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Renale Komplikationenunter Protonenpumpeninhibitoren

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Academic year: 2022

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ARS MEDICI 42016

STUDIE REFERIERT

Durch Blockade der H+/K+-ATPase (Proto- nenpumpe) lässt sich eine fast vollständige Unterdrückung der Salzsäuresekretion er- reichen. Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sind dementsprechend Mittel der ersten Wahl bei der Therapie von peptischen Ul- zera und Refluxösophagitis. Die Einnahme von PPI kann in direktem Zusammenhang mit einer akuten interstitiellen Nephritis stehen. Bis heute ist noch unbekannt, ob zwischen PPI und einer chronischen Nie- renerkrankung (chronic kidney disease, CKD) ein Zusammenhang besteht.

Eine amerikanisch-australische Arbeits- gruppe hat diesbezüglich nun die 12- bezie- hungsweise 15-Jahres-Daten von 10 482 Teilnehmern der popula tionsbasierten Lang- zeitbeobachtungsstudie ARIC (Athero scle - rosis Risk in Communities) ausgewertet.

Die glomeruläre Filtrationsrate betrug min- destens 60 ml/min/1,73 m2. Eine zusätz - liche Analyse wurde an 248 751 Patienten durchgeführt, die in Pennsylvania von einem Pflegesystem (Geisinger Health Sys- tem) betreut wurden. Vergleichssubstanzen waren H2-Antihist aminika. Primäres Ziel war es zu untersuchen, ob PPI ein un - abhängiger Risikofaktor für eine CKD sind. Zu dem wurde ein Zusammenhang

zwischen der Einnahme von PPI und rezidi- vierendem akutem Nierenversagen (acute kidney injury, AKI) untersucht.

PPI als unabhängiger Risikofaktor In der ARIC-Studie lag das Durchschnitts- alter der Patienten bei 63 Jahren, wobei 43,9 Prozent männlich waren. Im Vergleich zur übrigen Bevölkerung waren die An- wender signifikant häufiger adipös und nahmen Antihypertensiva ein. Wie eine sta- tistische Analyse auf Basis der unveränder- ten Ausgangswerte (unadjusted analysis) ergab, erwies sich die Einnahme von PPI als unabhängiger Risikofaktor für eine CKD (Hazard Ratio [HR]: 1,45, 95%-Konfidenz - intervall [KI]: 1,11–1,9, p = 0,006). Dies zeigte sich auch dann, wenn mögliche Ver- zerrungen wie demo grafische Unterschiede, sozioökonomischer Status oder klinische Faktoren wie Komorbiditäten berücksich- tigt wurden (adjusted analysis; HR: 1,5, 95%-KI: 1,14–1,96, p = 0,003). Der Zu- sammenhang blieb auch bei einem direkten Vergleich zwischen PPI und H2-Antihist - aminika (HR: 1,39, 95%-KI: 1,01–1,91, p = 0,05) beziehungsweise bei einem Ver- gleich zwischen PPI und Nichtmedikation (HR: 1,76, 95%-KI: 1,13–2,74, p = 0,01) bestehen.

Eine noch stärkere Assoziation ergab sich zwischen der Einnahme von PPI und rezidi- vierendem akutem Nierenversagen. Auf Basis der unveränderten Ausgangswerte ging die Einnahme von PPI beispielsweise mit einem 1,72-fach höheren Risiko für ein AKI einher (95%-KI: 1,28–2,3, p < 0,001).

Die Datenanalyse der Patienten des Geisin- ger Health System bestätigt den Zusam- menhang zwischen PPI und CKD (HR:1,20, 95%-KI: 1,15–1,26, p < 0,001 [unadjusted analysis]; HR: 1,17, 95%-KI: 1,12–1,23, p < 0,001 [adjusted analysis]). Die zweima- lige Einnahme eines PPI (adjusted HR: 1,46,

95%-KI: 1,28–1,67, p < 0,001) ging mit einem höheren Risiko einher als die einma- lige Einnahme (adjusted HR: 1,62; 95%- KI: 1,47–1,60, p < 0,001).

Ein ähnlicher Zusammenhang bestand zwi- schen der Einnahme eines PPI und rezidi- vierendem akutem Nierenversagen. Die zweimalige Einnahme eines PPI (adjusted HR: 1,62, 95%-KI: 1,32–1,98, p < 0,001) war mit einem höheren Risiko assoziiert als die einmalige Einnahme (adjusted HR:

1,28; 95%-KI: 1,18–1,39, p < 0,001).

Weitere Studien erforderlich

Verschiedene Studien wiesen einen Zusam- menhang zwischen der Einnahme von PPI und AKI nach, insbesondere in Form einer akuten interstitiellen Nephritis. Zudem kann die Dauereinnahme von PPI den Magnesiumspiegel senken. Beides kann eine mögliche Erklärung für das nachge- wiesene erhöhte CKD-Risiko sein.

Wie alle Beobachtungsstudien unterliegt auch diese hinsichtlich ihrer Aussagekraft einigen Begrenzungen. So kann nicht aus- geschlossen werden, dass bei Teilnehmern, welche PPI einnehmen, ein höheres Risiko für eine CKD besteht, welches nicht auf der Einnahme von PPI beruht. Auch mög liche Verzerrungen des Ergebnisses können über- sehen werden. Eine weitere Einschränkung ist, dass weder die Einnahme von PPI noch von H2-Antihistaminika direkt beobachtet wurde, sondern Daten aus einem 12- bezie- hungsweise 15-jährigen Zeitraum ausge- wertet wurden.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass PPI im Gegensatz zu H2-Antihistaminika einen unabhängigen Risikofaktor für CKD und AKI darstellen. Weitere Forschungs - arbeiten sind erforderlich, um festzustellen, ob PPI selbst die Niere zerstören, und gege- benenfalls den zugrunde liegenden Mecha-

nismus aufzuklären.

Claudia Borchard-Tuch

Lazarus B et al.: Proton pump inhibitor use and the risk of chro- nic kidney disease. JAMA Intern Med 2016, Jan 11; doi: 10.1001/

jamainternmed.2015.7193 [Epub ahead of print].

Interessenkonflikte: keine deklariert

Renale Komplikationen

unter Protonenpumpeninhibitoren

Analysen der populationsbasierten Langzeitbeobachtungsstudie ARIC und des Pflegesystems Geisinger Health mit 10 482 beziehungsweise 248 751 Patienten weisen darauf hin, dass die Einnahme von Protonen - pumpeninhibi toren über einen längeren Zeitraum mit einem höheren Risiko für Nieren erkrankungen verbunden ist.

JAMA Internal Medicine

Protonenpumpeninhibitoren (PPI) sind Mittel der ersten Wahl bei der Therapie von peptischen Ulzera und Refluxösophagitis.

Eine längere Einnahme von PPI kann in Zusammenhang mit rezidivierendem akuten Nieren- versagen und chronischer Nie- renerkrankung stehen.

MERKSÄTZE

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