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Thyroxin bei SchilddrüsenunterfunktionStudie belegt Wechselwirkungen mit häufig gleichzeitigverschriebenen Substanzen

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Academic year: 2022

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Bei Patienten mit Schilddrüsenunter- funktion (Hypothyroidismus) wird meist eine Langzeit-Hormonersatztherapie mit Levothyroxin eingeleitet. Da Symptome und Anzeichen des Hypothyroidismus weder sensitiv noch spezifisch sind, muss vor einer Hormongabe die Schild- drüsenunterfunktion labortechnisch anhand des thyroideastimulierenden Hormons (TSH) bestätigt werden. TSH ist ein äusserst sensitiver Marker der Plasmakonzentration an freiem Schild- drüsenhormon und wird daher als Indi- kator für die Effektivität einer Hor- monersatztherapie herangezogen.

Voraussetzung für eine erfolgreiche Therapie mit Levothyroxin ist eine effi- ziente und gleichmässige Absorption des Hormons, was sich allerdings nur schwer direkt nachweisen lässt. Daher ist es wichtig, die TSH-Spiegel zu über- wachen, um eine pharmakologische thyroidale Homöostase zu ermitteln. Die individuell erforderliche Thyroxindosis kann durch diverse Faktoren wie Patien- ten-Compliance, physiologische Störun- gen, Medikamenteninteraktionen und malabsorptive Erkrankungszustände er- höht sein. Die Thyroxinabsorption ist pH-abhängig, wobei durchschnittlich 60 bis 80 Prozent der verabreichten Dosis innert 3 Stunden in den systemi- schen Kreislauf gelangen.

Ziel der Studie

Bekannt ist, dass bestimmte Wirkstoffe wie Amiodaron, Lithium und Jod den Zustand der Schilddrüse beeinflussen.

Wieder andere Substanzen wie etwa Eisen(II)-Sulfat, Östrogen oder Kalzi- umkarbonat stehen in Verdacht, mit dem Thyroxinersatz zu interagieren, was dazu führt, dass das Thyroxin we- niger effektiv absorbiert werden kann.

Aufgrund der pH-Abhängigkeit der Thyroxinabsorption könnten Anti - azida ebenfalls einen Effekt auf Thyro- xin haben. Protonenpumpenhemmer (PPI) unterdrücken die Magensäure- produktion und werden gewöhnlich bei Reflux, Magengeschwüren oder H.-pylori-Eradikation verschrieben.

Die Resultate bisheriger Studien zur Wechselwirkung zwischen PPI und

Thyroxin waren allerdings nicht über- zeugend.

Ziel der hier referierten Arbeit war es, zu untersuchen, welche Substanzen – sowohl verbreitet eingesetzte Medika- mente als auch Hochrisikowirkstoffe – die Absorption oder den Metabolismus von Thyroxin beeinflussen, und her - auszufinden, welche Patientengruppen davon betroffen sein könnten.

Studienpopulation und Datenanalyse

Als Grundlage für diese Studie dienten die am Health Informatics Center (HIC) der Universität Dundee (Schott- land) verfügbaren Datenbanken zur Gesundheitsversorgung. Dabei wurden hauptsächlich drei verschiedene ano - nymisierte Datensätze herangezogen:

Neben einem allgemeinen demografi- schen Register lieferte eine Biochemie- datenbank Ergebnisse von in der Re- gion durchgeführten TSH-Tests, und aus einer Verschreibungsdatenbank konnten patientenbezogene Informa- tionen zu sämtlichen von öffentlichen Apotheken ausgegebenen Medikamen- ten (Substanzname, Formulierung, Do- sierung, Datum, Häufigkeit und Dauer der Verschreibung) gewonnen werden.

Die Patientenpopulation rekrutierte sich aus Einwohnern der Region Tayside im Osten Schottlands, welche mindestens 18 Jahre alt und im Zeitraum vom 1.1.1993 bis zum 31.12.2012 am Leben waren. Eingeschlossen in die Studie wurden alle Patienten, denen vor Beginn der Medikation mit der zu un- tersuchenden Substanz in einem 6-mo- natigen Zeitraum mindestens dreimal Thyroxin verschrieben worden war.

Eine Substudie untersuchte Patienten, welche während 18 Monaten eine kon- stante Thyroxindosis erhalten hatten.

Ausschlusskriterien waren:

❖Einnahme von Carbimazol, Propyl - thiouracil oder Amiodaron während 6 Monaten im Rahmen der letzten Thyroxinverschreibung

❖Hypophysenstörung

❖Einnahme einer der zu untersuchen- den Substanzen vor Baseline

❖im Spital erfolgte TSH-Messungen

❖Einnahme von > 1 Studienmedikament im Untersuchungszeitraum.

Die TSH-Messungen wurden für den Zeitraum von einem Jahr vor Beginn der Studienmedikation zwecks Eta -

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ARS MEDICI 102015

STUDIE REFERIERT

Thyroxin bei Schilddrüsenunterfunktion

Studie belegt Wechselwirkungen mit häufig gleichzeitig verschriebenen Substanzen

Der Anteil von Patienten, die aufgrund einer Schilddrüsenunterfunktion mit Levothyroxin behandelt werden, nimmt zu. Damit die Betroffenen von der Therapie anhaltend profitieren, ist allerdings sicherzustellen, dass das Hor- mon auch gleichbleibend effizient absorbiert wird. Dies ist von diversen Fak- toren abhängig und kann durch eine Reihe anderer Medikamente negativ be- einflusst werden.

Clinical Endocrinology

❖Voraussetzung für eine effektive Thera- pie des Hypothyreoidismus mit Levo - thyroxin ist eine effiziente und gleich- mässige Absorption des Hormons.

