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Anthropologische Grundlagen und aktuelle Herausforderungen in der Onkologie15. Dresdner hämatologisch-onkologisches GesprächNovember 2002

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Tagungsberichte

60 Ärzteblatt Sachsen 2/2003

Unter dem diesjährigen Thema „Anthropolo- gische Grundlagen und aktuelle Herausforde- rungen in der Onkologie“ widmete sich das Symposium aus der Sicht verschiedener Fach- gebiete jenen Dimensionen der Onkologie, die sich dem befundbezogenen Zählen und Mes- sen entziehen und damit eher mit psychoso- zialen, subjektwissenschaftlichen Methoden zu fassen sind.

Einleitend sprach G. Trabert(Nürnberg) über

„Sozioökonomischer Status und Krebser- krankung“ und ging dabei besonders auf den bedrückend eindeutigen Kausalzusammenhang zwischen Armut und Arbeitslosigkeit einer- seits und Krankheit andererseits ein. Wenn derzeit in Deutschland 30 % der Alleinerzie- henden und 20 % der Familien mit drei und mehr Kindern in relativer Armut leben, so er- geben sich gravierende Folgen für den zu- künftigen Gesundheitsstatus und für die Ge- sellschaft insgesamt. Aus juristischer Sicht wurde die Ressourcenverteilung von D. Stern- berg-Lieben im Vortrag „Das Gesundheits- wesen zwischen Anspruchsdenken und be- grenzten Ressourcen – Gedanken aus straf- rechtlicher Sicht“ beleuchtet. Bezogen auf die Ebene des Klinikum sprachM. Eberlein-Gons- kazum Thema: „Prozessqualität als Grund- lage für Patienten- und Mitarbeiterzufrieden- heit“.

M. Sabatke(Stuttgart) schilderte den archi- tektonischen Weg von der Vision bis zur bau- lichen Umsetzung klar und überzeugend in seinem Vortrag „Architektur, Krankenhaus und Patient – Zusammenhänge und Wechsel- wirkungen am Beispiel der Kinderkrebskli- nik Dresden“. Anschließend bestand Gele- genheit zu einem Rundgang durch das Ge- bäude, den der Architekt führte und den sehr interessierten Teilnehmern Erläuterungen gab und Fragen beantwortete.

In dem auf den einzelnen Kranken bezogenen Teil des Symposiums schilderte G. Ehninger die Prinzipien und Erfahrungen bei der „Auf- klärung über die risikoadaptierte Therapie der akuten myeloischen Leukämie im Arzt- Patient-Gespräch“, und F. Kroschinsky sprach über „Therapeutische Möglichkeiten und Entscheidungsalternativen am Beispiel nied- rig maligner Non-Hodgkin-Lymphome“.

Erfahrungen über den „Einfluß der Strahlen- therapie auf die Familienplanung junger Pa- tienten“ stellte Th. Herrmanndar anhand einer abgeschlossenen generationsübergreifenden Langzeitstudie, wie sie aktuell wegen der hö- heren Mobilität und Migration in der Gesell- schaft kaum noch realisierbar wäre. R. Müller gab einen praxisorientierten und anschaulichen Überblick über die „Beeinträchtigung der Kommunikation durch Störungen der Stimme, der Sprache und des Sprechens bei Patienten mit einem Tumor im HNO-Bereich“.

M. Rostock(Freiburg/Br.) bezog aktuell Stel- lung zur Frage „Unkonventionelle Therapie- verfahren bei Tumorerkrankungen – wie ist der aktuelle Wissensstand?“ und ging dabei auf die teilweise widersprüchliche Datenlage ein.

N. Krausegab aus seinen Erfahrungen als Krankenhausseelsorger einen Einblick in

„Krankheitsbilder und Krankheitsbewälti- gung in anderen Kulturen“, wobei er sich be- sonders auf den Islam konzentrierte. H. Wink- ler, F. Balck und F. Dörre erläuterten die

„Konzeption des Fragebogens des psychoso- zialen Arbeitskreises des Tumorzentrums“.

