A850 Deutsches ÄrzteblattJg. 105Heft 1618. April 2008
W I R T S C H A F T
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eschlossene Fonds und In- vestmentfonds – das waren immer zwei unterschiedliche Wel- ten. Jetzt sind die starren Fronten in Bewegung geraten: Die DWS, deut- scher Marktführer bei Investment- fonds, ist in das Geschäftsfeld „Ge- schlossene Fonds“ eingestiegen.Bislang galten geschlossene Fonds, die in die Assetklassen Immobilien, Schiffe, Private Equity, New Energy und Lebensversicherungspolicen oder andere alternative Assetklassen in- vestieren, in der Bankenwelt als we- nig seriös. Als Steuersparmodelle verschrien, gehörten sie zum grauen,
unregulierten Kapitalmarkt. Mittler- weile sind die Steuersparmodelle von der Bildfläche verschwunden.
Wer heute in einen geschlossenen Fonds investiert, setzt auf den unter- nehmerischen Erfolg der Beteili- gung. Seit dem 1. August 2005 müs- sen die Emissionsprospekte zudem einer – rein formalen – Prüfung un- terzogen werden, bevor ein geschlos- sener Fonds angeboten werden darf.
Es gibt jedoch gravierende Unter- schiede zwischen Investmentfonds und geschlossenen Fonds. Die dem Investmentrecht unterliegenden In- vestmentfonds nehmen die Anteile der Anleger jederzeit zurück – zum Nettoinventarwert, der sich aus den aktuellen Kurswerten der Anleihen und Aktien ergibt, in die die In- vestmentfonds investieren. Der ge-
schlossene Fonds ist nur in der Zeit der Platzierung für Neuanleger of- fen, die sich als Kommanditisten an einer Kommanditgesellschaft betei- ligen. Nach der Platzierungsphase ist der Fonds geschlossen – sowohl für neue Anleger als auch für Betei- ligte, die aussteigen wollen. Der ge- schlossene Fonds endet erst, wenn die Mehrheit der Anleger die Auflö- sung des Fonds und den Verkauf des Investitionsguts beschließt.
Ähnlich wie beim Einstieg in das Zertifikategeschäft vor eineinhalb Jahren nutzt die DWS auch für die Emission von geschlossenen Fonds
eine eigene Plattform in Luxemburg.
Die heißt für die Ausgabe von Zerti- fikaten „DWS Go“, für geschlossene Fonds „DWS Access“. Unter dem Dach der Plattform erhält jeder ge- schlossene Fonds ein eigenes Com- partment. Die Plattform ist eine Ver- briefungsanstalt, die für jeden ge- schlossenen Fonds Zertifikate begibt.
Über diese nicht börsennotieren Zer- tifikate wird der Anleger an dem ge- schlossenen Fonds beteiligt. Über die Kommanditgesellschaft wird also ei- ne Zertifikatestruktur gestülpt. Aber diese Zertifikate sind anders als die über DWS Go begebenen im Prinzip nicht verkäuflich, sondern können erst zurückgegeben werden, wenn der geschlossene Fonds aufgelöst wird.
Überraschend am Einstieg von DWS in das Geschäft mit geschlosse-
nen Fonds ist die Assetklasse, mit der dies geschieht: Holz. Allerdings ha- ben auch drei andere Emissionshäu- ser der traditionellen geschlossenen Fonds die Assetklasse Holz entdeckt (siehe Tabelle). Und: Längst hat der Rohstoff Holz auch die Welt der In- vestmentfonds und der Zertifikate er- obert. So brachte DWS im Herbst 2007 das „DWS-Go-Global-Forest- and-Timber-Index“-Zertifikat auf den Markt. Andere Banken legten ver- gleichbare Zertifikate auf. Mit sol- chen Zertifikaten kann sich der Anle- ger jedoch nur an Unternehmen betei- ligen, die Wald besitzen und bewirt- schaften. Über geschlossene Fonds kann er direkt in den Rohstoff Holz investieren; er wird gleichsam Unter- nehmer, der den Wald bewirtschaftet.
Weltweit und auf alle Holzarten streut der DWS-Fonds „DWS Access Global Timber“ die Risiken. Auf das Edelholz Teak und den Standort Costa Rica setzt demgegenüber der
„DBM Tektona Grandis“. Über Ge- nussscheine beteiligt sich der Anleger bei „Waldinvest“ an einer Luxembur- ger Aktiengesellschaft, die Misch- wälder, vor allem Kiefer und Euka- lyptus in Brasilien, erwirbt und be- wirtschaftet. „Bauminvest“, aufge- legt von Leo Pröstler, dem ehemali- gen Geschäftsführer des Ökoinstituts Freiburg, investiert in Costa Rica, be- vorzugt dort einheimische Hölzer und zu 50 Prozent Teak.
Wegen der Zertifikatestruktur müssen Anleger beim „DWS Access Global Timber“ in jedem Fall die ab 2009 erhobene Abgeltungsteuer (25 Prozent) zahlen. Um Steuervorteile, wie sie bestimmte Auslandsimmobi- lien- und Schiffsfonds bieten, an den Anleger weiterzugeben, ist die trans- parente Gesellschaft (Kommandit- gesellschaft) notwendig. Für solche Fonds eignet sich das DWS-Modell nicht. Die Zertifikatestruktur ermög- licht es DWS aber, geschlossene Fonds europaweit anzubieten. Be- teiligungen in der Rechtsform der Kommanditgesellschaft sind in vie- len europäischen Ländern unbe- kannt, über die Zertifikate von DWS können diese europaweit vertrieben werden. Damit dürfte DWS, in Euro- pa bei Investmentfonds die Nummer zwei, seine Stellung ausbauen. I Armin Löwe
GELDANLAGE
Auf Holz gebaut
Die Deutsche-Bank-Tochter DWS hat einen geschlos- senen Fonds herausgebracht. Er investiert in Holz.
1des Kommanditkapitals,2bei Beitritt 2008, danach 14 %,3Kündigungsrecht der Anleger TABELLE
Geschlossene Fonds, die in Wälder investieren
Fonds Mindest- Agio Laufzeit Internet
anlage in %1
Aquila Waldinvest 20 000 $ 5 2020 www.aquila-capital.de Bauminvest 5 000 72 Ende 2019 www.bauminvest.de DBM Tektona Grandis 15 000 $ 5 20153 www.dbmfi.de DWS Access Global Timber 10 000 $ 5 20183 www.dws-access.com