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Das trockene Auge — auch Folge von Testosteronmangel

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Academic year: 2022

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U W E B E I S E

Das trockene Auge beginnt sich meist im 5. Dezennium auszubilden, zwischen 5 und 35 Prozent der über 50-Jährigen sind betroffen, vorzugsweise Frauen in der Postmenopause. Die Augenerkran- kung ist zunächst ein lästiges Ärgernis, sie bedeutet aber auch ein gewisses Ge- sundheitsrisiko, da die Tränenflüssigkeit das Auge bekanntlich vor Infektionen schützt und die Versorgung der Horn- haut mit Nährstoffen und Sauerstoff ge- währleistet. «Menschen mit trockenen Augen sind anfälliger für Bindehautent- zündungen und Schäden an der Horn- haut», sagte kürzlich der Direktor der Universitäts-Augenklinik in Frankfurt am Main in seiner Funktion als Presse- sprecher der Deutschen Ophthalmologi- schen Gesellschaft (DOG).

Menschen mit trockenem Auge klagen schon bei geringen Reizen wie Wind, Kälte, trockener Luft oder nach länge- rem Lesen über verschiedene Beschwer- den: Die Augen röten sich und brennen, zuweilen tränen sie auch übermässig (reflektorischer Tränenfluss). Häufig ist ein Fremdkörpergefühl (Sand im Auge), mitunter verursacht das trockene Auge auch heftige Schmerzen, die Sehschärfe kann manchmal etwas eingeschränkt sein.

Es gibt im Wesentlichen zwei Ursachen für das trockene Auge: Die Tränen - produktion kann durch Atrophie der Tränendrüse gestört sein, oder aber die Tränenflüssigkeit ist pathologisch ver- ändert, mit der Folge, dass der Tränen- film aufreisst.

Es gibt verschiedene Allgemeinerkran- kungen, die mit Benetzungsstörungen des Auges einhergehen können: Zu ihnen gehören beispielsweise immunologische Erkrankungen wie rheumatoide Arthri- tis oder das Sjögren-Syndrom, ausser- dem Diabetes und Schilddrüsenkrank- heiten. Auch eine Reihe von Medika- menten können die Tränenproduktion ungünstig beeinflussen (Tabelle).

Die Austrockner: Klimaanlage, Heizungsluft …

Häufig begünstigt das Umfeld, in dem wir uns aufhalten, die Ausbildung eines trockenen Auges. Heizungsluft, Autoge- bläse, Rauchen und Klimaanlagen etwa sorgen für eine verstärkte Verdunstung des Tränenfilms. Bei stundenlanger Ar- beit vor dem Bildschirm verschlimmert sich ein trockenes Auge, da beim Starren auf den Schirm die Lidschlagfrequenz sinkt. Auch Kontaktlinsen fördern die Verdunstung von Tränenflüssigkeit.

Die Dysfunktion der Meibom-Drüsen, die weitgehend gleichbedeutend ist mit

der hinteren Blepharitis, aber ohne auf- fallende entzündliche Veränderung des Lidrands, wird als ein häufiger Grund für Benetzungsstörungen im Sinne eines evaporativen trockenen Auges angese- hen. Die Meibom-Drüsen sezernieren ein öliges Sekret, dass sich mit jedem Lidschlag auf dem Tränenfilm verteilt und so verhindert, dass Tränenflüssig- keit zu schnell verdunstet. Die Blephari- tis beruht vorwiegend auf einer obstruk- tiven Störung durch verstärkte Ver hor - nung des Ausführungsgangs. Oder aber es wird verdicktes Sekret produziert, dem es an der oberflächlichen Lipid- schicht mangelt. Die Erkrankung ist vom Hormonstatus sowie von chemi- schen und mechanischen Noxen abhän- gig und tritt in erster Linie bei Frauen auf, nimmt aber generell mit dem Alter zu. Als Folgeveränderungen können sich Sekretstau in den Meibom-Drüsen und zuletzt Atrophie und Untergang des Drüsengewebes entwickeln. Experten verlangen daher bei jeder Benetzungs- störung eine genaue Untersuchung der Augenlider und Lidränder, vor allem bei Anpassung von Kontaktlinsen. Der Augenarzt inspiziert die Drüsenöffnun- gen und versucht eine diagnostische Expression, indem er leicht auf das Lid drückt.

Eine weitere, jüngst entdeckte Ursache für trockene Augen bei Männern und Frauen ist ein Mangel an männlichen Sexualhormonen. Unter Testosteronman - gel verringert sich die Menge der abge- sonderten Tränenflüssigkeit, und der Trä- nenfilm verdunstet schneller. Experi - mente zeigen, dass Testosteron direkt auf die Tränendrüsen wirkt und so die Bildung der Tränenflüssigkeit steigert. Der Mangel des männlichen Geschlechts hor - B E R I C H T

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Das trockene Auge — auch Folge von Testosteronmangel

Zur Behandlung werden meist künstliche Tränen eingesetzt, aber auch Omega-3-Fettsäuren können helfen

Das trockene Auge gehört zu den häufigsten Augenerkrankungen über-

haupt. Studien zeigen, dass offenbar der Hormonhaushalt das Auftreten

einer Keratoconjunctivitis sicca beeinflusst. Ob sich daraus neue thera-

peutische Ansätze ergeben, ist derzeit offen.

