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Das trockene Auge

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Academic year: 2022

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Im «British Medical Journal» wird in unregelmäs siger Folge am Beispiel von Fallvignetten das Manage ment häufiger Erkrankungen in der Hausarztpraxis darge- stellt. Die vorliegende Ausgabe befasst sich mit dem trockenen Auge.

BRITISH MEDICAL JOURNAL

Fallvignette:Eine 35-jährige Frau sucht ihren Arzt auf, weil sie seit sechs Monaten unter juckenden Augen leidet. Die Be- schwerden verschlimmern sich bei der Arbeit am Computer.

Beim trockenen Auge handelt es sich um ein multifaktorielles Krankheitsbild aufgrund einer Benetzungsstörung der Augen - oberfläche. Häufig resultieren trockene Augen aus einer ver- mehrten Verdunstung der Tränenflüssigkeit, beispielsweise im Rahmen einer Blepharitis oder beim Tragen von Kontakt- linsen. Durch altersbedingte physiologische Veränderungen oder bei Einnahme bestimmter Medikamente kann es zu einer Hyposekretion der Tränenflüssigkeit kommen. Fehl- funktionen der Mukosa führen ebenfalls manchmal zu tro- ckenen Augen. So können nach einer Konjunktivitis die mukusproduzierenden Becherzellen geschädigt sein. Eine ausgeprägte Augentrockenheit kommt in der Allgemeinarzt- praxis eher selten vor, prädisponierende Erkrankungen soll- ten dennoch dokumentiert werden (siehe Kasten).

Entsprechen die Symptome dem trockenen Auge?

Zunächst fragt der Arzt nach charakteristischen Symptomen wie chronischem Brennen, dem Gefühl von Sand im Auge und Schwankungen der Sehkraft. Paradoxerweise klagen manche Patienten aufgrund der Augenreizung und der da- raufhin erfolgenden reflexhaften Tränenproduktion auch

über wässrige Augen. Zu den Beschwerden, die auf trockene Augen hinweisen, gehören eine Verschlimmerung bei länger- fristiger Anstrengung der Augen sowie bei einer Exposition gegenüber Wind oder Klimaanlagen.

Gehört das trockene Auge

zu einer systemischen Erkrankung?

Zur Evaluierung systemischer Ursachen fragt der Arzt zu- nächst nach Mundtrockenheit, die auf ein Sjögren-Syndrom hinweisen kann. Ausserdem erkundigt er sich nach Erkran- kungen und der Einnahme von Medikamenten, die eine Augentrockenheit verstärken können (siehe Kasten). Ab- schliessend wird in Erfahrung gebracht, ob eine Bestrahlung

FORTBILDUNG

ARS MEDICI 4 2013

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Das trockene Auge

Merksätze

❖Trockene Augen beeinträchtigen nicht die Sehkraft.

❖Das trockene Auge kann mit systemischen Erkrankungen oder der Einnahme bestimmter Medikamente verbunden sein.

❖Zu den Behandlungsoptionen gehören künstliche Tränenflüssig- keit, Salben oder Augengels.

Kasten:

Systemische Ursachen für das trockene Auge

Endokrine Ursachen

❖postmenopausaler Status* oder nach Oophorektomie

❖Diabetes mellitus*

❖Schilddrüsenerkrankung*

Dermatologische Ursachen

❖Rosazea*

❖Stevens-Johnson-Syndrom

❖Schleimhautpemphigoid

Neurologische Ursachen

❖M. Parkinson*

Medikamenteninduzierte Ursachen

❖trizyklische Antidepressiva*

❖Antihistaminika*

Tränendrüsenbedingte Ursachen

❖Lymphome und Leukämie

❖Strahlentherapie der Augen

❖Operationen

Autoimmumerkrankungen

❖primäres Sjögren-Syndrom

❖sekundäres Sjögren-Syndrom (im Zusammenhang mit Lupus erythematodes, rheumatoider Arthritis oder anderen Autoimmunerkrankungen)

* Die häufigsten systemischen Ursachen trockener Augen in der Hausarztpraxis

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oder eine Operation am Auge und ob Eingriffe im Gesicht oder am Gehirn vorgenommen wurden.

