A 2402 Deutsches Ärzteblatt
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Jg. 110|
Heft 50|
13. Dezember 2013 In Europa überleben Patienten ihre Krebsdia -gnose länger als noch vor fünf Jahren. Die Er- gebnisse für Deutschland liegen in der Spit- zengruppe, so die Daten von EUROCARE-5.
Insgesamt haben Krebspatienten in Nord-, Mit- tel- und Südeuropa die höchsten Überlebens- raten, Osteuropäer dagegen sterben früher an ihrem Tumorleiden.
EUROCARE-5 erfasst das Überleben von zehn Millionen Krebspatienten in 29 europä - ischen Ländern. Die Studie schließt Patienten ein, deren Krebs zwischen 2000 bis 2007 diagnostiziert wurde und erfasst Sterbefälle bis 2008 (The Lancet Oncology 2013, doi:
10.1016/S1470–2045[13]70546–1). Es be- teiligten sich 209 europäische Krebsregister, EUROCARE-5 deckt damit die Hälfte der euro- päischen erwachsenen Bevölkerung ab und 77 Prozent der europäischen Kinder.
Beim Fünfjahresüberleben gibt es große Unterschiede zwischen den einzelnen Krebsar- ten. Bei Hoden-, Schilddrüsen-, Prostata- und Brustkrebs, Melanomen und Hodgkin-Lympho- men überleben mehr als 80 Prozent der Be- troffenen die ersten fünf Jahre nach der Dia - gnose. Dem gegenüber sind weniger als 15 Prozent der Patienten mit Lungen-, Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Speiseröhrenkrebs in diesem Zeitraum noch am Leben.
Unterschiede beim Krebsüberleben beste- hen auch zwischen einzelnen Ländern und Re- gionen. Menschen in Nord-, Mittel- und Süd- europa überleben länger, Patienten in Osteuro- pa dagegen (Bulgarien, Slowakei, Polen und Baltikum) sterben früher an ihren Krebserkran- kungen. Großbritannien und Irland bilden das Mittelfeld. Die Werte für Deutschland liegen für fast alle Krebsarten in der Spitzengruppe.
Auch bei krebskranken Kindern liegt das Fünf- jahresüberleben mit 81 Prozent höher als der europäische Durchschnitt (78 Prozent). Die stärksten Verbesserungen dokumentierten die Forscher für Enddarmkrebs sowie für Non- Hodgkin-Lymphome.
Generell spiegeln Unterschiede im Krebs- überleben die finanziellen Ressourcen wider, die für die Gesundheitsversorgung der Bürger zur Verfügung stehen. Allerdings bestehen auch zwischen Ländern mit vergleichbarem Gesundheitsbudget deutliche Unterschiede.
Bei Non-Hodgkin-Lymphomen oder Enddarm- krebs könnte der Grund dafür in verbesserten neuen Behandlungen liegen, die noch nicht in jedem Land verbreitet sind. Auch unterschied- liche sozioökonomische Bedingungen sowie Lebensstilfaktoren wie Rauchen oder Überge- wicht können einen Einfluss haben. zyl
KREBSÜBERLEBENSRATEN IN EUROPA STEIGEN WEITER
Union und SPD haben sich bei den Koalitionsverhandlungen darauf ge - einigt, Schönheitsoperationen bei Minderjährigen zu verbieten, wenn kein medizinischer Grund vorliegt.
Das Verbot wurde im Koalitions- vertrag zwar nicht explizit erwähnt, doch haben dies die Gesundheitspo- litiker beider Seiten bei den Ver- handlungen über das Präventions- gesetz, das nächstes Jahr in Kraft treten soll, informell vereinbart.
Bisher galt: Für Schönheitsopera- tionen bei Minderjährigen reicht die Einwilligung der Erziehungsbe- rechtigten.
KOALITIONSVERTRAG
Keine Schönheits-OP bei Minderjährigen
Ein medizinischer Grund für ei- ne Schönheitsoperation liegt vor, wenn Betroffene aufgrund ihres Aussehens starke seelische Proble- me haben, wenn Fehlbildungen be- seitigt oder Verbrennungsfolgen be- handelt werden.
Union und SPD hatten bereits während der letzten großen Koaliti- on versucht, Minderjährige vor den Gefahren von Schönheitsoperatio- nen zu schützen. Aus Zeitgründen scheiterte dieser Vorstoß damals je- doch. Während der abgelaufenen Legislaturperiode starteten Gesund-
Nach dem Transplantationsskandal ist die Bereitschaft zur Organspen- de gesunken. Das geht aus dem Ge- sundheitsmonitor hervor, den die Bertelsmann-Stiftung und die Bar- mer-GEK veröffentlichten. Gaben 2011 noch 62 Prozent der Bundes- bürger ohne Spenderausweis an, prinzipiell zu einer Spende bereit zu sein, sind dies jetzt nur noch 48 NACH DEM TRANSPLANTATIONSSKANDAL
Bereitschaft zur Organspende sinkt
Prozent. Aktuell hat derzeit nur je- der fünfte Bürger einen Ausweis.
Für den Gesundheitsmonitor wur- den 1 975 Bürger befragt. Drama- tisch niedrig ist demnach das Ver- trauen, dass bei der Organvergabe die geltenden Regeln eingehalten werden. Nur 19 Prozent gehen da- von aus, dass Kliniken die Vorga-
ben befolgen. afp
heitspolitiker der Union einen wei- teren Versuch, der allerdings an der FDP scheiterte. Die Liberalen ver- wiesen darauf, dass das Bundesge- sundheitsministerium dafür nicht zuständig sei. Außerdem sei eine Abgrenzung zwischen medizinisch oder psychologisch begründbaren und rein ästhetisch motivierten Operationen schwierig. Piercings und Tätowierungen sollen nach dem Willen von Union und SPD auch weiterhin mit Einverständ- nis der Erziehungsberechtigten er-
laubt sein. Ol
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Mit dem Skalpell zu Schönheit: Für Minderjährige soll dieser Weg künftig erschwert werden.