❖Die TSH-Serumkonzentration als Mar- ker der Thyroxinabsorption kann durch gleichzeitige Einnahme anderer Medi- kamente klinisch relevant verändert werden.

❖Patienten, die Thyroxin als Hormon - ersatz erhalten, sollten bei gleichzei - tiger Einnahme von Eisen, Kalzium, Östrogenen oder Protonenpumpen- hemmern eventuell eingehender über- wacht werden.

MERKSÄTZE

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549 STUDIE REFERIERT

blierung einer Kontrollperiode nachun- tersucht, um etwaige bereits im Base- line-Zeitraum aufgetretene Verände- rungen der TSH-Konzentration zu er- fassen. Anschliessend wurden die 6 Monate nach Gabe der zu untersu- chenden Substanz erfolgten TSH-Mes- sungen mit den vor Beginn der Studien- medikation durchgeführten Messun- gen verglichen.

Ergebnisse

In der untersuchten Region erfüllten insgesamt 10 999 Einwohner die Ein- schlusskriterien. Das durchschnittliche Alter der Population betrug 58,1 Jahre, 8977 (81,6%) der Personen waren weiblich, und 1311 (11,9%) litten zu- sätzlich unter Diabetes. Von diesen 10 999 Patienten erhielten 6482 zusätz- lich eines der Studienmedikamente,

und 3809 Patienten hatten mindestens 2 Jahren eine konstante Thyroxindosis eingenommen.

Während eines Jahres vor der erstmali- gen Einnahme des Studienmedika- ments zeigte sich mit Ausnahme der Pa- tienten, die Östrogen erhalten hatten (Rückgang der TSH-Konzentration um 1,47 mU/l; p = 0,008), in keiner der un- tersuchten Gruppen eine signifikante Veränderung der TSH-Werte.

Als Baseline-TSH-Wert wurde das Re- sultat der letzten vor Beginn der Studi- enmedikation durchgeführten Konzen- trationsmessung herangezogen. Gegen- über diesem Baseline-Wert war die TSH-Konzentration unter den folgen- den der untersuchten Studienmedika- mente signifikant angestiegen:

❖Eisen (+0,22 mU/l; p < 0,001)

❖Kalzium (+0,27 mU/l; p < 0,001)

❖PPI (+0,12 mU/l; p < 0,01)

❖Östrogen (+0,08 mU/l; p < 0,007).

In der Subgruppe von Patienten, die mindestens 2 Jahre lang eine konstante Levothyroxindosis erhalten hatten, erga - ben sich statistisch signifikante Zunah - men der TSH-Messwerte mit denselben 4 Studienmedikamenten. Mit diesen 4 Substanzen waren die TSH-Werte bei 7,5, 4,4, 5,6 respektive 4,3 Prozent der Patienten um mehr als 5 mU/l angestiegen.

Bei Patienten, die zusätzlich zu Thyroxin Statine eingenommen hatten, war die TSH-Serumkonzentration signi fikant (-0,17 mU/l; p = 0,01) zurückgegangen, unter ihnen bei 3,7 Prozent um 5 mU/l.

Unter Glukokortikoiden, H2-Rezeptor- Antagonisten oder DMARDS waren dagegen keine statistisch signifikanten Veränderungen der TSH-Messwerte zu beobachten.

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Schlussfolgerungen

Die Ergebnisse dieser Analyse zeigen die Bedeutung und das Ausmass von Medikamentenwechselwirkungen mit oralem Thyroxin auf Populationsebene und decken sich zum einen mit ähnli- chen, aus zuvor durchgeführten kleine- ren Fallstudien erhaltenen Resultaten.

Zum anderen belegen sie Interaktionen mit in früheren Untersuchungen nicht entsprechend identifizierten Substan- zen wie etwa PPI, für die bis anhin lediglich widersprüchliche Hinweise bezüglich eines Effekts auf die Thyro- xinabsorption vorlagen. Wie die hier refe rierte Studie ergab, war die Inter - aktion mit PPI bei 5,6 Prozent der Pa- tienten signifikant und führte zu einem Anstieg der TSH-Serumkonzentration

um mehr als 5 mU/l, was diese Patien- ten in einen biochemisch hypothyroi- den Zustand zurückversetzt. In einer ähnlichen, klinisch relevanten Grössen- ordnung lag die Zunahme der TSH- Konzentrationen unter Einnahme von Eisen, Kalzium und Östrogen bei 7,5, 4,4 respektive 4,3 Prozent der Patien- ten, die zuvor während 2 Jahren Thy- roxin in konstanter Dosis erhalten hat- ten. Während eines Jahres vor Studien - beginn schwankten die TSH-Werte in der Studienpopulation nur minimal, woraus sich schliessen lässt, dass die nach Einnahme des zusätzlichen Medi- kaments beobachteten Veränderungen der TSH-Konzentration tatsächlich auf dessen Wechselwirkung mit Thyroxin beruhen.

Ein suboptimale Behandlung der Schilddrüsenunterfunktion kann sich direkt negativ auf die Lebensqualität auswirken. Daher sollten Patienten, die Thyroxin als Hormonersatz erhalten, bei gleichzeitiger Einnahme von Eisen, Kalzium, Östrogenen oder PPI eventu- ell eingehender überwacht werden. Ralf Behrens

Irving SA et al.: Drugs that interact with levothyroxine: an observational study from the Thyroid Epidemiology, Audit and Research Study (TEARS). Clin Endocrinol (Oxf) 2015;

82(1): 136–141.

Interessenkonflikte: keine deklariert.

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STUDIE REFERIERT

Referenzen

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