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Etwas Pflanzliches gegen Stimmungsschwankungen?

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Academic year: 2022

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Wer kennt nicht die typische Patienten- frage, ob es «etwas Pflanzliches» gebe, um seine Beschwerden zu lindern. Im Fall von Stimmungsschwankungen könne man diese Frage mit einem kla- ren Ja beantworten, sagte Prof. Dr.

med. Claudia M. Witt, Direktorin des Instituts für komplementäre und inte- grative Medizin am Universitätsspital Zürich. An einer Fortbildungsveran-

staltung der Zürcher Internisten erläu- terte sie Studien zu Johanniskraut (z.B.

Arkokaps®, Deprivita®, Hypericum Mepha®, Hypericum Sandoz®, Hyperi- force®, Hyperiplant®, Jarsin®, Remo- tiv®, Solevita®) sowie einem Mischprä- parat aus Pestwurz, Baldrian, Melisse und Passionsblume (Relaxane®).

Johanniskraut:

An Wechselwirkungen denken!

In einem 2008 publizierten Cochrane- Review von 29 randomisierten Studien, in denen nur «majore Depressionen»

betrachtet wurden, erwiesen sich Jo- hanniskrautpräparate als ebenso wirk- sam wie alte Antidepressiva oder SSRI, sagte Witt. SSRI seien einem Plazebo auch nicht immer deutlich überlegen, der Vorteil der Johanniskrautpräparate sei ihr besseres Nebenwirkungsprofil.

Der Cochrane Review zeigte nämlich auch, dass Johanniskraut deutlich weniger Nebenwirkungen als alte Anti- depressiva oder SSRI hat. Je nach Stu- die und Dosierung wurden bei 1 bis 3 Prozent der Patienten unter Johan - niskraut Nebenwirkungen beobachtet.

Die häufigste ist die Fotosensibilisie- rung, die man nicht unterschätzen dürfe, zum Beispiel auch bei Wande- rungen im Gebirge: «Bei lichtempfind- lichen Personen kann das auch zu aus- geprägten Sonnenbränden führen.»

In der Praxis wichtiger seien jedoch die vielfältigen potenziellen Wechselwir- kungen mit anderen Medikamenten.

Dazu gehören unter anderem SSRI, Benzodiazepine, Warfarin, Statine, Ve- rapamil und Digoxin. «Wir haben hier eine gewisse Problematik, insbesondere bei älteren Patienten», sagte Witt. Aber auch bei jüngeren Patienten muss man an potenzielle Wechselwirkungen den- ken. So kann beispielsweise die Wirk- samkeit oraler Kontrazeptiva durch Jo- hanniskraut gemindert werden: «Sie müssen dann einen anderen Verhü- tungsschutz wählen.» Eine weitere Pa- tientengruppe, bei denen Wechselwir- kungen mit Johanniskraut eine grosse Rolle spielen, sind Krebspatienten unter Chemotherapie: «Kein Johannis- kraut parallel zur Chemotherapie, das ist auch ein wichtiger Punkt», betonte die Referentin.

Die Auswahl an Präparaten ist gross. In der Schweiz stünden gleich eine ganze Reihe guter, standardisierter Johannis- krautpräparate zur Verfügung, wobei

der wirksame Bereich etwa zwischen 600 bis 1200 mg Trockenextrakt pro Tag liege, sagte Witt.

Man sollte bei der Verordnung eines Medikaments immer nachfragen, ob der Patient vielleicht bereits ein Johan- niskrautpräparat einnimmt, und ihn darauf hinweisen, dass es sich bei diesen durchaus um ein Medikament handelt, dass man nicht unterschätzen dürfe, nur weil es pflanzlicher Natur ist.

Nur in der Schweiz erhältlich:

Pestwurz

Das pflanzliche Mischpräparat Rela- xane®enthält Pestwurz, Baldrian, Me- lisse und Passionsblume. Die Pestwurz ist in vielen anderen Ländern wegen möglicher Leberschäden nicht zugelas- sen, für die Wirksamkeit bei Depres- sion und Angststörungen aber vermut- lich recht wichtig. Dies ergab eine Stu- die, die noch unter der Leitung von Prof. Reinhard Saller, dem ehemaligen Direktor des Zürcher Instituts für Naturheilkunde, durchgeführt wurde.

Man hatte insgesamt 182 Patienten mit somatoformen Störungen entweder mit Relaxane®, einem Plazebo oder der Phytomischung ohne Pestwurz behan- delt. Das Resultat: Ohne den Pestwurz- extrakt wirkte die Phytomischung immer noch besser als Plazebo, aber am besten war das komplette Gemisch in- klusive Pestwurz. Aufgrund der poten- ziellen Lebertoxizität ist das Medi - kament bei Leberfunktionsstörungen kontraindiziert. Auch bei älteren Pa- tienten sollte man zurückhaltend sein,

sagte Witt.

Renate Bonifer

Quelle: Vortrag von Prof. Claudia M. Witt an der Fortbil- dungsveranstaltung der Vereinigung Zürcher Internisten

«VZI Highlights from Boston 2015. Best of ACP (Annual Congress of the American College of Physicians)». Lake Side Hotel, Zürich, 2. Juli 2015

BERICHT

Etwas Pflanzliches

gegen Stimmungsschwankungen?

Studien zur Wirksamkeit von Johanniskraut und Pestwurz

Viele Patienten mit Stimmungsschwankungen möchten zuerst zu einem pflanzlichen Mittel greifen. Doch gibt es tatsächlich wissenschaftlich haltbare Beweise, dass gegen Depressionen ein Kraut gewachsen ist?

Renate Bonifer

ARS MEDICI 172015

799

«Das Nebenwirkungsprofil von

Johanniskraut ist günstiger als bei

SSRI oder anderen Antidepressiva.»

Referenzen

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