Kapitel 2: Land- und Forstwirtschaft, Wasser, Ökosysteme und Biodiversität
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nomische Abgeltungen reguliert (z. B. das ÖPUL Programm) (MOBI-e, 2006; Rüdisser et al., 2011). Förderungen dieser Art erfolgen in einem komplexen Geflecht von EU-Regelun- gen und nationalen Umsetzungsmaßnahmen. Oftmals sind die institutionellen Rahmenbedingungen dieses ökonomi- schen Anreizsystems nicht ausschließlich dem Ziel des Schut- zes der Ökosystemleistungen bzw. dem Vermeiden von THG- Emissionen dienlich.
Maßnahmen in der Wasserwirtschaft, die längerfristig zur THG-Reduktion betragen, sind Landnutzungsänderungen im Einzugsgebiet (z. B. Aufforstung), welche den Oberflächenab- fluss verringern oder Sedimente zurückhalten. Die Erhöhung der Biomasse im Boden verbessert nicht nur die Infiltrations- eigenschaften und die Speicherkapazität des Bodens, sondern dient auch als Kohlenstoffsenke. Hingegen führen wasserwirt- schaftliche Maßnahmen in einem engeren Sinn kaum zu Än- derungen der THG-Emissionen des Wasserwirtschaftssektors selbst. Vielmehr können bauliche Maßnahmen zur Errichtung von Flussbauwerken kurzfristig den Energieeinsatz und damit die THG-Emissionen sogar erhöhen. Allfällige Einsparungen an THG erfolgen im Energiesektor durch Ersatz von Fossil- energie. Synergien in der Siedlungswasserwirtschaft erfolgen primär über Kostenreduktion für Energieeinsatz bzw. funktio- nelle Zusammenhänge/Optimierungen wie beispielsweise die
Verminderung von Schäden durch extreme Niederwässer oder die Verringerung von Kosten für Hochwasserschutzbauten (vgl. Abschnitte 2.4.1 und 2.4.2).
Ausmaß und räumliche Muster der Landnutzung und damit die Entwicklung der Kulturlandschaften hängen eng mit der Energiestrategie zusammen, besonders im Fall der Bioenergie (Coelho et al., 2012). Es besteht somit ein enger Zusammenhang von Energiepolitik und Landnutzungspolitik (Haberl et al., 2003).
2.8.2 THG-Emissionen von Bioenergieproduk- tion und -nutzung
Der Einsatz fossiler Energieträger sowie Bodenbearbeitung und Düngung tragen zu THG-Emissionen in die Atmosphäre bei; dies gilt auch bei der agrarischen oder forstlichen Produk- tion von Biomasse für die Energiegewinnung. Andererseits kann Landnutzung durch Kohlenstoffsequestrierung und Pro- duktion erneuerbarer Energie, wie etwa Bioenergie, zur THG- Reduktion beitragen (Smith et al., 2013).
Die Frage der Treibhausgasbilanz von Bioenergie im Ver- gleich zu fossilen Energieträgern wird kontrovers diskutiert.
Dies betrifft sowohl die Emissionen in der Produktionskette, etwa Lachgas (N2O), Methan (CH4) aus der Bodenbearbeitung
Abbildung 2.12 Emissionen von verschiedenen Energiesystemen pro Einheit genutzter Energie. Links: Bioenergie ohne Landnutzungseffekte (LUC), Mitte: Bandbreite der THG-Emissionen durch Landnutzungseffekte (direkt und indirekt), Rechts: Fossilenergiesysteme (Datenquellen:
Chum et al., 2011; Haberl, 2013; Plevin et al., 2010; Searchinger, 2010; UNEP, 2009). NT … Niedertemperatur. Wie die Grafik zeigt, liegen die THG-Emissionen von Bioenergie in der Prozesskette in der Regel deutlich unter jenen der Fossilenergiesysteme. Die THG-Emissionen durch Landnutzungswandel (LUC) weisen eine große Bandbreite von Negativ (THG-Sequestrierung) bis zu Positiv (THG-Ausstoß in die Atmosphäre) auf und entscheiden somit darüber, ob durch einen Ersatz von Fossilenergie durch Bioenergie netto THG-Emissionen eingespart werden oder nicht Figure 2.12 Emissions per unit energy of different energy systems. Left: bioenergy without land-use change (LUC) effects, middle: range of GHG emissions resulting from direct and indirect land-use change effects (LUC = iLUC and dLUC), right: fossil energy systems. Data sources:
Chum et al., 2011, Haberl 2013, Plevin et al., 2010, Searchinger, 2010, UNEP, 2009. NT ... low temperature. The figure shows that GHG emissions of bioenergy in the process chain are usually significantly below those of fossil energy systems. LUC-related GHG emissions may range from negative (GHG sequestration) to positive (GHG emissions to the atmosphere). LUC-related GHG emissions are hence decisive in answering the question whether a substition of bioenergy for fossil fuels saves GHG or not
-50 0 50 100 150 200 250 300 350
Ethanol aus Zuckerrohr Ethanol aus Zuckerrüben Ethanol aus Weizen und Mais Biodiesel aus P!anzenöl NT Wärme feste Biomasse GHG dLUC und iLUC Benzin aus Mineralöl Diesel aus Mineralöl NT Wärme aus Gas NT Wärme aus Öl NT Wärme aus Kohle Elektroheizung
gCO2eq/MJ
THG Emissionen von Bioenergie Prozesske"e
ohne LUC
THG Emissionen
Bioenergie: LUC THG Emissionen Fossilenergiesysteme