Zur Fortbildung Aktuelle Medizin
Echinokokkuserkrankungen
Ruptur (anaphylaktischer Schock, Dissemination in die freie Bauch- höhle) als schwerer Fehler angese- hen werden.
VI. Cholangiographie
Die Cholangiographie ist vor allem intraoperativ von Bedeutung, um Fisteln zwischen Gallengängen und Zyste, Reste der Parasitenmem- bran in den Gallengängen, eine gleichzeitig bestehende Cholezy- sto- oder Choledocholithiasis oder eine Papillenstenose zu erkennen.
VII. Angiographie
Die selektive Angiographie des Truncus coeliacus beziehungswei- se der Arteria hepatica vermag über die Feststellung von Größe, Lokalisation und Anzahl raumfor- dernder Prozesse in der Leber hin- aus zu ihrer Artdiagnose wesent- lich beizutragen. Durch das Abwar- ten der venösen Phase kann man zusätzlich ein indirektes Porto- gramm gewinnen, das gegenüber dem Splenoportogramm weniger Fehlermöglichkeiten aufweist.
• Der Echinococcus cysticus ist an einer Streckung und bogenför- migen Verlagerung der Segmentar- terien zu erkennen. In der kapillä- ren Phase stellt er sich als scharf- randig begrenzte Kontrastausspa- rung dar.
• Der Echinococcus multilocu- anis führt durch Intimawucherun- gen und intravasale Granulombil- dung zu Konturunregelmäßigkei- ten, Stenosen und Verschlüssen von Segmentarterien, manchmal sogar der Arteria hepatica pro- pria.
Die gleichen Erscheinungen sind während der venösen Phase im Portogramm zu erkennen. Die Kon- trastaussparung kann demnach größer sein als der Echinokokkus- tumor, wenn das Kontrastmittel in- folge von Gefäßverschlüssen nicht alle Bezirke der Leber erreicht.
In Sonderfällen kann zusätzlich ein Kavogramm erforderlich werden, um bei sehr großen Parasiten Ab- flußbehinderungen zu klären (Ab- bildungen 7 a bis c).
Therapie
Die Therapie der Wahl der Echino- kokkosen ist die Radikaloperation.
Alle anderen chemotherapeuti- schen oder immunologischen Be- handlungsversuche blieben bisher ohne nachweisbaren Erfolg.
Bei allen Operationsverfahren des Echinococcus cysticus werden zu- nächst die Skolizes im Innern der Zyste durch Instillation von Forma- lin- oder konzentrierter Kochsalzlö- sung abgetötet, die Adventitiakap- sel eröffnet und der Parasit ausge- räumt. Die Resthöhle kann nach mehreren Methoden versorgt wer- den.
• Die Marsupialisation, das älteste Verfahren, bei dem der Rand der ausgeräumten Adventitiakapsel mit der Laparatomiewunde vernäht wird, ist regelmäßig durch monate- lang anhaltende Gallefisteln, Infek- tionen und Abszesse kompliziert.
• Die primäre Naht nach Umste- chung von Blutgefäßen und Gallen- gängen, Verkleinerung der Rest- höhle durch Raffnähte (Capitonna- ge) und Einlegen einer Drainage bietet mehr Sicherheit, jedoch sind auch bei diesem Verfahren Se- kundärinfektionen häufig.
• Die Plombierung der Resthöhle mit einem Netzzipfel ist verlassen.
• Bei der partiellen Zystektomie wird die Adventitiakapsel, soweit sie über das Leberniveau hinaus- ragt, reseziert und die verbleiben- de Mulde fest mit der Bauchwunde oder dem Zwerchfell vernäht.
Radikale Operationsmethoden, die dank der Fortschritte der Leber- chirurgie möglich geworden sind und die bei Lungenhydatiden aus- schließlich angewandt werden soll- ten, sind die
• Perizystektomie, bei der zusam- men mit dem Parasiten die gesam- te Adventitiakapsel entfernt wird, und die
• Segment- oder Lappenresektion des befallenen Organs.
Der E. multilocularis ist, wenn mög- lich, wie ein maligner Tumor durch Leberteilresektion zu behandeln.
Biliodigestive oder portokavale Anastomosen sind in ausgewählten Fällen als Palliativmaßnahmen zu erwägen.
Literatur
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Anschrift der Verfasser:
Professor Dr. med. F.-J. Stücker Dr. med. W. S. Rau
5 Köln 41
Joseph-Stelzmann-Straße 9
Berichtigung
Röteln
und Schwangerschaft
Wie uns Professor Dr. med. Hans Weidinger mitteilte, sind in seiner Arbeit „Röteln und Schwanger- schaft", Heft 30/1974, Seite 2271 ff., zwei Druckfehler enthalten. Die Do- sisangabe auf Seite 2273, mittlere Spalte, letzte Zeile, muß. heißen (50 ml total), weiter muß es auf Seite 2274 in Tabelle 1 erste Spalte ganz unten heißen V—X. Wir bitten diese Fehler zu entschuldigen. DÄ 2524 Heft 35 vom 29. August 1974 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT