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Antihistaminika der ersten Generation

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PRAXIS

DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juli 2020 | www.diepta.de

D

iphenhydramin und

Doxylamin sind klas­

sische Wirkstoffe aus der Gruppe der H1­An­

tihistaminika der ersten Generation.

Sie wirken am H1­Rezeptor und heben dort die Wirkung von Hista­

min auf. H1­Rezeptoren finden sich in Geweben der Peripherie aber auch im zentralen Nervensystem. Hista­

minerge Effekte in der Peripherie äußern sich als allergische Reaktion des Körpers, zum Beispiel in Form der Obstruktion der Atemwegsmus­

kulatur, vermehrte Durchlässigkeit der kleinen Blutgefäße und Juck­

reiz. Im Gehirn führt der Botenstoff Histamin zur Steigerung des Wach­

zustands und zur Erhöhung des Brechreizes. Antihistaminika der ersten Generation haben lipophile Eigenschaften und dadurch im Ge­

gensatz zu den neueren Wirkstoffen zentrale Effekte. Sie wirken daher auch antiemetisch und sedierend.

Ihre Haupteinsatzgebiete sind die Indikationen Übelkeit, Erbrechen und Schlafstörungen. Sie verbessern das Einschlafen durch die schlafan­

stoßende Wirkung. Allerdings ver­

schieben sie die Schlafphasen und greifen in das physiologische Schlaf­

profil ein. Die Einnahme sollte etwa 30 Minuten vor dem Schlafengehen stattfinden. Die übliche Dosis beträgt 50 Milligramm Diphenhydramin und 25 bis 50 Milligramm Doxyla­

min. Da die Reaktionsfähigkeit durch die Antihistaminika deutlich verringert sein kann, ist darauf hin­

zuweisen, dass die Schlafdauer bis zum Aufstehen mindestens acht Stunden betragen sollte. Problema­

tisch ist jedoch der Gewöhnungs­

effekt nach wenigen Tagen regel­

mäßiger Anwendung. So gibt es eine Anwendungsbeschränkung, die Substanzen nicht länger als 14 Tage dauerhaft einzunehmen. Geeignet sind sie für die kurzfristige Ein­

nahme, zum Beispiel wenn eine Ein­

schlafhilfe nach dem Schichtdienst oder auf Reisen gewünscht ist.

Doxylamin und Diphenhydramin haben weiterhin auch ein hohes Bindungsvermögen an Muscarin­

rezeptoren. Damit verbunden sind anticholinerge Nebenwirkungen, wie Mundtrockenheit, Obstipation, Unruhe, Tachykardie, Harnentlee­

rungsstörungen und Kognitionsein­

schränkungen. Dies bereitet be­

sonders alten Menschen mit Polyme­

dikation und Multimorbidität Pro­

bleme. Aus diesem Grund werden sie auf der Priscus­Liste für potenziell inadäquate Arzneistoffe im Alter geführt. Apotheker und PTA sollten die Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten der Dauermedika­

tion abchecken. So kann sich bei Kombination von anticholinergen Urologika, Neuroleptika oder trizy­

klischen Antidepressiva mit dem

Antihistaminikum zum Schlafen die anticholinerge Last massiv erhöhen und zu gesundheitlichen Komplika­

tionen führen. In so einem Fall sollte eher ein pflanzliches Sedativum als Schlafmittel empfohlen werden. Die H1­Antihistaminika erhöhen außer­

dem das Sturzrisiko, die QT­Zeit und bergen die Gefahr für ein Delir.

Bei einer Erhöhung der QT­Zeit sind De­ und Repolarisation des Aktions­

potenzials am Herzen verlängert, was zu einer Bradykardie führt. Die zentralen Effekte verstärken sich, wenn zusätzlich Alkohol, Hypnotika oder zentraldämpfende Psychophar­

maka kombiniert werden. In der Schwangerschaft sind die alten H1­ Antihistaminika eine Therapieop­

tion, wenn kurzfristig eine schlaf­

anstoßende Wirkung benötigt wird.

Der Erfahrungsumfang für den Ein­

satz in der Schwangerschaft ist rela­

tiv groß, auch weil sie gegen Schwan­

gerschaftsübelkeit eingesetzt werden können. Für Kinder ist Doxylamin zur Therapie von Schlafproblemen verschreibungspflichtig. Diphenhy­

dramin zur Behandlung von Übel­

keit und Erbrechen bei Kindern ist allerdings weiterhin ohne Rezept er­

hältlich. Für Kinder unter drei Jah­

ren gilt allerdings eine strenge In di­

kationsstellung, denn Überdosierun­

gen können lebensbedrohlich sein.

Weitere Kontraindikationen für die Anwendung von H1­Antihistminika sind manifeste Herzerkrankungen, Engwinkelglaukom, und Leberfunk­

tionsstörungen.  n

Dr. Katja Renner, Apothekerin

STECKBRIEF

Sie wirken antiallergisch, antiemetisch und sedierend, sind also wahre Alleskönner. Auch als Schlafmittel sind sie ohne Rezept in der Apotheke erhältlich, ganz risikolos sind sie jedoch nicht.

Antihistaminika

der ersten Generation

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Mai 2020 | www.diepta.de

© magicinfoto / iStock / Thinkstock

PTA

Antihistaminika

Wirkung

Blockade von Histaminrezeptoren, antiallergisch, antiemetisch, sedierend

Hauptindikationen

Zur kurzfristigen Behandlung von Einschlaf­ oder Durchschlafstörungen

Einnahme/Anwendung

Oral, wenn Sedierung gewünscht 25 bis 50 Milligramm 30 bis 60 Minuten vor dem Schlafengehen

Nebenwirkungen

Anticholinerge Nebenwirkungen (z. B. Mundtrockenheit, Tachykardie, Miktionsstörungen, Obstipation), Gewichtszunahme, Schwindel, Hypotonie, Verlängerung QT­Zeit, erhöhte Sturzgefahr, paradoxe

Erregung möglich

Kontraindikationen

Akutes Asthma, Epilepsie, Vorsicht bei Patienten mit fokalen Hirnschäden, Delirien, Harnverhalt, Pylorus­

stenose und unbehandeltes Engwinkelglaukom

Wechselwirkungen

Mit Anticholinergika Verstärkung der Nebenwirkungen, Alkohol und zentraldämpfende Wirkstoffe verstärken die Wirkung, additive QT­Zeit­Verlängerung mit Substanzen, die ebenfalls

QT­Zeit­verlängernd wirken

Diphenhydramin Doxylamin

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