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Archiv "Theophyllin-Tropfen für den Notfall" (19.01.1989)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

Theophyllin-Tropfen für den Notfall

V

on siebenhundert Asthmatikern, die in der Universitätsklinik Bochum behandelt worden waren, verstarben dreißig in den folgenden zwei Jahren — so das Ergebnis einer Unter- suchung, die laut Prof.

Dr. med. Wolfgang Ulmer, Bochum, klar dokumentiert, daß das Asthma bronchiale entgegen der landläufigen Ansicht sehr wohl mit einer beachtlichen Letalität behaf- tet ist. Bei einer von Cassella- Riedel Pharma veranstalte- ten Pressekonferenz 1988 in Saanen-Gstaad, Schweiz, er- klärte Prof. Ulmer weiter, Patienten mit schwerem Asthma sollten für den Not- fall immer mit Solosin®- Tropfen ausgerüstet sein. So- losin® ist das einzige Theo- phyllin-Präparat, das in Tropfenform mit sehr ra- schem Wirkeintritt zur Ver- fügung steht. Damit könne die Zeit bis zur Akutversor- gung durch den Arzt gut überbrückt werden.

Vor dem Hintergrund des neuen Stufenschemas, wel- ches die Deutsche Liga zur

Bekämpfung der Atemwegs- erkrankungen propagiert, war bei dieser Pressekonfe- renz eine aktuelle Standort- bestimmung angesagt: Wo liegen heute die Indikationen für den Einsatz von Theo- phyllin, einem Naturstoff, der vor genau einhundert Jahren entdeckt worden ist?

Abgesehen vom schwe- ren, lebensbedrohlichen Asthmaanfall hat Theophyl- lin laut Ulmer seinen festen Platz, wenn es darum geht, eine ausgeprägte nächtliche bzw. frühmorgendliche Sym- ptomatik adäquat zu beherr- schen, wie sie für viele Asth- matiker aufgrund der Bio- rhythmik des Bronchotonus typisch ist. In diesen Fällen wird ein orales Retard-Theo- phyllin gegeben, wobei die Substanz speziell nachts in Kombination mit einem Be- ta-Sympathikomimetikum zu einer additiven Wirkung führt. Theophyllin sollte langsam einschleichend auf- dosiert werden.

Unabdingbare Vorausset- zung für den Therapieerfolg — darüber herrschte Einigkeit unter den Experten in Mon- treux — ist eine eingehende Schulung des Asthmatikers, der häufig ganz unterschied- liche Medikamente parallel anwenden muß. Ein wichti- ger Punkt: der Gebrauch von Dosieraerosolen. Die Erfah- rung lehrt, daß die Inhala- tionstechnik den Patienten demonstriert werden muß, wofür die Hersteller inhalati- ver Präparate Plazebo-Sprays zur Verfügung stellen.

Der Lernerfolg stellt sich trotz in der Regel hoher Lernbereitschaft der Atem- wegspatienten meist erst nach wiederholtem Üben ein.

Das gilt auch für die Handha- bung von Peak-Flow-Metern, mit denen Asthmatiker zur Therapiekontrolle täglich — mindestens einmal morgens und einmal abends — ihre Lungenfunktion messen soll- ten. Versierte Patienten kön- nen nach Aussage von

Dr. med. Gerhard Schultze- Werninghaus, Frankfurt, ler- nen, anhand der Funktions- werte und Beschwerden die Therapie in Grenzen selbst zu steuern.

Das Einüben der richtigen Atemtechnik und spezieller entlastender Atemgymnastik ist zeitaufwendig und kommt in der Alltagspraxis oft zu kurz. Vor diesem Hintergrund sieht Dr. med. Joachim Quäck, Westerland, die inten- sivierte Patientenschulung als eine der Aufgaben einer mo- dernen pulmonologischen Re- habilitationsklinik an. Die während des Klinikaufenthal- tes zu verzeichnenden Erfolge sind nachweislich gut. Über die Langzeiteffekte erzieheri- scher Rehabilitationsmaß- nahmen liegen dagegen kaum gesicherte Daten vor; ent- scheidend sei, so betonte Quäck, daß Rehabilitations- klinik und weiterbehandeln- der Arzt zusammen eine so- wohl bezüglich der medika- mentösen Therapie als auch bezüglich der Patientenfüh- rung übereinstimmende Stra- tegie entwerfen. vi

