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© 2017 Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA, Weinheim Physik Journal 16 (2017) Nr. 6 3 M E I N U N G

Meinung von Dr. Kai Bongs, der den UK National Quantum Tech- nology Hub „Sensors and Metro- logy“ leitet und Professor an der Universität Birmingham ist.

W

ir leben in einer Zeit, in der Grundlagenforschung und Innovation wieder näher zusam- menrücken, damit Forschungs- ergebnisse nicht mehr in anderen Teilen der Welt wirtschaftlich verwertet werden. Ohne die reine, zweckfreie Grundlagenforschung wären viele bahnbrechende Entde- ckungen, aus denen moderne Tech- nologien entstanden sind, nicht möglich gewesen. Andererseits ist der Weg zur Anwendung lang und häufig von Zufällen und Umwegen geprägt. Im internationalen Wett- bewerb geht es darum, diesen Weg zu beschleunigen, ohne die freie Kreativität der Grundlagenfor- schung zu beeinträchtigen.1)

Aus diesen Überlegungen ging in Großbritannien 2013 die Quan- tentechnologie-Initiative hervor, die ein Inves titionsvolumen von 385 Millionen Pfund erreicht hat.

Ziel ist die Initialzündung für eine lokale Quantentechnologieindus- trie über die gesamte Bandbreite industrieller Tätigkeiten hinweg.

Vier Quantentechnologie-Hubs in den Bereichen Quanten computer, -kommunikation, -sensoren und -Imaging stellen die Flaggschiffe in einem nationalen Netzwerk von der Grundlagenforschung bis zur Industrie dar. Als Leiter des Hubs

„Sensors and Metrology“ sorge ich dafür, Ingenieure an der Entwick- lung von Komponenten zu betei- ligen, welche in die von Physikern geleitete Prototypenentwicklung einfließen. Forscher, die angewandt z. B. im Bauingenieurwesen oder der Neurologie tätig sind, setzen die Prototypen in neuartige, industrie- relevante Anwendungen um. Auf allen Stufen der Wertschöpfungs- kette arbeiten spezialisierte Indus- triepartner mit. Der Hub kreiert also ein industrielles „Ökosystem“

bestehend aus Komponentenher- stellern, Systemlieferanten, Service- partnern und Anwendern.

Was sind dabei die Knackpunkte für den Erfolg? Zunächst gilt es, Be- rührungsängste und Vorurteile bei Forschern und Industrievertretern zu überwinden. Forscher haben oft Angst, dass Industrieprojekte ihrer Karriere schaden, da sie wenig Publikationen mit sich bringen und nicht gut in den „Beförderungskri- terien“ der Universitäten reflektiert sind. Industrievertreter sehen die Grundlagenforschung oft als zu weit von der Anwendung entfernt, als dass sie es sich leisten könnten, dort Zeit oder Geld zu investieren.

Hier hilft die nationale Anerken- nung der Relevanz dieses Themen- gebiets. Darüber hinaus ist eine signifikante und eng koordinierte Förderung des Technologietransfers notwendig, denn eine voll eigenfi- nanzierte Industrie beteiligung bei riskanten Anwendungsperspektiven in einem Zeitrahmen von mehreren Jahren ist in der europäischen Risi- kokultur unrealistisch.

Das Vereinigte Königreich hat eine solche Förderung mit dem Ziel eines intensiven Engagements lo- kaler Unternehmen implementiert.

Unser Hub „Sensors and Metrolo- gy“ wirkt dabei als Kata lysator zur Vernetzung der Industriepartner untereinander mit dem Ziel, die Quantensensoren in Großbritan- nien zu verwerten und zu produ- zieren. Ein auf Atominterferometrie basierender Quantensensor benö- tigt Kerntechnologien wie präzise Lasersysteme und robuste Vakuum- kammern mit Atomquellen, sodass um den Hub herum eine natürliche Zusammenarbeit der entsprechend spezialisierten Firmen entsteht, um die Sensoren kommer ziell zu fertigen. Der Sensor markt ist aber nur ein kleiner Teil der Wertschöp- fungskette – wesent lich mehr ist im Bereich der Datenservices, die auf den Sensoren basieren, und in der Produktivitäts steigerung der Endanwender zu erwarten. So ar-

beiten wir beispielsweise mit Unter- nehmen zusammen, die sich auf die Ortung von Infrastruktur, Stollen und anderen Hohlräumen unter der Erde spezialisiert haben.

Unser Hub hat basierend auf einer fünfjährigen Grundfinanzie- rung von etwa 45 Millionen Pfund in den ersten zwei Jahren neue Projekte mit 35 Industriepartnern mit einem Gesamtvolumen von über 25 Millionen Pfund etabliert.

Zudem steigt die Zahl der Anfragen für weitere und größere Projekte stetig, sodass das Volumen indus- trieller Investitionen am Ende der Laufzeit des Hubs die Grundfinan- zierung weit übersteigen sollte. Das hohe Engagement der Industrie ist bemerkenswert und zeigt ihre Bereitschaft, neue Innovationswege von der Grund lagenforschung her aufzubauen. Das ist eine Chance für die universitäre Forschung, die wir nicht verpassen sollten!

Wir dürfen es nicht anderen überlassen, das wirtschaftliche Poten zial der von uns in Großbri- tannien entwickelten Quantentech- nologie auszuschöpfen. Die Chan- cen im internationalen Wettbewerb sind enorm und bereichernd für alle. Gerade die politisch herausfor- dernde Zeit mit Einschnitten wie dem Brexit fordert Forscherinnen und Forscher auf, neue Brücken zu bauen – national wie international.

Von den Erfahrungen der UK Hubs wird auch das neu geschaffene EU- Flaggschiff für Quantentechnolo- gien profitieren können!

Initialzündung für Technologietransfer

Im Rahmen von Quantentechnologie-Hubs arbeiten in Großbritannien Grundlagenforscher eng mit der Industrie zusammen.

Kai Bongs

1) vgl. dazu auch den Artikel über den ersten Technologie-Transfer- workshop der DPG auf Seite 58 in diesem Heft.

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