Sind Warnzeichen vorhanden?

Zu den Warnzeichen, die auf ernstere Erkrankungen hinwei- sen, gehören akutes Auftreten der Beschwerden, anhaltender oder ausgeprägter Verlust der Sehkraft sowie Gewichtsver- lust oder Fieber.

Welche Untersuchungen sind erforderlich?

Eine leichte Rötung der Bindehaut oder ein weitgehend nor- mal erscheinendes Auge weist auf Augentrockenheit hin.

Das trockene Auge kann mit allergischer oder infektiver Konjunktivitis verwechselt werden. Anhand eines schrittwei- sen Vorgehens kann jedoch eine Verdachtsdiagnose gestellt werden.

Zunächst werden die Augenlider untersucht. Grosse subtar- sale Papillen weisen auf eine allergische Konjunktivitis hin.

Dies gilt vor allem bei Patienten mit Atopie, Asthma, Ekze- men oder Kontaktlinsen in der Vorgeschichte. Subtarsale Petechien legen eher eine infektive Konjunktivitis nahe. Bei der Untersuchung der Konjunktiva wird auf vermehrte Ab- sonderungen oder auf eine Chemosis geachtet, die ebenfalls auf eine infektive Konjunktivitis hinweisen. Bei Rotfärbung des Sekrets könnte eine Episkleritis vorliegen. Proptosis und verlangsamter Lidschlag legen eine thyroidale Augenerkran- kung nahe. Eine unregelmässige Verziehung der Pupillen weist auf eine Uveitis hin. Die Sehschärfe sollte beim trocke- nen Auge nicht wesentlich beeinträchtigt sein, da beim Blin- zeln die normale Sehkraft während der Untersuchung auf- rechterhalten wird.

Im Rahmen der körperlichen Untersuchung wird zunächst die Haut im Hinblick auf Akne, Ekzeme, Ausschläge oder Zielläsionen betrachtet. Anschliessend werden die Finger -

gelenke auf Anzeichen einer rheumatoiden Arthritis unter- sucht. Ausserdem wird auf Parkinson-Anzeichen wie ver - zögertes Blinzeln geachtet, das zu einer übermässigen Ver- dunstung der Tränenflüssigkeit zwischen den Lidschlägen führt.

Zusätzlich kann beim Optiker ein Schirmer-Test zur Messung der Tränenflüssigkeitsmenge, eine Fluoreszenzeinfärbung der Augenhornhaut und eine Spaltlampenunter suchung der Augen durchgeführt werden.

Wie wird behandelt?

Die Behandlung beginnt mit künstlicher Tränenflüssigkeit.

Darreichungsformen ohne Konservierungsstoffe können so oft wie erforderlich angewendet werden. Verbessern sich die Beschwerden nicht, können Gels oder hypoosmolare Augen- tropfen mit Hyaluronat und Lipiden von Nutzen sein.

Augensalben und viskose Gels werden am besten vor dem Schlafengehen angewendet, weil sie die Sicht verschleiern.

Kontaktlinsen sollten bei trockenen Augen möglichst ent- fernt werden; sind sie trotz der Beschwerden erforderlich, kann ein Wechsel zu Silikon-Hydrogel-Kontaktlinsen oder zu formstabilen (harten) gasdurchlässigen Kontaktlinsen erfolgen. Für Patienten, die trizyklische Antidepressiva einnehmen, sollten Alternativen wie selektive Serotonin - wiederaufnahme-Hemmer in Betracht gezogen und orale Anti histaminika so kurzfristig wie möglich angewendet werden. Sind Alarmzeichen vorhanden, oder lassen die Beschwerden nicht nach, wird der Patient zum Ophthal -

mologen überwiesen. ❖

Petra Stölting

Tong L et al.: Dry eye – 10-minute consultation. BMJ 2012; 345: e7533.

Interessenkonflikte: Die Autoren der Originalpublikation geben keine Interessenkonflikte an.

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ARS MEDICI 4 2013

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