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Archiv "Kongressbericht: Innovative Diagnostik und Therapie des kolorektalen Karzinoms" (29.03.2002)

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übernommen werden könnte. Die Verlaufsform, der Schweregrad und die Dauer der Krankheit haben einen bedeutenden Einfluss auf die Art und Weise einer sinnvollen Weiterbehand- lung. Die Erfahrungen der letzten Jah- re, belegt durch viele Studien, zeigen, dass bei progredienter Verlaufsform der GERD mit nachweisbaren funk- tionellen und anatomischen Defekten die laparoskopische Fundoplicatio die beste Therapie darstellt (22). Die mei- sten Refluxkranken können erfolg- reich medikamentös mit PPI behan- delt werden. Wichtige Nachteile der PPI-Langzeittherapie sind bei 20 bis 40 Prozent der Patienten die Notwen- digkeit einer Dosissteigerung, sowie die von einigen, besonders jüngeren Patienten empfundene Medikamen- tenabhängigkeit über viele Jahre. Ge- rade diese Nachteile könnten der en- doskopischen Antirefluxtherapie in naher Zukunft die Chance bieten, un- ter Therapeuten und Patienten Für- sprecher zu gewinnen. Eine Anwen- dung könnte auch bei Patienten denk- bar sein, bei denen eine Operation kontraindiziert ist. Gastroenterologen und Chirurgen sind gleichermaßen aufgerufen, diese neuen Techniken kritisch zu überprüfen, in klar defi- nierten Studienprotokollen zu eva- luieren und durch konstruktive Auf- klärung einen Beitrag zur Indikations- findung und -stellung zu leisten, damit diese nicht auf Empirie sondern auf Evidenz basieren.

Manuskript eingereicht: 2. 8. 2001, revidierte Fassung angenommen: 31. 10. 2001

Zitierweise dieses Beitrags:

Dtsch Arztebl 2002; 99: A 859–866 [Heft 13]

Die Zahlen in Klammern beziehen sich auf das Literatur- verzeichnis, das über den Sonderdruck beim Verfasser und über das Internet (www.aerzteblatt.de) erhältlich ist.

Anschrift für die Verfasser:

Priv.-Doz. Dr. med. Stephan M. Freys Chirurgische Klinik und Poliklinik der Universität Würzburg

Josef-Schneider-Straße 2 97080 Würzburg

E-Mail: stephan.freys@mail.uni-wuerzburg.de

M E D I Z I N

A

A866 Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 13½½½½29. März 2002

B

ösartige Neubildungen des Kolo- rektums stellen in Deutschland die häufigste Krebstodesursache noch vor Lungenkrebs und Brustkrebs dar.

Mehr als 30 000 Menschen sterben jähr- lich an dieser Erkrankung. Circa 50 000 bis 52 000 Neuerkrankungen werden pro Jahr mit steigender Tendenz regi- striert. Hierüber wurde auf dem zwei- ten Frankfurter interdisziplinären Sym- posium für innovative Diagnostik und Therapie berichtet.

Das Vorkommen des kolorektalen Karzinoms hat sich von 1960 bis 1980 verdoppelt und stabilisiert sich auf ho- hem Niveau. Das Risiko, an einem ko- lorektalen Karzinom zu erkranken, be- trägt für die Bundesbürger derzeit vier bis sechs Prozent. Ab dem 50. Lebens- jahr verdoppeln sich Vorkommen und Mortalität mit jeder Lebensdekade, das heißt gerade wegen der steigenden Lebenserwartung in den letzten Jah- ren ist mit einem Anstieg der Krank- heitsfälle zu rechnen. Die Gesamt- und Folgekosten liegen derzeit bei über 500 Millionen A pro Jahr. Weltweit gibt es bezüglich der Sterblichkeit durch Darmkrebs große Unterschiede;

in Deutschland ist die Sterblichkeit in- folge Darmkrebs deutlich höher als in den USA und in Japan.

Die Zahl der Darmkrebstoten ließe sich durch eine verbesserte Früherken- nung drastisch reduzieren. Ein ver- stärktes Screening könnte die Darm- krebsmortalität halbieren; die Durch- führung einer Koloskopie alle zehn Jahre könnte die Sterblichkeit sogar um 80 bis 90 Prozent senken. Risikopa- tienten mit positiver Familienanamne- se für ein Adenom oder für einen Darmkrebs sowie Patienten mit fami-

liärer adenomatöser Polyposis (FAP), hereditärem, nichtpolypösem kolorek- talen Karzinom (HNPCC) oder chro- nisch entzündlichen Darmerkrankun- gen sollten früher und engmaschiger überwacht werden. Um eine höhere Teilnehmerrate an der Darmkrebs- früherkennung als Voraussetzung für eine Senkung der Sterblichkeit zu er- zielen, ist es wichtig, bei der Bevölke- rung ein entsprechendes Bewusstsein hervorzurufen. Insbesondere die Wei- terentwicklung von diagnostischen Techniken ermöglicht die frühzeitige Erfassung des Tumors. Neue Ergebnis- se deuten darauf hin, dass auch mit der Mehrzeilendetektor-CT ein kolorekta- les Screening möglich ist.

