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Archiv "Heilung am laufenden Band" (21.12.1984)

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

DAS

BESONDERE BUCH

D ie strahlenden Hände sind die

der Wunderheilerin Corinna.

Sie kuriert Krankheiten, in- dem sie über erkrankte Stellen streicht und so Magengeschwüre austrocknet, Tumoren vernarben läßt und Blutungen stillt. Doch Konsalik will nicht nur sein stau- nendes Lesepublikum unterhal- ten. Er stellt an sein jüngstes Werk höhere Ansprüche: Es soll die Botschaft vermitteln, daß Schul- medizin und, wie er es nennt, Grenzwissenschaften nicht länger gegeneinander kämpfen dürfen.

Um es gleich zu sagen: Als echter Konsalik leistet der neue Band keinen ernst zu nehmenden Bei- trag zum Thema. Zwar fallen ein paar medizinische Vokabeln, zwar sind in die Handlung ein paar Ärzte eingespannt. Aber das medizini- sche Thema bleibt reizvoller Hin- tergrund für eine seiner üblichen konstruierten Romanhandlungen um Liebe, Leiden, Sterben.

Die 30jährige Wunderheilerin Co- rinna Doerinck aus dem Münster- land setzt ihre heilenden Hände unauffällig ein, bis ihre Mutter an Krebs erkrankt und nach Schät- zung der Ärzte nur noch sechs Monate zu leben hat. Die bis dato stets gesunde, schöne Russin, verheiratet mit einem allseits be- liebten Dorfschullehrer, den sie während des Krieges in Rußland kennen- und liebengelernt hat, wird von ihrer Tochter geheilt. Die verläßt sich zwar ganz auf ihre hei- lenden Hände, ist medizinisch je- doch nicht völlig unbedarft: Sie hat mehrere Semester Medizin studiert und nur abgebrochen, weil man die Besserwisserin, die Menschen ihre Krankheiten schon ansah, an der Universität nicht dulden wollte. Mit der Heilung ih- rer Mutter verrät Corinna ihre Ga- be endgültig. Und schon beginnt der Kampf der eitlen Schulmedizi- ner gegen die Außenseiterin mit den unbestreitbaren Erfolgen.

Immerhin kennt Konsalik in seiner schwarzweißen Romanwelt sol- che und solche Ärzte: Dr. Ham- bach, der kauzige Hausarzt der

Heilung

am laufenden Band

Doerincks, verkörpert den Typ des sympathischen Landarztes.

Seine medizinischen Kenntnisse sind veraltet, aber er glaubt an Wundersames. Dr. Wilbreit aus der Stadt dagegen ist ein ehrgeizi- ges Arbeitstier mittleren Alters, in der Klinik vom durch die Welt jet- tenden Chefarzt allein gelassen, von seiner vernachlässigten Frau bedrängt. Er muß den Part des un- beirrbaren Schulmediziners über- nehmen: Dr. Wilbreit beharrt dar- auf, daß alles auf dieser Welt ein Geflecht aus Ursache und Wir- kung sei. Und somit akzeptiert er die unerforschte Begabung Corin- nas nicht.

Im Kampf um Pluspunkte beim Leser wird die Wunderheilerin Co- rinna bald vorn liegen: Sie heilt, als ihre „Gabe" dank Presse und Fernsehen bekannt wird, am lau- fenden Band. Selbst ungläubige Mediziner. Wie ihr das gelingt, ist auch nach 500 Seiten Lektüre nicht zu begreifen, obwohl Konsa- lik Schlagworte wie magnetische Kraftfelder, Bio-Energie, Parapsy- chologie anbietet. Der russische Großvater, erinnert sich Corinna§

geheilte Mutter, hat ähnliche Ga- ben besessen. Und schon riecht es nach Unsterblichkeit und See- lenwanderung .

Magnetische Kraftfelder, Bio-Energie, Parapsychologie — dank welcher natür- lichen Kraft oder Begabung auch im- mer: Corinna hat Erfolg. Und auch Kon- salik wird mit seinem neuen Roman bei seinem Publikum, das auf seine Konsa- liks wartet, wohl gut ankommen

Wer sich für Heilverfahren außer- halb der Schulmedizin interes- siert, muß weiter glauben. Der neue Konsalik bietet keine Ansät- ze zu einem wissenschaftlichen Verständnis. Dafür ist er unterhalt- sam wie eh und je. Sabine Dauth Heinz G. Konsalik: Die strahlenden Hän- de, Roman, Hestia Verlag, Bayreuth, 1984, 506 Seiten, Leinen, 36 DM

Über 60 Millionen Bände des Romanautors Heinz G. Konsalik wur- den bisher gekauft. Nun ist sein 100. Roman erschienen, der — wie sein erster, „Der Arzt von Stalingrad" — die Medizin zum Thema hat, eines von Konsaliks Lieblingssujets. Konsalik, den Hunderttausen- de lesen, prägt vermutlich das Weltbild von Lieschen Müller (aber keineswegs nur von der!) mehr als viele Berichte in Presse oder Fernsehen. Der neue Konsalik wird gleich mit 100 000 Exemplaren aufgelegt. Was lernt Lieschen Müller (und was lernen viele, viele andere) daraus über Ärzte und Medizin? Heinz G. Konsalik will

„Schulmedizin" und „Außenseitermedizin" miteinander versöhnen.

Ausgabe A 81. Jahrgang Heft 51/52 vom 21. Dezember 1984 (21) 3801

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