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Zu oft verkannt: Cameron-Ulzera

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Blickdiagnose

Bayerisches Ärzteblatt 10/2020

453 Autoren

Dr. Klaus Muehlenberg Professor Dr. Oliver Pech Klinik für Gastroenterologie und interventionelle Endoskopie, Krankenhaus Barmherzige Brüder, Prüfeninger Str. 86, 93049 Regensburg Diese Befunde werden bei etwa jeder vierten Un- tersuchung übersehen oder nicht richtig interpre- tiert. Wiederholte Endoskopien sind daher nicht selten, bevor die richtige Diagnose gestellt und der Grund der Eisenmangelanämie erkannt wird.

Zu oft verkannt bei Gastroskopien werden die Cameron-Läsionen [1, 2], seltener auch das GAVE- Syndrom (Gastric Antral Vascular Ectasia- Syndrom). Aber das ist eine andere Blickdiagnose.

Literatur

1. Zullo A. Manta R, De Francesco V et al. (2018) Cameron lesions: A still overlooked diagnosis.

Case report and systematic review of litera- ture. Clinics and Research in Hepatology and Gastroenterology, 42:604-609

2. Chun CL, Conti, CA, Triadafilopoulos G. (2011) Cameron Ulcers: You Will Find Only What You Seek. Dig Dis Sci 56:3450–3452

Anamnese

Eine 61-jährige Patientin leidet seit Monaten an körperlicher Schwäche und Luftnot bei Belas- tung. Ihr Hausarzt diagnostiziert eine chronische Eisenmangelanämie (Hämoglobin 9 g/dl [Refe- renzbereich: 13 bis 17 g/dl], mittlerer korpus- kulärer Hämoglobingehalt 24 pg [27 bis 31 pg], mittleres korpuskuläres Erythrozytenvolumen 75 fl [88 bis 99 fl], Ferritin 7 ng/ml [20 bis 200 ng/dl]).

Eine auswärtige Gastro- und Koloskopie seien unauffällig gewesen. Blutverdünner wie orale Antikoagulanzien oder ASS nimmt die Patientin nicht ein. Bei der Durchsicht der Befunde fällt auf, dass bei der Gastroskopie eine große Hiatus- hernie beschrieben ist. Eine zweite Magenspie- gelung nach zwei Monaten zeigt die abgebil- deten Befunde (Abbildung 1 und 2) der großen Hiatushernie und Cameron-Läsionen.

Diagnose

Cameron-Läsionen (längliche Geschwüre im Kor- pusbereich des Magens) infolge großer gastro- ösophagealer Gleithernie als Ursache der chro- nischen Eisenmangelanämie.

Therapie

Therapie der Wahl ist die laparoskopische Fundo- pexie, gegebenenfalls mit Fundoplikatio. Das me- chanische Hin- und Herrutschen und damit Ein- reißen der Schleimhaut, die zu den abgebildeten

Cameron-Ulzera führt, wird eliminiert. Eine Fundo- pexie erfolgte auch bei der vorgestellten Patientin, in dessen Folge die Eisenmangelanämie verschwand.

Kommentar

Eine Eisenmangelanämie wird am häufigsten durch eine chronische Blutung im Gastrointesti- naltrakt oder – bei Frauen – eine Hypermenorrhoe verursacht. Gastroskopie und Koloskopie führen häufig zur Erkennung solcher Blutungsquellen wie zum Beispiel Ulzera, Angiodysplasien und Neoplasien, wie Adenome oder Karzinome. Ei- senmangel aufgrund einer Resorptionsstörung nach totaler Magen- und Duodenalresektion, einer Sprue oder unzureichender oraler Eisenzu- fuhr bei veganer Ernährung stellen sehr seltene Differenzialdiagnosen dar.

Die große Hiatushernie ist in ca. fünf bis neun Prozent Ursache einer chronischen Eisenmangel- anämie [1]. Sofort erkennbare blutende Ulzeratio- nen oder eine Refluxösophagitis als Blutungsquel- len sind hierbei nicht erkennbar. Verantwortlich für die minimalen, kontinuierlich vorhandenen Blutverluste von etwa einem Esslöffel (15 ml) pro Tag (normal sind Blutverluste von 3 ml pro Tag) sind oberflächliche longitudinale Verletzungen innerhalb der Hiatushernie am Zwerchfelldurch- tritt, die Cameron-Läsionen [2]. Durch das Gleiten der Hernie reißt die oberflächliche Schleimhaut in der Zwerchfellenge ein. Folge sind kontinu- ierliche Mikroblutungen. Frauen sind zu zwei Drittel häufiger betroffen als Männer, wobei Blutverdünner die Blutungen verstärken können.

Zu oft verkannt: Cameron-Ulzera

Abbildung 2: Sicht aus der Speiseröhre auf die Schleimhaut des obersten Magen­

abschnittes in der Zwerchfellenge. Longitudinale zarte Einrisse: Cameron­Läsionen.

Abbildung 1: Endoskopischer Blick im Magen zurück zur Speiseröhre nahe der Zwerchfellenge: Cameron­Läsionen.

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