Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen
BRIEFE AN DIE REDAKTION
SANITÄTSDIENST
„Was verdient der wehrpflichtige Sani- tätsoffizier wirklich?", fragte sich unser Leser und stellte — in Korrektur land- läufiger Vorstellungen — folgende Be- rechnung auf:
Einkommensberechnung
Der Sockelbetrag für jeden wehr- pflichtigen Sanitätsoffizier beträgt 1470 DM. Bei Verheirateten kommt dazu ein Betrag von 430 DM, für das erste Kind 100 DM und für das zweite Kind 75 DM. Dazu wird je- dem der volle Beitrag zur Renten- versicherung (bzw. Ärzteversor- gung) von derzeit 504 DM be- zahlt.
Außerdem besteht die Möglichkeit, nach dem „Härteparagraphen"
Versicherungsprämien, Prämien- sparbeiträge u. ä. Belastungen bis zu 15 Prozent des in den letzten zwölf Monaten erzielten Nettoein- kommens geltend zu machen, was durchschnittlich 200 DM bis 300 DM ergibt. Die obengenannten Summen werden von der Unter- haltssicherungsbehörde (beim So- zialamt des Landkreises oder der Stadt) auf Antrag bezahlt. Zusätz- lich erhält der Sanitätsoffizier Wehrsold von 450 DM, unentgeltli- che Unterkunft, Kleidung, Wäsche, Verpflegung und Heilfürsorge. Da das Verpflegungsgeld an dienst- freien Tagen ausbezahlt wird (etwa 30 bis 40 DM pro Monat) und das Ruhen der Krankenversicherung beantragt werden kann, da die Heilfürsorge sämtliche Kosten des Wehrpflichtigen deckt, ergeben sich hier weitere rund 100 DM. Seit 1. Januar 1975 wird von der Un- terhaltssicherungsbehörde jedem wehrpflichtigen Soldaten einheitlich 50 DM monatlich Sparabfindung gezahlt. Ferner werden den wehr- pflichtigen Sanitätsoffizieren die Leistungen nach dem Unterhaltssi- cherungsgesetz um etwa 30 Pro- zent erhöht. Danach ergibt sich für einen Verheirateten mit einem Kind ein Betrag von 2904 DM bzw. 2652 DM netto (wenn man den Arbeitge- berbeitrag für die Ärzteversorgung von 252 DM abzieht, der ja meist vorher auch bezahlt wurde). Dazu
wird noch ein sehr differenter Be- trag nach dem „Härteparagra- phen" gezahlt. Mit dem 1. Januar 1975 erhöhte sich diese Summe wenigstens auf 2525 DM netto. Zu- sätzlich erhält jeder wehrpflichtige Soldat monatlich eine Familien- heimfahrt.
Dr. Jörg Barlet Oberstabsarzt 8 München 45 Rockefellerstraße 48 (Sanitätsakademie)
LYRIK
Zur Auflockerung der Leserbriefspalten und zur Freude hoffentlich vieler Haus- ärzte einige Verslein eines dankbaren Patienten:
Ein „Hoch" auf den Hausarzt Den alten Spruch kennt jeder- mann: / Die Axt im Haus / erspart den Zimmermann.
Doch: Die Gesundheit zu bewah- ren, / kann mit der Axt / man gar nichts sparen.
Aber da ist ja — ganz in der Nähe /
— einer, der kennt dein Wohl und Wehe / in jeder Beziehung, ganz vom Grund, / nimmt, wenn es not tut, kein Blatt vor den Mund, / hört vielleicht schon an deinem Schrit- te, / was dich plagt, / hört sich ge- duldig an, was man fragt, / und drängt nicht hastig „der nächste bitte!"
Er sieht nicht den „Fall", sondern dich als „Ganzen", / läßt bei Ge- fahr auch „die Puppen tanzen", / kennt dich von außen wie von in- nen / (oft heißt das: Kostbare Zeit gewinnen!) / will dich nicht heute und „noch mal" sehn, / bleibt im- mer besorgt um dein Wohlergehn, / hilft dir gewissenhaft in jeder Not:
Der Hausarzt von altem Korn und Schrot.
Werner Friese 5 Köln Kennedyufer
(Landschaftsverband Rheinland, Bücherei)
WIRKLICHKEITEN
Zu den Leserreaktionen auf den Beitrag von Dr. jur. Rolf Wimmer: „Vom Unfug der Parapsychologie" (Heft 10/1974);
die Leserbriefe erschienen unter dem Titel „Eine andere Wirklichkeit?" in Heft 42/1974 (Der folgende Brief war zunächst an den Autor des Ausgangs- beitrages gerichtet).
Abenteuerliche Anschauungen Welche Arroganz, welche Unsach- lichkeit! Wie total die Unfähigkeit, die wissenschaftliche Grundhal- tung und den humanen Impuls Ih- rer Stellungnahme zu erkennen!
Welch abenteuerliche Anschauun- gen über „Wissenschaftlichkeit", welcher Mangel an kulturge- schichtlicher Perspektive! Und was für schlechte Metaphern, für schie- fe Analogien und hinkende Verglei- che! Einen der letzteren möchte ich einmal aufgreifen und ein we- nig gangbarer machen: Um ein Mu- sikstück von Sirenengeheul zu un- terscheiden, bedarf es ja keiner Musikalität, sondern nur einer durchschnittlichen Intelligenz. Man darf sicher sein, daß Herr Prof.
Bender auch nach seinem nur als selbstvernichtend zu bezeichnen- den Auftritt im Fernsehen von den Briefschreibern für einen exzellen- ten Wissenschaftler gehalten wird.
Dabei hatte das, was Prof. Bender zum besten gab, etwa den Informa- tionswert des Kinderverses: Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, än- dert sich das Wetter oder es bleibt wie's ist! Dies alles fügt sich be- kannten Mustern: Wo affektiv ver- ankerte Interessen auf dem Spiel stehen, werden die Intelligenz ein- geschüchtert und die Vernunft zum Schweigen gebracht. Ihre vorzügli- che Bemerkung über jene, denen das Wachs am Hintern eines Scharlatans wichtiger ist als der Duft einer Rose oder Geschmack eines Apfels, verdient festgehalten zu werden als Hinweis darauf, daß eine der Voraussetzungen des Af- terglaubens nichts weiter ist als schlechter Geschmack! ...
Dr. med. Norbert Willerding Internist und Badearzt 873 Bad Kissingen Martin-Luther-Straße 4
1230 Heft 17 vom 24. April 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT