signifikant angehoben werden, berichtete Prof. Gottfried Ru- dolfsky (Essen). Siegfried Hoc