Risikogipfel für Myokardischämie morgens nach dem Aufstehen

M

yokardinfarkte ereig- nen sich vorzugswei- se um neun Uhr vor- mittags. Zum Vergleich: Sie treten zu diesem Zeitpunkt dreimal häufiger auf als zwi- schen vier und fünf Uhr mor- gens und ebenfalls dreimal häufiger als gegen elf am spä- ten Vormittag. Der plötzliche Herztod zeigt ein ähnliches Tagesprofil — ein Drittel der Fälle sind zwischen sieben und elf Uhr zu verzeichnen, der Gipfel liegt wiederum um neun.

Bei einer von den Firmen Schwarz Pharma und Smith Kline Dauelsberg veranstal- teten Pressekonferenz 1988 in Montreux erläuterte Prof.

Dr. med. Herbert Löllgen, Remscheid, die physiologi- schen Hintergründe: Für ver- schiedene auf die Sauerstoff- bilanz Einfluß nehmende Faktoren ist eine klare zirka- diane Rhythmik nachweis- bar, wobei in den frühen Morgenstunden — zirka zwi-

schen sechs und zehn Uhr — eine multifaktorielle Risiko- konstellation bezüglich einer Myokardischämie besteht:

Eine wichtige Rolle spielt die Blutviskosität — sie ist in den frühen Morgenstunden deut- lich erhöht, da dann einer- seits die Thrombozyten ver- stärkt zur Aggregation nei- gen und die fibrinolytische Aktivität sich andererseits auf ein Minimum reduziert.

Weiterhin zeigt die Ge- fäßkontraktilität und damit das Risiko von Koronarspas- men einen typischen Gipfel am frühen Morgen — ein Gip- fel, der korreliert ist mit dem Anstieg der Katecholamine, deren Serumspiegel frühmor- gens Werte von 170 Prozent des Tagesmittels erreichen.

Auch die 24-Stunden-Profile von Blutdruck und Herzfre-

quenz gehen mit der Bio- rhythmik der Katecholamine parallel, wobei der morgend- liche Anstieg der Herzfre- quenz die Bilanz zwischen Sauerstoffangebot und Sau- erstoffbedarf weiter ungün- stig verschiebt.

Dieser Risikopeak ver- langt, so Prof. Löllgen, Kon- sequenzen: Zum einen soll- ten diagnostische Maßnah- men wie das Belastungs- EKG immer zur selben Uhr- zeit erfolgen, wobei gegen neun Uhr morgens mit dem im Tagesverlauf schlechte- sten Ergebnis, mit den mei- sten und am längsten andau- ernden ST-Strecken-Senkun- gen zu rechnen ist.

Zum anderen die anti- ischämische Therapie: Diese

— und da ist laut Prof. Löllgen ein Umdenken angezeigt —

muß so ausgerichtet sein, daß in der Hochrisikophase am frühen Morgen ein verstärk- ter medikamentöser Schutz gewährleistet ist. Der Risiko- gipfel, so Prof. Dr. med.

Hans-Jürgen von Mengden, Rüsselsheim, hänge dabei nicht so sehr von der absolu- ten Uhrzeit ab, entscheidend sei vielmehr im individuellen Tagesrhythmus der Zeit- punkt des Aufstehens: In der ersten Stunde nach dem Auf- stehen besteht offenbar das maximale ischämische Risi- ko. Ein Retardnitrat sollte deshalb nicht erst beim Früh- stück, sondern noch vor dem Aufstehen eingenommen werden. Es sei darauf zu ach- ten, daß das verwendete Prä- parat einen schnellen Wirk- eintritt besitzt. Eine geeigne- te Formulierung stehe bei- spielsweise mit Elantan® long zur Verfügung, einer Kombi- nation aus nicht retardiertem und retardiertem Mononi- trat. vi A-132 (80) Dt. Ärztebl. 86, Heft 3, 19. Januar 1989

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