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Natürlich – auf Umwegen?

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84 DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2015 | www.pta-aktuell.de

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ie gesündeste Kost für Neugeborene ist die Muttermilch. Jedoch sind Mütter von zu früh auf die Welt gekommenen Kin- dern häufig nicht in der Lage, genug eigene Milch zu bilden. Die Gründe hierfür sind vielfältig: Sie reichen von der akuten Belastungssituation

über mütterliche Vorerkrankungen bis hin zu schweren operativen Ent- bindungen oder Präeklampsie. Säug- linge müssen in diesen Fällen auf das wertvolle Nahrungsmittel ver- zichten. Muttermilch ist aber gerade für Frühchen notwendig, weil sie die Neugeborenen ab der ersten Lebens- stunde mit Nährstoffen und Substan-

zen zum Aufbau des Immunsystems versorgt. Außerdem beschleunigt sie die Reifung der Darmwand, sodass Infektionen wie die sogenannte ne- krotisierende Enterokolitis (NEC) ausbleiben. Darüber hinaus stellte man in einer Studie fest, dass höher- gradige Netzhautveränderungen in den Augen Frühgeborener, die Mut- termilch erhielten, seltener auftraten.

Hilfe durch Spendermilch Mut- termilchbanken haben den Zweck, Frühchen adäquat zu versorgen.

Gesunde Frauen, die Überschüsse an Milch produzieren, können diese hier abgeben. Das Produkt wird auf Krankheitserreger untersucht, pasteurisiert und in einem Gefrier- schrank eingefroren. Schließlich dient die gespendete Milch dazu, den Babys die Zeit zu überbrücken, bis die eigene Mutter selbst ausreichend davon bildet – für Mutter und Kind eine gute Lösung. Nur wenige Frauen stehen der Verwendung fremder Muttermilch skeptisch gegenüber.

Sie fühlen sich als Mutter unzurei- chend oder befürchten, die fremde Nahrung könne unliebsame Eigen- schaften auf ihr Kind übertragen.

Strenge Kontrollen Das Vorge- hen der Lagerung, Ausgabe, Testung und Spende ist dem Verfahren der Blutspende sehr ähnlich. Nach einer schriftlichen Einwilligung werden Mütter, die über eine ausreichende Milchproduktion verfügen, auf Er- krankungen wie Hepatitis B /C, CMV oder HIV untersucht. In der Klinik wird die Spendermilch unter höchs- ten hygienischen Standards entnom- men und mikrobiologisch überprüft.

Daraufhin wird sie pasteurisiert und eingefroren. Vorsicht: Von Mutter- milchtauschbörsen im Internet sollte unbedingt Abstand genommen wer- den, denn man weiß nicht, woher die Spenden stammen. Sie können Bak- terien oder Viren enthalten und dem Säugling schaden.

Erste Bank in NRW Am Klini- kum Dortmund hat am 5. August die erste Muttermilchbank in Nord-

Manche Mütter bilden nach der Geburt zu wenig Muttermilch.

Diese ist jedoch besonders für Frühchen lebenswichtig. Spender-

milch kann helfen, die Kleinen dennoch optimal zu ernähren.

© danr13 / fotolia.com

PRAXIS STILLEN

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rhein-Westfalen, welche im Peri- natalzentrum des Krankenhauses angesiedelt ist, eröffnet. Eine wei- tere Vorratsbank gibt es in Mün- chen, mehr als zehn befinden sich in Ostdeutschland, wo die Einrich- tungen schon lange Tradition haben.

Bislang kaufte das Frühgeborenen- zentrum in Dortmund etwa 20 Liter pro Jahr von einer Bank in Leipzig.

Der restliche Bedarf wurde über in- dustrielle Milch gedeckt.

