Dass Statine in der Sekundär- prävention bei Patienten mit koronarer Herzkrankheit un- verzichtbar sind, ist bereits in den Studien 4S, CARE und LIPID belegt worden. Nun wurden auf dem American Congress of Cardiology Daten präsentiert, die die Wichtig- keit der Statine für die Sekun- därprävention erneut unter- streichen. Es handelte sich um die „Locol Intervention Pre- vention Study (LIPS). Erst- mals wurde hierbei der Effekt eines HMG-CoA-Reduktase- hemmers, nämlich Fluvastatin, auf kardiovaskuläre Ereignis- se nur bei Patienten unter- sucht, die kurz zuvor erst- mals mittels Ballondilatation (PTCA) revaskularisiert wor- den waren.
Dahinter steht die Erkennt- nis, dass durch die PTCA ischämische Symptome zwar kurzfristig gemindert werden können, aber ohne weitere ef- fektive Therapie ein hohes Ri- siko kardialer Ereignisse be- stehen bleibt. Wie Prof. Wolf- gang Rutsch (Berlin) in Mün- chen berichtete, handelte es sich bei den 1 677 Teilnehmern dieser doppelblinden multi- zentrischen Studie um Koro- narpatienten mit einem nur moderat erhöhten LDL-Cho- lesterin von durchschnittlich 132 mg/dl. Die Sekundärprä- vention mit 80 mg/Tag Fluva- statin oder Placebo begann im Durchschnitt 2,7 Tage nach der Koronarintervention.
Die Patienten durften in den sechs Wochen vor Ein- schluss in die Studie keine Sta- tintherapie erhalten haben, betonte Rutsch. Die Beobach- tungszeit dauerte mindestens drei, höchstens vier Jahre.
Trotz des niedrigen Ausgangs-
Wertes von 132 mg/dl nahm das LDL-Cholesterin im Ver- lauf der Studie weiter auf im Mittel 99 mg/dl ab. Primäre Zielgröße von LIPS war die Zeit bis zum Auftreten eines schwerwiegenden kardiovas- kulären Ereignisses (kardialer Tod, nichttödlicher Myokard- infarkt, Bypass-Operation oder erneute PTCA).
Während des ersten Jahres unterschieden sich Placebo und Verum hinsichtlich dieser Ereignisrate nicht; danach gingen die Kurven deutlich auseinander. Nach vier Jah-
ren hatten Patienten mit Flu- vastatin ein um 22 Prozent und damit signifikant gerin- geres Risiko für den primären Endpunkt (Placebo 26,7 ver- sus Fluvastatin 21,4 Prozent).
Subgruppenanalysen erga- ben einen noch größeren Be- nefit bei den Diabetikern, die zwölf Prozent des Gesamtkol- lektivs betrugen. Deren Risi- ko eines kardialen Ereignisses verringerte sich relativ zu Pla- cebo signifikant um 47 Pro- zent. In der Subgruppe mit multiplen Gefäßschäden re- duzierte sich das Risiko signi- fikant um 34 Prozent. Die kli- nische Relevanz der Studie bestehe darin, dass ein Statin zwingend zur Nachbehand- lung von KHK-Patienten nach einer PTCA gehört.
Auch Prof. Winfried März (Graz) betonte, dass die In- tervention allein zu wenig sei
und dass gerade der Typ-2- Diabetiker von der Statin- Therapie profitieren könne.
Insbesondere Fluvastatin sei mehr als ein Lipidsenker. Das wird auch aus dem hohen kli- nischen Nutzen trotz des recht niedrigen Ausgangs- LDL-Wertes ersichtlich. Es gibt Belege dafür, dass Fluva- statin die endotheliale Dys- funktion über eine höhere Verfügbarkeit von Stickstoff- monoxid verbessert. Außer- dem vermindert es die Ein- wanderung von Monozyten in die Gefäßwand und die Oxi- dierbarkeit von LDL-Chole- sterin. Schließlich scheint Flu- vastatin auch antiinflamma- torische Effekte aufzuweisen.
Fluvastatin wurde in LIPS als Kapsel in der Dosis 2 × 40 mg verabreicht. Es steht auch als 80 mg Retardtablette zur Verfügung. Martin Bischoff V A R I A
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A2128 Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 31–325. August 2002
Fluvastatin
Zur Sekundärprävention nach Ballondilatation
Unternehmen
Als der Londoner Arzt Hyde Salter 1859 seinen Patienten, die an Luftnot und Atemwegs- beschwerden litten, zum Kaf- feetrinken riet, wusste er wahr- scheinlich nicht, dass die che- mischen Strukturen von Kof- fein und Theophyllin nahezu identisch sind. Doch erst 1922 markierte eine Publikation von Samuel Hirsch den Beginn der Therapie mit Theophyllin bei Atemwegsobstruktionen.
Zuvor hatte der Wirkstoff eini- ge Jahrzehnte als Diuretikum und Kardiakum gedient.
Heute hätten neuere Sub- stanzen den Stellenwert von Theophyllin als Standardme- dikament in der Behandlung der obstruktiven Atemwegs- erkrankungen deutlich relati- viert, erinnerte der Regens- burger Biochemiker und Pharmakologe Prof. Ekke- hard Haen bei einem Fachge- spräch der Firma Fujisawa
Deutschland (vormals Klinge Pharma) in München. Anlass war der 20. Geburtstag von Bronchoretard®.
Theophyllin sei noch im- mer ein zuverlässiger Bron- chodilatator, der erst im Lau- fe mehrerer Tage seine volle Wirkungsstärke erreiche, sag- te Haen. Bei der Behandlung des Asthma bronchiale und der COPD sei Theophyllin unverzichtbar, zumal auch ei- ne antientzündliche Wirkung belegt sei. Trotz der langen Erfahrungen sei es aber bis heute nicht gelungen, Theo- phyllin durch ein weiterent- wickeltes Methylxanthin oder einen selektiven Phosphodi- esterasehemmer zu ersetzen.
Weil im Unterschied zu der Zeit vor 140 Jahren heute Kaffee von vielen Menschen täglich auch in großen Men- gen konsumiert wird, sollte eine Behandlung mit Theo-
phyllin an den Koffeinkon- sum angepasst werden, emp- fahl Haen. Bei Patienten, die morgens und mittags viel Kaf- fee trinken, könne mit den modernen Retardkapseln die morgendliche Theophyllindo- sis entfallen.
Wenig bekannt sei auch, dass Pentoxifyllin, das zur Be- hebung peripherer Durchblu- tungsstörungen zugelassen ist, eigentlich ein Bronchodilata- tor ist. So könne es geschehen, dass ein Asthmatiker Theo- phyllin gegen sein Asthma er- hält, morgens regelmäßig Kaf- fee trinkt und auch noch Pen- toxifyllin einnimmt, weil er Durchblutungsstörungen oder einen Hörsturz hat.
Während die Theophyllin- dosis in der Klinik auf die Plas- makonzentration eingestellt wird, werden die beiden ande- ren ähnlich wirksamen Sub- stanzen nicht mitgemessen.
Das könnte erklären, weshalb Patienten, die eigentlich opti- mal auf Theophyllin einge- stellt sind, dennoch die Be- handlung nicht vertragen, weil unter Umständen die Konzen- tration aller drei Substanzen im toxischen Bereich liegt, er- läuterte Haen. Jürgen Stoschek
Theophyllin
Auf Kaffeekonsum und Komedikation achten
Der Wirkstoff Fluvastatin wird als Locol® von der Novartis Pharma GmbH und als Cranoc®von der Fujisawa Deutschland GmbH angeboten.