Am Vormittag des 2. Symposiumstages be- gannC. Schwaar (Neuruppin); sie stellte ihre praktischen Erfahrungen als Psychologin in einer onkologischen Akutklinik vor unter dem Thema: „Hoffnung ist die Wegzehrung der Seele – psychologische Betreuung Krebskran- ker“. K. Treutler fasste „Ergo- und Kunstthe- rapie mit lebensbedrohlich erkrankten Patien- ten – praktische Erfahrungen“ auf der Leukä- mie- und Transplantationsstation zusammen.

F. Balckbeantwortete vor dem Hintergrund der Literatur und mit eigenen Erhebungen die Frage „Onkologische Palliativ-Pflege: Wie belastet sind die Angehörigen?“. H. Pompey (Freiburg/Br.), setzte sich in seinem Vortrag

„Menschenwürdige Pflege in Gefahr – Pfle- geversicherung und Pflegepraxis auf dem Prüfstand“ kritisch mit den sozialrechtlichen Versprechungen ganzheitlicher Betreuung einerseits und den wachsenden Defiziten vor dem Hintergrund der Ökonomisierung in der Gesellschaft und der demografischen Ver- schiebung andererseits auseinander. Ein- drucksvoll reflektierte G. Reichedas eigene

Erleben in seinem Vortrag „Sterben, Tod und Trauer aus der Sicht eines Angehörigen im Spannungsfeld zwischen gesellschaftlichen Forderungen und individueller Verantwor- tung“. Abschließend stellte U. Gromdas Fort- bildungs- und Weiterbildungsprogramm der Akademie für Palliativmedizin und Hospiz- arbeit Dresden vor.

Wie immer wurde die Vielfalt der Themen nicht nur in den Vorträgen dargestellt, son- dern auch in den Diskussionen im Plenum deutlich. Die fächerübergreifende, aufgeschlos- sene Atmosphäre prägte auch die Kommu- nikation in den Tagungspausen.

Am Nachmittag lud die Palliativstation im Clara-Wolff-Haus des Krankenhauses St. Jo- seph-Stift wieder ein zu einer Besichtigung und zu ungezwungenem Austausch zu ver- schiedenen Themen der Palliativmedizin.

Das Symposium bestätigte das Interesse an der fachübergreifenden Kommunikation zu den Fragen der Ethik und Verteilungsgerechtig- keit in Medizin und Gesellschaft, die ihrer Komplexität wegen dieses interdisziplinären Herangehens bedürfen. Insbesondere wurde deutlich, dass die elementaren Bedürfnisse kranker Menschen nach Pflege, menschlicher Zuwendung und kompetenter Behandlung durch betriebswirtschaftlich dominierte Kenn- ziffern zunehmend von Defiziten bedroht sind.

Es ist daher für ein funktionierendes Gesund- heitssystem essentiell, trotz des Drucks inno- vativer Diagnostik und Therapie die anthro- pologischen Grundlagen und traditionellen Werte medizinischen Handelns zu bewahren und ihre praktische Umsetzung zu ermögli- chen und zu fördern.

Zu danken ist wieder den Referenten für ihr Engagement und der pharmazeutischen In- dustrie, die durch ihre Unterstützung das Sym- posium ermöglichte. Das 16. Dresdner häma- tologisch-onkologische Gespräch findet am 21./22.11.2003 statt.

Korrespondenzanschrift:

Dr. Heinrich Günther und Prof. Dr. Gerhard Ehninger Medizinische Klinik und Poliklinik I Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Fetscherstraße 74, 01307 Dresden

Anthropologische Grundlagen und aktuelle Herausforderungen in der Onkologie

15. Dresdner hämatologisch-

onkologisches Gespräch

November 2002

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