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Welcher Kompressionsverband bei venösen Ulzera?

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Helfen Kompressionsbandagen oder -strümpfe bei der Ulkus - heilung? Welches Kompressions- system ist am effektivsten?

T H E C O C H R A N E L I B R A RY

In industrialisierten Ländern leidet etwa ein Prozent der Bevölkerung im Verlauf des Lebens an einem Beinulkus, wobei in der Mehrheit Venenprobleme (Vari- kose, Stase) ursächlich sind. Eine kräf- tige Kompression mit Bandage oder Strümpfen wird eingesetzt, um ein Zu- rücksacken des venösen Blutes in die Peripherie zu verhindern. Zu diesem Zweck wird eine grosse Zahl von Kom- pressionsverbänden propagiert. Die im Jahr 2001 erstmals publizierte und eben neu überarbeitete Cochrane-Übersicht wollte zwei Fragen beantworten, näm- lich ob Kompression wirklich nützt und falls ja, welches Kompressionssystem am effektivsten ist.

Für Kompressionsverbände gibt es Klas- sifikationen, die in erster Linie zwischen Haltebandagen (zur Fixierung eines Wundeverbands) und Stützbandagen (etwa bei Verstauchungen) sowie Kom- pressionsbandagen verschiedener Stärke (von 14–17 mmHg bis hin zu 60 mmHg am Fussgelenk) unterscheiden. Auch bei den schlauchförmigen Verbänden gibt es Kompressionsstrümpfe verschiedener Stärke (Klasse 1: 14–17 mmHg, für vari- köse Venen; Klasse 2: 18–25 mmHg, zur Behandlung einer schweren Varikose und Verhütung von Ulzera; Klasse 3:

25 bis 35 mmHg, zur Therapie eines

schweren venösen Hochdrucks und aus- geprägter Varizen mit dem Ziel der Ver- hütung von Ulzera). Neuere Klassifika- tionen legen anstatt auf die Anzahl der Verbandschichten vermehrt Wert auf die Unterscheidung der für den Kompressi- onsverband eingesetzten Komponenten (z.B. Wundauflage, Polsterung, elastische Kurzzugbinden verschiedener Breite, unelastischer Zinkleimverband).

Der Einsatz der Kompression zur Förde- rung des venösen Rückflusses und zur Ulkusheilung ist nicht völlig ohne Ri- siko. Sehr starker Kompressionsdruck kann die Blutzufuhr zur Haut beein- trächtigen und zu Druckschäden führen.

Analog können auch schon mittlere Kompressionsdrücke bei Patienten mit beeinträchtigter arterieller Durchblutung zu Druckschäden führen. Entsprechend empfehlen zum Beispiel die britischen Richtlinien, dass bei allen Patienten mit einem Beinulkus eine Dopplermessung des Ankle-brachial Index (ABI) erfolgen soll. Bei erniedrigtem ABI hat dann eine Anpassung der Kompression zu erfolgen.

Methodik

Für die Cochrane-Review wurden pros - pektive randomisierte kontrollierte Stu- dien (RCT) berücksichtigt, die verschie- dene Kompressionsbandagierungen oder -strümpfe zur Behandlung venöser Ul- zera evaluiert hatten. Verlangt wurde mindestens ein objektiver Parameter der Ulkusheilung. In den Vergleichsgruppen war jeweils entweder nur ein Wundver- band ohne Kompression oder eine an- dere Kompressionsmethode verwendet worden. Primäre Verlaufsparameter waren die Zeit bis zur vollständigen Ab- heilung, der Anteil der geheilten Ulzera während des Beobachtungszeitraums,

die Veränderung von Ulkusfläche oder -volumen sowie die Geschwindigkeit der Veränderung der Ulkusgrösse. Sekun- däre Outcomes umfassten Ulkusrezi- dive, Kosten, Lebensqualität, Schmer- zen, Nebenwirkungen oder Therapieab- brüche.

Resultate

Die Übersicht stützt sich auf 39 RCT mit 47 Vergleichen. Die Anzahl der einge- schlossenen Patienten schwankte zwi- schen 10 und 387. Ein Drittel der Studien hatte Gruppen von weniger als 50 Patien - ten, und 62 Prozent umfassten 100 Pa- tienten oder weniger. Sehr unterschied- lich war die Methodologie hinsichtlich Planung der notwendigen Patienten - zahlen, bei der Dokumentation der Einschlusskriterien und auch in der prä- zisen Beschreibung der Kompressions- techniken.

