KONGRESS-NACHRICHTEN
Herzbeeinflussung durch die Narkose
Herz und Kreislauf bleiben von einer Allgemeinanästhesie nicht unberührt, nur wirken die ver- schiedenen Narkosemittel unter- schiedlich stark auf das Herz ein.
Jedes Hypnotikum und Narkoti- kum wirkt kardiodepressiv. Die Wirkung ist dosisabhängig und korreliert mit dem narkotischen Effekt (Pop, II. Medizinische Uni- versitätsklinik Mainz). Die Narko- tika setzen die Kontraktilität des Herzmuskels herab.
Halogenierte Kohlenwasserstoffe wirken stärker negativ inotrop als Lachgas, das in dieser Hinsicht ebenfalls nicht neutral ist. Barbi- turate haben eine ausgesprochen negativ inotrope Wirkung, Propa- nidid und Ketamin eine ge- ringere.
Zur Vorbeugung der negativ ino- tropen Wirkung von Narkotika und Hypnotika sollten Patienten mit manifester und latenter (!) Herzinsuffizienz vorher rechtzei- tig digitalisiert werden.
Herzrhythmusstörungen kom- men bei Narkosen außerordent- lich häufig vor, sind aber längst nicht immer pathogenetisch wirksam (Müller, Institut für An- ästhesiologie der Universität Mainz). Risikofaktoren für die pa- thogenetische Bedeutung der Rhythmusstörungen sind prä- operative Krankheiten des kar- diovaskulären Systems (Hyper- thyreose, Phäochromozytom, Digitalistherapie) beziehungswei- se Störungen im Säure-Basen- Haushalt. Einschlägige präopera- tive Therapie ist für einen optima- len Narkoseverlauf entscheidend.
Narkosebedingte Rhythmusstö- rungen sind durch Sauerstoff- mangel beziehungsweise durch Hyperkapnie bedingt, sie sind also vermeidbar; denn diese Zustände können verhindert werden.
Operationsbedingt sind Herzar- rhythmien vor allem bei Irritation neurovegetativer Reflexrezepto- ren bei Eingriffen am Auge, im Mund-Kiefer-Bereich, am Larynx, an den unteren Luftwegen und im unteren Bauchraum. KW
(III. Fortbildungsveranstaltung des Instituts für Anästhesiologie der Universitätsklini- ken Mainz, Juni 1980, Mainz)
Mistelbehandlung beim Krebs
Die 1920 in die Krebsbehandlung eingeführte Misteltherapie wurde inzwischen fortlaufend weiterent- wickelt (Leroi, Lukas-Klinik, Ar- lesheim, Schweiz).
Dank der zytostatischen und der immunologisch anregenden Komponenten hat sich der Ge- samtextrakt der Mistel (Viscum album) in Form des Präparats Is- cador bei folgenden Stadien der Krebserkrankung bewährt:
O als Prophylaxe bei Risikopa- tienten
• als adjuvante Therapie nach Operation und Bestrahlung
(1)
zur Behandlung inoperabler, strahlen- und zytostatikaresisten- ter Rezidive und Metastasen.Der große Vorteil dieser in 32 vor- klinischen und 22 klinischen Stu- dien geprüften Therapieform ist das Fehlen toxischer Nebenwir- kungen. In allen klinischen Stu- dien (retrospektive, prospektive, kontrollierte und randomisierte) erwies sich Iscador in bezug auf Verlängerung der Überlebenszeit und Besserung der Lebensquali- tät der Vergleichsbehandlung ge- genüber überlegen. Langjährige Tumorstillstände und Tumorre- missionen konnten beobachtet werden. KW
(29. Deutscher Kongreß für ärztliche Fort- bildung, Mai 1980, Berlin)
Wie soll man
Kapseln einnehmen?
In jüngster Zeit ist mehrfach auf medikamenteninduzierte Ulzera der Speiseröhre hingewiesen worden, was auf längeres Lie- genbleiben eines Medikaments im Ösophagus zurückgeführt wurde.
Aufgrund seiner Untersuchungen an 40 Probanden kommt Apple- gate, Philadelphia, zu dem Schluß, daß Kapseln nur im Sit- zen und mit einem Schluck von mindestens 15 ml Wasser einge- nommen werden sollten.
Die Probanden erhielten 4 Gelati- nekapseln, ein Zentimeter große Stückchen Hühnerleber und 15 ml Wasser zum Herunterspülen, die Entleerung der Speiseröhre wurde in verschiedenen Positio- nen mit 99 mTc gemessen.
Die Probanden wurden aufgefor- dert, 10 Minuten lang in 15 Se- kunden Abstand zu schlucken.
Wurde eine Gelatinekapsel trok- ken geschluckt, so blieb sie bei über der Hälfte der Probanden länger als 10 Minuten in der Spei- seröhre liegen, gleichgültig ob sie im Sitzen oder im Liegen ein- genommen worden war. Wurden die Kapseln mit Wasser einge- nommen, so wurden sie bei Ein- nahme im Sitzen sofort mit einem Nachschlucken in den Magen transportiert. Beim liegenden Probanden hingegen beförderte auch ein Nachtrinken die Kapsel nur selten weiter.
Gerade bei bettlägerigen Patien- ten sollte zur Vermeidung medi- kamenteninduzierter Ulzera der Speiseröhre darauf geachtet wer- den, daß sich die Patienten zur Einnahme ihrer Tabletten oder Kapseln aufsetzen und diese mit reichlich Flüssigkeit hinunter- spülen.
(81. Jahrestagung der Amerikanischen Ge- sellschaft für Gastroenterologie. Mai 1980, Salt Lake City)
2474 Heft 42 vom 16. Oktober 1980 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT