UBUNGEN ZUR VARIATIONSRECHNUNG IM SS 2011¨ BLATT 4 (BESPRECHUNG AM 31. M ¨ARZ)
SABINE HITTMEIR
Aufgabe 1. Es sei Ω⊂Rdein beschr¨anktes und konvexes Gebiet, undF :R×Rd→Rsei eine glatte Funktion. Zu untersuchen ist die Konvexit¨at des Funktionals F : C1(Ω) → R, definiert durch
F(u) = Z
Ω
F u(x),∇u(x) dx.
Zeigen Sie:
(i) Ist F konvex, d.h. ∀λ∈(0,1), ∀z1, z2 ∈R, ∀p1, p2 ∈Rd gelte (∗) F (1−λ)z1+λz2,(1−λ)p1+λp2
≤(1−λ)F(z1, p1) +λF(z2, p2) so ist auchF konvex.
(ii) IstF konvex und gilt zus¨atzlich die strikte Ungleichung in (∗) f¨ur beliebigez1 6=z2 ∈ R,p1, p2 ∈Rd und λ∈(0,1), so istF strikt konvex.
(iii) IstF konvex und gilt zus¨atzlich die strikte Ungleichung in (∗) f¨ur beliebigez1, z2 ∈ R, p1 6=p2 ∈Rd und λ ∈ (0,1), so ist F strikt konvex “modulo Konstanten”, d.h.
falls
F λu+ (1−λ)v
=λF(u) + (1−λ)F(v), dann istu−v konstant in Ω.
Aufgabe 2. Gegeben ist einλ-konvexesFunktionalF :C01[0,1]→R; das heißt, es existiert ein λ >0, so dass
F (1−σ)u+σv
≤(1−σ)F(u) +σF(v)−λ
2σ(1−σ) Z 1
0
|u(x)−v(x)|2dx f¨ur alle u, v ∈C01[0,1] und alle σ ∈[0,1].
Es sei ¯u∈C01[0,1] ein station¨arer Punkt von F. Beweisen Sie:
(i) ¯uist die globale Minimalstelle.
(ii) F¨ur alle u∈C01[0,1] gilt:
λ 2
Z 1
0
[u(x)−u(x)]¯ 2dx ≤ F(u)− F(¯u).
sabine.hittmeir@tuwien.ac.at.
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Sei nun weiterhinU ⊂C01[0,1] konvex derart, daß f¨ur jedesu∈U einGradient ζu ∈L2(0,1) existiert; das heißt,F ist bei uFr´echet-differenzierbar undζu ist die Riesz-Darstellung der Fr´echet-Ableitung DF(u) in L2(0,1):
δF(u)[ξ] = Z 1
0
ζu(x)ξ(x)dx f¨ur alle ξ ∈C01[0,1]. Sei nun ¯u∈U station¨arer Punkt.
(iii) Zeigen Sie, dass f¨ur alle u∈U:
2λ[F(u)− F(¯u)]≤ Z 1
0
ζu(x)2dx.
Aufgabe 3. Es sei f ∈ C∞(R) eine konvexe Funktion mit Minimum am Punkt y = 0.
Wir definieren das FunktionalF :C01[0,1]→R durch F(u) =
Z 1
0
u0(x)2+f(u(x)) dx.
(i) Ermitteln Sie die globale Minimalstelle ¯u von F.
(ii) Beweisen Sie, dass F ein λ-konvexes Funktional ist und geben Sie eine passen- de Konstante λ > 0 an. Hinweis: Die Konstante der Poincare-Ungleichung mit L2(0,1)-Normen ist 1/π.
(iii) F¨ur alle u ∈ U := C2[0,1]∩C01[0,1] besitzt u einen Gradienten ζu (im Sinne von Aufgabe 2). Berechnen Sie diesen.
Die (notwendige) Weierstraß-Bedingung f¨ur starke Minimalstellen:
Sei F =F(x, z, p) in C1([x1, x2]×R×R) und sei F(u) =
Z x2
x1
F(x, u(x), u0(x))dx
definiert auf U ={u∈C1[x1, x2] :u(x1) = u1, u(x2) =u2}. Wir definieren die Weierstraß- sche Exzessfunktion EF : [x1, x2]×R×R×R→R durch
EF(x, z, p, q) = F(x, z, q)−F(x, z, p)−(q−p)Fp(x, z, p) Dann gilt folgenderSatz:
Sei u ∈ U eine starke (lokale) Minimalstelle von F. Dann erf¨ullt u die Weierstraß- Bedingung
(WB) EF(x, u(x), u0(x), q)≥0 ∀x∈[x1, x2], ∀q∈R.
Aufgabe 4.
(i) Zeigen Sie, dass u∗ ≡ 0 in Aufgabe 4 von Blatt 3 nicht die strikte Legendre- Hadamard Bedingung erf¨ullt.
(ii) Zeigen Sie anhand der (WB), dass u∗ ≡ 0 in Aufgabe 3 von Blatt 3 keine starke Minimalstelle ist.
Aufgabe 5. Es sei auf U =
u ∈ C1[0,1] : u(0) = 0, u(1) = 1/√
2 das Funktional F :U →R gegeben durch
F(u) = Z 1
0
1−(u0(x))22
dx . Zeigen Sie, dass u∗(x) = x/√
2 eine schwache, aber keine starke lokale Minimalstelle von F ist.