Die Hauptaussagen dieser Cochrane- Übersicht sind:

■ Sieben RCT ergaben eine angemes- sene («reasonable») Evidenz, dass venöse Ulzera mit Kompression ra- scher abheilen als ohne.

■ Sechs RCT deuteten darauf hin, dass die Einzelkomponentenkompression weniger effektiv ist als Multikom- ponentenverbände.

■ Evidenz aus Kompressionssystemen mit zwei Komponenten (3 Studien) oder drei Komponenten (4 Studien) deuteten darauf hin, dass der Verlauf günstiger ist, wenn eine elastische Komponente verwendet wird.

ARS MEDICI 8 2009

345

S T U D I E R E F E R I E R T

Welcher Kompressionsverband bei venösen Ulzera?

Neue Cochrane-Übersicht bestätigt Wert der Kompression

Merksätze

Die Kompression erhöht die Heilungsraten bei venösen Beinulzera.

Kompressionssysteme aus mehreren Komponenten sind denjenigen mit nur einer Komponente überlegen.

Multikomponenten-Kompressionssysteme

erscheinen als effektiver, wenn sie eine

elastische Bandage umfassen.

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■ Verschiedene Varianten einer Kom- pression mit vier Komponenten hat- ten in drei Studien eine ähnliche Effektivität.

■ Die Vierkomponentenkompression ist effektiver als eine Multikompo - nentenkompression, die eine Kurz- zugbandage umfasst (6 Studien).

■ Vergleiche zwischen Vierkomponen - tenkompression und Zinkleimverbän- den sind wegen der verschiedenen eingesetzten Systeme schwierig.

■ Bei der Effektivität war kein Unter- schied zu erkennen zwischen an- passbarem Kompressionsstiefel und Kompressionsbandagen (2 Studien) oder zwischen einschichtigen Kom- pressionsstrümpfen und Leimver- bänden (2 Studien).

■ Zweischichtige Kompressionsstrümpfe erschienen effektiver als Kurzzug- bandagen (2 Studien).

■ Die relative Effektivität der tubulä- ren Kompression im Vergleich zu Kompressionsbandagen liess sich aus der bestehenden Evidenz (2 Stu- dien) nicht klar eruieren.

Drei Studien berichteten über Ulkusrezi- dive. Wegen geringer Studien- und Pa- tientenzahlen lassen sich aber keine ein- deutigen Rückschlüsse ziehen. Zwar rapportierten einige Studien Daten zu

den Kosten, aber nur eine fand im Rah- men einer rigorosen Kosteneffektivitäts- berechnung einen Vorteil für eine Vier- schichtenbandage im Vergleich mit einem Mehrkomponentensystem mit Kurzzugbandage. In den sieben Studien mit Daten zur Lebensqualität ergaben sich keine signifikanten Unterschiede.

Auch für den Schmerz ergaben die Daten keine klaren Differenzen zwischen Be- handlungsgruppen. Die Autoren halten es trotz dürftiger Datenlage für möglich, dass Kompressionsstrümpfe mit weniger Schmerz assoziiert sind als Bandagen.

Nebenwirkungen waren in den ver - schiedenen Behandlungsgruppen der berücksichtigten Vergleichsstudien ähn- lich häufig.

Schlussfolgerungen

Venöse Beinulzera entstehen, wenn der venöse Rückfluss verlangsamt oder ver- legt ist. Diese Ulzera benötigen zur Hei-

lung eine lange Zeit von Wochen bis Monaten. Sie sind für die Patienten eine Belastung und für das Gesundheitssys- tem eine sehr kostspielige Angelegen- heit. Kompression steigert bei venösen Ulzera die Heilungsraten im Vergleich zu einem Management ohne Kompression.

Multikomponenten-Verbandsysteme sind effektiver als Einkomponentensysteme.

Multikomponentensysteme mit Ein- schluss einer elastischen Bandage er- scheinen effektiver als Verbände, die hauptsächlich aus unelastischen Kom-

ponenten bestehen.

O’Meara S, Cullum N, Nelson EA. Compression for venous leg ulcers. Cochrane Database of Systematic Reviews 2009, Issue 1.

Art. No.: CD000265. DOI: 10.1002/14651858.CD000265.

Interessenkonflikte: keine deklariert.

Halid Bas

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ARS MEDICI 8 2009

S T U D I E R E F E R I E R T

LINK

Die Abteilung für Angiologie am Kantonsspital Aarau bietet eine praktische Anleitung zum Download, wie ein guter Kompressionsverband anzulegen ist:

www.ksa.ch/read_write/public/111599.pdf

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