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Z-Substanzen

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PRAXIS

DIE PTA IN DER APOTHEKE | September 2020 | www.diepta.de

D

as hohe Suchtpotenzial, die muskelrelaxierende und anxiolytische Wir­

kung der Benzodiaze­

pine werden als Nachteil angesehen, wenn nur eine schlafanstoßende Wirkung gewünscht ist. So wurden die Z­Substanzen Zopiclon und Zol­

pidem als Benzodiazepin­Analoga entwickelt. Sie binden wie die Ben­

zodiazepine allosterisch an GABAA­ Rezeptoren und erhöhen so die Affi­

nität des Rezeptors für den Neuro­

transmitter Gamma­Aminobutter­

säure (GABA). Der Chloridkanal des Rezeptors öffnet sich und die zentral hemmenden Effekte von GABA er­

höhen sich – dämpfende, beruhi­

gende und sedierende Wirkungen entwickeln sich beim Patienten.

Z­Substanzen wirken selektiver als Benzodiazepine, sodass die hypnoti­

sche Wirkung erhalten bleibt, An­

xiolyse und Muskelrelaxation aber vermindert sind. Beide Vertreter haben relativ kurze Halbwertzeiten von 2,5 Stunden (Zolpidem) und 5 Stunden (Zopiclon). Verfügbar sind Retardformulierungen, die den Arz­

neistoff gleichmäßig über etwa fünf Stunden freisetzen. Auch bei den Z­Substanzen ist nach längerer Ein­

nahme ein Gewöhnungseffekt mög­

lich. Eine körperliche Abhängig­

keit äußert sich unter Absetzen der Medikation in Form von typischen Entzugssymptomen wie Kopf­ und Muskelschmerzen, Spannungs­ und Angstgefühlen, erhöhter Reizbarkeit und Schlafstörungen. In schweren Fällen können auch Halluzinatio­

nen, Persönlichkeitsstörungen und

Krampfanfälle auftreten. Das Abhän­

gigkeitsrisiko steigt mit der Dosis und der Dauer der Anwendung. So lautet die Indikation „zur Kurzzeit­

behandlung von Schlafstörungen“. In der Fachinformation wird als An­

wendungsbeschränkung formuliert, die Substanzen nicht länger als vier Wochen dauerhaft einzunehmen.

Die Einnahme sollte abends unmit­

telbar vor dem Schlafengehen erfol­

gen. Vorzugsweise wird mit der hal­

ben Tagesdosis eingeschlichen, um Hang­over­Reaktionen am nächsten Morgen zu verhindern. Patienten, die am Straßenverkehr aktiv teilnehmen oder Maschinen bedienen, sollten da­

rauf achten, dass die Einnahme von Zolpidem mindestens acht Stunden und von Zopiclon mindestens zwölf Stunden zurückliegt. Besonders in den ersten Tagen nach Therapiebe­

ginn sollte die Reaktionsfähigkeit be­

obachtet werden. In derselben Nacht sollte keine erneute Verabreichung stattfinden. Bei Zolpidem beträgt die empfohlene Tagesdosis 10 Milli­

gramm, bei Zopiclon 7,5 Milligramm.

Ältere Menschen oder Patienten mit einer Leberinsuffizienz sollten nur die halbe Dosierung erhalten. In der Regel sind die Tabletten der meisten Präparate teilbar. Kontraindiziert sind Z­Substanzen bei Menschen mit einem Schlaf­Apnoe­Syndrom, Myasthenia gravis, schwerer Atem­

insuffizienz zum Beispiel im Rahmen einer Asthma­ oder COPD­Erkran­

kung. Das Absetzen sollte durch vor­

sichtiges Ausschleichen erfolgen, um Rebound­Phänomene zu vermeiden.

Apotheker und PTA sollten bei Men­

schen mit Polymedikation Interakti­

onen mit anderen Medikamenten der Dauermedikation überprüfen. Zolpi­

dem und Zopiclon werden durch En­

zyme der Cytochrom­P450­Familie metabolisiert. CYP3A4 ist vorrangig an der Verstoffwechslung beteiligt.

Dies bedeutet, dass CYP­3A4­Inhibi­

toren wie zum Beispiel Clarithro­

mycin oder Ketoconazol zu einer Er­

höhung der Plasmaspiegel führen können. Enzyminduktoren wie Ri­

fampicin oder Johanniskraut können im Gegenteil die Plasmaspiegel und die Wirkung erniedrigen. Da Zolpi­

dem auch über CYP 1A2 metaboli­

siert wird, sollte der CYP­Inhibitor Ciprofloxacin eher in der Kombina­

tion vermieden werden. Die zentra­

len Effekte der Z­Substanzen verstär­

ken sich, wenn zusätzlich Alkohol, Hypnotika oder zentraldämpfende Psychopharmaka kombiniert wer­

den. In Schwangerschaft und Stillzeit sollten sie vermieden werden. In der Beratung sollte der Patient nach der Verträglichkeit gefragt werden.

Generelle Nebenwirkungen sind Alpträume, Schläfrigkeit, depressive Stimmung, gastrointestinale Be­

schwerden und Schwindel. Häufig treten unter Zopiclon Geschmacks­

störungen und Mundtrockenheit auf.

Unter Zolpidem ist als besondere Ne­

benwirkung in gelegentlichen Fällen das „Doppelsehen“ beschrieben.  n

Dr. Katja Renner, Apothekerin

STECKBRIEF

Als Schlafmittel haben Zolpidem und Zopiclon die Benzodiazepine verdrängt. Sie wirken spezifischer und sind etwas sicherer in der Anwendung als ihre Vorläufer. Unproblematisch sind sie allerdings nicht.

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DIE PTA IN DER APOTHEKE | September 2020 | www.diepta.de

© magicinfoto / iStock / Thinkstock

PTA

Z-Substanzen

Wirkung

Nach Bindung an Benzodiazepin­Rezeptoren Verstärkung der GABA­Wirkung mit zentral dämpfenden Effekten

Hauptindikationen

Zur kurzfristigen symptomatischen Behandlung von Schlafstörungen

Einnahme/Anwendung

Oral, Einnahme 30 Minuten vor dem Schlafengehen, Einnahme unabhängig von den Mahlzeiten

Nebenwirkungen

Schwindel, Ataxie, Verwirrtheit, Depression, gastrointestinale Beschwerden, erhöhte Sturzgefahr, paradoxe Erregung möglich, Geschmacksstörungen (Zopiclon), Doppeltsehen (Zolpidem)

Kontraindikationen

Abhängigkeitsanamnese, Myasthenia gravis, akute Überdosierungen von Alkohol, zentral wirkenden Substanzen, Atemfunktionsstörungen

Wechselwirkungen

Alkohol und zentraldämpfende Wirkstoffe verstärken die Wirkung, Wirkungsverstärkung durch Muskelrelaxanzien, Wechselwirkungen mit CYP­3A4­Induktoren (Rifampicin, Carbamazepin, Johanniskraut) oder ­Inhibitoren (Ketoconazol, Erythromycin, Clarithromycin), Zolpidem unterliegt

zusätzlich der Metabolisierung durch CYP 1A2 Zolpidem

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