Kostbares Gut Bereits während der Schwangerschaft beginnt die Brust damit, sich auf die Laktation vorzubereiten. Der Hormonspie- gel (Estrogen und Progesteron) sowie das Prolaktin aus der Hirn- anhangdrüse sorgen dafür, dass die mütterlichen Brustdrüsenzellen in milchproduzierende Alveolarzel-

len umgewandelt werden. Ab dem dritten Trimenon tritt gelegentlich Vormilch (Kolostrum) aus, die tat- sächliche Milchabsonderung beginnt gewöhnlich aber erst nach der Ge- burt. Zunächst werden nur geringe Milchmengen gebildet, erst drei bis vier Tage nach der Entbindung steigt die Produktion. Sie richtet sich nach den Bedürfnissen des Babys, wobei man festhalten kann, dass Säuglinge durchschnittlich etwa 700 bis 800 Milliliter täglich trinken. Nach dem Abstillen fährt der weibliche Or- ganismus die Milchproduktion in- nerhalb von mehreren Wochen bis Monaten auf Null zurück.

Stillen Die Kleinen wissen genau, wie sie rasch und effektiv an ihre Nahrung kommen: Zuerst saugen sie schnell und stimulieren dadurch den Spendereflex. Sobald die Milch dann

fließt, ziehen sie langsam und kräftig bis sie satt sind. Der Vorgang dauert in der Regel etwa 15 bis 20 Minuten.

Das Geheimnis gesunder Babys Die WHO betont in der Publikation

„Guiding principles for complemen- tary feeding of the breastfed child“, dass eine adäquate Ernährung in den ersten Lebensjahren essenziell für die Entwicklung eines vollen menschli- chen Potenzials ist. Die ersten zwei Lebensjahre sind entscheidend für die Gesundheit, das Wachstum sowie die motorische und mentale Entwicklung des Kindes, danach ist es sehr schwierig, Wachstumsrück- stände einzuholen. Die Nationale Stillkommission hat im Jahre 2004 folgende Empfehlungen zum Stillen gegeben:

, Ausschließliches Stillen in den ersten sechs Monaten ist für die Mehrzahl der Säuglinge ein aus- reichendes Nahrungsangebot.

, Beikost sollte nicht vor dem fünf- ten und nicht später als zu Be- ginn des siebten Monats gegeben werden. Sie dient als Ergänzung zur Muttermilch.

, Die Europäische Lebensmittel- behörde (EFSA) weist darauf hin, dass im Hinblick auf den Zeitpunkt der Beifütterung die Aspekte der Nährstoff- und Energieversorgung des Kindes, Wachstum und Entwicklung sowie kurz- und langfristige Aus- wirkungen auf die Gesundheit berücksichtigt werden müssen.

, Mit der Gabe von glutenhaltiger Beikost sollte während der Stillzeit begonnen werden, allerdings nicht später als zum siebten Monat.

, Die Stillkommission betont, dass bei gestillten Säuglingen in der Phase des Übergangs vom Stillen zur Beikostfütterung und auch danach keine zusätzliche Gabe von Milchprodukten notwendig ist.

, Die WHO empfiehlt nach der Beikosteinführung eine Ge- samtstilldauer von 24 Monaten.

Die Stillkommission hingegen gibt mangels wissenschaftlich be- gründeter Basis keinen Zeitpunkt des Abstillens an, sondern sieht ihn als individuelle Entscheidung von Mutter und Kind.

Nahrhafter Wundercocktail Über die Muttermilch erhält das Kind Eiweiße, Kohlenhydrate, Fette, Mineralstoffe und Vitamine – und zwar genau in der Zusammenset-

zung, die der kleine Körper benötigt.

Auch Immunglobuline werden an den Säugling weitergegeben und bie- ten Schutz vor Erkrankungen. Man unterscheidet drei Milchstadien: Im dickflüssigen, gelblichen Kolostrum befinden sich Eiweiße, Vitamin A, E, B12, Antikörper und verhältnis- mäßig viel Salz. Die Vormilch ist relativ kalorienarm und für das Neugeborene leicht verdaulich. Die Übergangsmilch, auch transitorische Milch genannt, ist flüssiger und wei- ßer. Nach etwa zwei Wochen spricht man von reifer Muttermilch, deren Zusammensetzung für die gesamte Stillzeit relativ stabil bleibt. ■

Martina Görz, PTA und Fachjournalistin (FJS)

»Von Muttermilchtauschbörsen im Internet sollte unbedingt Abstand genommen werden, denn man weiß

nicht, woher die Spenden stammen«

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Oktober 2015 | www.pta-aktuell.de

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