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mons löst zudem eine Funk tionsstörung der Meibom-Drüsen aus. «Zuerst wurde diese Dysfunktion bei Patienten mit an- geborenem Testosteronmangel oder bei Patienten mit Prostatakrebs beobachtet», erläutert Ohrloff in einer Pressemittei- lung der DOG. Werden die Krebspatien- ten mit Antiandrogenen behandelt, sind trockene Augen oft eine Begleitfolge.

«Inzwischen ist bekannt, dass die Mei- bom-Drüsen auf Testosteron ebenfalls rezeptor gesteuert reagieren – mit einer vermehrten Ausschüttung von Meibom- Sekret», meint Ohrloff. Weibliche Ge- schlechtshormone wirken entgegenge- setzt. Werden Frauen in der Menopause mit Östrogenen behandelt, leiden sie bekanntlich häufiger unter trockenen Augen.

Künstliche Tränen, Fischöl oder Testosteronsalbe?

Hauptansatzpunkt der Therapie ist die Gabe von Tränenersatzflüssigkeit (künst- liche Tränen), die je nach Schweregrad in unterschiedlicher Viskosität verab- reicht und mehrmals täglich appliziert wird. In besonders hartnäckigen Fällen kann man die Tränenpünktchen mit kleinen Silikonstöpseln vorübergehend verschliessen, um die wenigen Tränen aufzustauen. Weist der Tränenfilm aller- dings pathologische Veränderungen auf, befinden sich darin also beispielsweise proinflammatorische Mediatoren, kön- nen sich die Beschwerden durch die

«pun ctal plugs» sogar verschlimmern.

Darauf hat unlängst der Ophthalmologe Robert H. Graham, Mayo Clinic College of Medicine, Rochester, in einem Beitrag für «Medscape» hingewiesen.

Topische Ciclosporine können manch- mal bei einer Entzündung der Tränen- drüse helfen. Die Tränen werden durch die Behandlung dann günstigstenfalls wässriger und enthalten weniger ent- zündliche Substanzen.

Bei Funktionsstörungen der Meibom- schen Drüsen können laut Graham Tetrazykline und ihre Analoga Doxycy- clin oder Minocyclin appliziert werden.

Die Antibiotika helfen, den oberfläch - lichen Lipidfilm der Tränenflüssigkeit zu stabilisieren.

Graham empfiehlt zudem Omega-3-Fett- säuren, wie sie etwa in Fischöl reichlich vorhanden sind. Durch regelmässige Zufuhr der mehrfach ungesättigten Fett- säuren verbessert sich die Qualität des Tränenfilms, sofern eine übermässige Verdunstung der Tränenflüssigkeit vor- liegt. Die Wirkung beruht vermutlich darauf, dass Omega-3-Fettsäuren kom- petitiv die Bildung von proinflammato - rischen Mediatoren wie etwa Inter - leukin 1 und TNF-αhemmen. Seit eini- ger Zeit ist bekannt, dass Frauen, die reichlich Omega-3-Fettsäuren zu sich nehmen, seltener an einem trockenen Auge leiden. Besonders grosse Mengen an Omega-3-Fettsäuren enthalten Kalt- wasserfische wie Makrele, Lachs, Thun- fisch und Hering, sie finden sich aber auch reichlich in Tofu, Mandeln und Walnüssen. Alternativ kann man sie auch als Kapsel einnehmen. In üblichen Gelkapseln liegen die Omega-3-Fettsäu- ren aber laut Graham statt in der natür- lich Triglyzerid- in einer Ethylesterform vor. Das bietet für die industrielle Pro- duktion Vorteile, bedeutet aber laut Gra- ham den Nachteil, dass die Bioverfüg- barkeit auf unter 20 Prozent herabge- setzt ist – ausser wenn man die Kapseln mit fettreicher Mahlzeit einnimmt.

Ob, nach den neuen Erkenntnissen, die Anwendung von Testosteronsalben ein probates Mittel gegen das trockene Auge ist, lässt sich, nach Angaben der DOG, derzeit nicht sicher sagen. Eine erste Industriestudie hat offenbar positive Resultate geliefert. Der Nutzen für den

Patienten müsse jedoch genauer unter- sucht werden, bevor derartige Salben zum Einsatz kämen, betonte Ohrloff.

Eine Sorge besteht derzeit noch darin, dass womöglich selbst durch Salben- applikation genug Testosteron aufge- nommen würde, um das hormonelle Gleichgewicht nachhaltig zu stören. Uwe Beise

Interessenkonflikte: keine

F. Schirra, et al.: Sexualhormone und trockenes Auge. Ophthal - mologe 2009; 106: 988—994.

Robert H. Graham: There's Nothing Fishy About Omega-3 Fatty Acids for Dry Eye Syndrome. Medscape Ophthalmology:

www.medscape.com/viewarticle/707984 (kostenfrei nach An mel - dung)

Pressemitteilung der Deutschen Opthalmologischen Gesell - schaft (DOG) vom 12. Januar 2010.

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Antihistaminika

Anticholinergika

Betablocker

Neuroleptika

Reserpin

Östrogene

Thiaziddiuretika

Parkinson-Mittel Trihexyphenidyl

Tri- und tetrazyklische Antidepressiva Tabelle:

Medikamente, die ein

trockenes Auge verursachen

können

Referenzen

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