Im Rahmen der Diagnostik des Pri- märtumors stellte Dieter Hölzel, Mün- chen, die epidemiologischen Grund- lagen des kolorektalen Karzinoms und deren Anwendung auf Screeningver- fahren vor. Hölzel betont, dass bei stei- gender Inzidenz des Karzinoms durch Screening eine signifikante Verbesse- rung der Überlebensraten erzielt wer- den könnte. Die Vertreter der ga- stroenterologischen Disziplin, Wolf- gang Caspary, Frankfurt, Christian Ell, Wiesbaden, und Bertram Wiedemann, Berlin, definierten einhellig die Kolo- skopie als den derzeitigen Goldstan- dard der Diagnostik, mit dem Ausblick auf neue Techniken wie der Chro- moendoskopie und der Kohärenzto- mographie. Die jetzige klinische Wer- tigkeit der neuen Verfahren wurde allerdings kontrovers diskutiert. Die Rolle der virtuellen Koloskopie, auch als Kolonographie bezeichnet, wurde anhand neuester Ergebnisse mit Sensi- tivitäten von 82 bis 87 Prozent und einer

Kongressbericht

Innovative Diagnostik und Therapie des

kolorektalen Karzinoms

Thomas J. Vogl, Martin G. Mack, Jörn O. Balzer

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Spezifität von 91 Prozent von Patrik Rogalla, Berlin, und Wolfgang Lu- boldt, Frankfurt, präsentiert. Den Vor- teilen der hohen Patientenakzeptanz wurden die Nachteile, wie die einge- schränkte Detektion von Polypen ✜6 mm sowie von flachen Ulzerationen, gegenübergestellt. Die im Magnetre- sonanztomographen (MRT) durchzu- führende virtuelle Koloskopie (MR- Kolonographie) könnte in naher Zu- kunft die Detektion von Polypen wei- ter verbessern. Paul Lubecki, AOK, als Vertreter der Krankenkassen, stell- te dabei die baldige Einführung eines deutschlandweiten Screeningprogam- mes unter Einsatz der Koloskopie in Aussicht.

Therapie bei Metastasierung

Richard Baum, Bad Berka, wies auf die zentrale Rolle der Positronenemissi- onstomographie (PET) für die Diffe- renzierung von Narbe und Rezidivtu- mor beim Rektumkarzinom hin. Hier konnten verbesserte Daten für die Sen- sitivität und Spezifität im Vergleich zur klinischen Diagnostik präsentiert wer- den.

60 Prozent der Patienten entwickeln im Laufe ihrer Erkrankung Metastasen, wobei jährlich viele Betroffene an der Metastasierung versterben. Die Meta- stasenbehandlung muss neben der rein chirurgischen Therapie insbesondere auch zunehmend von den modernen mi- nimalinvasiven Behandlungsmodalitä- ten sowie den adjuvanten und neoadju- vanten Chemotherapiestudien berück- sichtigt werden.

Die Metastasierung in Leber und Lunge stellt für den Patienten mit kolo- rektalem Karzinom einen entscheiden- den Prognosefaktor dar. Basierend auf den Leitlinien der Deutschen Krebsge- sellschaft stellte Wolfgang Junginger, Mainz, die hohen Anforderungen an die Diagnostik und Therapie von Leberme- tastasen heraus. Es bestand Konsens darin, dass für den Einsatz kontrastver- stärkter Schnittbildverfahren wie der CT und der MRT eine höhere diagnosti- sche Sicherheit besteht.

Die Therapie von Lebermetastasen wurde streng nach kurativer und pallia- tiver Intention differenziert. Der invasi-

ven Resektion von Lebermetastasen als Goldstandard wurde das minimalinva- sive Verfahren der laserinduzierten Thermotherapie (LITT) gegenüberge- stellt und die neuesten Ergebnisse von Martin Mack, Frankfurt, diskutiert. Die Radiofrequenzablation mit einer deut- lich höheren Lokalrezidivrate stellte Lu- igi Solbiati, Italien, vor. Neoadjuvante Protokolle erweitern durch so genanntes

„Downsizing/-staging“ mittels gezielt lo- kaler Chemotherapie (Chemoembolisa- tion) das Indikationsspektrum für nach- folgende lokale Ablationen (LITT) er- läuterte Thomas Vogl, Frankfurt.

Prävention, Screening und minimal- invasive Therapieformen sind die gro- ßen Schlagworte der nächsten Jahre in

der Gesundheitspolitik. Prävention ist nicht allein als ein medizinisches Pro- blem anzusehen, sondern als Aufgabe, der sich die gesamte Gesellschaft zum eigenen Wohl stellen muss. Dabei ist die Politik gefragt, die mit entsprechen- der Gesetzgebung den Boden nicht nur für die Präventivmaßnahmen, sondern auch für die innovativen Diagnose- und Therapieformen zum Wohle der Be- troffenen bereiten muss.

Anschrift für die Verfasser:

Prof. Dr. med. Thomas Vogl Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie

Universitätsklinikum, Universität Frankfurt Theodor-Stern-Kai 7

60590 Frankfurt M E D I Z I N

Deutsches Ärzteblatt½½½½Jg. 99½½½½Heft 13½½½½29. März 2002 AA867

a b

c d

Abbildung: Die CT-Colonographie zeigt 3 Polypen (Pfeile). a) Der größte Polyp (15 mm) befindet sich im Sigma und ist bereits auf multiplanaren Rekonstruktionen erkennbar. b) Die beiden kleineren Polypen (8 und 6 mm) im C. descendens sind besser in der virtuellen Koloskopie zu erkennen (c, d). Durch Kontrast- mittelaufnahme (a, b) sind die Polypen von Stuhlresten zu unterscheiden. In der Colonographie werden die 3-D-Daten mittels multiplaner Rekonstruktion und virtueller Koloskopie ausgewertet. Gleichzeitig können die mit abgebildeten Organe beurteilt werden.

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